INTENTION Die Umgestaltung des Verkehrsknotenpunktes Oberhausen Bahnhofsumfeld und Willy-Brandt-Platz ist Anlass die vorhandenen Verkehrsstrukturen neu zu denken und im Sinne der Verkehrswende, als Beitrag zum Klimaschutz, zu entwickeln. Wesentlicher Gedanke dabei ist, den ankommenden BesucherInnen Orientierung zu bieten und gleichzeitig die Verbindung in Richtung Innenstadt, zur Marktstraße neu zu stärken. Das Konzept „ZukunftsmOBil“, reduziert die Flächen, die für den motorisierten Individualverkehr (MIV) benötigt werden auf ein Minimum, nutzt Synergien zwischen unterschiedlichen VerkehrsteilnehmerInnen und entwickelt den verfügbaren Raum zugunsten des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV), sowie des Rad- und Fußverkehrs. Im Wesentlichen werden die vorhandenen Verkehrsstrukturen neu priorisiert und im Folgenden neu geordnet. Freiwerdende Flächen, wie der heutige Hotspot-Bereich im Westen des Willy-Brandt-Platzes können somit in Zukunft entsiegelt und begrünt werden. Es entsteht eine Oase, die nicht nur das Mikroklima beeinflusst, sondern auch einen angenehmen Ort des Wartens und Zusammentreffens entstehen lässt.
PRIORITÄTEN SETZEN Überdimensionierte Straßenzüge, wie der der Poststraße sind ein Relikt vergangener Tage und in Hinblick auf die Klimakrise nicht mehr zeitgemäß. „ZukunftsmOBil“ stellt Zufußgehende und Radfahrende in den Fokus der Neugestaltung, denn ‚Verkehrsraum‘ ist heute nicht nur noch ein Ort, um möglichst schnell von A nach B zu gelangen. Vielmehr geht es darum, sich aufhalten und treffen zu können, im Speziellen eine angenehme Wartezeit zwischen Umstiegen zu haben. Der neue Straßenraum schafft durch Bäume und eine reduzierte Trassenführung Aufenthaltsqualität und bietet vielfältige Angebote zum Verweilen. Dabei werden sowohl die Anforderungen der langsamen als auch der schnelleren Mobilitätsarten erfüllt. Die vorhandenen Strukturen werden in ihrer Funktionalität und auf Synergien überprüft und weiterentwickelt. Wesentlicher Bestandteil des Willy-Brandt-Platzes bleibt dabei bewusst der heutige Busbahnhof. Synergien zwischen Bus und MIV sowie Bus und Taxis finden dabei besondere Berücksichtigung.
VERKEHR | FOKUS POSTSTRASSE Die derzeit großzügige Gestaltung des Straßenquerschnitts, birgt aufgrund zahlreicher ungenutzter/ unnützer Fahrspuren des MIV enorme Potentiale für eine Neugestaltung und Qualifizierung, insbesondere für den Fuß- und Radverkehr. Um den zeitgemäßen Ansprüchen einer hochwertigen Infrastruktur gerecht zu werden, werden die Fahrspuren auf jeweils eine Fahrspur zugunsten einer Verbreiterung der Seitenräume reduziert. Um die neue Priorisierung des Raums weiter zu stärken, wird innerhalb des Plangebiets eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h festgelegt. Zur Verbesserung der Querungsmöglichkeiten der Poststraße für FußgängerInnen, werden mehrere breite und sichere Fußgängerüberwege (FGÜs) sowie ein lichtsignierter Knotenpunkt im Bereich der Poststraße/ Gerichtstraße eingerichtet. Zudem werden die Übergänge des Rad- und Fußverkehrs aus Sicherheitsaspekten zusammengelegt (Kopenhagener Modell). Durch den Verzicht von je zwei Fahrspuren sind nun breite Radverkehrsanlagen in beide Richtungen getrennt möglich. Ferner werden die Friedrich-Karl-Straße und die Schwartzstraße als Potentialräume gesehen. Eine Optimierung der Radverkehrsanlagen ist in Gänze nur wirkungsvoll, wenn diese lückenlos weitergeführt und damit Teil eines möglichst geschlossenen Netzes in Oberhausen wird. Für die Bushaltestelle des Schienenersatzverkehr (SEV) und der der Fernbusse können weitere Synergieeffekte genutzt werden. Da mit einer geringen Frequentierung beider Nutzungen gerechnet wird, werden diese zusammengelegt. Die Haltstelle wird zukünftig im nördlichen Bereich der Poststraße in unmittelbarer Nähe und Sichtweite zum Bahnhofseingang lokalisiert sein, um ein angenehmes, sicheres Wartegefühl in belebter Umgebung zu ermöglichen. Diese sowie alle weiteren Haltestellen entlang der Poststraße werden entsprechend der heutigen Erfordernisse dimensioniert, sodass ein unproblematisches Ein- und Ausscheren der Fahrzeuge möglich ist, sowie mit begrünten Wartehäuschen ausgestattet. Fernbusse sowie bei Bedarf auch die Busse des SEVs wenden weiterhin im rückwärtigen Bereich des Postgebäudes.
VERKEHR | FOKUS WILLY-BRANDT-PLATZ Auch der Willy-Brandt-Platz wird in seiner strukturellen Gliederung neu gedacht. Die Taxistände werden in Zukunft im Bereich des Busbahnhofs in Längsaufstellung angeordnet und aus Richtung Nordosten kommend erschlossen. Weiterhin entfallen die Stellplätze sowie die Erschließung durch den MIV im östlichen Bereich des Willy-Brandt-Platzes. An ihrer Stelle entsteht die Nord-Südverbindung der in diesem Bereich vorgesehenen Radvorrangroute. Die aktuellen Abstellflächen für Fahrräder im Norden des Willy-Brandt-Platzes werden zu einer Mobilstation ausgebaut und qualifiziert. Das Angebot wird zusätzlich mit einer weiteren (kleineren) Fläche südlich des Haupteingangs Bahnhofsgebäudes ergänzt. Hier entsteht ein Hub, in dem neben Bikesharing-Angeboten, auch wieder ein Kiosk sowie öffentliche Sanitäranlagen Platz finden. Die Durchlässigkeit für den Fußverkehr, insbesondere vom Eingang des Hauptbahnhofs in Richtung Nord-Osten sowie in Richtung Südwesten wird mit der Planung sichergestellt. Kiss & Ride, Carsharing- Angebote und Stellplätze für Mobilitätseingeschränkte Menschen werden im südlichen Bereich des Hauptbahnhofgebäudes angeboten.
DIE OASE Die großzügigen Flächen der heutigen Taxistände werden vollständig entsiegelt. Hier entsteht eine Klima-Oase, die unmittelbar am Haupteingang des Bahnhofsgebäudes einen Ort des Aufenthalts und der Ruhe im hektischen Bahnhofstreiben schafft. Auf kleinstem Raum entsteht hier ein Grünraum, der die unterschiedlichsten Freiraumfunktionen resilient miteinander vereint. Schattenspende Gehölze machen den Aufenthalt hier attraktiv, insektenfreundliche Pflanzungen sowie eine Retentionsmulde, die das Regenwasser der angrenzenden Flächen aufnehmen kann, verbessern das Mikroklima. Abkühlende Nebelduschen verstärken die Effekte der Verdunstungskühlung und haben neben einem Spielwert für Kinder eine wohltuend und entlastende Wirkung für PassantInnen. Zugleich entsteht ein feuchtes Milieu, das der dort ausgebrachten Staudenpflanzung zugutekommt. Durch eine leicht modellierte Topografie (Aufschüttung) ist es zusätzlich möglich auch im vorderen Bereich kleinere Gehölze zu pflanzen. Naturnahe Balancierelmente bieten zusätzliche Spielangebote für Kinder. Die Ausrichtung von Klima-Oase und Hub schafft eine selbstverständliche Orientierung auf dem Willy-Brandt-Platz. Zufußgehende werden nach Süden geleitet, um hier im Wesentlichen die Poststraße in Richtung Friedensplatz und Innenstadt zu queren.
AUSTTATTUNG Sowohl die Verkehrsräume als auch der Willy-Brandt-Platz werden großzügig mit Mastleuchten ausgestattet und sorgen somit für mehr Sicherheit. Aus energetischen und faunistischen Gründen wird eine tierfreundliche und smarte Beleuchtung im Bereich der Oase gewählt. Das beinhaltet ein warmes Lichtspektrum, wenig Streulicht, keine Abstrahlung in den Nachthimmel sowie dimmbare Leuchtmittel, welche bei Bedarf wieder hochgefahren werden. Atmosphärische Beleuchtungselemente werden in den Sitzelementen integriert. Helle Oberflächenmaterialien sorgen durch eine höhere Reflektion dafür, dass sich der Raum weniger aufheizt, und wirken dem Hitzeinseleffekt entgegen.