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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Neubau Bildungszentrum in Bamberg

Perspektive Eingangsbereich

Perspektive Eingangsbereich

3. Preis

Preisgeld: 40.300 EUR

KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

capattistaubach urbane landschaften

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das neue Bildungszentrum Bamberg markiert einen wichtigen Meilenstein in der weiteren städtebaulichen Entwicklung des aufstrebenden Stadtgebiets "Bamberg Süd". Die drei versetzten Gebäudeteile formen im westlichen Teil des Grundstücks ein langgestrecktes Volumen, das eine großzügige und einladende Geste in Richtung Innenstadt formt. 

DAS GEBÄUDE   Die Anmutung des Gebäudes wird durch Sheddächer geprägt, die sich an den umliegenden Gewächshäusern orientieren und somit respektvoll auf bestehende Strukturen reagieren. Der zweigeschossige Gebäudeteil erscheint in der Gebäudehöhe durch die Stirnseite des Sheddachs zur Forchheimer Straße hin adressbildend. 

Besuchende werden über den repräsentativen Vorplatz in das einladende Foyer geführt. Dieses dient als multifunktionaler Bereich für Ausstellungen und Veranstaltungen. Das multifunktionale Foyer führt in die zentrale Werkstrasse. Diese fungiert als Verbindungselement mit Anlieferbarkeit über interne Gabelstapler ebenso als kommunikativer Treffpunkt, der alle Werkhallen erschließt. Es befinden sich hier die Umkleideräume, Teeküchen und gemeinschaftlich genutzten Seminarräume, die durch Innenhöfe sowie Oberlichter belichtet werden. Entlang der Werkstrasse befinden sind die Werkhallen mit ihren Nebenräumen.

KONSTRUKTION UND MATERIAL  Holz nicht nur im Ausbau, sondern auch als Konstruktionsbaustoff zu verwenden, verbessert die Ökobilanz von Gebäuden deutlich. Als nachwachsender Rohstoff sowie Baustoff mit dem mit Abstand geringsten Primärenergieeinsatz bindet 1 cbm verbautes Holz zudem 1 to CO2. Bei der Verwendung von Holzbaustoffen wird die Entlastungsfunktion des Holzbaus für die Atmosphäre auf diese Weise mit Reduktionspotenzialen von 36 bis 70 Prozent gegenüber der Standardbauweise durch Bindung von CO2 in der Wachstumsphase der Bäume möglich.

Die Werkstätten werden durch Holzfachwerkbinder stützenfrei überspannt und die Lasten über Brettschichtholzstützen in die Fundamente abgetragen. Die Dächer der Werkstätten werden durch eine zwischen den Fachwerkträgern spannende Konstruktion aus aus gedämmten Holzkastenelementen gebildet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektur und Raumprogramm
Der Arbeit liegt eine durchgehende über das gesamte Bildungszentrum gleichbleibende Struktur aus einer Folge von Shed-Dächern zu Grunde: In einer Reihe von sehr gut nachvollziehbaren ‚Räumlichen Entwicklungsschritten‘ (gezeigt an einfachen Schemen) präsentieren die Verfasser*Innen das Raum- und Gebäudekonzept des Bildungszentrums: Eine mittlere großzügige ‚Werkstraße‘ von der die einzelnen Nutzungseinheiten – links und rechts - erreichbar sind. Diese Werkstraße umfasst zu dem in einer überzeugenden und lichten Abfolge in ihrer Mittelzone Seminar, Theorieräumen und großzügigen Hofräumen. Dieser eingeschossigen identitätsstiftenden Erschließungs- und Lern- und Seminarzone ist die darüber liegende Freiraumzone im ‚OG‘ aus offenen Pausen- und Aufenthaltsräumen eine kraftvolle Partnerin, geschützt zwischen den links und rechts weiter aufgehenden Sheddächern. Durch das behutsame Versetzen der Gesamtstruktur gewinnt die beschriebene Zwei-Ebenen-Zone weitere räumliche Spannung (und generiert ganz nebenbei auch gut auffindbare Sanitärbereiche). Die Verfasser*Innen erreichen so, dass die immerhin ca. 170m lange Werkstraße gut zoniert – mal Licht von links, mal Licht von rechts – angenehm überschaubar für den Betrieb bleibt. Die außenliegenden Lagerräume werden als eine Art ‚Beiboot‘ in das Ensemble integriert.

Städtebau
Hinsichtlich einer wünschenswerten Adressbildung an der Forchheimer Straße erhebt sich die beschriebene Struktur moderat, so dass das Bildungszentrum sich entlang der Forchheimer Straße selbstbewusst und überzeugend präsentiert, in dem jedes Bauteil Teil der Gesamtstruktur bleibt und auf den üblichen – oft fremden - Hochpunkt verzichtet wird. So entsteht im städtebaulichen Gefüge ein überzeugendes Gebäudeensemble, allerdings mit einem etwas ‚sparsamen‘ Eingangsbereich, mit guten Zonierungen von Bauteilgruppen, die für die Überschaubarkeit, Orientierung und räumlicher Spannung im Einzelnen als wertvoll erkannt werden. Allerdings wird die Orientierung der Mensa nach Norden mit Außenbereichen als nicht überzeugend bewertet. Dies ist zu überdenken, wobei zu prüfen wäre, welches weitere Potential an dieser Gebäudeposition denkbar ist. Durch die beschriebenen Entwurfsprinzipien entstehen fast nebenbei auch wünschenswerte Parameter für den vorbeugenden Brandschutz (Stichworte sind hier: Zonierungen, Überschaubarkeit und Angriffswege, Möglichkeiten für Brandabschnittsbildung u.a.)

Erschließung
Die Erschließung für Werkstätten und Lager sind funktional gut möglich, wobei die vorgeschlagene Befahrbarkeit (Gabelstapler) nicht sachgerecht und aber auch nicht erforderlich. Alle Nutzungsbereiche sind gut erreichbar und von guter Proportion. Die In den wesentlichen Aspekten erfüllen die Grundrisse alle gewünschten Funktions- und Nutzungsabläufe.

Konstruktion
Alle Werkstätten profitieren von der Sheddach-Konstruktionen und sind taghell. Dies nebenbei auch ein wertvoller Beitrag für eine wohl verstandene Nachhaltigkeit (Stichworte sind hier, Minimierung von künstlicher Beleuchtungsenergie, bei senkrechter Stellung gute Pflegemöglichkeit und Potential für eine wettergeschützte natürliche Nachlüftung u.a., Kombination von Belichtung und PV usw.

Energie und Nachhaltigkeit
Energiekonzept, Dämmstandard und zum Teil auch die Materialwahl werden kontrovers diskutiert. Das Energiekonzept ist auch hinsichtlich der angerissenen Stichwörter noch nicht überzeugend und logisch. Zu betrachten ist auch ein hoher Glasflächenanteil bei noch nicht ausreichendem Sonnenschutzkonzept (z.T. Innenliegend, Markisen, g-Wertproblematik). Es besteht indes die Überzeugung, dass im Rahmen einer weiteren Bearbeitung, Präzisierung und Abstimmung unter den Beteiligten die gewählte Struktur ein angemessenes Energie-, Nachhaltigkeits- und Materialkonzept durchaus ermöglicht.

Freianlagen
Insgesamt überzeugt die Arbeit durch ihre städtebaulichen, funktionalen Qualitäten, die in einer architektonisch vielversprechenden Qualität ausformuliert werden, wobei Vorschläge für die Freianlagengestaltung außerhalb der Struktur leider doch sehr im Ungefähren verbleiben.

Wirtschaftlichkeit
Hinsichtlich der zu ermittelnden Kennwerte befindet sich die Arbeit im guten und mittleren Bereich.

Brandschutz
Ein schön gestaltetes und übersichtliches Gebäude, welches sich durch versetzte Bauabschnitte auszeichnet, die eine unkomplizierte und saubere Aufteilung in Brandabschnitte ermöglichen, ohne dass aufwendige technische Kompensationsmaßnahmen erforderlich sind. Diese Struktur erleichtert die einfache Umsetzung von Rettungswegen und die Schaffung von Schutzkonzepten, einschließlich Maßnahmen zur Abwehr von Brandgefahren und sogar zur Bewältigung von Schadensereignissen wie Amoklagen. Die Erweiterung der Durchfahrt auf der Ostseite, die Vergrößerung des Wendekreises oder die Schaffung einer Behelfsausfahrt mit Schutztoren auf der Nordseite könnten in Erwägung gezogen werden, um die Sicherheit des Gebäudes weiter zu steigern. Diese Maßnahmen könnten einen positiven Einfluss auf den Gesamtschutz des Gebäudes haben und sollten sorgfältig geprüft werden.
Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Längsschnitt

Längsschnitt

Ansicht West

Ansicht West

Werkhallen

Werkhallen

Perspektive Werkhalle

Perspektive Werkhalle