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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Auf dem Weg zum See - Gestaltung Sichtachse Gut Müllenark zum zukünftigen Indesee in Inden

2. Preis

Preisgeld: 16.000 EUR

realgrün Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

gestalterisches konzept
als umsetzung der idee einer sichtachse wird zwischen dem gut müllenark und dem zukünftigen indensee ein landschaftlich geprägter offener freiraum aufgespannt, der von wenigen, aber dezidiert gesetzten, interventionen begleitet ist.
von norden kommend entsteht am kopf des grossen wiesenraumes im kontext des hofgutes ein bürgergarten, mit einem kleinteiligen angebot von pflanzungen in schaugärten und aufenthaltsmöglichkeiten, ein treffpunkt für die gemeinde inden - schophoven
im süden wird parallel zu der erschliessungsstrasse ein fussgängerweg / promenade mit angelagerten sitzmöglichkeiten am rande der wiese etabliert, überstellt von einer allee aus wildbirnen.
im norden finden sich am rande der grossen wiesenfläche einzelne baumgruppen, welche den öffentlichen freiraum zur angrenzenden kleinteiligen baustruktur stadträumlich zoniert.
im planungsareal 2 westlich der schlichstrasse bietet eine spielwiese möglichkeit für freie sportliche aktivitäten, die am wegerand durch freizeiteinrichtungen, wie einer callestenics-anlage, tt etc. ergänzt werden.
im bereich des walls wird als eine auch überregional wirksame attraktion eine grosse kletteranlage angeboten: zugänglich über den für das legen von seilsicherungen notwendigen treppenturm entsteht on top eine aussichtsplattform, das hohe fenster zum see.
eine treppenanlage aus holz führt über den wall richtung zukünftigem see, im letzten bauabschnitt nach 2030 wird diese durch einen klar gefassten einschnitt, das tiefe fenster zum see, ersetzt.

nutzungsangebote
im konzept wird auf ein breitgefächertes spiel-/sport- und aufenthaltsangebot für alle besucherInnen unterschiedlichen alters wert gelegt.
neben den extensiven angeboten einer grossen spiel- und liegewiese finden sich einige wenige intensivere nutzungsangebote wie beachvolleyball, tischtennis und callestenics-parcour und die grosse kletteranlage.

ökologie und klima
die grossen offenen wiesenflächen ermöglichen nächtliche abstrahlung und sichern damit die kaltluftentstehung vor ort. die einzelnen baumgruppen bieten unter tags schatten und kühlen in ihrem engeren umfeld, lassen aber auch eine luftdurchströmung in der überregionalen hauptwindrichtung west-ost zu.
einheimische baumarten und die extensiven wiesenflächen fördern die biodiversität.

materialkonzept
bei der wahl der materialen wird stark auf nachhaltigkeit geachtet: helle, recycelte materialen, nur geringe versiegelung, regional verfügbare rohstoffe.
es wird weitestgehend auf versiegelte oberflächen im wegesystem verzichtet, nur die fahrradwege werden funktionsbedingt mit einem hellen kiesmastix-belag ausgebildet, sie entwässern an ort und stelle in die randbereiche.
für die kletteranlage kommt abbruchmaterial und recyclingbeton zum einsatz.

beleuchtungskonzept
solarbetriebene autonome mastleuchten dienen der sicherheits-grundausleuchtung der parkwege. die auswahl der leuchtmittel (LED) erfolgt, wie auch die definition eines nicht zu hohen niveaus der beleuchtungsstärke, unter berücksichtigung ökologischer kriterien, wie insektenschutz, stromverbrauch und minimierung von lichtverschmutzung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine klare Konzeption aus, die einen großzügigen Raum zwischen dem Gut Müllenark und der künftigen Marina am Indesee aufspannt. Dabei wird der Blick zum See nicht auf ganzer Breite geöffnet, sondern perspektivisch verengt, so dass zum einen auf dem Weg zum See Spannung erzeugt wird, d.h. der Fokus wird konzentriert. Zum anderen wird ein für Schophoven prägendes, industrielles Relikt des Inden-Tagesbaus, nämlich der Wall auch langfristig wirkungsvoll inszeniert.
Der eigentliche Parkraum präsentiert sich als offener Wiesenraum mit einer Rahmung durch den südlichen Alleenweg, der die Verknüpfung zum Gut betont und von dem alltäglichen Rand der angrenzenden Bebauung ablenkt und so den Weg zum künftigen Highlight Gut Müllenark gebührend aufwertet. Seltsamerweise wird die Esskastanienreihe nicht durch Kastanien, sondern durch sehr viel kleinere Wildbirnen zur Allee ergänzt. Man würde hier eher eine zweireihige, irgendwann mal sehr mächtige Kastanienallee erwarten. Auch ist nicht nachvollziehbar, dass der Alleenweg nicht Richtung Gut konsequent weitergeführt wird.
Im Norden des Parkraums wird mit lockerer Baumsetzung ein angemessener Filter zur Bebauung entlang eines Randweges entwickelt, der so am Rand kleinere, nutzbare Parkräume im Schatten anbietet. Der Klarheit des Raums geschuldet verzichtet diese minimalistische Parkkonzeption konsequenterweise auf das Angebot weiterer Vegetationstypen. Auch sind die Querverbindungen durch den Park auf die Wesentlichen reduziert. Allerdings wird die querende Straße nicht als weiteres Entree in den Park genutzt.
Als besondere Orte in diesem sehr ruhigen Park werden zwei Akzente an den "Polen" des Parks bewusst platziert: Ein heckengefasster Garten bildet den Auftakt auf der Seite des Guts, der den Bürgern mit einem kleinteiligen Angebot an Pflanzenthemen und Aufenthaltsmöglichkeiten zugeordnet ist. Hier ist der Bezug zum Ort im Fokus. Auf der Seeseite wird regional gedacht. Der Blick in zwei Welten wird gekonnt inszeniert, also zum einen mit Blick in die aktuelle Situation der gigantischen Grube von einer hölzernen Aussichtsplattform am Ende einer hölzernen Walltreppe und zum anderen mit Blick in Zukunft mit tiefem und hohem Fenster als Schnitt durch den Wall und einem imposanten Kletterturm aus Industrierelikten. Diese Inszenierung, bewusst neben der Achse platziert, lässt neben der verjüngten Visur andere Perspektiven in den Raum entdecken und bietet neben dem historischen Bezug auch künftige Attraktion.
Insgesamt wird ein klares ruhiges Raumbild mit zwei akzentuierten Polen erzeugt, das mit seiner räumlichen Verjüngung den Blick auf den See überraschend fokussiert und rahmt. Ob diese Haltung dem Wunsch nach weiter Sicht auf den See standhält, bleibt die große Frage.