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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Freiraumplanerische Gestaltung Brunnenquartier in Karben

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiraumkonzept ❘ Das Brunnenquartier in Karben wird ein zukunftsorientiertes Wohnquartier, das sich durch seine blaugrüne Infrastruktur auszeichnet. Ein wichtiger Baustein ist der Grünzug, mit den Parkflächen im Norden und Osten. Dieser verzahnt sich mit unterschiedlich breiten und unterschiedlich langen Grünfingern mit dem Quartier und bietet so mehr Qualität und gute Erreichbarkeit des Freiraums. Die Nähe zu Frankfurt und die direkte Anbindung an den Bahnverkehr, stellen zudem ein hohes Potenzial für das Quartier und dessen Entwicklung dar.

Quartiersplatz und Grünzüge ❘ Die Grünzüge rahmen und durchziehen das Quartier. Dabei verbinden die geschwungenen Wege die wesentlichen Orte wie selbstverständlich miteinander. Begleitet werden die Wege von ebenfalls geschwungenen Retentionsmulden, die sich im Verlauf mehrfach aufweiten und sogenannte ‚Wetlands‘ bilden. Das Konzept sieht vor, dass nicht nur das im Park anfallende Regenwasser hier gesammelt wird, versickert und verdunstet, sondern auch das Regenwasser aller umliegenden Bereiche der Wohnquartiere. So entstehen hier nach starken Regenereignissen Wasserläufe sowie breite Wasserflächen, die neben ihrem ökologischen Nutzen auch zum Spielen und Verweilen einladen. Bei normalen Regenfällen bilden sich nur einzelne Pfützen innerhalb der Mulde, bei längerer Trockenheit befindet sich kein Wasser in den Mulden. So entsteht hier ein steter Wechsel von wasserführenden zu trockenen Mulden. Eine Auswahl an resilienten Pflanzen stellt genau diese Anforderungen in den Vordergrund. Die Pflanzung zeigt auch bei trockenen Mulden an, dass sich hier feuchte Bereiche befinden. Neben der bewusst geformten Mulde werden weitere Flächen, wie z.B. die Sportflächen, etwas vertieft, so dass auch diese Bereiche bei Starkregen als Rückhalteflächen zur Verfügung stehen. Während die Grünzüge eher offen und frei in der Nutzung gestaltet werden, bildet der Quartierspark im Inneren einen stark genutzten Nachbarschaftspark. Hier befinden sich viele Treffpunkte und in direkter Nähe zur geplanten Kita ein großer Spielplatz mit einer Spiel- und Kletterskulptur aus zertifiziertem, langlebigem Holz.

Quartiersplätze ❘ Den Auftakt zum Quartierspark bildet ein kleiner, westlich anschließender Quartiersplatz der als Treffpunkt dient. Große Bäume spenden hier Schatten und Bänke bieten Raum für Aufenthalt. An den Seiten befinden sich Fahrradbügel. Der gesamte Platz besteht aus einer barrierefreien, wassergebundenen Wegedecke und geht unmittelbar in die Wegeführung durch die Grünzüge über. Der südliche Platz ist ein belebter Außenbereich. Hier befinden sich Geschäfte und Cafés, die zum Verweilen auf dem Platz einladen. Großzügige Pflanzflächen bieten auch hier Bereiche, in denen das Regenwasser gesammelt, versickert und verdunstet werden kann. Die befestigte Fläche soll so reduziert werden, dass großflächige Grünflächen entstehen können. Die Bäume in den Grünflächen verschatten auch die befestigten Flächen, um hier die sommerliche Erhitzung zu vermeiden und ein angenehmes Mikroklima zu schaffen.

Materialien und Bepflanzung ❘ Bei der Auswahl der Materialien steht der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen im Vordergrund. Es wird hoher Wert auf kurze Lieferwege, Verwendung von lokalen Materialien und CO2-neutralen Produktionen gelegt. Der Umfang an befestigten Flächen wird bewusst klein gehalten. Die geschwungenen Parkwege werden aus einer Wassergebundenen Wegedecke hergestellt, deren Abstreu aus regionalen Mischungen erfolgt. Der großzügige Parkweg wird in zwei Bereiche unterteilt. Ein barrierefreier 1,5 Meter breiter Streifen wird befestigt, um hier einen Rundweg für z.B. Skates, Bobbycars und Roller zu bieten. Der restliche Streifen von 2,5 Metern wird wieder als wassergebundenen Wegedecke hergestellt. Die Bepflanzung des Parks wird bewusst abwechslungsreich gestaltet. Intensiv begrünte Bereiche wechseln sich mit offenen Rasen- und Wiesenflächen ab. Zu den Rändern hin werden die Bereiche intensiver begrünt. Nicht nur die unterschiedlichen Bäume stehen enger, auch werden sie mit Sträuchern unterpflanzt. Nist- und Nährgehölze bieten hier Lebensräume für Tiere. Bei der Auswahl der Pflanzen wird auf Artenvielfalt und Zukunftsfähigkeit geachtet, um die Biodiversität im Park zu steigern.

Beleuchtungskonzept ❘ Die entstehende Beleuchtung soll die nächtliche Atmosphäre unterstützen und die Sicherheit der Anwohner gewährleisten. Dies fördert die Nutzung des Grünstreifens auch während der Abendstunden und schafft ein Gefühl der Geborgenheit. Hierzu werden energiesparende LED-Leuchten verwendet, die nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch die Betriebskosten reduzieren. Die Beleuchtung im Park soll zudem die Umgebung respektieren und die Tierwelt nicht stören.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit entwickelt geschickt eine Verzahnung der städtischen Freiräume der Straßenräume mit den naturnahen Grünflächen des zentralen Grünzuges zur Nidda. Mittels vier Fingern werden die Gestaltungselemente des naturnahen östlichen Grünzuges bis zu den städtischen Quartiersplätzen im Westen geführt. Die städtischen Setzungen im Bereich der Quartiersplätze I und II bilden attraktive Auftakträume, bei den beiden nördlichen Fingern fehlen diese jedoch und die Grünzüge enden unvermittelt im Straßenraum. Die gewählten Strukturen der Baumsetzungen unterstreichen diese Verzahnung sinnvoll. Die mittlere Erschließungsachse in Nord-Süd-Richtung wird dabei als Bestandteil des vorgeschlagenen Spielrings mit einer hohen stadträumlichen Qualität entwickelt.
Der Quartiersplatz II nimmt große private Flächen in Anspruch und kann daher in der vorgeschlagenen Form wahrscheinlich nicht realisiert werden. Auch der nachvollziehbare Wunsch den Eingangsplatz ins Quartier besonders hochwertig zu gestalten, kann mit den gewählten Elementen des grünen Aufenthaltsbereichs inklusive Wasserspiel im Kurvenbereich nicht überzeugen.

Die Anordnung und Abfolge der Funktionsbereiche entlang der zentralen Achse erscheinen beliebig und nicht immer funktional und gestalterisch überzeugend. So ist es fraglich, ob der zentrale Spielbereich in der vorgeschlagenen baulichen Gestaltung innerhalb des schmalen Fingers in der Wohnbebauung richtig platziert ist. Auch die Platzierung der Retentionsmulden in den zentralen Verknüpfungsräumen, die dreieckigen Treffpunkte ohne erkennbare Gestaltung, die an der Hauptachse platzierten Urban-Gardening-Flächen wie auch die überdimensionierten skulpturalen Sitzobjekte in den Grünzügen und an der Sportwiese bieten keine vollständig überzeugenden Lösungsansätze. Trotz der überzeugenden Grundhaltung der Verzahnung von Stadt und Freiraum bietet der Entwurf nicht vollständig überzeugende funktionale und gestalterische Potentiale zur nachhaltigen Entwicklung der Freiräume des Brunnenquartiers.
Perspektiven

Perspektiven

Schnitte

Schnitte

Piktogramme

Piktogramme

Lageplan mit Text

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