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Werkstattverfahren | 03/2023

Testplanung Bahnhofareal Uetikon a.S. (CH)

Visualisierung

Visualisierung

Teilnahme

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Van de Wetering l Atelier fĂŒr StĂ€dtebau GmbH

Stadtplanung / StÀdtebau

Metron AG

Verkehrsplanung

Rendercircle - Christian Marrero

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Freiraum / Gestaltung
Das Team stellt seinen Projektentwurf unter den Titel ‘Transformation’ und entwickelt diese auf den verschiedenen Aufgabenebenen. Durch eine stĂ€dtebaulich klare und lockere Setzung von Neubauten, der Bereinigung und Neuausrichtung der bestehenden Bauten und der ErgĂ€nzung durch ein schwebendes Dach, wird eine selbstverstĂ€ndliche Raumfolge mit grosszĂŒgigen verspringenden ZwischenrĂ€umen geschaffen. SelbstverstĂ€ndlich entwickelt sich die Abfolge des Freiraumes und der Verkehrsnutzung. Eine Vielzahl kleinerer und grösserer Aufenthalts- und Wartebereiche fĂŒr die vielfĂ€ltigen NutzerInnen kann angeboten werden. Die bewusste Platzierung von CafĂ©s, Kiosk und RetailflĂ€chen steigert die AttraktivitĂ€t der angebotenen Freiraumbereiche.

Auf die Themen Ökologie/Klima/Wasserhaushalt wird durch eine bewusste Material- und Pflanzenwahl geantwortet.

Dem Projekt gelingt es, klug und geschickt das Bahnhofsareal von alter Last zu befreien und ihm ein wandelbares vielfÀltiges und attraktives Leben einzuhauchen.

Mit der hohen SelbstverstĂ€ndlichkeit der GebĂ€udefolge entsteht ein Freiraumrhythmus, der sowohl den AnsprĂŒchen der verschiedenen Verkehrsteilnehmenden gerecht wird und immer wieder Freiraumkammern auftut, die BegrĂŒnung und Aufenthalt ermöglichen. Die innere Logik macht es möglich, eine zukunftsgerichtete Entwicklung abzubilden.

Besonders gelungen ist die klare PersonenfĂŒhrung durch die rĂ€umliche Gliederung und Materialwahl. Sehr attraktiv ist der kleine unprĂ€tentiöse Park, der sich entlang der Bergstrasse auftut. Sehr lobenswert ist die hohe ökologische Wertigkeit, die durch eine geschickte Platzierung von passenden GrĂŒnstrukturen und offenen, hellen BelĂ€gen trotz einer hohen Versiegelung erzielt werden kann. Das Projekt ist richtungsweisend und skizziert eine ĂŒberzeugende und begeisternde Vision fĂŒr den Bahnhof Uetikon.

Verkehrsbetrieb
Das Verkehrskonzept besticht durch die Ermöglichung eines qualitativ hochstehenden Verkehrsablaufs fĂŒr den Bus- und den Fussverkehr. Der wichtigen FussgĂ€ngerverbindung zum Areal CU-Uetikon wird durchgehend genĂŒgend und auch attraktiver Raum zur VerfĂŒgung gestellt. Mit angemessenen Mitteln wird die Zirkulation ĂŒber den Perron an Gleis 1 vermieden. SorgfĂ€ltig positionierte und ausgestaltete Bushaltestellen ermöglichen betriebliche FlexibilitĂ€t fĂŒr den Busbetreiber und einen hohen Fahrgastkomfort. Hierzu ist jedoch auch die EinschrĂ€nkung bei der Buswendeschlaufe (23 m statt die geforderten 25 m) zu erwĂ€hnen.

Der Knoten Alte Landstrasse / Bergstrasse ist gut lesbar ausgestaltet, aufgrund der begrenzten VerkehrsflÀche muss bei Busein-/-ausfahrten ein kooperativer Verkehrsablauf MIV/ Bus vorausgesetzt werden.

FĂŒr die Veloparkierung sowie fĂŒr die MobilitĂ€tsformen der Zukunft stehen auf dem Areal verteilte und qualitativ vielseitige FlĂ€chen zur VerfĂŒgung.

Die QualitÀt im Aussenraum wird unter anderem dadurch erreicht, dass betreffend Anzahl Kiss&Ride- wie auch Park&Ride-ParkplÀtzen Abstriche gemacht werden. Es wird aber auch aufgezeigt, wie in einem Zwischenzustand optional zusÀtzliche ParkplÀtze angeboten werden könnten.

StÀdtebau
Der Bahnhof entstand zwischen den Dorfteilen von Uetikon a.S. und MĂ€nnedorf entlang der Alten Landstrasse, die vom See aus betrachtet an leicht erhöhter Hanglage verlĂ€uft. Obwohl die Alte Landstrasse insbesondere historisch betrachtet die prĂ€gende Verbindung der Dörfer am rechten ZĂŒrcherseeufer ist, wird sie zurzeit in BahnhofsnĂ€he kaum spĂŒr- und erlebbar.

Diese Diagnose liegt dem stĂ€dtebaulichen Konzept zu Grunde, das eine „imaginative Reparatur“ am Bahnhof Uetikon a. S. vorschlĂ€gt. Die alte (historische) Verbindung soll mittels einer neu erschaffenen Raumabfolge aus repariertem Bestehendem und dazu passenden ErgĂ€nzungen erlebbar gemacht werden. Diese rĂ€umliche Kompression knĂŒpft an bestehende Fragmente entlang der Alten Landstrasse an und erinnert kompositorisch an historische Dorfkerne an Knotenpunkten: WĂ€hrend freistehende resp. aneinander gebaute Bauten mit verschieden Nutzungen eine platzĂ€hnliche Situation bilden, schlĂ€ngeln sich die Verkehrswege durch diese fĂŒr Ortszentren charakteristische Disposition. Somit wird der rĂ€umlichen Fassung des Ortes ein höheres Gewicht beigemessen als der Fliessgeschwindigkeit der durchfahrenden VerkehrstrĂ€ger (Auto, Bus, Velo). Ziel ist ein neuer Bahnhofsplatz als zentraler Ankunftsort in Uetikon a.S., der mehrseitig bebaut und gefasst wird.

Demzufolge soll das BahnhofgebĂ€ude mit dem angebauten GĂŒterschuppen aus dem Jahr 1894 saniert und in Szene gesetzt werden. WĂ€hrend der Schuppen kĂŒnftig als Velostation genutzt werden soll, soll der Flachdachanbau aus den 1960er Jahren abgebrochen und durch einen grosszĂŒgigen Wetterschutz ersetzt werden. Dieser soll alle wichtigen Funktionen unter einem Dach vereinen. Als weiteres GebĂ€ude des neuen Ensembles soll in der VerlĂ€ngerung der Alten Landstrasse ein neues Haus am Bahnhofsplatz erstellt werden. Dieses schafft einen rĂ€umlichen Versatz im Strassenraum, und wird somit zum markanten Kopfbau am Bahnhofplatz. Diese GebĂ€udedisposition unterstĂŒtzt bezĂŒglich (kognitivem) Raumfluss die neue Wunschlinie fĂŒr Velofahrende und zu Fuss Gehende ĂŒber die neue Fuss- und VelobrĂŒcke ĂŒber die Bergstrasse und klĂ€rt die Hierarchie zwischen Bergstrasse und Bahnhofsareal. An gut sichtbarer und frequentierter Lage entsteht im Erdgeschoss des Kopfbaus Raum fĂŒr einen Laden. In den Obergeschossen werden Wohnungen, Verwaltungs- und/oder BĂŒronutzungen vorgeschlagen. Dazu muss angemerkt werden, dass diese zentrale und panoptische Lage am Hang eine entsprechende öffentlichkeitswirksame Nutzung verlangt. Das Haus soll gemĂ€ss dem Bearbeitungsteam mit Form und Ausdruck Bezug auf das ehemalige Hotel „Bahnhof“ nehmen und damit das historische Ortsbild ergĂ€nzen. WĂ€hrend der ortsbauliche Aspekt besticht, wirkt der Vorschlag fĂŒr den architektonischen Ausdruck des neuen GebĂ€udes etwas gar naheliegend und unausgereift. Eine zu starke Anlehnung von Form und Ausdruck an das ehemalige Hotel „Bahnhof“ birgt die Gefahr, dass die historischen Schichten im neuen GebĂ€udeensemble nicht mehr ablesbar sind. Sowohl Ausdruck, Höhe wie auch Dachform sind demnach einem vertieften Studium zu unterziehen.

Von MĂ€nnedorf herkommend wird seeseitig der Alten Landstrasse die Bautypologie der offenen Bauweise bis zum neuen Bahnhofplatz fortgefĂŒhrt. Die HĂ€user weisen ZugĂ€nge und VorgĂ€rten an der Alten Landstrasse auf, und die offene Bauweise eröffnet Blickbeziehungen zum anderen Seeufer und den dahinter liegenden HĂŒgelzĂŒgen. Mit Ausnahme von einem kleinen gewerblichen Anteil am Bahnhofplatz sollen in den im östlichen Arealteil liegenden HĂ€usern ĂŒberwiegend Wohnungen erstellt werden. Auf der Gleisseite der HĂ€user sollen zweigeschossige Atelier-Wohnungen angeboten werden. In den oberen Geschossen werden pro Geschoss entweder zwei Kleinwohnungen oder eine grössere Wohnung vorgeschlagen. Der potenzielle Ersatzstandort fĂŒr die Bahntechnik wird nicht nachgewiesen.

Ortsbild- und Denkmalschutz
Der Vorschlag sieht den Abbruch des NebengebĂ€udes (ISOS E 0.0.6, Erhaltungsziel A «Erhalt der Substanz») vor und ersetzt ihn durch eine Dachkonstruktion, welche die Rampen- und die Treppenanlage zum Bahnzugang ĂŒberdeckt. Auf der Westseite wird ein neues GebĂ€ude im heutigen Strassenraum vorgeschlagen, das diesen rĂ€umlich abschliesst und in einen Dialog mit der schrĂ€g gegenĂŒberliegenden Baugruppe B 0.2 tritt. Damit entsteht eine neue, rechtwinklige und ĂŒbersichtliche EinmĂŒndung in die Bergstrasse anstelle der heutigen, spitzwinkligen. Die Bushaltestellen befinden sich vor dem GebĂ€udeensemble auf der alten Landstrasse. Im östlichen Teil des Areals ist eine Bebauung mit einzelnen GebĂ€udevolumen vorgesehen, in der ersten Phase eine Parkierungsanlage. Der Vorschlag ist nachvollziehbar und aus Sicht des Ortsbild- und des Denkmalschutzes positiv zu wĂŒrdigen. Die ostseitige Bebauung ist sowohl in der Zwischenphase als auch im angedachten Endzustand in dieser Hinsicht unproblematisch. Der Abbruch des NebengebĂ€udes könnte im Widerspruch zum ungeschmĂ€lerten Erhalt des Ortsbilds von nationaler Bedeutung stehen. Unter BerĂŒcksichtigung dessen denkmalpflegerischen Wertes (nicht eingestuft) geht die Fachstelle nach aktuellem Kenntnisstand aber davon aus, dass ein Abbruch möglich sein sollte. Der Neubau West ist aus ortsbaulicher Sicht positiv zu wĂŒrdigen und verbessert aus Sicht der Fachstelle die vorhandene Situation in Bezug auf die Baugruppe B2 des ISOS auf intelligente Art und Weise.
Visualisierung

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Lageplan

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