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Ideenwettbewerb im kooperativen Verfahren | 11/2023

Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Ostfeld in Wiesbaden

Lageplan

Lageplan

Engere Wahl / 1. Phase

Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Glück Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

WIESBADEN | Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Ostfeld | Stadtquartier und BKA-Campus 

Die Idee: „Die Ostfelder Stadtschollen“
Stadtquartier und BKA-Campus setzen die kleinteilige Wiesbadener Stadt- und Siedlungsstruktur fort. Gleichzeitig erhalten sie den hohen Wiedererkennungswert des Ostfeldes, indem das Einzigartige von Landschaft, Bebauung und historischen Zeugnissen erhalten und in die neuen Quartiere eingebunden wird.

Die Lage der Stadtbausteine ist durch die in der Auslobung formulierte Konzentration auf die beiden Standorte vor-gegeben. Diese Idee wird weiterentwickelt, indem nicht nur an den Bestand angeknüpft wird, sondern er vielmehr als Grundlage der Entwicklung des Ostfeldes verstanden wird: mit der Vervollständigung des Siedlungskörpers rund um Fort Biehler und mit dem BKA-Campus als Gegenüber des Stadtteils Erbenheim.
Trotz ihrer sehr unterschiedlicher Nutzungen und ihren jeweiligen Möglichkeiten einer Öffnung nach außen gibt es für die beiden Quartiere zwei verbindende Elemente: das verknüpfende Thema Kommunikation für die künftigen Wohn- und Arbeitswelten und vor allem die Gliederung der beiden Stadtbausteine als durchgrünte Ostfelder Stadt-schollen.
Verbunden werden sie durch ein starkes landschaftliches Rückgrat: dem Freiraumband von Nord nach Süd. 

Die Landschaft: „Perlen am zentralen Freiraumband“
Die landschaftliche Einrahmung des Ostfeldes ist abhängig von der Empfindlichkeit der jeweiligen Nutzungen und von der gewünschten Wirkung der Bebauung: Dabei orientiert sich das Stadtquartier nach innen und ist daher umge-ben von einem Wald- und Baumsaum entlang der B 455 und der A 671. Gleiches gilt für den BKA-Campus: bis zur öst-lichen Zufahrt noch eingerahmt, versteht er sich nördlich davon hingegen als offener, sich nach außen zeigender, repräsentativer Baustein. Entlang des biotopvernetzenden zentralen Freiraumbandes reiht sich wie an einer Perlenschnur eine Abfolge von (Frei-)Räumen unterschiedlicher Nutzungsintensität und Gestaltung auf:

  • Den südlichen Auftakt nach der Brücke über die A 671 bildet der Landschaftsrand mit den bestehenden Freizeit-nutzungen von Cyperus und Hessler Hof.
  • Das Band führt auf den zentralen Quartiersplatz. Eingerahmt von städtischen Nutzungen und Ort des Bahnhal-tepunktes verteilt er Wege und lenkt die Blicke: östlich in Richtung Fort Biehler, westlich in Richtung Steinbruch und auf die noch für den Sandabbau genutzten Fläche. Vorrangig als grüne Mitte gestaltet, wird er nördlich der Zentrums zum steinernen Treffpunkt.
  • Westlich wird langfristig eine Landschaftskante ausgebildet: die tiefer liegende Fläche wird zum Dünenpark mit Ausblickstegen und einer in die Tiefe führenden begehbaren Landschaftstreppe.
  • Das auf dem Plateau gelegene Gegenüber bilden intensive Freizeitnutzungen und landwirtschaftlichen Flächen.
  • Eine über das Wäschbachtal und die A 66 führende Landschaftsbrücke setzt das Freiraumband fort und dient der Biotopvernetzung.
  • Die Pufferzone Kalkofen wird Teil des Freiraumbandes und macht den Biotop Kalkofen durch Aussichtspunkte und -stege erlebbar, ohne ihn in seiner Funktion zu beeinträchtigen.
  • Der Südfriedhof bildet den vorläufiger Abschluss des Freiraumbandes.

Klima- und artenschutzgerechtes Ostfeld
Die Freiraumentwicklung und die Anordnung und Gestaltung der Stadtschollen ermöglichen mit dem Freihalten der Frischluftschneisen die Umsetzung des klimaökologischen Leitbildes. Klimaaktive Freiflächen bleiben daher unbe-baut:
  • Die Ventilationsachse entlang der Stadtschollen erhält den von Nordosten kommenden Kaltluftabfluss. Sie bleibt dabei unbebaut, alternativ ermöglichen entsprechend gewählte Gebäudehöhen und -strukturen den übergeordne-ten Kaltluftabfluss.
  • Die Stadtschollen werden durch Grünzäsuren gegliedert und erlauben den kleinteiligen Kaltluftabfluss und die innere Durchlüftung der neuen Quartiere
  • Das Ostfeld ist aufgrund seiner unterschiedlichen Landschaften ein artenreicher Raum. Diese unterschiedlichen Bio-tope gilt es zu erhalten und zu vernetzen:
  • Die sechs im Gebiet vorkommenden Biotope vom ehemaligen Steinbruch Kalkofen im Norden bis zum Bereich am Unteren/Oberen Zwerchweg werden durch das zentrale Freiraumband miteinander verbunden. Die neuen Stadtschollen ermöglichen den Arten vielfältige Wegeverbindungen, um das Ostfeld auch zukünftig zu durch-streichen.
  • Mit dem neuen Dünenpark mit seiner Seenplatte und wechselfeuchten Gebieten entsteht ein weiteres Biotop mit Bedeutung für den Arterhalt im Ostfeld. 

Das Stadtquartier: „Quartier der (neuen) Nachbarschaften“
Das Stadtquartier vervollständigt den Bestand: Es rahmt Fort Biehler ein und setzt die bestehende Siedlung fort – wenn auch mit neuer Struktur, anderen Dichten und (ehrlicherweise vielleicht auch nicht von allen erwünschten) neuen Nachbarschaften.
Drei Stadtschollen variierender Dichten und Nutzungen werden von Freiraumband begleitet und münden jeweils auf dem zentralen Quartiersplatz:
  • Die höchste Dichte und die zentralen Nutzungen mit Versorgung, Campus und (neu interpretiertem) archäologi-schem Zentrum mit Begegnungsort finden sich am grünen und steinernen Quartiersplatz.
  • Alle Stadtschollen sind mit verschiedenen Nutzungen durchmischt und beherbergen ein bis zwei Campus.
  • Die jeweiligen Geschossigkeiten sind in Abhängigkeit der möglichen Bauhöhen, der Topografie und der Nach-barschaft der bestehenden Siedlung Fort Biehler gewählt, wobei nach Süden eine baulich besonders prägnante Kante mit der höchsten Geschossigkeit entsteht.
  • Besonders prägende und wirksame Orten werden durch bauliche Merkzeichen betont: der südöstliche Quartiers-abschluss an Straßenkreuz B 455/A 671 und der Umlenkungspunkt des archäologischen Zentrums am Quartiers-platz.

BKA-Campus: „Teil der Stadt“
Gelegen am Biotop Kalkofen und am Freiraumband wird der BKA-Campus auch zur Stadtteilerweiterung von Erben-heim. Als bauliches Pendant zum Stadtquartier gliedert er sich in drei weitere Stadtschollen:
  • Die südliche Stadtscholle gruppiert um eine zentrale Kommunikationsmitte die BKA-Flächen 2 bis 5.
  • Für die Ansiedlung der Sonderfläche 1 wird die Topografie genutzt, in dem sie unter die südliche Scholle in den Hang geschobenen wird.
  • Wichtige bauliche Merkzeichen sind das Gebäude am südlichen Auftakt, das auch der Führung entlang des Frei-raumbandes dient, und vor allem das Solitärgebäude auf der BKA-Fläche 7, das schon von weitem auf der B 455 wahrgenommen werden kann.

Anbindung und Mobilität
Die in das Freiraumband eingebettete Bahn wird zum zentrales Mobilitätsangebot für das Ostfeld:
  • Haltepunkte versorgen das Stadtquartier und den BKA-Campus. 
  • In ihrer Lage flexibel kann sie ab dem BKA-Campus entweder nach Norden fortgeführt werden – ab dem BKA-Campus parallel zur B 455 oder entlang des Wäschbachtals – oder endet am BKA-Campus.
  • Die detaillierte Ausgestaltung, auch der Haltepunkte, ist abhängig von der künftigen Art: denkbar sind Straßen-bahn, Stadtbahn oder deren Kombination.
Fuß- und Radverkehre werden die bevorzugten Bewegungsarten im Ostfeld sein:
  • als übergeordneter Freizeit- und Transitverkehr entlang des Freiraumbandes und 
  • vorrangig für die interne Erschließung in den und zwischen den Quartieren
Die Stadtschollen werden auf kurzen Wegen an das übergeordnete Autobahn- und Bundesstraßennetz angeschlossen. Um weitestgehend autofreie Quartiere zu ermöglichen, wird der ruhende Verkehr – insbesondere im Stadtquartier – in an den Zufahrten angeordneten Quartiersgaragen untergebracht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliches und freiräumliches Konzept 
Der Entwurf „Ostfelder Stadtschollen“, welcher aus der Landschaft heraus entwickelt wurde, zeichnet sich grundsätzlich durch ein tragfähiges, städtebauliches Grundgerüst aus. Sechs Stadtschollen in der Landschaft sind mit einem grünen Rückgrat verbunden. Der BKA Standort im Norden bildet mit einer ähnlichen Struktur ein Pendant zum Stadtquartier im Süden. Das von Nord nach Süd verlaufende Freiraumband ist als positiv betrachtet worden. Die „Grüne Mitte“ ist interessant, aber es tun sich Fragen auf, ob diese als Mitte funktionieren wird (besonders im Zusammenspiel mit dem angedachten Zentrum der zentral gelegenen Scholle). Der städtebauliche Entwurf muss grundsätzlich konkretisiert werden. Die getroffenen Aussagen sind teilweise unzureichend (besonders der Schwarzplan vermittelt ein falsches Bild von den Blockstrukturen). Der Durcharbeitungsgrad ist teilweise sehr gering. Es wurden keine Aussagen über die Blockinnenbereiche getroffen. 

Soziale Infrastruktur/ Bildung 
Die Organisation und Nutzungsverteilung des Stadtquartiers werden grundsätzlich als gut beurteilt. Die Einrichtungen der sozialen Infrastruktur und Bildung müssen analog der Vorgaben ausgearbeitet werden. Eine Konkretisierung der Campi, bzw. der Bildungseinrichtungen, ist notwendig. Grundsätzlich ist die Lage der Campi entlang des Landschaftsbandes gut gewählt. 

BKA 
Die Strukturen des BKAs sind eine Fortführung der Stadtschollen des Stadtquartiers, was als positiv hervorgehoben wurde. Die Cluster sind grundsätzlich denkbar, müssen jedoch deutlich stärker ausformuliert werden. 

Mobilität 
Die Führung des MIVs muss grundsätzlich konkretisiert werden. Das Fuß- und Radverkehrswegenetz sollte feinmaschig sein, dafür müssen die Blöcke durchlässig genug sein. Die Quartiersparkhäuser sollten eher an den Außenbereichen der Schollen platziert werden, während die Haltestellen eher in die Quartiere verlegt werden sollten (im Zweifel unter Aufgabe der Gradlinigkeit der SPNV). Das Zusammenspiel zwischen dem Haltepunkt und dem BKA Standort findet nicht statt (hier muss eine Eingangssituation im Süden des BKAs mit Ausrichtung zum Haltepunkt geschaffen werden). Die Lage der Logistikhubs im BKA ist zu überdenken.

Denkmalschutz 
Grundsätzlich handelt es sich um eine sehr ambivalente Arbeit. Es werden wenig Aussagen zum Umgang mit der historischen Kulturlandschaft getroffen, wie die Pufferzonen und der Umgang mit dem historischen Element Landwehr. Der Umgang mit dem Fort Biehler wurde jedoch positiv bewertet. Für die weitere Bearbeitung werden mehr Aussagen zum Umgang mit den baulichen Resten vom Fort Bieler erwünscht. 

Stadt- und Mikroklima 
Der lokale und übergeordnete Luftaustausch wurde von der Jury diskutiert und kritisch hinterfragt. Der städtebauliche Entwurf blockiert die Kaltluftschneise an der nordwestlichen Kante des Stadtquartiers. Außerdem sollte eine breitere, deutlich wahrnehmbare Schneise bzw. Grünverbindung das Fort Biehler mit dem südlich gelegenen Gewerbegebiet Petersweg verbinden. Die Stadtstruktur schafft es nicht, Luft in das Innere der „Schollen“ bzw. Blockinnenbereiche zu führen (Die angedeuteten, geschlossenen Außenkanten verstärken diese Problematik). Die Frischluftversorgung und Tageslichtversorgung der Gebäude wurden grundsätzlich kritisch hinterfragt. 

Umwelt/ Landschaftsraum
Das Zielbild des Landschaftsraums um das Biotop wird zum Teil nicht umgesetzt, z.B. Retentionssee, Aufforstung oder Obstwiesen usw. 

Wirtschaftlichkeit 
Die bauliche Dichte ist grundsätzlich zu überprüfen. Die Zahlen des Nettobauland liegen mit 41% unter dem Durchschnitt und müssen hinterfragt werden, wenn der Wert wirklich stimmt.
Leitidee

Leitidee

Landmarke am BKA

Landmarke am BKA

Grüne Mitte

Grüne Mitte

Dünenlandschaft mit See

Dünenlandschaft mit See

Freiraum

Freiraum

Nutzung | Dichte

Nutzung | Dichte

Mobilität

Mobilität

Einbindung Stadtschollen | Frischluft

Einbindung Stadtschollen | Frischluft