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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023

Neugestaltung Rathausumfeld in Neubrandenburg

Perspektive Rathausplatz

Perspektive Rathausplatz

2. Preis

Preisgeld: 23.000 EUR

HOLZWARTH Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Nah an den Bürgern – Nah an der Zeit
Das neue Rathausumfeld von Neubrandenburg


Das Rathausumfeld der Stadt Neubrandenburg gehört zu den größten innerstädtischen Freiräumen der Stadt und präsentiert sich aktuell als von den verschiedensten Nutzungsansprüchen zergliederter und überwiegend steinerner Platz mit geringer Aufenthaltsqualität. Mit der Neuordnung soll nicht nur ein zeitgemäßer, repräsentativer Rathausplatz geschaffen, sondern auch die Anbindung an den Wall, die historische Altstadt und die angrenzenden Bereiche gestärkt werden. Diesen Anforderungen wird der Entwurf durch eine klare Zonierung der verschiedenen Freiräume und durch ihre zeitgemäße Programmierung gerecht. Leitgedanke für das neue Rathausumfeld ist es, den Freiraum als Rathaus „open air“ zu verstehen. Dazu bildet das Rathausumfeld zahlreiche Handlungsfelder und aktuelle Themen der Stadt gestalterisch und inhaltlich in Form von Freirauminseln ab. Diese prägnanten Inseln bilden das Archipel-Rathaus, welches nach Norden an den öffentlichen Raum zwischen Friedrich-Engels-Ring und Cine-Star und nach Westen über den Friedrich-Engels-Ring an den Wall gefasst wird. Im Süden ist das Archipel durch die angrenzenden Gebäude der Banken und des Einzelhandels begrenzt.

Städtebauliche Einordnung
Das Rathausumfeld bildet einen der großen Freiräume, die sich entlang der Wallanlagen um die Altstadt legen. Die städtebauliche Bedeutung wird dadurch hervorgehoben, dass das Rathaus selbst hinter die Bauflucht der nach Norden und Süden angrenzenden Gebäude tritt und so auf der gesamten Längsseite einen großen Vorplatz formuliert. Das Rathausportal befindet sich in der Verlängerung der zentralen Achse der Turmstraße. Im Süden wird der Vorplatz in gleicher Tiefe um die Rathausgebäude nach Osten geführt. Die südlich angrenzende Verbindung vermittelt zwischen Neutorstraße und Katharinenstraße, wird aber durch die südliche Bebauung mit ihren vor- und Rücksprüngen nicht klar gefasst. Der Entwurf stärkt diese Verbindung als Fuß- und Radwegeverbindung, die beidseitig mit Grünräumen gefasst wird und zugleich ein Diffundieren in das Archipel und seine Inseln zulässt.
Die Lage der Inseln im Platzbelag entlang des Friedich-Engels-Rings fokussiert den heute ungefasst wirkenden Platz auf das Hauptportal des Rathauses. Mit dem Verschwenken des Radweges im Bereich der Mobilitätsinsel wird die Erreichbarkeit der Bushaltestelle entscheidend verbessert und der Bushalt zugleich zum Mobility-Hub qualifiziert.
Die östliche Rückseite des Rathauses präsentiert sich mit dem Innenhof und der nördlichen Stellplatzanlage, sowie den die Große Krauthöferstraße begleitenden Grüninseln und der neuen Allee als in den Block eingeschriebener grüner Innenbereich. Damit folgen die Rückseiten des Rathauses der für die Innenstadt und die angrenzen Schulen charakteristischen Aufteilung in einen zentralen grünen Blockkern und den repräsentativ nach außen liegenden befestigten Freiräumen.
Die auf das Mittelportal zulaufende Verlängerung der Turmstraße wird als Fußwegeverbindung über den Friedrich-Engels-Ring gestärkt, indem der aus dem Fußgängerbereich der Innenstadt kommende Belag als Großpflaster in gebundener Bauweise über die Straße geführt wird.
Die südliche Verbindung zwischen Neutor- und Katharinenstraße gibt dagegen dem Fahrradverkehr den Vorrang.

Inselarchipel Rathausplatz
Westlich und Südlich des Rathauses liegen Inseln mit unterschiedlichen Funktionen und Freiraumqualitäten in einem ansonsten von der Gebäudekante bis zum Fahrradweg durchgehenden, einheitlichen Platzbelag.
Die Inseln stellen übertragen die verschiedenen Handlungs- und Dienstleistungsfelder gestalterisch in eine den Raum prägende Formensprache und bündeln Funktionsbereiche, Einbauten und Mobiliar.
Die Inseln sind polygonal mit breiten Randeinfassungen aus Fertigbetonteilen gefasst. Die polygone sind an den Ecken gerundet und ihre Einfassungen wölben sich an den geraden Seiten zu Sitzelementen mit eingesenkten Holzauflagen auf. Die dazwischen liegenden Wegeflächen sind so ausgelegt, dass Fluchtwege, Flächen für die Feuerwehr und Erreichbarkeit der einzelnen Funktionsbereiche erkennbar gefasst und funktional integriert sind. Zugleich sind sie ausreichend großzügig bemessen, um auch die Bespielung durch Ausstellungen, Märkte und Veranstaltungen ohne Beeinträchtigung der für die Feuerwehr freibleibenden Flächen zu ermöglichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Stärken des Entwurfs liegen in seiner Fokussierung auf das Rathausgebäude und der klar ablesbaren Gliederung des Freiraums durch „Inseln“. Die Rathausvorfläche wird mit fünf, die Rathaussüdseite mit drei Raumelementen unterschiedlicher Funktionen und Gestaltungen gegliedert. Dieser modulare Ansatz wird als klar und die Gebäudearchitektur unterstützend positiv gewürdigt.

Die Struktur der Inseln wird positiv diskutiert und kann als Fortsetzung der städtebaulichen Struktur der Villenbauten um den Wall mit den Mitteln der Freiraumgestaltung gelesen werden. Die Inseln um das Rathaus liegen in einer die Freifläche ausspannenden Betonpflasterfläche.

Ihre asymmetrischen Ränder schaffen interessante Räume vor dem Rathaus, die für vielfältige Nutzungen wie Veranstaltungen, Bewegung, Erholung, Aufenthalt sowie Mobilität dienen können. Die Barrierefreiheit ist durch einen ebenen Bodenbelag gesichert. Die Gestaltung der repräsentativen Insel vor dem Haupteingang des Rathauses wird kontrovers diskutiert.

Der vorhandene Gehölzbestand wird erhalten und durch behutsame Neupflanzungen ergänzt. Die Neupflanzungen werden geschickt für die Raumbildung genutzt und schaffen in der Ansicht des Rathauses eine Gliederung in der Fassade.

Der Entwurf wird für den Bau und Betrieb als wirtschaftlich und nachhaltig angesehen, wobei der relativ hohe Versiegelungsgrad nachteilig gesehen wird.

Die Wegegestaltung zwischen den Inseln nimmt vorhandene Wegeverbindungen geschickt als Gestaltungselemente auf; auch wichtige Blickbeziehungen werden gestärkt. Die Verschwenkung des Radweges mit einer zu erwartenden Verringerung der Konflikte mit wartenden Busnutzern wird positiv gewürdigt, jedoch wird die Reduzierung der Haltebuchten für die Stadtbusse kontrovers diskutiert.
Zudem weist die dabei entstehende stadträumliche Situation als Platzabschluss im Süden nicht die hohe Qualität der anderen Abschnitte auf.

Neben der gewünschten Integration einer Terrasse für die Kantine liefert der Entwurf wenig überzeugende Ansätze im Ideenteil.

Insgesamt besticht der Entwurf durch sein klares Konzept und interessante Raumstrukturen, kann jedoch an zentralen Stellen nicht in Gänze überzeugen.
Lageplan 500

Lageplan 500

Lageplanausschnitte 200

Lageplanausschnitte 200

Freirauminseln

Freirauminseln