Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023
Städtebauliche Neuordnung Bahnhofstraße und Rathausviertel in Lehrte
©WELP von KLITZING | Architekten & Stadtplaner
Lageplan
Anerkennung
Preisgeld: 6.500 EUR
WELP von KLITZING | Architekten & Stadtplaner
Stadtplanung / Städtebau
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Konzept besticht mit seiner differenzierten, relativ kleinteiligen Struktur. Mit den sich wohltuend wiederholenden Gestaltprinzipien (wie z.B. die Dachformen) wird ein großes, stimmiges Ganzes angestrebt, das einen selbstbewussten Auftakt am Bahnhof schafft.
Die vorgeschlagene „norddeutsche Speicherarchitektur“ überzeugt jedoch für die Gründerzeitstadt Lehrte eher nicht. Mit der Kleinteiligkeit und der Diversität wird jedoch eine sehr gute Einbindung in den Bestand erreicht, so dass auch der Erhalt der bestehenden Bebauung Bahnhofstraße 52-66 gut eingebunden werden kann.
Die Bebauung entlang der Bahngleise bildet im Norden und im Süden jeweils einen Hochpunkt aus. Der nördliche Hochpunkt ist zwar sehr prägnant, könnte jedoch eine Konkurrenz zu dem historischen Bahnhofsgebäude auf dem Mittelbahnsteig bilden. Der südliche End- oder besser Umlenkensemble zum Rathausplatz, der für die Rathauserweiterung eine gute Lage bildet, wirkt möglicherweise etwas zu verschachtelt, auch könnte die Belichtung der Räume schwierig werden. Zwischen diesen beiden Hochpunkten spannen sich durch die unterschiedlichen Gebäudetypologien gebildete Fugen und Höfe spannende und differenzierte Freiräume entlang der Bahnhofstraße auf. Die Fugen vermitteln gut zu dem vorgeschlagenen, langfristig durchaus vorstellbaren Park entlang der Bahngleise.
Ob sich in den Gebäuden eine umlaufende, öffentlich wirksame Nutzung im Erdgeschoss etablieren kann, wird bezweifelt.
Die Bahnhofsstraße selbst wird mit den beiden Baumreihen sehr klassisch, aber wohltuend ruhig und klimatisch wirksam entwickelt. Der Radverkehr wird hier richtigerweise auf der Straße geführt. Ob fast durchgehend Längsparken erforderlich sein muss, wird hinterfragt, auf der Westseite der Bahnhofstraße wäre dies aufgrund des Radverkehrs nicht möglich.
Für den Bahnhofsplatz selbst werden Tiefhöfe auf Ebene der Unterführung vorgeschlagen, die Überdachung soll sich hoch über die Platzebene herausheben und somit weit sichtbar sein, was aber zu Lasten der Funktion als Wetterschutz gehen wird. Zu schmale Treppen führen von der Platzebene auf den Tiefhof. Hierdurch verbleiben viele Wandflächen, die vermutlich nicht so bespielt werden können, dass sich ein angenehmer Ort auf der unteren Ebene entwickeln kann. Auch wird die Anlage einer Rampe vermisst. Die Radabstellanlagen befinden sich etwas zu weit weg vom Zugang zur Unterführung, auch hier fehlt eine klarere Anbindung über eine Rampe.
Die Wohnbebauung ist gut vom Rathaus abgerückt, es kann so ein neuer Park am Rathaus entstehen. Die Gebäude positionieren sich klar um einen grünen Wohnhof, der Erhalt des Gebäudes ist jedoch fraglich, beeinträchtigt aber nicht das Grundkonzept. Die Lage der Quartiersgarage direkt an der Gartenstraße ist richtig verortet, möglicherweise aber zu nah am Rathauspark. Insgesamt stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag hinsichtlich ihrer selbstverständlichen Einordnung in den heterogenen Stadtraum dar, die dennoch eine sehr hohe Prägnanz und Eigenständigkeit schafft. Das Leitbild der Ziegelarchitektur als gestaltprägendes Element ist jedoch nicht typisch, ist überzogen und kann so nicht überzeugen.
Beurteilung Deutsche Bahn AG:
Die Variantenplanung bietet leider nur zwei Möglichkeiten. Der Bahnhofszugang wurde auf zwei "Tiefhöfe" reduziert, die eine gewollte Erkennbarkeit mit Fernwirkung ausschließen. Fahrradabstellanlagen wurden zu weit vom Bahnhofszugang angeordnet. Die heterogene städtebauliche Struktur mit zwei "Hochhäusern" als Eyecatcher erscheint wenig plausibel.
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Schwarzplan
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Geländeschnitt 1:500
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Schnitt Tunnel 1:500
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Piktogramm Grünflächen
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Piktogramm Verkehr