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Einladungswettbewerb | 12/2023

Neuentwicklung Areal Neue Strandlust in Bremen-Vegesack

ein 1. Preis

Preisgeld: 28.000 EUR

GWJ Architektur AG

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

H PLUS S Gastronomiefachplanung GmbH

Innenarchitektur

Ramboll Deutschland GmbH

Wasserbau

Erläuterungstext

Die Neue Strandlust vermittelt zwischen Stadt, Ufer und Park. Als übergeordneter öffentlicher Freiraum führt die Weserpromenade an der Neuen Strandlust vorbei. Das neue Quartier-Ensemble setzt mit seinen gastronomischen Angeboten an der Promenade einen neuen Akzent. Die 1898 erbaute Strandlust hat im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Wandlungen erfahren, sich den Bedürfnissen der Gemeinschaft angepasst und repräsentiert ihre historische Bedeutung, gesellschaftliche Stellung und Vielseitigkeit.

Die Strandlust war stets als markantes Gebäude-Ensemble an der Ecke erkennbar. Das Erdgeschoss und seine Umgebung sind seit jeher integraler Bestandteil der 'Maritime-Meile', geprägt durch öffentliche Nutzungsmöglichkeiten wie ein Restaurant, der Park und einen Biergarten. Wie auch früher, die subtile Drehung des Gebäudes auf dem Grundstück schafft einen trichterförmigen Blick in den Park und eine unmittelbare Sicht auf die herannahende Weser.

Das neue Ensemble, besteht aus einem Sockel und fünf darauf errichteten Gebäuden, das vervollständigt sich durch einen Veranstaltungssaal auf der Hofebene im Hauptgebäude, ein Bistro im Gebäude zur Weserseite und in Richtung Rohrstrasse ein Infopoint, Zugang zur Tiefgarage und ein Museum zur Geschichte der Strandlust zu finden sind. Die flexible Hofebene ermöglicht vielfältige Dienstleistungen in Richtung Stadt sowie Wohnungen zum Park und zur Weser, mit integrierten gemeinschaftlichen Nutzungen und individuellen Adressen für die Bewohner.

In Vegesack zeichnet sich die vielfältige Architektur durch differenzierte Baukörper und Dachformen aus, die eine kleinteilige Dachlandschaft bilden. Die Gebäude integrieren sich in diese Umgebung, brechen Ansichten durch ihre Dachform, verbessern die Massstäblichkeit und fördern Sichtbeziehungen und Belichtungsverhältnisse.

Beurteilung durch das Preisgericht

Als „Quartier-Ensemble“ bezeichnen die Verfassenden eine Gruppe fünf ähnlicher Baukörper, die eine gemeinsame Mitte definieren. Die Konzeption ist bestechend und das Ensemble wirkt wie eine differenzierte Einheit und gleichermaßen wie eine kompakte Vielheit.
Der relativ geringe Fußabdruck lässt den Stadtgarten auf beeindruckend einfache Weise weitgehend unberührt und vergrößert optisch die zusammenhängende Grünflächen - ebenfalls unproblematisch für die denkmalpflegerischen Belange in Bezug auf das Einzeldenkmal Bootshaus.
Das gewünschte gastronomische und Veranstaltungsangebot wird folgerichtig und auf unterschiedlichen Niveaus an der Promenade organisiert: Bistro, Biergarten, Restaurant, Foyer und Saal haben gute Ausblickmöglichkeiten auf die Weser und das gegenüberliegende Ufer.
Das vielfältige Wohnungsangebot hat eine gute, eindeutige Adresse - Wohnen an der Weser. Die vorgeschlagenen rötlichen Fassadenziegel sind regionaltypisch, die wie ein Muster über die Außenwände gezogene Fassadengestaltung fasst das Ensemble ebenfalls zusammen und stärkt die Identität der neuen Bauten.
Die Zugänge zu den Wohnungen in den Gebäudefugen liegen nachvollziehbar und können durchaus Sogwirkung entfalten, die vorgeschlagenen Maßnahmen für den Hochwasserschutz wirken ebenso plausibel wie pragmatisch.
Das vorgeschlagene Design for Disassembly wird - ergänzt durch die nachvollziehbaren Vorschläge für nachhaltiges Bauen - positiv zur Kenntnis genommen.
Dennoch gibt es Kritik: durch die Nähe der Baukörper untereinander wirkt der Außenraum im Zentrum recht klein und beengt. Der Raumkörper wirkt weniger dominant entworfen als die ihn bildenden Gebäude, die Erreichbarkeit seiner wichtigen Hoffläche - z.B. für Einsatzfahrzeuge - ist sehr kompliziert und würde in Bezug auf funktionale Benutzbarkeit auch Auswirkungen auf die vorgeschlagene Gestaltung haben, des Weiteren können die Privatsphäre wie die Ausblicke aus zahlreichen der dicht nebeneinander platzierten Wohnungen (obwohl die Verfasser die 2. Reihe vorsätzlich vermeiden wollen) ebenfalls nicht gänzlich überzeugen.
Das gastronomische Angebot wird insgesamt gut angeordnet und organisiert, allerdings sind die Erschließung, Garderobensituation, Versorgung und die Organisation von Gästeströmen nicht optimal. Im Übergangsbereich der Freianlagen und Außenräume ist die klare ´Kante’ der Bebauung zum Stadtgarten zu abrupt und dominant.
Kritisch wird die Adressbildung und Ablesbarkeit der ´neuen Strandlust´ in einem vergleichbar proportionierten und gestalteten Baukörper gesehen. Die neue Strandlust scheint im Ensemble etwas unterzugehen, ihr Auftritt lässt erkennbare ´Grandezza´ vermissen - und von der Stadt kommend - präsentiert sich den Besuchern eher das vorgeschlagene Stadtmuseum als der zukünftig wieder überregional wichtige Veranstaltungsort.
Alles in allem ein überzeugender Entwurf, mit erfreulich kleinem Footprint, einem anspruchsvollen Konzept und einer individuellen Gestaltung.