NEUE UFERPARKS EIN PARKBAND BEIDSEITIG DER ENZ
Der Flusslauf der Enz grenzt direkt an den historischen Stadtkern von Vaihingen und war entscheidend für den Charakter und die wirtschaftliche Entwicklung über Jahrhunderte hinweg. Mit der städtebaulichen Konversion innenstadtnaher Randbereiche erfährt die Enz eine erhebliche Aufwertung und rückt erneut in den Fokus zukünftiger Stadtentwicklung. Mit der Aufgabe gewerblicher und industrieller Nutzungen werden große Potenziale freigesetzt und der Sprung über die Enz ein logischer nächster Schritt. Die vormals stark monofunktional geprägten Grundstücke werden in eine Abfolge kleinteiliger Nutzungsbausteine transformiert und schaffen ein vielfältiges Programm für unterschiedliche Altersstufen und Interessen – vom ruhigen Naturgenuss bis zur sportlichen Betätigung.
WEGEACHSEN ZUM WASSER ENGE VERKNÜPFUNG VON STADT UND FLUSS
Querachsen verspannen die einzelnen Parkbereiche mit der Innenstadt über die Enz hinweg und schaffen somit ein wiedererkennbares Motiv über sämtliche Parkabschnitte hinweg. Die Innenstadt rückt somit näher ans Wasser. Die querenden Wegeachsen definieren sich über eigenständige Materialität und Baumart. Die hellen Asphaltbänder werden durch eine breite Stahlkante begleitet und heben sich klar von den uferbegleitenden Wegen ab. Unterstützt wird die Geste durch Baumreihen aus Gleditsia triacanthos ‚Skyline‘, die ein wiederkehrendes Motiv in den unterschiedlichen Abschnitten schaffen. Die neuen Wegeachsen schaffen Orientierung und rhythmisieren die Uferzone. Der emblematische Blick auf Schloss Kaltenstein wird dabei aus unterschiedlichen Perspektiven ermöglicht.
BÜRGERGÄRTEN KÖPFWIESEN TRANSFORMATION IN EINEN BÜRGERPARK FÜR ALLE
Die wichtige Schnittstelle zwischen Bürgergärten und Altstadt, rund um das Enßle-Areal, wird städtebaulich neu geordnet. Durch die trichterförmige Aufweitung zum Tränkgässle wird ein markanter Stadteingang geschaffen. Die Fuge zwischen Enßle-Areal und Parkhaus Köpfwiesen wird als durchgehende urbane Platzfläche ausgebildet und schafft eine neue Großzügigkeit und klare Orientierung. Die historisch wertvollen Bürgergärten in den Köpfwiesen stellen eine lokale Besonderheit dar, Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements und aktiv gelebter Teil einer jahrhundertealten Tradition. Die der Stadt vorgelagerte Gartenlandschaft bis hinunter zum Enzufer eignet sich hervorragend für einen zentrumsnahen Stadtpark. Die großformatigen Parzellenzuschnitte verhindern jedoch eine durchgängige öffentliche Erschließung. Das Konzept sieht deshalb Unterbrechungen an geeigneten Stellen vor um die Durchlässigkeit zu erhöhen zu schaffen. Ein Netz aus Haupt- und Nebenwegen füllt den verfügbaren Zwischenraum und schafft einen neuen Typ Bürgerpark ohne den gärtnerischen Charakter aufzugeben. Nutzungsbänder konzentrieren typische Bausteine wie Kinderspiel und Picknickwiesen. Die temporäre Festwiese für den Vaihinger Kultursommer wird nach Osten gerückt und erhält eine verstärkte Präsenz. Die Kulturscheune im umgebauten Pferdestall ergänzt das Kulturangebot mit Gastronomie und gemeinschaftlichen Werkräumen für Vereine und Initiativen, beispielsweise für die griechische Gemeinde. Eine in den Deich eingepasste Sitzstufenanlage bildet den räumlichen Abschluss. Der Hochwasserschutzdamm wird als markante bogenförmige Panoramapromenade mit Uferbalkonen ausgebildet.
HÄCKER-AREAL NORD EXPERIMENTALPARK ALS NEUARTIGER PARKTYP
In Ergänzung zum Bio-Science-Center in den erhaltenen Fabrikstrukturen werden die nördlich gelegenen Produktionsflächen des Häcker-Areals in ein großflächiges Experimentierfeld transformiert mit der Themenwelt Umwelt, Landwirtschaft und Gesundheit. Markante bauliche Relikte werden in die neue Parklandschaft integriert und schaffen eine stimmungsvolle Kulisse. Der neuartige Experimentalpark vereint eine abwechslungsreiche Parklandschaft mit spannenden Forschungsthemen und ungewöhnlichen Spielobjekten in robuster industrieller Kulisse. Satellitenartige Stationen mit relevanten Forschungsthemen zu Klimaanpassung und resilienter Nahrungsmittelproduktion sorgen für eine abwechslungsreiche Bespielung des öffentlich zugänglichen Gesamtareals. Die quadratischen Becken der Äschereianlage schaffen einen großformatigen Teppich aus Testfeldern für klimaangepasste Nutzpflanzenarten. Die zylinderförmigen Becken der ehemaligen Betriebskläranlage werden zu einer Aquaponik-Anlage umgewandelt, ein begehbarer Panoramasteg führt bis an den erhöht liegenden Beckenrand. Die nordwestliche Flanke des Parks wird als Bewegungsparcour ausgebildet. Ein großformatiges Spielobjekt aus gefalteten Stahlrohren erinnert an die industrielle Vergangenheit und integriert ungewöhnliche Spielthemen. Das größte der ehemaligen Klärbecken wird als einzigartige Kletterlandschaft zugänglich gemacht.
ENZUFERPARK EIN AKTIVER PARK FÜR ALLE
Das Weller-Areal mit der ehemaligen Gärtnerei wird zu einem neuen Stadtbaustein, das vorhandene Fachwerkgebäude zu einer Begegnungsstätte mit Kiezcafé. Die neue Anlegestelle für die Stocherkahnfahrten entwickelt sich aus der Platzgeometrie und erlaubt einen barrierefreien Zugang. Ein Teil der ehemaligen Gewächshausstrukturen auf dem Gärtnerei-Areal wird erhalten und bildet ein markantes Pergoladach über dem Jugendaktivbereich. Das Objekt wird unterschiedlich bespielt. Eine Skateanlage mit Pool sowie kleinere Nutzungen wie Tischtennis schaffen einen urbanen
Aufenthaltsort, ein gestuftes Podium aus Holz wird zum neuen Zentrum. Die derzeit monofunktionalen Sportanlagen am Egelsee werden zu einem zusammenhängenden Uferpark mit vielfältigen Aktivangeboten für alle Altersgruppen. Die zellenartige Wegestruktur ermöglicht Rundwege unterschiedlicher Länge. In die großzügigen Wiesenflächen sind inselartige Aktivbausteine von Calesthenics bis Kinderspiel eingestreut. Die Enzterrassen bilden das Kernstück der Parkanlage. Die abgeflachte Uferböschung mit langen Sitzstufen sorgt für einen einfachen Gewässerzugang. Der vorgelagerte Kiesstrand schafft einen stimmungsvollen Ort direkt an der Wasseroberfläche. Ein Wasserspielplatz auf der oberen Parkebene greift die Mineralität des Kiesstrandes auf und übersetzt diese in eine artifizielle Spielwelt. In die Kiesflächen eingebundene Betonelemente schaffen ein Netz aus Wasserleitungen, die aktiv gesteuert werden können. Ansteuerbare „Regenbäume“ und Wasserdüsen sorgen für ein interaktives Spielerlebnis. Das für das Heimatfest Maiadag genutzte Baumrondell wird als eigenständiges Element freigestellt und bildet auch außerhalb der Festnutzung einen stimmungsvollen Ort im Park.
STÄDTEBAU ENSSLE-AREAL AKZENTUIERUNG DES STADTEINGANGS
Für die Fläche am Rande der Altstadt wird eine Neubebauung mit einer angemessenen Körnung und einer signifikanten Öffnung zur Enz vorgeschlagen. Vier giebelständige Gebäude richten sich zur Straße Im Mühlkanal aus, wobei der südöstlichste Baukörper größer und höher ist und sich entsprechend der örtlichen Geometrie ein Stück herausdreht, um dem gegenüberliegenden Tränkgässle räumlichen Halt zu geben. Hierdurch entsteht am Schnittpunkt von Bädergasse, Tränkgässle und Im Mühlkanal sogar ein kleiner Platz. Der größere Baukörper wird von öffentlichen Flächen umspült und kommt seiner räumlichen Bedeutung über die funktionale Belegung des Erdgeschosses mit einer Gemeinwohlnutzung nach. Alle weiteren Geschosse enthalten Wohnungen. In den 3 benachbarten Gebäuden wird auf allen Ebenen gewohnt mit unmittelbar angrenzenden Gärten an der Südwestseite. Insgesamt entsteht ein Ensemble von 4 Gebäuden, welches zwischen der Altstadt und dem Freiraum an der Enz vermittelt.
STÄDTEBAU HÄCKER-AREAL BIO-SCIENCE-CENTER ALS NEUE ATTRAKTION
Für das ehemalige Fabrikgelände wird eine Konversion zu einem Bio-Sience-Center vorgeschlagen. Analog vom Prinzip, aber inhaltlich ergänzend zur Experimenta in Heilbronn wird ein Sience-Center mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften vorgeschlagen. Hier soll im Bereich Umwelt, Landwirtschaft und Gesundheit geforscht und die Forschung gleichwohl präsentiert werden. Dafür bieten die großzügigen Außenanlagen zusammen mit den zu sanierenden Bestandsgebäuden und den Potentialflächen für Neubauten einen idealen Ort am westlichen Stadteingang von Vaihingen. Die Erschließung erfolgt über einen inneren Platz, dessen Raukanten gleichwohl wohl durch das bestehende Fabrikgebäude wie die Neubauten gebildet werden. Der innere Platz versteht sich als Ankunfts- und Aufenthaltsort. Er ist gleichwertig vom Fuß- und Radweg entlang der Enz, über die neue Fußgängerbrücke oder von den östlich und südlich angelagerten Stellplätzen erreichbar. Die Stellplätze werden unmittelbar über den Kreisverkehr erschlossen, in dessen Nähe sich auch eine Bushaltestelle befindet.