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Nicht offenes, einphasiges, hochbauliches Workshopverfahren | 10/2023

Umbau Wohn- und Gemeindezentrum Achtern Born 127 in Hamburg

Visualisierung

Visualisierung

1. Rang

Preisgeld: 10.000 EUR

ZRS Architekten Ingenieure

Stadtplanung / Städtebau

SCHÖNHERR Landschaftsarchitekten PartmbB (ehem. herrburg LA)

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die ev.-luth. Maria-Magdalena-Kirchengemeinde Hamburg hat im Juni 2023 ein nicht offenes Workshopverfahren für den Neubau einer Kita sowie Wohn-Pflegegemeinschaften, Gemeinderäumen, Wohnungen und eines Pastorats ausgelobt. Auf dem Grundstück der Gemeinde in Hamburg-Osdorf soll das Ensemble unter besonderer Berücksichtigung der denkmalgeschützten Bestandsgebäude und zeitgemäßer Ansprüche an hohe ökologische Qualität und Klimafreundlichkeit entstehen. 

Das denkmalgeschützte Gemeindezentrum mit Kirchsaal, Gemeinderäumen, Kita, Eltern-Kind-Zentrum und einem Kindermuseum wurde 1986 nach dem Entwurf von Klaus Nickels und Timm Orth gebaut. Für den neuen Ergänzungsbau, wird die denkmalpflegerische Strategie des Weiterbauens angewendet. Der Neubau besteht aus einem schlanken, dreigeschossigen Riegel an der westlichen Baugrenze, welcher zum Teil auf einem C-förmigen Sockel ruht. Der Riegel hält einen respektvollen Abstand zum Denkmal und wird durch seine markanten, auskragenden Decken mit dem opulenten Bestandsdach zusammengelesen. 

Im Erdgeschoss des Neubaus befindet sich die Kita sowie Gemeinderäume. Die Wohnungen im zweiten und dritten Obergeschoss werden über zwei außenliegende Treppen mit angrenzenden Gemeinschaftsterrassen erschlossen. Die Geschosse haben jeweils einen breiten, umlaufenden Balkon, der bei den verschieden großen Wohneinheiten im zweiten Obergeschoss auch der Erschließung dient. Während hier förderfähige Wohnungen angeboten werden, ist das dritte Obergeschoss als Cluster-Pflegewohnen konzipiert. 

Spätere Optionen zur Nachnutzung und Weiterverwendung werden mitgedacht – das Gebäude ist konstruktiv, aber auch räumlich so konzipiert, dass es im Laufe möglicher Nutzungszyklen an neue Anforderungen und Wünsche angepasst, umgebaut und ergänzt werden kann – Veränderung und Aneignung durch und mit den Nutzer*innen sind ausdrücklich erwünscht!

Die vorgefertigte Holzskelettbauweise ist materialoptimiert und effizient. Um langfristig einen wirtschaftlichen Betrieb des Gebäudes zu gewährleisten, setzt der Entwurf auf passive Strategien – mit wenig Ressource viel Komfort erreichen! Querlüftung, außenliegende Verschattung und eine dampfdiffusionsoffene Konstruktion sorgen für ein gesundes, komfortables Raumklima und reduzieren den Lüftungsbedarf signifikant.

Die hochgedämmte Gebäudehülle reduziert den Heizwärmebedarf auf ein Minimum. Robuste, wartungsarme Oberflächen reduzieren die Kosten im Betrieb. Das PV-Gründach verbessert das Mikroklima, unterstützt ein ressourcenoptimiertes Wassermanagement und versorgt das Gebäude mit Strom. So gehen Low-Tech und Low-Cost Hand in Hand.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf entwickelt durch seine entschiedene Kubatur und Arrondierung ein sehr eigenständiges und kräftiges Motiv im städtebaulichen Kontext. Insbesondere die Entwicklung des Baukörpers „bis an die Straße“ ermöglicht eine sehr gute Wahrnehmung aus dem Straßenraum. Ebenso wird durch die gefasste Außenraumsituation eine lebbare und repräsentative Eingangssituation geschaffen. Wohlwollend wird das transparente und Durchblick gewährende Verbindungselement zwischen Denkmal und Neubau bewertet.

Der Baukörper ist streng systematisch u.a. als Holzbau den Nachhaltigkeitskriterien gewidmet und zeigt dennoch vielfältige und flexible Grundrissstrukturen für zukünftige Nutzungen.

Die räumlichen Qualitäten der durchgesteckten Aufenthaltsbereiche und Wohnungen in den Obergeschossen versprechen insbesondere in der stark begrünten Umgebung spannungsvolle und lebenswerte Räume. Bauliche Details wie die kragenden Deckenplatten und die Kreuzstützen im Erdgeschoss schaffen gestalterische Bezüge zum denkmalgeschützten Bestand. Die Fassadenmaterialität sollte auch mit Hinblick auf die zukünftig anstehende Sanierung des Denkmals weiter betrachtet und abgestimmt werden. Kontrovers wird die mindernde Sichtbarkeit des Denkmals durch die lange Ausdehnung des Gebäudes diskutiert. Der Arbeit ist es insgesamt sehr gut gelungen, die funktionalen und städtebaulichen Rahmenbedingungen, mit einem zeitgemäßen, flexiblen und nachhaltigen Entwurf großer Eigenständigkeit zu beantworten.

Die Rechtsnachfolgerin der Architekten des bestehenden Gemeindezentrums aus dem Jahr 1968 – Klaus Nickels und Timm Orth – vertritt die Ansicht, dass dieser Entwurf im Sinne der ursprünglichen Entwurfsverfasser wäre.
Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Konzeptdiagramm

Konzeptdiagramm

Erdgeschoss M 1:200

Erdgeschoss M 1:200

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss + Grundrissschema

Grundriss Erdgeschoss + Grundrissschema

Grundrisse UG, 1.-3. OG

Grundrisse UG, 1.-3. OG

Schnitte und Ansichten

Schnitte und Ansichten

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Schemaskizze Zirkuläre Bauweise

Schemaskizze Zirkuläre Bauweise