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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023

Erweiterung Gesamtschule Ebsdorfergrund in Marburg

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 20.400 EUR

o5 Architekten BDA - Raab Hafke Lang

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee – Ensemble, Schulhof, Cluster
Die Gesamtschule Ebsdorfergrund erhält durch den Erweiterungsbau eine neue Mitte für die Schulgemeinschaft. Der bestehende Schusterbau, das Wohnhaus sowie das Foyer des Forums werden zugunsten des Neubaus rückgebaut, die Klassen in den Bestandsgebäuden (Nr. 6, 18) untergebracht. Der kompakte, dreigeschossige Neubau orientiert sich in der Höhenentwicklung am bestehenden Ensemble und markiert durch seine Höhe gleichzeitig die neue Mitte. Er ist das Bindeglied zwischen dem unteren Baukörper mit dem Forum und dem oberen, nördlichen angrenzenden Gebäude.
Die typologische Disposition wird durch die 6er-Klassencluster in den Obergeschossen im Zusammenspiel mit der Mensa im Erdgeschoss bestimmt. Der Neubau wird bewusst in den westlichen Bereich des Baugrundstücks positioniert, um einen der Eingangs- und Zentrumssituation angemessenen, großzügigen Schulhof zwischen den drei Gebäuden zu bilden. Er bildet die (außen)räumliche Schnittstelle und die Verbindung zwischen den einzelnen Bauteilen. Ein großzügiges Pausendach bietet Witterungsschutz und schafft markiert den Schulhof als neues Außenforum.

Pausenhalle und Erschließung
Die Erschließung erfolgt zukünftig über das Außenforum durch die Eingangshalle des Neubaus. Sie verbindet sowohl die drei Geschosse über eine angemessene Treppenanlage als auch die drei Gebäude, denn die neue Halle hat eine direkte innenräumliche Verbindung zum Forum auf der einen und über das erste Geschoss auch zum Eingangsbereich des nördlich angrenzenden Gebäudes. Weiterhin können die Bestandsbauten mit dem Forum über den vorgelagerten Hof direkt erreicht werden.
Die Pausenhalle verbindet alle wichtigen Raumbereiche über drei Geschoss und bietet einen großzügigen Aufenthaltsbereich außerhalb der Unterrichtszeiten. Die Mensa sowie der Kochsaal sind zugunsten räumlicher Synergien bei Veranstaltungen direkt angelagert. Es besteht ein direkter räumlicher Zusammenhang mit dem alten Forum, an dem sich auch ein neuer Kiosk befindet, um außerhalb der Öffnungszeiten der Mensa eine Pausenversorgung anzubieten. Weiterhin verbindet die Halle auch das Außenforum und die Mensaterrasse.
Die Niveaumodellierung und Topografie wird in der Pausenhalle und im Forum durch Sitzstufen- und Treppenanlagen spürbar, die attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten schaffen. Prägendes räumliches Element der Eingangs- und Pausenhalle ist die doppel- und gegenläufige Treppenanlage, die als Haupterschließung alle Geschosse verbindet. Alle wesentlichen Raumbereiche werden über diese Halle erschlossen. Ein Aufzug stellt die Barrierefreiheit zwischen den Ebenen und Geschossen sicher. Im ersten OG befinden sich direkt der Halle zugeordnet die Lehrerzimmer- und Arbeitsbereiche, im zweiten OG die Verwaltung. Weiterhin sind dienende Funktionen wie Sanitär- und Teeküchen zugeordnet.

Gemeinschaftsräume (Mensa)
Das Erdgeschoss beinhaltet die allgemeinen, gemeinschaftlichen Funktionen und beherbergt die Pausenhalle, Mensa mit Küche, auch als Aufenthaltsbereich nutzbar und den Fachraum Kochen. Die Mensa öffnet sich zur südlichen Terrasse und bietet einen schönen Ausblick in den Grund. Sie könnte auch als Aula dienen und durch den separaten Eingang zukünftig auch für außerschulische Aktivitäten wie Ortsbeiratssitzungen genutzt werden. Durch einen Höhenversprung im Erdgeschoss erhalten der Speisesaal eine größere Raumhöhe und der Küchenbereich eine größere Installationsebene. Die Küche ist im nordwestlichen Bereich verortet und lässt sich über die südwestliche Zufahrt andienen. Das Darstellende Spiel wird direkt neben dem Forum im Bestandsbau verortet, wobei das Forum selbst flexibel nutzbar ist und mit als temporäres Theater dienen kann.

Klassencluster- und Unterrichtsbereiche
Geschossweise bildet sich die rund um die Treppe herum ein großzügiger Sammlungs-, Verteiler und Aufenthaltsbereich als räumliche Schnittstelle zu den 6er-Clustern. Aus der Halle führt der Weg durch eine räumliche Schleuse (mit Garderoben/Schließfächern) in die ausdifferenzierte Clustermitte. Diese wird mittels der beiden seitlich, versetzt liegenden Loggien, die auch als zuschaltbare Wintergärten dienen, direkt natürlich belichtet. Hier bilden sich gut nutzbare Raumbereiche zur Differenzierung der pädagogischen Aktivitäten. Weitere Arbeitsplätze und Rückzugsorte bieten sich durch Einbaumöbel. Vorhangsysteme gewährleisten die Wandelbarkeit und bieten Zonierungsoptionen. Die 6er-Cluster ist brandschutztechnisch aus zwei 3er-Clustern gebildet, die Clustermitte lässt räumlich trennen. Jedes 3er-Cluster verfügt über einen direkten Zugang zu einem Fluchttreppenhaus. Damit bestehen 2 direkte bauliche Rettungswege aus dem Cluster, unabhängig von der Halle.

Konstruktion und Nachhaltigkeit
Nachhaltige Kriterien bestimmen die Konstruktion des Ersatzneubaus. Während die Gründung und die Bodenplatte in Stahlbeton-Massivbaueise hergestellt werden, sind die aufgehenden Geschosse als modularisierter Massivholzbau konzipiert. Die Geschossdecken sind als Brettstapeldecke mit einer Masseschicht aus wiederverwendetem Betonschotter und darauf eine schwimmende Estrichkonstruktion ausgeführt. Die weitspannenden Decken über der Mensa werden ggf. von BSH Trägern unterstützt.
Die tragenden Außenwände bilden Vollholzwände. Eine hinterlüftete Vertikal-Bretterschalung aus Lerchenholz (ggf. thermisch stabilisiert) bildet die Wetterschicht und schützt die dahinter liegende, kaschierte Glaswolldämmung, die aus 80% Recyclingmaterial besteht. Tragende und nichtragende Innenwände werden als Holzrahmenelemente konfektioniert. Die Holzschalung bildet durch die Gliederung in horizontale Bänder mit versetztem Rhythmus der Lerchenholzbretter das Wechselspiel der konstruktiven Elemente (Decken, Brüstungen, Öffnungen) ab.
Alle Verglasungen sind in langlebigen Holzalu-Konstruktionen geplant. Neben festverglasten Elementen werden rhythmisch Öffnungsflügel mit Dreh-Kipp-Beschlag angeordnet, die sich hinter einbruchsschützenden Wetterschutzgittern (schlossgesichert öffenbar) befinden. Diese Öffnungen stellen eine einfache Reinigung der Festverglasungen sicher und werden zur manuellen Stoßlüftung und Nachtauskühlung genutzt. Der Innenausbau setzt auf natürliche und recycelte Baustoffe (z.B. Linoleum, Holzparkett, Lehmbauplatten, Holzelemente) und auf einfache Anpassbarkeit an zukünftige Anforderungen.
Die Technikkomponenten werden in wenigen Vertikalschächten gebündelt und von dort zumeist offenliegend an den Decken verteilt, so dass man alle Komponenten leicht warten und anpassen kann. Ein wichtiger Bestandteil der technischen Ausstattung sind die anschlussfertigen, abgehängten Metallsegel an den Decken, die sowohl Raumakustik als auch schnell reagierend Wärme und Kälte liefern.
Ein Retentionsdach bildet die 5. Fassade. Die Substrat- und Grünschicht liefert einen erheblichen Beitrag zur Wasserhaltung, verbessert das Mikroklima und die Biodiversität deutlich, ist Wasser- und Wärmespeicher und schützt den massearmen Holzbau und die Dichtungsbahn vor großen, tagesbedingten Temperaturschwankungen. Das Gebäude erhält aufgrund der örtlichen Situation und Hanglage eine Drainage.

Technische Anlagen
Wasser / Abwasser - Das anfallende Regenwasser wird in erdverbauten Vorlagebehälter gesammelt und kann zur Bewässerung oder Außenraumkühlung herbeigezogen werden, die Entwässerung wird an das bestehende Netz angeschlossen. Die Wasserzufuhr wird den vorhandenen Hausanschluss in der Technikzentrale gewährleistet. Frischwasser und Heizungswasser können bei Bedarf über Solarthermie der PVT Hybridmodule (vor)erhitzt werden. Ein hochgedämmter Warmwasserspeicher dient als Langzeitspeicher und unterstützt über Wärmetauscher das Heizungs- und Warmwassernetz (vor allem Mensaküche).
Lufttechnische Anlagen - Alle Räume erhalten Fensterflügel zur Stoßlüftung und als Teil der Nachtauskühlung. Auf Basis der Personenbelegungszahlen werden Klassencluster und Büros mit Fassadenanschluss über dezentrale Lüftungsgeräte mit integriertem Heizregister belüftet. Die dezentralen Geräte belüften bedarfsgerecht entsprechend der durch CO2-Sensoren gemessenen Raumluftqualität. Im Nachtlüftungsfall können die Geräte mit erhöhtem Luftvolumenstrom betrieben werden. Innenliegende WC-Kerne erhalten zusammengefasst jeweils ein Kompakt-Lüftungsgerät in Form eines zwischendecken- montierten KWL-Gerätes im obersten Geschoss. Die Mensa erhält eine eigene Lüftungsanlage, welche die Luftmenge gemäß der Belegung bereitstellt. Außerhalb der Nutzung kann der Raum im Umluftbetrieb beheizt werden. Bei Vollbenutzung wird die maschinelle Lüftung hybrid durch die Fensterlüftung unterstützt. Der Küchenbereich erhält ein separates Küchenlüftungsgerät, bemessen nach VDI2052. Die RLT-Geräte werden im Küchenbereich in der Lüftungszentrale aufgestellt, Zu- und Abluft erfolgen über Erdkanäle.
Wärmeversorgung - Der Wärmebedarf des Gebäudes wird über das Nahwärmenetz durch die bestehende Biogasanlage gedeckt. Das Gebäude ist somit vollständig regenerativ beheizt. PVT Hybridmodule auf dem Dach generieren eine Grundlastabdeckung der Pufferspeicher im Heizfall. Sämtliche Räume, wie Klassen- und Verwaltungsräume, werden über ein Deckenstrahlungssystem beheizt. Dieses wird in Form einer nach Bedarf akustisch wirksamen Decke als fertig montiertes Metallsegel montiert und wird mit sehr niedriger Systemtemperatur betrieben. Das Wärmestrahlungssystem reagiert schnell auf wechselnde innere Lasten und eignet sich somit gut für Klassenräume.
Strom / Fernmeldeanlagen / Gebäudeautomation - Die Stromversorgung erfolgt über die Technikzentrale. Auf dem Dach des Gebäudes soll eine PVT Hybridmodul-Anlage errichtet werden, die zur Optimierung des Eigenverbrauchsanteiles mit einer Batteriespeicheranlage ergänzt wird. Die Stromversorgung des Gebäudes erfolgt mit Niederspannung. Sämtliche Fenster erhalten einen automatisierten, außenliegenden textilen Sonnenschutz als Blendschutz und Schutz vor Wärmeeintrag im Sommer. Die Anbindung an das Telekommunikationsnetz erfolgt über den vorhandenen Anschluss. Das Schulgebäude wird vollflächig und vorschriftsmäßig mit einer Brandmeldeanlage überwacht, die in einem eigenen Raum unterzubringen ist. Im Erdgeschoss neben dem Eingang Mensa wird ein Informationsschwerpunkt (ISP) aufgebaut, auf welchen sämtliche regeltechnisch relevanten Feldgeräte aufgeschaltet werden und angesteuert werden können. Die Antriebe der Raumheizung werden einzeln angesteuert und geregelt. Im Büro des Gebäudeverwalters wird eine Möglichkeit zur Bedienung und Überwachung der Anlagen vorgesehen. Zur Fernüberwachung kann eine Aufschaltung auf ein übergeordnetes Netzwerk hergestellt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf sieht einen 3-geschossigen modularen Massivholzbau mit 12.159 m³ BRI vor und weist ein A/V-Verhältnis von 0,28 auf. Die Geschossdecken werden als Brettstapeldecke mit einer Masseschicht aus wiederverwendbarem Betonschotter ausgeführt. Die weitspannenden Decken über der Mensa werden von BSH-Trägern unterstützt. Der Neubau wird zwischen den Bestandsgebäuden relativ weit im Nordwesten positioniert, wodurch ein schöner Vorplatz, das „Außenforum“ entsteht, über den der Neubau erschlossen wird. Dies wird mit verhältnismäßig schmalen Anbindungen des Neubaus an den Bestand erkauft und führt somit auch zu einer starken Untergliederung der innenliegenden Schüleraufenthaltsbereiche. 

Im Erdgeschoss des Gebäudes angekommen, wird man von einem über Eck zusammenhängenden Forum und Foyer empfangen. Angrenzend an das Foyer befindet sich der Speisesaal der Mensa mit dahinterliegendem Nebenraumprogramm. Positiv hervorzuheben gilt die an den Schulhof angeschlossene Mensa, welche überdachte Sitzplätze im Außenbereich vorsieht. Die Erschließung der im 1. und 2. Obergeschoss gelegenen Cluster erfolgt über ein versetzt zum Eingangsbereich gelegenes Treppenhaus; ein Aufzug ist ebenfalls in direkter Nähe des Treppenhauses verortet und ermöglicht den barrierefreien Weg über den im Foyer gelegenen Höhenversprung (-1,00m).

Das bestehende Treppenhaus zur Erschließung des NaWi-Trakts (081_003 bis 081_005) entfällt, ferner wird ein schmaler Gang ausgebildet, der für diese stark frequentierte Wegebeziehungen kritisch gesehen wird. Die sechs Verwaltungsbüros liegen im 2. OG. Die Klassenräume der Cluster liegen an den Außenwänden, sodass eine natürliche Belichtung gegeben ist. Positiv hervorzuheben ist die Einplanung einer Garderobenzone vor Zugang zu den Lernumgebungen.

Die Clustermitten ermöglichen eine für die vom Nutzer gewünschte Aufteilung der offenen Lernbereiche für jeweils drei Klassenräume und erhalten durch die beiden Loggien eine zusätzliche Aufwertung. Diese gewährleisten eine natürliche Belichtung der innenliegenden Lernbereiche und gleichzeitig eine Blickbeziehung nach außen. Nachteilig für die Nutzung der Clustermitten sind, vor allem für die dem zentralen Treppenhaus zugewandten Klassenräume und Lernbereiche, zu erwartende starke Störungen durch die Erschließung der angrenzenden Bereiche durch die gemeinsame Mitte.

Für die Belüftung werden dezentrale Lüftungsgeräte mit integriertem Heizregister vorgesehen. 
Auf dem Dach wird eine PVT-Hybridmodul-Anlage installiert.
Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Grundriss 2.OG

Grundriss 2.OG

Ansichten und Schnitte

Ansichten und Schnitte

Ansichten und Schnitte

Ansichten und Schnitte

Detailansicht

Detailansicht