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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Neubau Bundesministerium und Wohnungen Postblockareal Süd in Berlin

Wilhelmstraße / Zimmerstraße - Blick Nordost

Wilhelmstraße / Zimmerstraße - Blick Nordost

3. Preis

Preisgeld: 67.500 EUR

Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner

Tragwerksplanung, Brandschutzplanung

Alhäuser + König Ingenieurbüro GmbH

TGA-Fachplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

Nachhaltigkeitskonzept

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf versteht sich als Fortsetzung des nördlichen Bebauungsteils, und nutzt dementsprechend Vor- und Rücksprünge sowie Höhenversprünge entlang der Wilhelmstraße um den Großmaßstab zu brechen, und den Ministeriumeingangs zu markieren. Im inneren des Blocks zeigt der Entwurf ein größeres, annährend quadratisches Karree mit einem großzügigen Lichthof, in dem der Großteil der Arbeitsplätze auf einfache und symmetrische Weise um vier Kernzonen arrangiert ist. Südlich zur Kreuzung verlängert sich die Ministeriumsnutzung, mit Bibliothek und Dienstleistern im EG, wodurch die Wohnnutzung erst weiter östlich entlang der Zimmerstraße beginnt. Diese ist mit einfachen Wohneingängen von der Zimmerstraße um zwei Treppenkerne gegliedert, und wird zum östlichen „Stadtschlitz“ hin an der Ecke mit einem etwas überhöhten Wohnturm akzentuiert. Zwischen Ministerium und Wohnnutzung bleibt ein breiter, nach osten offener Hof der ohne Unterkellerung gute Belichtung und Begrünung für beide Nutzungen verspricht.

Als Alleinstellungsmerkmal sieht der Entwurf nicht nur einen gut strukturierten und belichteten Eingangsbereich des Ministeriums von der Wilhelmstrasse vor, sondern schafft einen nahezu gleichwertigen Foyerbereich im inneren des Blocks, der als ministerieller Eingang und Protokollvorfahrt dient. Von beiden Foyers öffnen sich Blickbeziehungen zum Innenhof und vertikale Lufträume mit Freitreppen, die vor allem in den Obergeschossen wohltuende Auflockerung und vertikale Kommunikationszonen in den Bürozeilen ermöglichen.

Städtebaulich wirkt die Lösung des Ministeriums gut proportioniert und eingefügt, mit Eingängen an den richtigen Stellen. Nach Norden hin überschreitet der Entwurf die Baugrenze des B-Plans, wodurch die ursprüngliche Breite des Stadtschlitzes laut B-Plan wiederhergestellt wird, was grundsätzlich stadträumlich nachvollziehbar wirkt.

Die Geste des gedoppelten Foyers wirkt unmittelbar funktionell ansprechend, wird in der Jury aber kritisch diskutiert, und scheint flächen- und nutzungsmäßig zu groß geraten sowie sicherheitsmäßig herausfordernd. Die Organisation der Obergeschosse mit wenig Fluchttreppen und variierten Gebäudetiefen ist hingegen überzeugend gelöst, was zusammen mit den guten Hofsituationen hohe Arbeitsplatzqualität verspricht.

Die Wohnnutzung bietet grundsätzlich die gewünschten Qualitäten mit Eingängen von der Zimmerstraße und annehmbaren Wohnungen, jedoch ist die Lösung mit einem asymmetrischen Eckturm als Gegenüber zum Charlie Living nicht nachvollziehbar, und scheint städtebaulich, brandschutzmäßig und wohngeometrisch mehr Probleme als Lösungen zu schaffen. An dieser Stelle ist der Entwurf im Konflikt mit dem B-Plan, und nutzt einerseits das nicht die volle Breite zum Stadtschlitz, überschreitet aber andererseits den Respektabstand zum Nachbargebäude.

Die Jury würde sich wünschen, dass die Wohnnutzung einen größeren Teil der Zimmerstraße bis zur Kreuzung belegen würde, wodurch auf einfachere Weise sowohl eine Belebung der Strassenzeile als auch verbesserte Wohnungsgrundrisse mit Anleiterbarkeit entstehen könnten. Die geteilte Hofnutzung zwischen Wohnen und Ministerium ist in dem Entwurf nicht ausreichend gelöst, und wird weitere Sicherheitsmaßnahmen im Hof benötigen.

Die Jury würdigt das Bestreben des Entwurfs ein breites Angebot an Nachhaltigkeitslösungen einzusetzen, und dem Thema eine ernsthafte Rolle zu geben. So sind die Fassaden in der Ausformung für passive Verschattung, teilweise Begrünung und diskreten Einsatz von PV gedacht, was grundsätzlich richtig und plausibel erscheint, wenn auch nicht überall auf den Plänen gleich dargestellt. Der Ausdruck der Fassaden ist gut proportioniert und angemessen den Nutzungen entsprechend differenziert. Der Einsatz ist von Aluminiumfassaden wirkt sich positiv auf die Bilanzen aus, wobei die Bürofassaden dabei überzeugender ausfallen als die Wohnfassaden, wo das flächig angewendete Material weniger ansprechend erscheint. Die steinerne Sockellösung wirkt nachvollziehbar, die Proportionierung der Öffnungen entlang der Gehwege sollten verfeinert werden.

Die Anwendung von Holzhybrid-Konstruktion mit Lehmdecken (oberhalb des EGs in Massivbauweise) wird begrüßt, muss aber hinsichtlich des Schallschutzes überprüft werden. Ein schlüssiges Lüftungskonzept ist textlich beschrieben, findet sich aber nicht ablesbar in den Plänen wieder.
Innenhof Ministerium mit Blick auf den Eingangsbereich

Innenhof Ministerium mit Blick auf den Eingangsbereich

Ministerialbau Eingangshalle / Lobby

Ministerialbau Eingangshalle / Lobby

Lageplan

Lageplan

Konzept Grünanlagen / Stadtraum

Konzept Grünanlagen / Stadtraum