modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Kooperativer freiraumplanerischer Wettbewerb | 11/2023

Neugestaltung Marktplatz Brinkum in Stuhr

Visualisierung Marktplatz Brinkum

Visualisierung Marktplatz Brinkum

1. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschaftsarchitektur

tun-architektur Tommy Müller / Nathalie Dudda PartGmbB

Architektur

Burkhard Wand Lichtplanung

Lichtplanung

luminousfields

Visualisierung

Erläuterungstext

Vom Rand zur Mitte
Ein Ort zum Wohlfühlen, eine Stätte zum Verweilen: der neue Marktplatz wird zum lebendigen Treffpunkt für alle Brinkumer. Wie auf einer Leinwand konzentriert der Entwurf alle wichtigen Details auf einer hellen, eindeutig als „Zentrum“ codierten Fläche; soziale, kulturelle und wirtschaftliche Elemente erschaffen eine Collage des gesellschaftlichen Lebens. Wie „Pinselstriche“ verleihen die AkteurInnen (AnwohnerInnen, Gewerbetreibende, BesucherInnen, MarktbeschickerInnen usw.) dem Werk Dynamik – und können sich dabei ihren liebsten Bereich des Platzes auswählen. Ob der geradlinige „Lindenhain“ an der Westseite, der baumbestandene „Salon“ im Süd-Osten oder die „Kids Corner“ im Nord-Osten: die Randzonen des Platzes, durch besonders viel Grün aufgewertet, bieten attraktive Aufenthaltsangebote für das tägliche Leben. Zu besonderen Anlässen wie größeren Veranstaltungen oder Festen kommt die Gemeinschaft auf der Platzmitte zusammen - die freigehaltene Fläche wartet darauf, dass die Brinkumer sie mit ihren Ideen kolorieren.   

Angebote für alle Bedürfnisse 
Der "Lindenhain" prägt die westliche Platzhälfte. Fünf parallel angeordnete Baumreihen trennen hier den Marktplatz von Bremer, Syker und Bassumer Straße. Sie bilden nicht nur eine visuelle Abgrenzung, sondern dienen auch als natürlicher Lärm- und Feinstaubfilter. Durch hohe Aufastung und lockere Kronen bleibt die Wahrnehmung des Platzes in seiner vollen räumlichen Ausdehnung erhalten. Die Möblierung mit paarweise verbundenen Stühlen erlaubt eine flexible Aneignung des Bereiches.
Die Süd-Ost-Ecke verwandelt sich mit neuen Rundbänken um die Bestandsbäume und naturnahen Stauden-Gräser-Pflanzungen in einen gemütlichen, grünen „Salon". Im Schatten der Bäume können BesucherInnen der anliegenden Geschäfte pausieren. Zusätzlich erhalten die gastronomischen Einrichtungen der EG-Zonen Sitzmöglichkeiten auf der Platzfläche. 
Die kleinen BesucherInnen zieht es zur "Kids Corner", hier dürfen sie richtig Kind sein. Das bodenebene Fontänenfeld sorgt an heißen Tagen für Abkühlung, eine Spielskulptur kommt dem Bewegungsdrang des Nachwuchses entgegen. 

Veranstaltungen und Markt
Von Schweinemarkt bis Sommerkino: Die Mitte des Platzes ist für die Höhepunkte des Brinkumer Lebens freigehalten. An der nördlichen Platzseite lässt sich dafür gut eine Veranstaltungsbühne platzieren. Auch der optionale Pavillon richtet sich zur Platzmitte aus - mit Bestuhlung ist selbst er für kleine Events (z.B. Lesungen, Spieletreff o.ä.) gerüstet. 

Die Marktwagen erhalten unter den Bäumen des "Lindenhains" und auf dem Platz ihre Stellplätze. So lässt sich die Anzahl der Stände bedarfsabhängig anpassen. Dank der Bäume ist es für VerkäuferInnen und BesucherInnen auch im Sommer erträglich. Die Befahrung des Platzes ist sowohl von der Georg-Lohmann-Straße als auch der Bremer Straße gewährleistet. 

Und besonders schön auf dem Marktplatz: Das Lichtkonzept mit Mastleuchten in drei Höhen schafft unterschiedlich illuminierte Zonen – mal hell ausgeleuchtet, mal gemütlicher. Zudem eignen sich die Mastleuchten wie auch die Bäume des „Lindenhains“ zur Anbringung von Weihnachtsbeleuchtung. So lässt sich etwa für einen Adventsmarkt eine ganz besondere Stimmung erzeugen. 

Regenwassernutzung und Klimaschutz
Erklärtes Ziel des Entwurfes ist es, möglichst viel Regenwasser vom Platz und den angrenzenden Dachflächen zu speichern und zu nutzen. Dazu führt ein leichtes Gefälle das Niederschlagswasser von der Platzmitte zu Entwässerungspunkten an den Platzkanten. Teile des Niederschlags werden in eine unterirdische Speicherrigole mit einem hohen. Fassungsvermögen eingeleitet. Von dort kann es in ein automatisches Bewässerungssystem überführt und für die Versorgung der Vegetation verwendet werden. So lassen sich auch längere Trockenperioden ohne Trinkwassereinsatz für die Bewässerung überbrücken. Vor Starkregenereignissen erfolgt eine gedrosselte und bedarfsgenaue Entleerung der Speicherrigole. 
Das Regenwasser der westlichen Platzseite wird den Baumrigolen des Lindenhains zugeführt. Sie speichern das Wasser für Trockenzeiten (Schwamm-Prinzip). Bei Starkregen füllt sich zunächst der Retentionsraum im Boden, erst bei Ausschöpfung erfolgt die Abgabe an das öffentliche Kanalnetz. Im Ideenteil nehmen zusätzlich Versickerungsbeete entlang der Georg-Lohmann-Straße sowie an der Bremer Straße überschüssigen Niederschlag auf. Über Drainagerohre wird dieses zu den nebengelegenen Baumstandorten geleitet. 



Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit setzt sich intensiv mit dem Stadtraum auseinander und macht durch den Baumhain eine klare, fast architektonische Setzung. Die Linden gliedern den Raum und zonieren ihn. Sie erzeugen einen Puffer und Filter zwischen Straßen und Platz, bilden mit den Neubauten und ihren Arkaden einen klaren, maßstäblich gelungenen Marktplatz und schaffen gleichzeitig einen schattigen Raum für heiße Sommertage. 
Die städtebauliche Setzung wirkt überzeugend, die Dimensionierung des Marktplatzes ist angemessen. Diese Platzgestaltung verspricht eine gute, alltägliche Aufenthaltsqualität auch dann, wenn keine besonderen Veranstaltungen wie Wochenmarkt, Weinfest oder Schweinemarkt stattfinden. Anerkennung finden der Vorschlag von Rundbänken um die Bäume vor den Neubauten sowie die vorgeschlagenen Standorte für Außengastronomie.
Die Oberflächen aus Klinker und Betonplatten verbinden und gliedern und fügen sich in das Ortsbild ein. Durch die ablesbare und klare Form gelingt auch die Leitung für Sehbehinderte sehr selbstverständlich. 
Der Markt unter den Linden wird als sehr atmosphärisch und gut funktionierend bewertet, gerade auch im Hinblick darauf, dass häufig nur wenige Marktstände anwesend sind. Die Wahl der Baumart Linde wird allerdings in Bezug auf ihre langfristige Größe sowie ihre Honigtau-Absonderungen in Frage gestellt. 
Eine Abgrenzung zur Straße wird vermisst, sowohl für die Aufenthaltsqualität unter den Bäumen wie auch für die Sicherheit von Kindern. Das vorgeschlagene Beleuchtungskonzept erscheint gut durchdacht. 
Darüber hinaus wird diskutiert, ob die Flächen unter den Linden noch großflächiger mit wassergebundener Decke befestigt werden könnten, um einen größeren Anteil von nicht versiegelten Flächen zu erhalten. Punktuelle, feste Sitzangebote könnten die Aufenthaltsqualität unter den Baumreihen erhöhen.
Der vorgeschlagene Standort für den Pavillon überzeugt nicht, da er die Sicht auf die Geschäfte versperren würde. Die Befestigung der Fahrbahn der Bremer Straße mit Klinkern ist nicht erwünscht.
Perspektive mit Baumhain, Marktplatz Brinkum

Perspektive mit Baumhain, Marktplatz Brinkum

Lageplan Marktplatz Brinkum

Lageplan Marktplatz Brinkum

Schnittansicht Marktplatz Brinkum

Schnittansicht Marktplatz Brinkum

Be-und Entwässerung Marktplatz Brinkum

Be-und Entwässerung Marktplatz Brinkum