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Nicht offenes, einphasiges, hochbauliches Workshopverfahren mit städtebaulichem Ideenteil | 08/2020

Entwicklung einer Wohnbebauung Neuer Weg/Rektor-Ritter-Straße

Ecksituation

Ecksituation

3. Rang

Preisgeld: 7.000 EUR

GÖSSLER KINZ KERBER SCHIPPMANN ARCHITEKTEN

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Bergedorf

Der heute von den Straßen Neuer Weg, Rektor-Ritter-Straße und Töpfertwiete begrenzte Baublock reichte im Stadtgrundriss des 19. Jahrhunderts bis an die wichtigste innerstädtische Straße Bergedorfs, die damalige Sachsenstraße, heute Sachsentor, heran. Die Stadtplanung der 1960er Jahre überschrieb diesen Stadtgrundriss und schnitt die Bergedorfer Straße hindurch. In der Folge wurde der südliche Straßenrand im Geiste der aufgelockerten Stadt mit einem rechtwinklig zur Straße stehenden Wohnhochhaus, zweigeschossigen Ladenzeilen und einem niedrigen Bürohaus gegliedert. Durch einen Anlieferungsweg getrennt folgen durch Gewerbe und vor allem Parkierung geprägte Bausteine.

Ritterhöfe

Während im südlichen Bereich im inneren des Wohnviertels der Stadtgrundriss der Umgebung als durchbrochene Blockrandbebauung fortgeschrieben wird, wird die Baumasse an der Bergedorfer Straße neu arrangiert. Dem Straßenverlauf folgend wird eine höhere Bebauung vorgeschlagen, die Büro- und ähnliche Gewerbenutzungen aufnehmen soll und den südlichen Bereich vom Straßenlärm abschirmt. Behutsam gesetzte Hochpunkte markieren die Querung der Hauptstraße und gliedern die anschließende Bebauung.

Die Bebauungsstruktur der Ritterhöfe wird typologisch als vier blockbildende Winkel mit jeweils einem Hofgebäude begriffen. Zwischen den straßenbegleitenden Gebäuden gibt es Durchlässe, die in das Innere des Blocks führen. Breit genug, um Lieferverkehre zuzulassen, aber diskret genug, um die Ruhe im Blockinneren zu bewahren. Im Inneren findet man zwei größere Wohnhäuser, und im Wechsel zweigeschossige Bauten, die analog zur Nutzungsstruktur in der Umgebung Co-Working-Flächen, Hofateliers und ähnliches aufnehmen können.

Diese bauliche Entwicklung wird sich in Abschnitten vollziehen. Da die geplanten Gebäude die bestehenden Besitzverhältnisse (Flurstücke) berücksichtigen, sind die einzelnen Entwicklungsschritte weitgehend unabhängig und können hier nur exemplarisch aufgezeigt werden. Wesentlicher Taktgeber ist der Supermarkt mit seiner Anlieferung, sowie das Wohnhochhaus. Ein langfristiger Erhalt dieser Nutzungen erfordert darauf abgestimmte Entwicklungsschritte, sodass ggf. die Hofgebäude im nördlichen Bereich erst als Schusssteine errichtet werden können.

Das rote Haus

Im südwestlichen Bereich der Ritterhöfe entwickelt sich eine verdichtete Wohnbebauung: das rote Haus. Der Baukörper nimmt an der Straße die Geschossigkeit und Materialität der Umgebung auf – ein viergeschossiger Backsteinwinkel formuliert mit einem sechsgeschossigen Bauteil die Straßenecke. Mit einem handwerklichen Ziegel, roter Verfugung und roten Fensterelementen entsteht ein markantes Projekt, dessen Gestalt durch die durchgehende Planung von Loggien betont wird.

Deutlich zurückgesetzte zweigeschossige Aufsätze lassen Abstand zur Eckbebauung und verdeutlichen das Prinzip der grundsätzlichen städtebaulichen Viergeschossigkeit. Folgerichtig sind diese Aufsätze, ebenso wie das Hofgebäude, mit einer elementierten, metallischen Fassade versehen. Die entstehenden Dachterrassen werden für gemeinschaftliche Dachgärten genutzt, die über das Eckgebäude erreicht werden und zusammen mit Gemeinschaftsräumen angeboten werden.

Im Erdgeschoss werden neben Wohnungen im Hochparterre ebenerdige Fahrradräume und ein flexibel Nutzbarer Büroraum angeboten. Der Hofbereich wird allen Bewohnern zur Verfügung gestellt und ist über Treppen und Rampen frei zugänglich.

Sämtliche Wohnungen sind barrierefrei nach HBauO geplant und entsprechen den Förderrichtlinien, sodass geförderte und frei finanzierte Wohnungen hausweise oder bereichsweise zusammengefasst werden können und eine Quote von mindestens 30% Förderwohnungen in jedem Fall erreicht wird.

Die Tiefgarage wird so organisiert, dass ein oberes, durchgängiges Geschoss und ein zweites Geschoss (in der Höhenlage entsprechend der Testplanung) entstehen. Die Gesamtzahl der Stellplätze wird erreicht.

91 Einheiten, vom Einzimmer-Appartement bis zur Vierzimmer-Wohnung mit Dachterrasse, bieten ein breit gefächertes Spektrum an zukunftsfähig geschnittenen Wohnungen auf mehr als 6.000 qm Wohnfläche – hohe Qualität in innenstadtnahen Bereich als Beitrag zur nachhaltigen Quartiersentwicklung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau: Die Bebauungsstruktur der „Ritterhöfe“ wird typologisch als vier blockbildende Winkel mit jeweils einem Hofgebäude geplant. Zwischen diesen Winkeln entstehen Durchlässe, die in das Innere des Blocks führen. Die Baumasse an der Bergedorfer Straße wird neu arrangiert. Dort wird eine höhere Bebauung vorgeschlagen, die den südlichen Bereich vom Straßenlärm abschirmt. Behutsam gesetzte Hochpunkte gliedern die Bebauung.

Realisierungsteil: Der Baukörper nimmt am Neuen Weg die Geschossigkeit der Umgebung auf und betont mit einem 6- geschossigen Baukörper die Straßenecke. Die deutlich zurückgesetzten 2-geschossigen Staffelgeschosse lassen Abstand zur Eckbebauung und betonen die grundsätzliche 4-Geschossigkeit. Der Anteil der geförderten Wohnungen liegt mit 25 % unter den geforderten 30 %. Der Städtebau erscheint konzeptionell gut durchdacht und umgesetzt. Positiv bewertet werden die gut strukturierten und belichteten Wohnungen, sowie die belichteten Treppenhäuser. Ebenso positiv wird das ruhige Fassadenraster mit den eingeschobenen Loggien gesehen. Der vorgesehene Gemeinschaftsraum sowie die Nutzung der Dachterrassen sind vorteilhaft. Die in der Perspektive sichtbare Gewerbenutzung wird städtebaulich begrüßt, scheint jedoch im Hinblick auf die Tiefgaragen-Nutzung und Aufgabenstellung so nicht umsetzbar. Die Durchwegung im Erdgeschoss von der Rektor-Ritter-Straße in den Innenhof wird kritisch gesehen. Eine öffentliche Durchwegung ist aufgrund fehlender sozialer Kontrolle nicht gewünscht. Die 6-geschossige Betonung der Straßenecke wird von Teilen der Jury im Hinblick auf die umgebende 3-4-geschossige Bebauung als schwierig angesehen. Ebenso erscheint das 6-geschossige Gartenhaus im Blockinnenbereich in seiner Kubatur als zu massiv für das Quartier. Die Ausbildung der westlichen Gebäudeabschlusswand auf der Grundstücksgrenze mit Fenstern in den Obergeschossen scheint nur mit einer nachbarschaftlichen Vereinbarung so umsetzbar. Die Akzentuierung der Hofgebäude und der Staffelgeschosse mit einer elementierten Metallfassade scheint fraglich. Die Fensterflächen scheinen einen sehr hohen Anteil der Fassadenfläche auszumachen. Die Hochparterre Wohnungen mit bodentiefen Fenstern scheinen zu einsehbar von der Straße.
Lageplan

Lageplan

Typologie und Bauabschnitte

Typologie und Bauabschnitte

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Schnitt

Schnitt

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