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Mehrfachbeauftragung | 11/2023

Entwicklung Goetheplatz in Gladbeck

Gewinner

TOPOTEK 1

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Das Konzept zur Neuplanung des Goetheplatzes in Gladbeck transformiert den Platz im Zentrum der Stadt in einen einladenden klimatisch wirksamen grünen Ort, einen Garten inmitten der Stadt, der mit vielfältigen Aufenthaltsmöglichkeiten eine qualitative Ergänzung zur Urbanität der südlich gelegenen Innenstadt schafft und seinen Besuchern im städtischen Treiben Möglichkeiten für Rückzug und Erholung bietet. Die Erschließung des Goetheplatzes aus dem Straßenraum der nördlichen Humboldtstraße wird so neu gestaltet, dass die aktuell engen und dunklen Passagen durch die Bebauung vom Platz zur Humboldtstraße entfal- len und ein großzügiger, lichter Verbindungraum zur Straße entsteht, der Sichtbeziehung vom Straßenraum zum Platz und sogar weiter bis in den Raum der Fußgängerzone herstellt – schon beim Hinablaufen der Treppe öffnet sich der Blick in den Grünraum des neuen Goethegartens. Die direkte Anbindung des Goetheplatzes und des innerstädtischen Bereichs südlich davon an den öffentlicher Nahverkehr an der Humboldtstraße und nördlich gelegenen Stadtraum wird auf diese Weise gestärkt und räumlich aufgewertet.

In den Bereichen der jetzigen Zugänge zur Unterführung wird der Baumbestand an der Straße verdichtend ergänzt, so dass ein grün geprägtes Straßenbild entsteht. Die neuen Baumpflanzungen, weiß-blühende schwedische Mehlbeere und Vogelbeere, beide mit roter Herbstfärbung, bieten Passanten statt der vormaligen Dächer hier Schutz vor Sonneneinstrahlung und Regen. Als robuste Klimabäume sind die hier ausgewählten Baumarten den sich rasant ändernden klimatischen Bedingungen mit zeit- weise hohen Temperaturen und starken Regenereignissen gewachsen.

Das vorhandene Kopfsteinpflaster de Goetheplatzes wird wiederverwendet. Die Steine werden aufbereitet und auf den Flächen neu angeordnet. In den begrünten Zonen des Platzes wird es entfernt, dadurch überschüssige Steine werden als Belag im Be- reich der Passage durch die Bebauung genutzt. Das Kopfsteinpflaster wird so in den neuen, geräumigen Durchgangsraum wei- tergeführt, der auf diese Weise mit dem Platzraum zu einer gestalterischen Einheit zusammengeführt wird.

Auf dem Goetheplatz wird die Begrünung durch die Bestandsbäume mit niedriger, aber dicht grüner Vegetation aus Gräsern, Stauden und Sträuchern zu grünen Inseln verdichtet und intensiviert. Mit den dicht grünen Bereichen entsteht damit mitten im urbanen Zentrum von Glad- beck einladend grüner „Garten“ mit hohen Aufenthalts- und Erholungsqualitäten – ein angenehmer und attraktiver Freiraum zum erholsamen Verweilen. Während der südliche Teil des Platzes dicht begrünt ist, ist der nördliche Teil gepflastert, so dass in diesem Bereich ein städtischer Charakter des Platzes erhalten bleibt. Die langen Sitzstufen aus Ortbeton an der höchsten Stelle des Platzes bieten als neuer Treffpunkt Raum zur kommunikativen Zusammenkunft unter schattenspendenden Bäumen in der Stadt.

Eine kleine Liegewiese, ein Kinderspielplatz mit EPD- und Sandflächen schaffen ergänzende Angebote. Ein zentral auf dem Platz gelegenes Was- serspiel mit Fontänen sorgt für Kühlung während der Sommermonate. Mit einer vielfältigen Bepflanzung aus abwechslungsreicher Vegetation aus Blumen, Gräsern und Beerensträuchern sowie Insektenhotels entsteht im Zentrum von Gladbeck ein mikro- wie makroklimatisch wirksamer Biodiversitätraum, der vielfältigen Arten - Pflanzen, Insekten und kleinen Tieren – wertvollen Lebensraum und Nahrung bietet. Zur Begrünung des Platzes ist eine Auswahl robuster und pflegeleichter Pflanzen angedacht, so dass die entsprechenden Bereiche einfach und unkompliziert zu unterhalten sind.



Beurteilung durch das Preisgericht

Mithilfe der grundlegenden Idee, Tunnel und Passage zu einem gemeinsamen Verbindungsraum umzubauen, wird aus Sicht des Bewertungsgremiums das bestmögliche bauliche Angebot gemacht, Vandalismus und Angstraum abzubauen. Es entsteht ein von beiden Seiten weit einsehbarer Raum, der im Inneren - mit Öffnungen zu den seitlichen Nutzungen - weitere Qualitäten entfalten kann. Die Lage der Treppe ist gut gewählt, die Lage des Aufzugs wird kontrovers diskutiert. Der Vorschlag, die bestehenden Treppenabgänge zuzuschütten und den verbleibenden Tunnelraum ungenutzt oder für Lager oder Technik zu nutzen, wird geteilt.

Die Haltung „vom Goetheplatz zum Goethegarten“ ist eindeutig und wird ebenso konsequent umgesetzt. Die Wegebeziehungen sind gut gewählt, es ergibt sich eine selbstverständliche Funktionszuordnung. Die Größe der Grünbeete ist angemessen, die Topografie gut integriert, und besonders hervorzuheben ist die Auflösung der ursprünglich formal gesetzten Bäume in die organisch geformten Felder.
Bei entsprechender Nutzung in den Gebäuden sind auch die Ränder des „Goethegartens“ gut bespielbar. Richtigerweise entsteht ein Ort, der weder als öffentlich noch als privat betrachtet werden kann. Das Angebot von Wasser in Form eines kleinen Fontänenfelds wird begrüßt. Das benachbarte steinerne Aufenthaltspodest mit Sitzstufen wird zunächst kontrovers diskutiert, kann aber letztlich doch überzeugen. Begrüßt wird auch die Idee, das Porphyrpflaster wiederzuverwenden und überschüssiges Material für den Boden des Verbindungsraums zur Herstellung einer einheitlichen Wirkung zu nutzen. Die Grüngestaltung in der Humboldtstraße, insbesondere im Bereich der zugeschütteten Treppenabgänge, und die Bodenmarkierung der Nord-Süd-Anbindung sind sinnfällig.

Der Entwurf besticht durch seine konsequente Haltung und die geeignete Wahl der Mittel zur Umsetzung der Ziele. Die Chancen zur Verbesserung der heutigen Missstände sind mit der wirkungsvollen Idee der zweigeschossigen, geradlinigen, offenen Verbindung perfekt ausgeschöpft. Der Anteil und die Setzung der entsiegelten Flächen sowie die angebotenen neuen Elemente verleihen dem Goetheplatz einen vielversprechenden neuen Charakter und tragen deutlich zur Verbesserung des Stadtklimas bei.
Perspektive Goethegarten

Perspektive Goethegarten

Lageplan / Grundriss Ebene 0

Lageplan / Grundriss Ebene 0

Schnitt 3-3

Schnitt 3-3

Perspektive Passage

Perspektive Passage