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Offener Wettbewerb | 12/2023

Gartenschau Vaihingen an der Enz 2029

Der Experimentalpark als neuartiger Parktypus auf dem Häcker-Areal Nord

Der Experimentalpark als neuartiger Parktypus auf dem Häcker-Areal Nord

3. Preis / Freiraum

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

rheinflügel severin

Stadtplanung / Städtebau

A.Calitz Visual

Visualisierung

Erläuterungstext

NEUE UFERPARKS EIN PARKBAND BEIDSEITIG DER ENZ
Der Flusslauf der Enz grenzt direkt an den historischen Stadtkern von Vaihingen und war entscheidend für den Charakter und die wirtschaftliche Entwicklung über Jahrhunderte hinweg. Mit der städtebaulichen Konversion innenstadtnaher Randbereiche erfährt die Enz eine erhebliche Aufwertung und rückt erneut in den Fokus zukünftiger Stadtentwicklung. Mit der Aufgabe gewerblicher und industrieller Nutzungen werden große Potenziale freigesetzt und der Sprung über die Enz ein logischer nächster Schritt. Die vormals stark monofunktional geprägten Grundstücke werden in eine Abfolge kleinteiliger Nutzungsbausteine transformiert und schaffen ein vielfältiges Programm für unterschiedliche Altersstufen und Interessen – vom ruhigen Naturgenuss bis zur sportlichen Betätigung.

WEGEACHSEN ZUM WASSER ENGE VERKNÜPFUNG VON STADT UND FLUSS
Querachsen verspannen die einzelnen Parkbereiche mit der Innenstadt über die Enz hinweg und schaffen somit ein wiedererkennbares Motiv über sämtliche Parkabschnitte hinweg. Die Innenstadt rückt somit näher ans Wasser. Die querenden Wegeachsen definieren sich über eigenständige Materialität und Baumart. Die hellen Asphaltbänder werden durch eine breite Stahlkante begleitet und heben sich klar von den uferbegleitenden Wegen ab. Unterstützt wird die Geste durch Baumreihen aus Gleditsia triacanthos ‚Skyline‘, die ein wiederkehrendes Motiv in den unterschiedlichen Abschnitten schaffen. Die neuen Wegeachsen schaffen Orientierung und rhythmisieren die Uferzone. Der emblematische Blick auf Schloss Kaltenstein wird dabei aus unterschiedlichen Perspektiven ermöglicht.

BÜRGERGÄRTEN KÖPFWIESEN TRANSFORMATION IN EINEN BÜRGERPARK FÜR ALLE
Die wichtige Schnittstelle zwischen Bürgergärten und Altstadt, rund um das Enßle-Areal, wird städtebaulich neu geordnet. Durch die trichterförmige Aufweitung zum Tränkgässle wird ein markanter Stadteingang geschaffen. Die Fuge zwischen Enßle-Areal und Parkhaus Köpfwiesen wird als durchgehende urbane Platzfläche ausgebildet und schafft eine neue Großzügigkeit und klare Orientierung. Die historisch wertvollen Bürgergärten in den Köpfwiesen stellen eine lokale Besonderheit dar, Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements und aktiv gelebter Teil einer jahrhundertealten Tradition. Die der Stadt vorgelagerte Gartenlandschaft bis hinunter zum Enzufer eignet sich hervorragend für einen zentrumsnahen Stadtpark. Die großformatigen Parzellenzuschnitte verhindern jedoch eine durchgängige öffentliche Erschließung. Das Konzept sieht deshalb Unterbrechungen an geeigneten Stellen vor um die Durchlässigkeit zu erhöhen zu schaffen. Ein Netz aus Haupt- und Nebenwegen füllt den verfügbaren Zwischenraum und schafft einen neuen Typ Bürgerpark ohne den gärtnerischen Charakter aufzugeben. Nutzungsbänder konzentrieren typische Bausteine wie Kinderspiel und Picknickwiesen. Die temporäre Festwiese für den Vaihinger Kultursommer wird nach Osten gerückt und erhält eine verstärkte Präsenz. Die Kulturscheune im umgebauten Pferdestall ergänzt das Kulturangebot mit Gastronomie und gemeinschaftlichen Werkräumen für Vereine und Initiativen, beispielsweise für die griechische Gemeinde. Eine in den Deich eingepasste Sitzstufenanlage bildet den räumlichen Abschluss. Der Hochwasserschutzdamm wird als markante bogenförmige Panoramapromenade mit Uferbalkonen ausgebildet.

HÄCKER-AREAL NORD EXPERIMENTALPARK ALS NEUARTIGER PARKTYP
In Ergänzung zum Bio-Science-Center in den erhaltenen Fabrikstrukturen werden die nördlich gelegenen Produktionsflächen des Häcker-Areals in ein großflächiges Experimentierfeld transformiert mit der Themenwelt Umwelt, Landwirtschaft und Gesundheit. Markante bauliche Relikte werden in die neue Parklandschaft integriert und schaffen eine stimmungsvolle Kulisse. Der neuartige Experimentalpark vereint eine abwechslungsreiche Parklandschaft mit spannenden Forschungsthemen und ungewöhnlichen Spielobjekten in robuster industrieller Kulisse. Satellitenartige Stationen mit relevanten Forschungsthemen zu Klimaanpassung und resilienter Nahrungsmittelproduktion sorgen für eine abwechslungsreiche Bespielung des öffentlich zugänglichen Gesamtareals. Die quadratischen Becken der Äschereianlage schaffen einen großformatigen Teppich aus Testfeldern für klimaangepasste Nutzpflanzenarten. Die zylinderförmigen Becken der ehemaligen Betriebskläranlage werden zu einer Aquaponik-Anlage umgewandelt, ein begehbarer Panoramasteg führt bis an den erhöht liegenden Beckenrand. Die nordwestliche Flanke des Parks wird als Bewegungsparcour ausgebildet. Ein großformatiges Spielobjekt aus gefalteten Stahlrohren erinnert an die industrielle Vergangenheit und integriert ungewöhnliche Spielthemen. Das größte der ehemaligen Klärbecken wird als einzigartige Kletterlandschaft zugänglich gemacht.

ENZUFERPARK EIN AKTIVER PARK FÜR ALLE
Das Weller-Areal mit der ehemaligen Gärtnerei wird zu einem neuen Stadtbaustein, das vorhandene Fachwerkgebäude zu einer Begegnungsstätte mit Kiezcafé. Die neue Anlegestelle für die Stocherkahnfahrten entwickelt sich aus der Platzgeometrie und erlaubt einen barrierefreien Zugang. Ein Teil der ehemaligen Gewächshausstrukturen auf dem Gärtnerei-Areal wird erhalten und bildet ein markantes Pergoladach über dem Jugendaktivbereich. Das Objekt wird unterschiedlich bespielt. Eine Skateanlage mit Pool sowie kleinere Nutzungen wie Tischtennis schaffen einen urbanen
Aufenthaltsort, ein gestuftes Podium aus Holz wird zum neuen Zentrum. Die derzeit monofunktionalen Sportanlagen am Egelsee werden zu einem zusammenhängenden Uferpark mit vielfältigen Aktivangeboten für alle Altersgruppen. Die zellenartige Wegestruktur ermöglicht Rundwege unterschiedlicher Länge. In die großzügigen Wiesenflächen sind inselartige Aktivbausteine von Calesthenics bis Kinderspiel eingestreut. Die Enzterrassen bilden das Kernstück der Parkanlage. Die abgeflachte Uferböschung mit langen Sitzstufen sorgt für einen einfachen Gewässerzugang. Der vorgelagerte Kiesstrand schafft einen stimmungsvollen Ort direkt an der Wasseroberfläche. Ein Wasserspielplatz auf der oberen Parkebene greift die Mineralität des Kiesstrandes auf und übersetzt diese in eine artifizielle Spielwelt. In die Kiesflächen eingebundene Betonelemente schaffen ein Netz aus Wasserleitungen, die aktiv gesteuert werden können. Ansteuerbare „Regenbäume“ und Wasserdüsen sorgen für ein interaktives Spielerlebnis. Das für das Heimatfest Maiadag genutzte Baumrondell wird als eigenständiges Element freigestellt und bildet auch außerhalb der Festnutzung einen stimmungsvollen Ort im Park.
STÄDTEBAU ENSSLE-AREAL AKZENTUIERUNG DES STADTEINGANGS
Für die Fläche am Rande der Altstadt wird eine Neubebauung mit einer angemessenen Körnung und einer signifikanten Öffnung zur Enz vorgeschlagen. Vier giebelständige Gebäude richten sich zur Straße Im Mühlkanal aus, wobei der südöstlichste Baukörper größer und höher ist und sich entsprechend der örtlichen Geometrie ein Stück herausdreht, um dem gegenüberliegenden Tränkgässle räumlichen Halt zu geben. Hierdurch entsteht am Schnittpunkt von Bädergasse, Tränkgässle und Im Mühlkanal sogar ein kleiner Platz. Der größere Baukörper wird von öffentlichen Flächen umspült und kommt seiner räumlichen Bedeutung über die funktionale Belegung des Erdgeschosses mit einer Gemeinwohlnutzung nach. Alle weiteren Geschosse enthalten Wohnungen. In den 3 benachbarten Gebäuden wird auf allen Ebenen gewohnt mit unmittelbar angrenzenden Gärten an der Südwestseite. Insgesamt entsteht ein Ensemble von 4 Gebäuden, welches zwischen der Altstadt und dem Freiraum an der Enz vermittelt.

STÄDTEBAU HÄCKER-AREAL BIO-SCIENCE-CENTER ALS NEUE ATTRAKTION
Für das ehemalige Fabrikgelände wird eine Konversion zu einem Bio-Sience-Center vorgeschlagen. Analog vom Prinzip, aber inhaltlich ergänzend zur Experimenta in Heilbronn wird ein Sience-Center mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften vorgeschlagen. Hier soll im Bereich Umwelt, Landwirtschaft und Gesundheit geforscht und die Forschung gleichwohl präsentiert werden. Dafür bieten die großzügigen Außenanlagen zusammen mit den zu sanierenden Bestandsgebäuden und den Potentialflächen für Neubauten einen idealen Ort am westlichen Stadteingang von Vaihingen. Die Erschließung erfolgt über einen inneren Platz, dessen Raukanten gleichwohl wohl durch das bestehende Fabrikgebäude wie die Neubauten gebildet werden. Der innere Platz versteht sich als Ankunfts- und Aufenthaltsort. Er ist gleichwertig vom Fuß- und Radweg entlang der Enz, über die neue Fußgängerbrücke oder von den östlich und südlich angelagerten Stellplätzen erreichbar. Die Stellplätze werden unmittelbar über den Kreisverkehr erschlossen, in dessen Nähe sich auch eine Bushaltestelle befindet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept basiert auf der Idee, ein Parkband beidseitig der Enz zu entwickeln und arbeitet dabei stark mit einer durchgehenden Gestaltsprache hinsichtlich eines rhombenartig gesamtheitlichen Wegesystems als Erkennungsmerkmal. Die Auen im Norden, die Bürgergärten in der Enzschleife, das Gelände „Weller“ sowie das überwiegend sportlich entwickelte EgleGelände werden inhaltlich gut auf unterschiedliche Nutzungsvielfalten fokusiert bearbeitet. Allerdings stellen die Teilabschnitte sehr unterschiedliche kulturhistorische Grundflächen dar, so dass die gewählte Formensprache der öffentlichen Wegeführungen zumindest als bedenklich angesehen werden kann.

Unabhängig dieses Kritikpunktes werden die Nutzungen und die künftigen Inhalte für die dauerhafte Freiräume nach der Gartenschau sehr gut herausgearbeitet. Die Überflutungsflächen im Norden werden mit einfachen naturnahen Spielbereichen, Wiesenund Obstbaumflächen nahe des Ufers gut platziert und lässt die Weite der Auen weiterhin erfahren.

Die aufgelassenen Klärbereiche des Häcker Areals zu Kletter- und zum Teil spielerischen Experimentierflächen umzuwidmen ist eine sehr gute und nachvollziehbare Idee, scheint aber etwas zu stark inszeniert, so dass für das Eidechsenhabitat sogar Teilflächen außerhalb des Planungsgeländes gesucht wurden. Hier wäre etwas weniger Aufwand im Licht eines Reminiszenz Gedankens mehr. Der Bestand wird etwas halbherzig berücksichtigt, und bislang grüne Bereiche wieder befestigt.

Die bürgerlichen Gärten vor der eigentlichen Stadt - als Alleinstellungsmerkmal historischer Gartenkultur – werden mit der Planung im Ansatz grundsätzlich richtig betrachtet, so dass die Grundstücke und Gartenhäuser weitgehend im Bestand berücksichtigt werden. Eine intensivere Auseinandersetzung zu den ebenso kuturhistorischen bedeutenden Mauern, Wegebreiten, Randbereichen oder hof am ehemaligen Reitstall wird kritisch hinterfragt. Das eingangs erwähnte Wegenetz konterkariert hier jedoch die historischen Wegebezüge von der Enz in die Altstadt.

Die Festwiese zwischen ehemaliger Pferdestall – geplant als Kulturscheune mit Café – einem Spielplatz als Auftakt von der Innenstadt und mit Blick sowohl auf die Enz wie auf das Schloss ist dort geografisch gut platziert, wird aber in Punkto Lärmquelle nahe der Wohnbebauung in der Altstadt sehr kontrovers diskutiert. Nur als Spiel- oder Enzwiesen wären sie allerdings ein Gewinn gerade eben an jener Stelle. Frage der Größe öffentlicher Durchwegungen wird allerdings vermisst. Auch das Einweben von drei breiten öffentlichen Grünspangen mit Picknickplätzen, Parcouranlagen und Gemeinschaftsgärten mit Werk Die Belassung der Bürgergärten am Wellerareal mit Übergang zu beidseitigen Aktivflächen zum Skaten, Bolzen und Bouldern überwiegend für Jugendliche wird sehr begrüßt – auch der Zugang im Norden mit einer Wiesenfläche anstelle der heute dichten Nutzungskante an der Enzmauer. Der Stadtstrand mit Kiesbank und Sitzstufen der neuen Enzterrassen baut gut und landschaftlich sehr ansprechend auf die Vorgaben der Gewässerplanung auf. Einfache Wegeführungen, kleine Platzstrukturen und Spielelemente untermauern diese öffentlichen Freiräume wohltuend. Das Baumrondell wird von weiteren umrundenden Wegeführungen gut verschont. Die Arbeit zeigt sehr gute und vielfältige Freiräume und Nutzungen entsprechend der städtischen Strukturen Verbindungen und Blickbeziehungen auf. Der Umgang mit der Kulturhistorie hätte jedoch noch mehr herausgearbeitet werden können.

Städtebauliche Konzeption – Enßle Areal
Für das Enßle-Areal schlagen die Verfasser eine vollständige Neuordnung mit einem zentral positionierten Solitär (Kulturhaus als Wohn- und Veranstaltungsgebäude) sowie einer Reihe giebelständiger Stadthäuser vor. Zwar gelingt den Verfassern damit eine nachvollziehbare Maßstäblichkeit und Körnung, und eine gute Besetzung der neuen Stadtfuge, gleichwohl werden die Ersatzneubauten in ihrer historischen Reminiszenz in Frage gestellt.

Städtebauliche Konzeption – Häckerareal
Für das Häcker-Areal schlagen die Verfasser mit einem Bio-Science-Center eine auf den ersten Blick inspirierende Interpretation des altindustriellen Areals als Forschungs-, Experimentier- und Erfahrungsraum vor. Vorgefundene Bestandstrukturen werden dabei überzeugend in eine erlebbare Transformationslandschaft verwoben. Ein Vorschlag der sowohl bezogen die Nutzungsskizze wie städtebaulicher Dimension äußerst kraftvoll im Raum positioniert wird und ein eigene Maßstäblichkeit entwickelt, die durchaus kontrovers diskutiert wird. Mag das Konzept eine Nutzungsperspektive mit durchaus überregionaler Strahlkraft versprechen, wird deren Realisierbarkeit äußerts skeptisch bewertet. Da die bauliche Struktur jedoch nahezu ausschließlich aus der vorgeschlagenen Nutzungsidee entwickelt scheint, bietet diese kaum Flexibilität für veränderte Nutzungsszenarien.

Gesamtübersicht

Gesamtübersicht

Konzept

Konzept

Vertiefung Häcker-Areal Nord

Vertiefung Häcker-Areal Nord

Vertiefung Bürgergärten Köpfwiesen und Stadteingang

Vertiefung Bürgergärten Köpfwiesen und Stadteingang

Vertiefung Weller Areal und Uferpark mit Enzterrassen

Vertiefung Weller Areal und Uferpark mit Enzterrassen

Nutzungsisometrie Enßle-Areal

Nutzungsisometrie Enßle-Areal

Nutzungsisometrie Häckler-Areal

Nutzungsisometrie Häckler-Areal

Uferpark mit Enzterrassen und Wasserspielplatz

Uferpark mit Enzterrassen und Wasserspielplatz