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6. Rang 7 / 7

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2023

Neubau Turnhalle Breite in Oberlunkhofen (CH)

7. Rang / 7. Preis

Preisgeld: 5.000 CHF

NYX ARCHITECTES

Architektur

PR Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Wirkungsgrad Ingenieure AG

TGA-Fachplanung

R+B Engineering AG

TGA-Fachplanung

Gartenmann Engineering AG

Brandschutzplanung, Energieplanung, Nachhaltigkeitskonzept

Demmel & Partner Baumanagement AG

Projektsteuerung

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit Frontispice wird ein Hallenvolumen mit ausdrucksstarkem gefaltetem Dach vorgeschlagen, welches von einem Sockel mit zudienender Nutzung umfasst wird. Dieses wird – die Schulbauten fortsetzend – parallel des Gibelhüttewegs platziert und dreht sich damit leicht von der bestehenden Turnhalle ab. Zwei Eingänge – auf der Westseite vom Gibelhütteweg und auf der Nordseite vom Rosenweg – erschliessen die Nutzungen, wobei der untere Eingang eigentlich sämtliche Hallennutzungen erschliesst und der obere Eingang eher ein Nebeneingang für die Schule, Jugendraum und Vereine sowie allenfalls für die Zuschauergalerie ist.

Betrieblich wird begrüsst, dass alle der Hallennutzung dienenden Räume auf einem Niveau verortet sind. Durch den eher grossen Flächenkonsum der Sockelnutzung und die Bespielung des südlichen Parzellenbereiches mit Landreserve für eine dritte Halle, den Parkplätzen und dem Pumptrack rückt der Neubau jedoch sehr nahe an den Rosenweg. Dadurch werden die Vorbereiche vor den Eingängen – insbesondere auf Strassenniveau – eher knapp. So lobenswert der Versuch der Verfassenden ist, den gesamten Hallenbetrieb auf einem Niveau zu organisieren: Es gelingt ihnen leider dennoch nicht, die wünschenswerten Vorbereiche zu schaffen, denn auch der Eingangsbereich im Hallengeschoss erscheint knapp, vor allem angesichts der Tatsache, dass der Windfang in seiner Tiefe wohl unterdimensioniert ist.

Grundsätzlich gefällt die volumetrische Ausformulierung des Gesamtvolumens, die starke Geste mit dem gefalteten Dach ist im dörflichen Umfeld gut vorstellbar und erzeugt eine spannende räumliche Wirkung in der Halle. Auch die Materialisierung und die Rhythmisierung der Fassaden durch breitere vertikale Latten tragen zu einer gelungenen Aussenerscheinung bei. Allerdings kann eine gewisse Rigidität nicht abgelegt werden, zeigt sich in der inneren Organisation doch klar, dass das Programm neben den Hallennutzungen nicht ganz befriedigend abgebildet werden kann.

So wird beispielsweise für die weiteren Nutzungen wie Jugend- und Mehrzweckraum auf einen gedeckten Vorbereich vor dem Eingang verzichtet. Das Obergeschoss mit dem Mehrzweckraum weist wenig Grosszügigkeit auf und ist bis auf ein einziges Fenster für den Mehrzweckraum völlig ohne Tageslicht. Die Lagerräume der Vereine sind nur über den Mehrzweckraum erreichbar und nicht zugänglich, wenn der Raum belegt ist. Diese Disposition erfordert zusätzliche Lagerflächen in der Zivilschutzanlage, welche durchaus angeboten werden können. Das einzige Fenster wirkt im Grundriss für die Grösse des Raumes klein, in der Fassade – es wird nur in den Berechnungsschemen gezeigt – überzeugt es als einzige Ausnahme nicht.

Von der Jugendarbeit wird die grossflächige Fensterfront zur Halle kritisch gesehen – eine Störung der Hallennutzer durch Lärmemissionen durch laute Musik aus dem Jugendraum wird befürchtet. Auch der Aussenbereich der Jugendarbeit ist zu knapp, Geborgenheit und Rückzugsmöglichkeiten fehlen.

Ansonsten ist dieser Bereich gut organisiert und funktioniert. Leider können jedoch die gewünschten Synergien der beiden Nutzungen, insbesondere der Haushaltsküche und der Garderobe, nicht voll ausgeschöpft werden, da die Entfernung zum Mehrzweckraum über den Geschosswechsel anwächst. Auch eine kombinierte Nutzung wird dadurch erschwert.

Die Hauptnutzung, der Hallenbetrieb, ist sehr logisch und konsequent organisiert und funktioniert betrieblich gut. Die Räume sind gut verortet und lassen verschiedene Nutzungen der Hallen – einzeln, gemeinsam oder als Eventraum – gut zu. Einzig der Übertritt vom Vorraum zu den Hallen wirkt etwas schmal. Die Zuschauergalerie ist sehr schön am Tageslicht platziert und verspricht einen attraktiven Aufenthalt. Da jedoch die Fläche nicht auch gleich als Erschliessungsfläche genutzt wird, trägt sie dazu bei, dass das Projekt die grösste Geschossfläche aufweist, was sich auch in den Kosten niederschlägt.

Die Tragstruktur wird gut lesbar illustriert und die Stützen in der westlichen Garderobenschicht aufgezeigt. Einzig im Eingangsraum wird korrekterweise darauf verzichtet, hier wäre eine Abfangmassnahme notwendig. Auch die Etappierung wird plausibel aufgezeigt und funktioniert gut.

Freiraum
Mit der Absicht, die bestehende Turnhalle mit dem Neubau in einen Dialog zu setzen und beide nachbarlich über den Gibelhütteweg zu erschliessen, wird der Neubau möglichst nahe an die bestehende Turnhalle gesetzt.

Dadurch handeln sich die Verfassenden allerdings in der doch spürbaren Topografie sehr beengte Verhältnisse insbesondere am Rosenweg ein, welche zu schwierigen Aussenräumen und Stützmauern führen.

Die schlichten Eingangsplätze bieten leider auch von den Nutzungen her wenig Mehrwert. Entlang des Gibelhütte-und Rosenwegs wird als grüner Saum etwas unschlüssig eine lückige Baumreihe vorgeschlagen, gegen Osten zu Einzelbäumen und Baumgruppen auslaufend. Die Zufahrt zu den Parkplätzen erfolgt über den Feldweg, was nicht möglich ist.

Nachhaltigkeit
Frontispice zeichnet sich durch ein recht kompaktes oberirdisches Volumen aus. Erdberührte Teile werden in Recycling-Beton ausgeführt, über Terrain handelt es sich um ein reines Holztragwerk mit einem Faltwerk aus Holztafelelementen von Holzstützen getragen. Die graue Energie und die Treibhausgasemissionen aus der Erstellung wurden im Projekt optimiert und führen zu einem vergleichsweise geringen ökologischen Fussabdruck. Fassaden und Dach erfüllen die Anforderungen an den geforderten Dämmstandard. Die Fenster sind auf Nutzung der solaren Gewinne ausgerichtet, sie sind jedoch raumhoch ausgebildet. Damit ist der Glasanteil eher hoch. Für den sommerlichen Wärmeschutz ist ein aussenliegender Sonnenschutz vorgesehen.

Es wird eine Erdsonden-Wärmepumpe erstellt mit Erdsonden, die unter der Bodenplatte realisiert werden. Dadurch ist jedoch die Zugänglichkeit kaum gewährleistet. Die Wärmepumpe deckt den gesamten Energiebedarf für Heizung und Brauchwarmwasser ab. Auf dem Dach ist in Südausrichtung eine PV-Anlage geplant.

Für die Wärmeabgabe ist generell eine Bodenheizung vorgesehen. In der Turnhalle wird jedoch die Bodenheizung als System als zu träge beurteilt. Auch bei diesem Vorschlage wären Heizungssysteme besser und effizienter, die punktuell eingesetzt werden können, beispielsweise am Morgen, bevor die Schülerinnen und Schüler zum Unterricht erscheinen. Eine mechanische Lüftung führt zu guter Raumluft, aktive Nachtauskühlung ist über das Öffnen der Fenster möglich. Die Turnhalle wird grosszügig mit Tageslicht versorgt, teilweise sind die Fenster fast etwas gross, was im Sommer zu einem erhöhten Hitzeeintrag führen kann. Die Materialisierung der Innenräume erfolgt nach Vorgaben zum gesunden Innenraumklima. Als akustische Elemente sind perforierte Holzverkleidung an Wand und Decke vorgesehen. Es ist darauf zu achten, dass die Holzwerkstoffe mit formaldehydfreien Leimsystemen verarbeitet sind.

Frontispice überzeugt mit einigen gelungenen konzeptionellen Ansätzen im Bereich des nachhaltigen Bauens. Damit sind gute Voraussetzungen für die Erreichbarkeit der Standards Minergie-P-ECO resp. SNBS gegeben.

Insgesamt stellt Frontispice einen soliden, stimmungsvollen und eigenwilligen Beitrag dar, bei welchem insbesondere die kräftige Idee des Tragwerks und seiner Erscheinung gewürdigt wird. Jedoch kann der Beitrag auf betrieblicher und ökonomischer Ebene nicht ausreichend überzeugen.
6. Rang 7 / 7