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Offener Wettbewerb | 12/2023

Gartenschau Vaihingen an der Enz 2029

Lageplan

Lageplan

Anerkennung / Freiraum

GDLA I GORNIK DENKEL landschaftsarchitektur partg mbb

Landschaftsarchitektur

AAg Architekten GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Konzept
Die Gartenschau Vaihingen an der Enz 2029 vereint die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unter dem Motto "Bewahren, Erfahren und Gestalten". Dieses nachhaltige Konzept betont das "Cradle to Cradle"-Prinzip.
Mit dem Begriff „Bewahren“ Historische Elemente und die Natur werden gleichermaßen geschützt und integriert, um die Verbindung von gestern und heute zu schaffen.
Unter dem Thema "Erfahren" wird die Umwelt- und Geschichtsbildung aufgewertet. Alte Freiräume werden erlebbar gemacht, und die Besucher können historische Stätten erkunden, ihre Sinne werden dabei gefördert.
Im Rahmen des Leitthemas "Gestalten" wird das volle Potential des Ortes ausgeschöpft. Gewässer werden renaturiert, Plätze und Treffpunkte geschaffen, und Parks bieten Raum für Entspannung in der Natur. Dies schafft eine lebendige Umgebung, die die Schätze der Vergangenheit und die natürliche Umgebung erhält und gleichzeitig den Bedürfnissen der Gegenwart und Zukunft gerecht wird.

Maßnahmen unter den Begriff „Bewahren“
• Historischen Bestand bewahren durch Einbeziehen in neue Planung
• Durch Wiederverwendung von Abbruchmaterialien, diesen wieder Bedeutung in ihrem Nutzen verleihen
• Naturbestand schützen durch sensible Bepflanzung und Integration der Flora und Fauna. Festlegung geschützter, nicht direkt begehbarer Bereiche
• Integration von Elementen die Biodiversität erhalten und fördern
• Kulturelle/Historische Motive kreativ einpflegen
Maßnahmen unter den Begriff „Erfahren“
• Planung von Bildungspfaden
• Planung von Erlebnispfaden oder -Flächen
• Sport und Bewegungsflächen zum Aneignen und Erfahren des Raums
• Multifunktionale Elemente integrieren
• Räume mit freier Aneignung
Maßnahmen unter den Begriff „Gestalten“
• Einbezug regionaler und nachhaltiger Materialien
• Städtebau innovativ, nachhaltig und resilient planen und weiter in die Zukunft denkend
• Klima resilient planen
• Zukunftsfähige Parks/Plätze gestalten
• Hochwasserschutz und Retention kreativ integrieren und gestalten

Städtebauliches Konzept des Enssle-Gebäudes und das neue Quartier im Häckerareal

In der bestehenden Stadtstruktur von Vaihingen existieren bereits städtebauliche Satelliten. Unser Ziel ist es, diese durch den Freiraum zu vernetzen und mithilfe von Aussichtspunkten, in der Ferne deutlich erkennbar zu machen. Dieses Konzept fördert die Zusammengehörigkeit und Attraktivität der Stadt, da es die Verbindung von Landmarken und Satelliten in den Fokus stellt. Die Sichtbezüge von den Aussichtspunkten aus schaffen ein markantes und unverwechselbares Stadterlebnis.
Das städtebauliche Konzept für das Enssle-Gebäude im Bürgergärten-Areal sieht im Wesentlichen die Erhaltung der äußeren Struktur vor. Dabei wird der Rohbau entkernt und in die Wegeführung zur Altstadt integriert. Das Erdgeschoss wird mit einem Durchgang quer durch das Gebäude versehen, der sich ideal für die Bespielung eines Marktes eignet, der die umgebende Platzfläche mit einbezieht. Das Gebäude bietet Platz für Coworking, Büros und Comaking. Eine öffentliche Dachterrasse mit Blick auf die Altstadt rundet das Angebot ab. Die bisherige Plattenfassade wird durch eine ansprechende Holzfassade ersetzt, um dem Gebäude eine natürliche und moderne Ästhetik zu verleihen.
Das städtebauliche Konzept für das Häckerareal verbindet den Industriecharme mit modernen und vielfältigen Nutzungen. Die Entwicklung erfolgt im Wesentlichen durch Clusterbildung rund um den Bestand mit einem zentralen Platz, der alles miteinander verknüpft. Die Vielfalt der Dachformen wird bewusst betont, um den Charme des Industriegebiets zu bewahren. Die Korngrößen der bestehenden Gebäude dienen als Leitfaden für die Weiterentwicklung des Areals.
Das alte Ziegelgebäude bildet den Kern und wird behutsam reduziert, um Platz für neue Nutzungen zu schaffen. Der markante Stahlaufbau des Hauptgebäudes wird von seiner Wellblechfassade befreit und präsentiert sich als markantes Stahlgerippe. Dieser Hochpunkt kann eine Aussichtsplattform beherbergen und bietet Raum für öffentliche und sportliche Aktivitäten.
Der Bestand wird vielseitig genutzt, einschließlich Coworking, Manufakturen, offene Flächen und Märkte. Eine Erschließungsachse durch den Bestand auf der Westseite verbindet sich mit dem zentralen Platz und setzt sich bis zur Brücke fort.
Der markante Neubau wird integraler Bestandteil des Platzes und öffnet sich zum Fluss. Hier finden gastronomische Einrichtungen und weitere Nutzungen Platz. Die eingestreuten Neubauten bieten Raum für Wohnen, wohnähnliche Nutzungen, Gewerbe, Coworking und Comaking.
Dieses städtebauliche Konzept fördert die Zusammengehörigkeit und Attraktivität der Stadt, da es die Verbindung von Landmarken und Satelliten in den Fokus stellt. Die Sichtbezüge von den Aussichtspunkten aus, schaffen ein markantes und unverwechselbares Stadterlebnis.

ErschlieĂźung und Vernetzung

Die bestehende Wegeführung wird großflächig erhalten, angepasst und ergänzt, um Landmarken miteinander zu vernetzen und das Konzept von "Cradle to Cradle" zu integrieren. Eine neue Rad- und Fußbrücke verbindet die Innenstadt und die Bürgergärten von Vaihingen mit dem Häckerareal. Zusätzlich ermöglichen zwei Anlegestellen für ein Ziehfloß an der Enz, dass Besucher eigenständig über dien Fluss gelangen können, was einen unkonventionellen und interaktiven Zugang zu Fuß gewährleistet. Der Turmplatz des Häckerareals dient als Dreh- und Angelpunkt des neuen Quartiers und verknüpft das Areal zur Innenstadt. Gleichzeitig fungiert der Weller-Auftaktplatz als Freiraum-Entrée und ist die Hauptvernetzung für den Süden von Vaihingen, zu den Terrassen an der Enz, der neuentstandene „Enzbogen“.
Insgesamt wird die Gartenschau Vaihingen an der Enz 2029 zu einem Ort, an dem die Prinzipien von "Cradle to Cradle" und Nachhaltigkeit in allen Aspekten der Gestaltung verankert sind. Die Besucher können die Geschichte und die Umwelt auf eine einzigartige Weise erfahren und sich aktiv an der Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft beteiligen.
Diese Gartenschau ist nicht nur eine Augenweide, sondern auch eine Bildungs- und Erlebnisplattform, die inspiriert und das Bewusstsein für unsere Umwelt und unsere Geschichte schärft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit vereinigt unter dem Leitbild Vergangenheit bewahren, Gegenwart erfahren und Zukunft gestalten verschiedene Maßnahmen von durchaus guter Qualität in den verschiedenen Teilbereichen der zukünftigen Gartenschau und der angrenzenden Ideenbereiche, leider ohne daraus ein gesamtheitlich überzeugendes Konzept zu entwickeln. Die Verortung der sogenannten „Satelliten“ (besondere Orte, Landmarken) über Sichtbeziehungen schafft es nicht, die Enz-Auen zusammenzuführen.

Anerkennenswert ist beispielsweise die Multifläche für die Jugend im nördlichen Häckerareal und die Gestaltung der ehemaligen Betriebswege als Sukzessionsflächen. Schade nur, dass dies mit einem hohen Versiegelungsgrad und dem Abbruch des dort befindlichen Gebäudes erkauft wird, obwohl im Motto der Arbeit das Bewahren eine große Rolle spielt. Ebenfalls eine Besonderheit stellt die abgewinkelte Form der Brücke vom Enzer-Stall über die Enz bis zum südlichen Ausläufer des Häcker-Areals dar. Zudem ermöglicht diese Querung einen kurzen Weg vom Südufer in die Altstadt.

Die Überformung der Bürgergärten mit Tiny Forests und zusätzlichen Baumrastern widerspricht dem historischen Charakter der Anlage und lässt die gewünschte, sensible Auseinandersetzung vermissen. Die Weiterentwicklung der Bürgergärten bei den Gewächshäuser im Enzpark wird grundsätzlich begrüßt, der Erhalt und der Weiterbau der Gewächshäuser aber kontrovers diskutiert. Positiv ist dagegen die durchgängige Wegeführung im Enzpark von der Auricher Straße bis zum Baumrondell zu sehen. Die offenen Wiesenstrukturen auf Höhe des Kiesstrandes sind angenehm und ruhig proportioniert. Die Arbeit zeigt als eine der wenigen Respekt im Umgang mit dem für Vaihingen wichtigen Baumrondell.

Der Ideenbereich Enzauen östlich des Häcker-Areals wird durch einen sehr exaltierten Holzsteg überformt. Der Auenbereich selbst bleibt dagegen sehr vage. Der neue Bypass der Enz ist grundsätzlich denkbar, jedoch reichen die vorhandenen und zukünftigen Wassermengen der Enz aller Voraussicht nicht für einen ausreichenden Durchfluss aus. Die Entwurfsverfasser*innen schlagen im städtebaulichen Ideenteil des Häckerareals eine Clusterbildung unterschiedlichster Nutzungen vor. Durch die Mischung aus Bestandserhalt, allen voran die alte Werkhalle, und ergänzenden Neubauten soll ein gemischt genutztes Quartier entstehen. Neben Angeboten zur Nachnutzung durch Gewerbe, Co-Working und Gastronomie liegt ein wesentlicher Schwerpunkt auf dem Wohnen. Die Kleinteiligkeit der neuen Strukturen und die Weiterentwicklung über die Straße hinweg werden von der Jury kritisch gesehen. In einer möglichen Weiterentwicklung der städtebaulichen Idee sollten die intensive Wohnnutzungen kritisch betrachtet und über alternative Szenarien nachgedacht werden. Die grundsätzliche Struktur und die Mischung aus Bestandserhalt und Neubauten werden jedoch als robustes Grundgerüst gewürdigt.

Im städtebaulichen Ideenteil der Arrondierung des Enßle-Gebäudes schlagen die Entwurfsverfasser*innen den teilweisen Rückbau der Bebauung vor und eine Öffnung mittig als fußläufiger Durchgang. Seitlich, in Richtung Parkhaus wird der freiräumliche Auftakt zu den Bürgergärten situiert und gegenüberliegend des Gebäudes ein neuer Marktplatz. Diese Setzungen können die Jury weder städtebaulich noch freiraumplanerisch überzeugen und werden als nicht funktionsfähig bewertet. Insgesamt wird die städtebauliche Situation an dieser Stelle kritisch gesehen. Die Arbeit zeichnen einige interessante Ansätze aus, auch wenn ein durchgängiges Gestaltungskonzept fehlt.

Pikto

Pikto

Schnitt A-A'

Schnitt A-A'

Schnitt B-B'

Schnitt B-B'

Schnitt C-C'

Schnitt C-C'

Visualisierung Enzbogen

Visualisierung Enzbogen

Visualisierung Häckerareal

Visualisierung Häckerareal

Lageplan Häckerareal und Auenlandschaft

Lageplan Häckerareal und Auenlandschaft

Lageplan Bürgergärten und Kopfwiesen

Lageplan Bürgergärten und Kopfwiesen

Lageplan Weller-Areal und Enzbogen

Lageplan Weller-Areal und Enzbogen

Lageplan Städtebau Häckerareal

Lageplan Städtebau Häckerareal