Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023
Neubau und Neuordnung Luisenschule in Bielefeld
©NAK Architekten, Davide Abbonacci
Außenperspektive
2. Preis
Preisgeld: 71.000 EUR
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Tragwerksplanung
Abbonacci l 3D Visualisierung & Präsentationsgrafik
Visualisierung
Erläuterungstext
Der Neubau der Luisenschule in Bielefeld, angesiedelt am Standort 2 am Ende der Sackgasse Josefstraße zeichnet sich durch eine Blockinnenlage aus und wird von altem Baumbestand sowie der neueren Sporthalle und einem Bestandsschulgebäude umgeben. Der zweigeschossige Bau orientiert sich am progressiven Entwurf für die Laborschule in Bielefeld von 1971, um eine förderliche Lernumgebung zu realisieren. Im Erdgeschoss finden die öffentlicheren und großflächigen Raumeinheiten ihren Platz, wobei sie dem natürlichen Gefälle des Geländes nach Süden folgen. Die Verwaltung zum Beispiel ist im niedrigeren Nordbereich am Haupteingang untergebracht, während die Mensa als große Raumeinheit im höheren Südbereich angesiedelt ist. Diese funktionale Staffelung schafft nicht nur visuelle Abstufungen und Verbindungen, sondern ergibt auch eine spannende Raumsequenz.
Das Obergeschoss beherbergt die vier Lerncluster für die Jahrgangsstufen. Dank der Sheddächer mit Oberlichtern entsteht hier eine angenehme und helle Lernatmosphäre. Transparenz und Offenheit stehen im Vordergrund. Die Räume sind darauf ausgerichtet, eine komfortable Lernumgebung für Schüler und Lehrer zu bieten. Flexible Raumgestaltungsoptionen fördern vielseitige Lehrmethoden und erlauben dynamische Interaktionen. Die bewusste Verbindung nach außen im gesamten Haus ermöglicht eine natürliche Erweiterung des Lernumfelds.
Ein weiterer Schwerpunkt der Gestaltung liegt auf Nachhaltigkeit. Die Entscheidung für eine Holzkonstruktion spiegelt das Umweltbewusstsein des Projekts wider. Diese Bauweise harmoniert nicht nur mit der Umgebung, sondern bietet auch ein gesundes Raumklima und eine energiesparende Infrastruktur.
Architektonisches Konzept
Die Verteilung der Funktionen im Gebäude ist durch die konsequente zweigeschossige Ausbildung des Neubaus geprägt. Nach einem überdachten Vorbereich eröffnet ein einladendes Foyer mit der Bibliothek von Norden her den Weg durch die Schule. Auf der rechten Seite befinden sich die Lehrküche mit dem Speiseraum sowie die Gruppenräume des Grundschulverbundes Hellingskamp- / Josefstraße. Anschliessend folgen die zentrale Küche und die Räumlichkeiten für die Mensa. Auf der linken Seite des Eingangs sind die Verwaltungsräume unmittelbar am Foyer platziert. Der Unterrichtsraum Musik und die Gemeinschaftsflächen bilden den südlichen Abschluß. Zwei geneigte Pfade folgen dem natürlichen Geländeverlauf von Nord nach Süd und erschließen die Funktionen im Erdgeschoß. Zwei Innenhöfe sorgen für natürliches Tageslicht in den tieferen Bereichen des Gebäudes. Die Gemeinschaftsbereiche im Süden bilden mit der Mensa einen großzügigen, zusammenhängenden Raum, der sich großflächig zur Umgebung hin öffnet. Ein überdachter Aussenbereich an dieser Stelle schafft eine zusätzliche Verbindung mit dem Pausenhof.
Im Obergeschoss sind die vier Lerncluster angeordnet, die als flexible und offene Raumstrukturen angelegt sind. Jeder Cluster besteht aus vier Unterrichtsräumen, die sich um eine offene Kommunikationszone gruppieren. Die Lehrerstation befindet sich an zentraler Stelle und ist zu einem Innenhof hin ausgerichtet. Zwei der Cluster verfügen über einen zusätzlichen Unterrichtsraum, der für die "Internationalen Klassen“ vorgesehen ist. Die Räumlichkeiten für die Bereiche "Wissenschaft" und "Kreatives Gestalten" befinden sich im Bestandsgebäude 95 am Standort, das über den Schulhof mit dem Hauptgebäude verbunden ist.
Die Kombination aus unterschiedlichen Raumsituationen mit Transparenz, Offenheit, natürlicher Belichtung und Belüftung und die Integration der grünen Umgebung schafft eine angenehme und inspirierende Lernatmosphäre. Sie fördert Kommunikation und soziale Interaktion zwischen Schülern und Lehrern sowie Teamarbeit und eigenständiges Lernen.
Im Bestandsgebäude in der Paulusstraße (Jahrgänge 9-10) sind die Mensa, die Sporthalle und die Verwaltung, wie gehabt, im Erdgeschoss untergebracht. Die zwei Obergeschosse beherbergen die Klassenräume der verschiedenen Jahrgänge in den jüngeren Bauten, mit einer minimalen Änderung des Treppenhauses, und die Fachräume in dem Bestandsgebäude aus der Gründerzeit. Zudem wird ein Aufzug installiert, der, an einer der wenigen Schnittstellen der Gebäude, einen barrierefreien Transport ermöglicht, indem er die unterschiedlichen Geschossigkeiten überbrückt.
Konstruktion
Das Primärtragwerk des Schulneubaus bildet eine nachhaltige Skelettkonstruktion, bestehend aus hölzernen Stützen und Riegeln, auf denen ebenso vorgefertigte Deckenelemente aus Holz-Verbund-Konstruktionen aufgelegt werden und zu einer schubsteifen Scheibe verbunden werden.
Die überwiegend zweigeschossig ausgebildeten Stützen des Erd- und Obergeschosses stehen entlang der Fassaden und im Inneren in Längsrichtung im Regelabstand von 3,25m und in Querrichtung im Abstand von 7,80m. Auf diesen liegen im Erdgeschoss als Einfeldträger ausgebildete Deckenbalken in Gebäudequerrichtung, zwischen denen in Gebäudelängsrichtung Brettsperrholzplatten mit Aufbeton über 3,25m spannen. Im südlichen Erdgeschoss wird zur stützenfreien Ausbildung der Mensa die Spannrichtung der Deckenkonstruktion gedreht, der Stützenabstand beträgt somit 3,90m. Die Deckenbalken überspannen hier 13m und werden entsprechend etwas stärker ausgebildet, gleichzeitig tragen diese die Stützenlasten des Obergeschosses ab. Zur Aussteifung des Gebäudes werden gezielt hölzerne Diagonalen verwendet, damit weiterhin ein offenes Raumgefühl besteht oder partiell hölzerne Vollwandelemente eingesetzt. Sämtliche Bauteile bedienen sich eines Baukastensystems mit wenigen baugleichen Elementen, was eine Vorfertigung im Werk maximal optimiert. Die Fassaden des Obergeschosses werden aus vorgefertigten Holzmodulen gefertigt.
Die Dachkonstruktion wird als Shedkonstruktion ausgebildet, hier spannen Brettsperrholzplatten zwischen den unteren und oberen hölzernen Balken. Die Stabilisierung der Shedkonstruktion erfolgt durch Ausbildung von Scheiben oberhalb der Längsträger in den Hauptachsen, entsprechend alle 7,80m.
Die Gründung des Gebäudes erfolgt auf einer Bodenplatte, welche dem Geländeverlauf folgend mit Bodenplattensprüngen ausgebildet wird. Die Stützenlänge nimmt entsprechend zum südlichen Gebäude stetig zu.
Energiekonzept
Das Raumprogramm wurde in dem zweigeschossigen kompakten Baukörper sehr flächeneffizient, bei einem Minimum an Verkehrsflächen, umgesetzt. Die nach Norden gerichteten Sheddächer oberhalb des Unterrichtsgeschosses dienen der zusätzlichen natürlichen Belichtung und Belüftung der Unterrichtsräume. Durch die damit verbundene Erhöhung des Raumvolumens und der möglichen Querlüftung kann auf eine maschinelle Be- und Entlüftungsanlage verzichtet werden, gleichzeitig fällt ausreichend blend- und sonnenfreies Tageslicht in die Räume hinein, so dass die tageslichtgesteuerten Beleuchtungsanlagen nur selten zum Einsatz kommen müssen. Diese Maßnahmen führen zu einer deutlichen Verringerung der Nutzungskosten bei gleichzeitiger Erhöhung der Raumqualität.
Auf der Südseite der Sheddächer werden wechselseitig PV- und Solarmodule vorgesehen. Die Shedkonstruktion wird somit als „Kraftdach“ genutzt, da durch die PV-Elemente gewonnene elektrische Energie zum einem dem Eigenverbrauch dient, zum anderen wird diese in das Stromnetz des städtischen Versorgers eingespeist. Zum Eigenverbrauch zählen neben der elektrischen Grundlast innerhalb des Gebäudes auch die vorgesehenen Luft-Wärmepumpen, die im Außenbereich aufgestellt werden.
Unterstützt werden die Wärmepumpen durch einen Warmwasserspeicher, der die gewonnene Solarthermie dem Flächenheizkreislauf zuführt. Alle Räume erhalten eine raumgesteuerte Fußbodenheizung mit entsprechender Vorlauftemperatur.
Die Holzkonstruktion des Neubaus folgt dem energetischen Konzept. In Summe aller regenerativen Maßnahmen kann somit ein klimaneutrales Gebäude errichtet werden, welches mehr Energie erzeugt, als es verbraucht.
Am Standort 1 wird der Altbau mit minimalen Eingriffen behutsam umgebaut, mit dem Ziel die Grundrissanordnung zu optimieren und die Schule barrierefrei zu gestalten.
Die Fassade erhält eine äußere Dämmputzfassade, an der Innenseite kommen in den Aufenthaltsräumen Kalzium-Silikatplatten zum Einsatz. Ebenso wird die Dachdämmung und die Fenster unter Berücksichtigung der Anforderungen an das Gebäudeenergiegesetz erneuert.
Zur Unterstützung der Wärme- und Stromversorgung werden auf dem Flachdachbereich und auf der Dachfläche der Sporthallte PVT-Module vorgesehen.
Freianlagen
Die Freianlagen der Luisenschule werden entsprechend der Bedürfnisse der Schule qualifiziert, bzw. neu errichtet. Während am Standort Paulusstraße lediglich eine Außenterrasse und eine neue Wegeverbindung an einen bestehenden Grünzug vorgesehen sind – die Gestaltung der Freianlagen ist an diesem Standort explizit nicht gewünscht – werden die Freianlagen am Schulneubau in der Josefstraße sowohl für den Schulbetreib als auch als öffentlich nutzbare Freifläche für das Stadtquartier neu errichtet.
Die Ausrichtung des neuen Schulbaukörpers berücksichtigt mit der schrägen Position weitestgehend den vorhandenen Baumbestand und verhält sich gegenüber der Randbebauung neutral und eigenständig. Eine grüne Kulisse aus groß gewachsenen Laubbäumen, Neupflanzungen und einem differenzierten Unterwuchs aus Sträuchern und Stauden bettet den Baukörper in den städtebaulichen Block ein und schafft einen grünen Puffer zu den umgebenden Gebäuden. Der Wendebereich der Josefstraße mit Kiss & Ride Bereich geht über in einen großzügigen Vorplatz vor dem Haupteingang. Der Platz dient als Orientierung und Treffpunkt, bietet gleichzeitig ausreichend Raum für Rettungsfahrzeuge und als Schulhof. In den grünen Randbereichen ist eine PKW-Stellplatzanlage mit versickerungsfähigem Pflaster und eine mit Dachbegrünung gefasste Fahrradabstellanlage integriert.
Die fließenden Wegeflächen rund um den Schulbau berücksichtigen die Ein- und Ausgänge, beinhalten einen markierten Rundlaufparcours und schaffen Nischen für die unterschiedlichen Jahrgangsstufen und die thematischen Funktionsbereiche der Schule, wie Schulgarten, Mensabereich, Fitnessgarten etc. Im Süden, am tiefsten Punkt des Grundstückes, entsteht eine offene Regenwasserrückhaltung als Biotop, das im Rahmen des Unterrichts schulisch genutzt werden kann. Das südöstlich gelagerte Sportfeld und die Rampen- Treppenanlage des bestehenden Schulbaukörpers werden in die Gestaltung integriert. Thematisch bepflanzte, grüne Inseln werden von monolithischen Sitzkanten eingefasst, die zum Verweilen und Erholen für die SchülerInnen und die gesamte Nachbarschaft einladen.
Beurteilung durch das Preisgericht
©NAK Architekten
1. Plan
©NAK Architekten
2. Plan
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3.Plan
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Lageplan
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Grundriss Erdgeschoss
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Grundriss 1. Obergeschoss
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Längsansicht & -schnitt
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Fassadenschnitt & -ansicht
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Linienperspektive Eingangsbereich
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Linienperspektive Mensa
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Linienperspektive Werkstattcluster
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Einsatzmodell
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Detail Einsatzmodell