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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023

Entwicklungsperspektive für den Biotechnologie-Standort Mainz

Vogelperspektive

Vogelperspektive

1. Preis

Preisgeld: 48.000 EUR

ISSS research | architecture | urbanism

Stadtplanung / Städtebau

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Urban Standards

Verkehrsplanung

WILLNER VISUALISIERUNG

Visualisierung

Erläuterungstext

Mainz Biotech-Park - Biotechnologie und Life Science Standort

LEITIDEE UND VISION
Das zu entwickelnde Entwurfsgebiet befindet sich an der westlichen Stadtgrenze Mainz im derzeitig landwirtschaftlich genutzten Bretzenheimer Feld. Als Erweiterung der Biotechnologie Achse von Mainz, die sich von der GFZ Kaserne in der Oberstadt über den Universitätsmedizin Campus bis hin zum Universitätscampus der Johannes Gutenberg Universität (inklusive der Hochschulerweiterung B158) erstreckt, entsteht ein neuer Biotechnologie Campus, der sich einerseits stark an die besonderen Gegebenheiten der Umgebung anpasst, aber dennoch aus seiner Grundstruktur heraus eine eigenständige Identität erhält und gleichzeitig eine robuste und flexible Struktur für die weitere Entwicklung bildet.

# Innovation Stadt
Die städtebauliche Grundstruktur besteht aus vier Clustern, die durch eine intensiv durchmischte Nutzungsverteilung alle autark funktionieren und eine „Stadt der 5 Minuten“ ermöglichen. Dennoch übernimmt jedes Cluster durch seine Positionierung innerhalb des Gebietes eine spezielle Rolle innerhalb des Gesamtareals, sodass die Nutzungen der Cluster sich auch gegenseitig begünstigen und unterstützen. Die Baufelder sind entlang der ringförmigen „Clusterachse – der Schwammstraße“ angeordnet, die durch Mobilitätspavillons in den Zentren der Achsen auf den Klimaplazas als Treffpunkt gelten. Die einzelnen Cluster sind durch den multifunktional genutzten Park als verbindendes Element des Gebietes strukturell und funktionell miteinander verbunden. Dieser bildet das Herzstück des Entwurfs und schafft einen Anziehungspunkt von übergeordneter Bedeutung.

# an die Gegebenheiten der Umgebung angepasst
Die bestehende Frischluftschneise findet durch die Positionierung und die dadurch entstehenden räumlichen Trennungen der 4 Cluster innerhalb des Entwurfsgebietes Berücksichtigung, wodurch die Entstehung eines Frischluftkorridors gestärkt ist. Die abfallende Höhenentwicklung der Gebäude und die nördliche Platzierung der Cluster auf dem Gebiet unterstützen diese Maßnahme. Die im südlichen Teil des Gebietes entstehende Freifläche nimmt die ortsspezifischen Gegebenheiten der Feldstrukturen auf und bieten zudem einen originalgetreuen Lebensraum für die dort ansässigen Offenlandarten insbesondere des Rebhuhns.

# Weiterentwicklung des Entwurfs
Ausgehend von der Klimaanalyse des Entwurfs wurde dieser hinsichtlich seiner Kapazität optimiert den Kaltluftstrom von Süd-West kommend besser in und durch das Quartier fließen zu lassen. Die Freiraumfugen zwischen den einzelnen Clustern des Campus wurde zudem hinsichtlich ihrer Fähigkeit Frischluft möglichst linear zirkulieren zu lassen angepasst, ohne das städtebauliche und freiräumliche Grundkonzept zu schwächen. Das Mobilitätskonzept wurde konkretisiert und, dabei wurde insbesondere die zukunftsfähige Anpassbarkeit und Flexibilität sowie das Campus interne Lieferkonzept vertieft. Das städtebauliche Grundgerüst mit seiner flexiblen Baufeldstruktur wurde auf seine Fähigkeit überprüft verschiedene Dichteszenarien im Zuge der zukünftigen Entwicklung aufnehmen zu können. Diese Untersuchung hat gezeigt, dass die räumliche Struktur sehr gut mit verschieden dichten baulichen Strukturen umgehen kann und dabei immer ihren eigenständigen räumlichen Charakter bewahrt. Dies bestätigt die Flexibilität des Entwurfs hinsichtlich seiner Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Anforderungen im Zuge einer langfristigen baulichen Entwicklung. Der Gesamtentwurf wurde hinsichtlich seiner Klimaresilienz auf verschiedenen Maßstabsebenen weiterentwickelt. Vom Gesamtquartier ausgehend wurde diesbezüglich vor allem die stadträumliche Integration und funktionale Umsetzung des Schwammstadtkonzeptes für den Stadtraum im Inneren der einzelnen Cluster konkretisiert. Durch das Zusammenwirken von Schwammstraßen und Klimaplazas entsteht ein zukunftsfähiger Stadtraum der daraus zudem eine eigenständige Identität entwickelt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee und das städtebauliche Grundkonzept, bestehend aus 4 nutzungsdurchmischten Clustern mit eigener Identität und Adressbildung, werden in der 2.Phase konzepttreu und konsquent weiterentwickelt. Auf die in der ersten Phase formulierten Empfehlungen der Jury u.a. in puncto ‚geringe Geschossfläche‘, ‚Mobilitätsdefizite‘ und den sogenannten ‚Blühstreifen‘ wird mit intelligenten und nachvollziehbaren Präzisierungen reagiert. Überzeugend empfindet das Preisgericht weiterhin den Umgang mit dem Thema Stadtrand und dessen räumlicher Weiterentwicklung im westlichen Siedlungsgebiet von Mainz. Mit Ihrer städtebaulichen Haltung, die typologische Körnigkeit der Johannes-Gutenberg-Universität im Westen zu adaptieren und dennoch ein eigenständiges Quartiersensemble zu kreieren, wird ein selbstbewusstes und robustes Leitbild interpretiert. Dabei spielt der respektvolle Umgang mit der umgebenden Kulturlandschaft, sowie der Mehrwert des Allgemeinwohls für die umgebenden Siedlungsbereiche und Freizeitangebote eine wesentliche Rolle. Die grüne Mitte als multikodierte Parklandschaft für Alle, die sich nicht verschließt, sondern sich großzügig vernetzt, wird als großer Mehrwert für die Nutzer, aber vor allen Dingen für die Bevölkerung der Siedlungsnachbarschaft empfunden. Auch abseits der Forschungs- und Wissenschaftscluster gelingt es, eine freiraumtypologische Mischung aus grünblaugrauer Infrastruktur, Bewirtschaftungsflächen sowie freizeit- und bewegungsorientierten Angeboten im öffentlichen Raum zusammenzufassen.

Das östliche Cluster-Quartier vermag es, den Anforderungen an ein städtebauliches Entrée gerecht zu werden und bietet im Hinblick auf die unausweichliche Phasierung des Gesamtprojektes auch die flexible Zuschaltung der Folgecluster ohne ‚unfertig‘ zu wirken. Dennoch sollte das östliche Cluster der möglichen 1.Bauphase aufgrund seiner Bivalenz und seiner Vergleichbarkeit mit den übrigen Clustern/Bauphasen überprüft werden. Die zusätzlichen Hochpunktsetzungen im Nordosten und Nordwesten werden aufgrund Nachverdichtungshinweise positiv bewertet und sind weitestgehend richtig positioniert, um die städtebauliche Balance zu erhalten. Lediglich die Hochpunktsetzung im Nordosten wird aufgrund der Klimabewertung und der Kaltluftstromentwicklung kritisch bewertet. Auch wenn das dezentrale Parkierungskonzept mit 5 Quartiersgaragen den MIV als Verkehrsring provozieren wird, ist das Preisgericht der Auffassung, dass es sich um einen vertretbaren Mobilitätsansatz handelt. Ob der MIV-Ring tatsächlich vollständig ringumschlossen sein muss oder an den äußersten Quartiersgaragen endet, wäre zu überprüfen. Insbesondere die Erschließungsachse zwischen südlichem und westlichem Cluster sollte dabei untersucht werden, da aus Sicht der Jury hier kein MIV erforderlich ist. Die geschickte Linienführung der Tramtrasse, die den Park nahezu unprätentiös kreuzt, wurde beibehalten und die Haltepunkte auch im Übergang zum Regionalbahnhof richtig gesetzt. Die Erschließungsangebote für die sanfte Mobilität insbesondere zur Verbindung von Gonsenheim nach Bretzenheim wird ebenfalls positiv bewertet. Dennoch wird bei aller Logik und Stabilität auch ein Zentralisationsproblem innerhalb der Cluster offenbart. Aus Sicht der Jury ist die Vielzahl an Eingangsplätzen und Clusterzentren im Sinne einer Identitätsbildung im Clusterinnern abträglich. Dahingehend ist auf die EG-Nutzungen um die Clusterzentren im weiteren Entwicklungsprozess ein besonderes Augenmerk zu legen. In puncto Realisierbarkeit wird dem Wettbewerbsbeitrag unter den formulierten Kriterien eine wirtschaftliche Umsetzung beschieden. Insgesamt gelingt es dem Entwurf in besonderem Maße die an ihn gerichteten Erwartungen im Sinne einer verantwortungsvollen Stadtentwicklung in Mainz zu erfüllen.


Lageplan

Lageplan

Schwarzplan

Schwarzplan

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

Klima Plätze am Campus Ring

Klima Plätze am Campus Ring

BioTech Park Mainz

BioTech Park Mainz