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Einladungswettbewerb | 11/2023

Quartiersmitte Hilgenfeld in Frankfurt am Main

Lageplan gesamt

Lageplan gesamt

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

dirschl.federle_architekten gmbh

Architektur

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

‚Wohnen mit GrĂŒne Loggien‘ ist das Leitmotiv unseres Entwurfes. Die GrĂŒnrĂ€ume des Hilgenfelds vernetzten das Quartier und binden die Loggien der Wohnungen mit ein.

 Das GebĂ€ude B3.2 mit Gewerbe und Wohnungen reagiert auf den vorgelagerten Platz. Es bildet an der Platzecke eine Kopfsituation aus, in dem eine öffentlich zugĂ€ngliche Nutzung mit Wirkung auf den Platz untergebracht werden sollte. 
Die öffentlichen FreiflĂ€chen, die sich ĂŒber das gesamte Quartier verteilen, bieten die Möglichkeit eine grĂŒne Verbindung der einzelnen Wohnbereiche zu schaffen. So entsteht eine wichtige Querverbindung mit vereinzelten Aufweitungen und PlatzflĂ€chen, die den GrĂŒnanteil erhöhen und zusĂ€tzliche AufenthaltsflĂ€chen und Treffpunkte bieten.

GrĂŒnflĂ€chen 

GrĂŒnrĂ€ume, insbesondere FlĂ€chen mit BĂ€umen haben eine positive Wirkung – 
Feinstaubminderung, Immissionsschutz, Schattenspender, KĂŒhlungseffekt sind dabei die messbaren Werte. Aber der Aufenthalt unter einer Baumkrone, das Sitzen in einer Wiese, gemeinsames GĂ€rtnern, die Ă€sthetische Wirkung, die angenehmen GerĂŒche von BlĂŒten und FrĂŒchten sind ebenso wahrnehmbar wie wohltuend.

Bei der Auswahl der Gehölze ist darauf zu achten, dass sich diese gegenĂŒber den verĂ€nderten Bedingungen durch extreme sommerliche Temperaturen, DĂŒrrephasen, Starkregenereignisse usw. am Standort unempfindlich zeigen.
Offene Baumscheiben sowie die Unterpflanzung von BĂ€umen und Baumrigolen fĂŒhren zu einer deutlichen Reduzierung des OberflĂ€chenabflusses, bei gleichzeitiger Erhöhung von Versickerungs- und Verdunstungswerten.
FĂŒr die „grĂŒne Vielfalt“ sind innerhalb der PflanzflĂ€chen NĂ€hrgehölze und Nist-, sowie Brutmöglichkeiten vorgesehen. Bei der Auswahl der Gehölze werden ausschließen KlimabĂ€ume berĂŒcksichtigt. An den PlĂ€tzen werden besondere Gehölze wie die Hopfenbuche und der Blauglockenbaum gepflanzt. So unterscheiden sich die Bereiche voneinander und bieten immer unterschiedliche Highlights im Laufe des Jahres. Auch bei den Gehölzen wird die BlĂŒte, sowie die Frucht berĂŒcksichtigt, um Insekten und Vögeln Nahrung zu bieten. Der Habitus der BĂ€ume wir so gewĂ€hlt, dass sie besonders bei den VerkehrsflĂ€chen einen großen Schattenraum erzeugen.

Regenwasser

Im Sinne des Schwammstadtgedankens, ist es das Ziel, so viel Regenwasser wie möglich vor Ort zu lassen, dieses versickern und/oder verdunsten zu lassen und so langfristig das Klima im Quartier positiv zu verĂ€ndern. 
Das anfallende Regenwasser wird daher, wo möglich, ĂŒber die GrĂŒnflĂ€chen abgeleitet. ZusĂ€tzlich bieten die abgesenkten PlatzflĂ€chen RĂŒckhaltevolumen fĂŒr Starkregenereignisse. Lediglich ĂŒberschĂŒssige Wasser wird in Rigolen abgegeben. 
Die erhöhte Anzahl an Baumpflanzungen ist ein wesentlicher Faktor. Die BĂ€ume bieten in den Sommermonaten Schatten und reduzieren somit nachhaltig die ErwĂ€rmung, sie nehmen das Regenwasser auf und geben einen Teil ĂŒber die Verdunstung wieder ab. 

 
RĂ€ume und Nutzungen 

Die beiden PlĂ€tze P 2 und P 3 bilden durch ihre langgestreckte Form den sĂŒdlichen Abschluss zweier Teilgebiete im neuen Quartier.  Diese öffentlichen GemeinschaftsflĂ€chen sollen als grĂŒner Übergangs- und Verbindungsraum verstanden und genutzt werden: durch den direkten Zugang aus den jeweils nördlich angrenzenden Gebieten wird hier nachbarschaftliches Leben und Spiel in direkter WohnraumnĂ€he angeboten, zudem verbinden diese GrĂŒnrĂ€ume auch in Ost-West-Richtung die Abschnitte des Quartiers miteinander.
Der ĂŒppige grĂŒne Rahmen schafft einen geschĂŒtzten Raum, der trotzdem offen und einladend bleibt. 
Erreichbar durch Rampen und Stufen, bieten die vertieften Bereiche Raum fĂŒr Spiel und Sportmöglichkeiten, als auch verschiedene Aufenthaltsmöglichkeiten.  Der Platz ist, durch die leicht abgesenkte Lage, ein wichtiger Baustein im Regenwasserkonzept. Bei Starkregenereignissen kann das Regenwasser zwischengespeichert werden, um dann zu verdunsten und ĂŒber nicht versiegelte FlĂ€che zu versickern.

Die PlĂ€tze P 4 und P 5 werden nach dem gleichen Ansatz gestaltet. Auch hier entstehen intensiv begrĂŒnte Bereiche, in denen sich Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten befinden.
Im Bereich P 4 wird die befestigte FlĂ€che fĂŒr die Feuerwehr auf das Wesentliche reduziert, es verzahnen sich notwendige VerkehrsflĂ€chen und Pflanzbereiche und bilden weiche ÜbergĂ€nge. 
Die Nachbarschaft wird hier eingeladen, sich auf den langen BĂ€nken im Schatten unter den BĂ€umen zu treffen. 
Der kleine Platz P 5 bildet eine Insel innerhalb der notwendigen Wendeschleife. Da hier nur sehr wenig Verkehr zu erwarten ist, kann der gesamte Straßenraum als Platz gestaltet werden. Der innere Bereich bildet das grĂŒne Zentrum. Hecken schaffen hier einen RĂŒckzugsort und große BĂ€ume den benötigten Schatten fĂŒr die befestigten FlĂ€chen. Auch hier werden RetentionsflĂ€chen generiert
Das Regenwasser wird in den vertieften Bereichen der PlÀtze gesammelt und versickert bzw verdunstet. Integrierte oder angrenzende Pflanzen werden im Hinblick auf die VertrÀglichkeit von lÀngeren Trockenperioden sowie temporÀrem Wasseranstau gewÀhlt.

Das HerzstĂŒck des Quartiers bildet der Kornblumenplatz. Hier befinden sich GewerbeflĂ€chen und CafĂ©s, so dass dem Platz eine besondere Bedeutung fĂŒr den Aufenthalt zukommt. Die Leitidee, viel GrĂŒn in das Quartier zu bringen, wird auch hier weitergefĂŒhrt. Die GrĂŒnflĂ€chen ziehen sich ĂŒber den Platz und bilden gleichzeitig einen Rahmen zur Straße hin. Die intensiv mit Stauden und GrĂ€sern bepflanzten FlĂ€chen werden in den Randbereich durch Versickerungsmulden ergĂ€nzt. Die Mitte des Platzes wird bewusst offengehalten, um hier Raum fĂŒr Veranstaltungen, wie z.B. FlohmĂ€rkte zu bieten. Kleine Trinkwasserbrunnen bieten die Möglichkeit zur Erfrischung und zum Spiel. 2 CafĂ©s sĂ€umen die RĂ€nder des Platzes. 


Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf folgt der Leitidee der ‚grĂŒnen Loggien‘. Dieses Motiv funktioniert beim Wohnen ĂŒberzeugend – hinsichtlich der Gewerbenutzung schafft es Distanz und wirkt sich eher nachteilig aus. Die Erdgeschosszone von B3.2 suggeriert im ersten Moment, dass durch die Gestaltung der Vorzone viel passieren könne, die begrĂŒnten FlĂ€chen und die vorgestellten Loggien fĂŒhren aber eher zu einer Abschottung der Ladenzeile. Der Bau B3.2 rĂŒckt von der Baulinie zurĂŒck und ‚stellt‘ die grĂŒnen Loggien an die Baulinie. Im ‚ZurĂŒckrĂŒcken‘ und ‚WiederauffĂŒllen‘ wird vom Preisgericht ein Widerspruch gesehen. Zugunsten der FassadenbegrĂŒnung werden hier die Wechselwirkungen zwischen Erdgeschosszone und Platz aus GebĂ€udesicht eingeschrĂ€nkt.
Auch die Antrittszone des Platzes zum Gewerbe ist teils durch die Pflanzung sehr schmal. Das grĂŒne Band trennt den Platz in unterschiedliche Bereiche, was kontrovers diskutiert wird. Kritisch wird gesehen, dass der Entwurf keine Busspur auf dem Quartiersplatz vorsieht und auch keine Aussagen zur RĂŒckbaubarkeit von Elementen trifft.
Die Wohnungsgrundrisse sind insgesamt plausibel und entsprechen den gewĂŒnschten QualitĂ€ten sowie dem Wohnungsmix. Die durchgesteckten TreppenhĂ€user werden positiv beurteilt. So entstehen kurze Wege von der Straße zu den Innenhöfen.
Im Bereich P4 schrĂ€nken zahlreiche Mulden die Barrierefreiheit stark ein. Außerdem liegt der Bereich auf einer Tiefgarage, die EntwĂ€sserung ĂŒber Mulden ist daher nicht praktikabel. Ansonsten wird die Befahrbarkeit der VerkehrsflĂ€che und die Verzahnung der FreirĂ€ume mit den WohngebĂ€uden als positiv beurteilt.
Die PlausibilitĂ€t des geschwungenen verbindenden Wegekonzeptes ĂŒber die Straßen hinweg wird kontrovers diskutiert.
Der Entwurf bietet mit der Idee der VerknĂŒpfung von GebĂ€uden und FreirĂ€umen durch GrĂŒnelemente sowie der FreirĂ€ume untereinander ein nachvollziehbare Gesamtkonzept, das jedoch in seiner Umsetzbarkeit und ‚Alltagstauglichkeit‘ nicht gĂ€nzlich ĂŒberzeugen kann.