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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Städtebauliche Neuordnung Bahnhofstraße und Rathausviertel in Lehrte

Lageplan

Lageplan

1. Preis

Preisgeld: 27.000 EUR

bb22 architekten + stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Zentrale Motive der städtebaulichen Neuordnung sind die Verknüpfung der Teilbereiche Rathausviertel, Bahnhofsstraße und Gartenstraße durch attraktive Wegeverbindungen, Freiflächen und Plätze mit je eigenständigen Qualitäten und das Einfügen einer abwechslungsreichen Bebauung, die sich an der Maßstäblichkeit des Umfeldes orientiert. Ergänzend wird vorgeschlagen, die Grünverbindung des „Alten Bahndamms“ in Richtung Norden bis hin zum Bahnhof und darüber hinaus als „Grüne Fuge“ zwischen Neubauten und Gleiskörper fortzusetzen. Die Durchlässigkeit in Nord-Süd-Richtung abseits der Straßen würde so verbessert und die bisherigen Restflächen in einen öffentlich zugänglichen und für das Mikroklima wertvollen Freiraum verwandelt. Auch die Bereiche des Neuen Zentrums und des Zuckerzentrums werden durch das ergänzte und aufgewertete Wegenetz an das Plangebiet angebunden und städtebaulich integriert. 
Das denkmalgeschützte Bahnhofsempfangsgebäude könnte als Ausstellungsort nachgenutzt werden und zusammen mit der vorgeschlagenen Inszenierung des Tunnels als erweiterte Ausstellungsfläche zu einem wichtigen Baustein in der Aufwertung dieser Verkehrsorte werden. Inhaltliche Bezüge zu der Industriegeschichte von Lehrte und Entwicklung der Eisenbahn ließen sich gut herstellen. Die Durchquerung des Tunnels könnte ganz nebenbei zu einem besonderen Erlebnis für Passanten und BesucherInnen werden.

Die Bebauung entlang der Bahnhofstraße ist in mehrere Baufelder gegliedert, die eine Entwicklung in unterschiedlichen Konstellationen und Entwicklungsphasen zulässt. Durch die vorgeschlagene Gestaltung der Flächen zwischen Bebauung und Gleiskörper als „grüne Biodiversitätsfuge“ werden Hinterhofsituationen vermieden und eine „zweite Vorderseite“ hergestellt.
Durch die Rhythmisierung der neuen Straßenrandbebauung entlang der Bahnhofstraße mittels Vor- und Rücksprünge in der Bebauung entsteht eine abwechslungsreiche Raumfolge. Wichtig für die zukünftige Belebung des Quartiers ist die Besetzung der Erdgeschosszonen durch öffentlichkeitswirksame Nutzungen und ein vielfältiger Nutzungsmix in den Obergeschossen. Das neue Bahnhofsgebäude mit Reisezentrum, Gastronomie und einem kleinen und einladenden Bahnhofsvorplatz markiert den Auftakt der Umstrukturierung.

Für die Flächen an der Gartenstraße wird die Konzeption eines Ensembles aus Mehrfamilienhäusern vorgeschlagen, die sich um einen gemeinschaftlichen Wohnhof gruppieren. Die den Erdgeschosswohnungen zugeordneten Privatgärten sind zu den angrenzenden Gartenzonen ausgerichtet. Maßstäblichkeit, Geschossigkeit und Typologie respektieren die Bebauung der Umgebung. Die aktuell vorhandene temporäre Kita wird in die Wohnbebauung integriert. Die Außenfläche orientiert sich Richtung Osten. 

Der verbleibende Bereich wird durch den Erweiterungsbau des Rathauses besetzt. Die Kantine im EG kann die angrenzende Freifläche mitnutzen. Eine Erschließung und auch Durchwegung ist über die Fuge zwischen Neubau und Bestand möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf ist gegliedert in mehrere Baufelder entlang der Bahnhofstraße. Dabei bilden diese eine abwechslungsreiche städtebauliche Abfolge von Raumkubaturen und städtischen Plätzen, die sich an den richtigen Orten befinden und gleichzeitig eine Durchgrünung ermöglichen. Insgesamt wird der Entwurf als eine Einheit mit klaren Raumkanten wahrgenommen. Die Grünstruktur des ehemaligen Bahndamms wird nach Norden in die Bahnhofsstraße weitergeführt. Der Bahnhofstunnel mündet in ein mehrgeschoßiges Reiszentrum / Empfangsgebäude. Hier stellt sich die Frage, ob eine transparentere Gestaltung im Tunnelaufgang sinnvoller wäre, da die Belichtung beeinträchtigt wird. 

Die Lage des Fahrradparkhauses nördlich des Tunneleingang ist an dieser Stelle richtig verortet. Eine Rampenlösung führt vom Fahrradparkhaus auf die Tunnelebene. Dies ist positiv zu bewerten. Die vorhandene kleinteilige Bebauungsstruktur Bahnhofstraße 52-66 wird erhalten und aufgestockt. Die Quartiersgarage mit ergänzenden Nutzungen ist zentral im Bereich der Bahnhofstraße angeordnet. 

Das Variantendenken der DB-Flächen baut leider nicht additiv aufeinander auf. Gleichwohl bilden alle Varianten das städtebauliche Gelenk im Einmündungsbereich der Großen Moorstraße gut ab. Sichtachsen sind erkennbar. Die städtebauliche Konzeption der Variante 1 (keine Bebauung) wird kontrovers diskutiert. 

Ein Baustein der Rathauserweiterung ist im westlichen Bereich des bestehenden Rathauses als eigenständiges Gebäude mit sogenannter „Behördenbrücke“ vorgesehen. Die Anforderungen an den Denkmalsschutz erscheinen zunächst berücksichtigt. 

Die Wohnbebauung an der Gartenstraße gruppiert sich sinnfällig und aufgelockert um einen gemeinsamen Wohnhof. Der Entwurf sieht auch den Standort einer Kita vor. Dieser ließe sich bei Bedarf an diesem zentral gelegenen Standort gut realisieren. 

Der Entwurf lässt sich aufgrund seines additiven Charakters in mehreren Bauabschnitten realisieren und stellt eine angemessene städtebauliche Dichte dar. 

Der Vorschlag einer wassergebundenen Wegedecke im Bereich des vielfrequentierten Rathausplatzes ist in der Praxis als nicht zielführend anzusehen. 

Die vorgeschlagenen Stellplätze in der Bahnhofstraße in Längsaufstellung bieten in Verbindung mit Radfahrerinnen und -fahrern ein hohes Konfliktpotenzial und sind in dieser Ausformulierung nicht umsetzbar.

Insgesamt sind die vielschichtigen Anforderungen an die Aufgabe gut und zukunftsfähig gelöst. 

Beurteilung Deutsche Bahn AG: 
Varianten vorhanden, von der Gleisinfrastruktur her umsetzbar (Stellwerk, Trafo, etc.). Bahnhofseingang durch sichtbaren Überbau des Zugangs zur Personenunterführung gelöst, was eine verdunkelte Zugangssituation ergibt. Positive Gestaltung eines Vorplatzes mit Verweilqualität und Reisendenversorgung gegeben. Besonders hervorzuheben ist das Fahrradparkhaus mit direkter Rampenanbindung an die Bestands-Personenunterführung. Die stringente städtebauliche Struktur lässt sich gut in einzelnen Losen / Bauphasen umsetzen und bietet zwei Lösungen für die Ecksituation in der Bahnhofsstraße.
Schwarz- und Grünplan

Schwarz- und Grünplan

Verkehr

Verkehr

Nutzungsverteilung

Nutzungsverteilung

Bauabschnitte

Bauabschnitte