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Grundstücksverkaufsverfahren | Konzeptvergabe | 11/2023

Entwicklung Wohngebiet Östlich Marbacher Straße in Remseck am Neckar

Perspektive

Perspektive

1. Rang

Gapp Objektbau GmbH & Co. KG

Projektentwicklung

herrmann+bosch architekten

Architektur

Erläuterungstext

Das Baufeld bildet die Quartiersmitte des neuen Viertels für bis zu 1.000 Bewohner:innen im Remsecker Stadtteil Neckarrems. Geplant sind neben drei Wohngebäuden mit rund 49 Wohneinheiten auch eine freistehende Kita, ein großflächig verglastes Café und ein Begegnungsraum, die gemeinsam das Herz des Viertels bilden sollen.

Durch unterschiedlichste Wohnungsgrößen wird ein möglichst breites Angebot geschaffen. So wird Wohnraum für verschiedenste Nutzer:innen in unterschiedlichsten Lebenssituationen realisiert, woraus sich ein lebendiges, abwechslungsreiches und zukunftssicheres Quartier in nachbarschaftlicher Gemeinschaft ergibt.

Der größtmögliche Verzicht auf Beton und der leichte, maximal vorgefertigte Holzrahmenbau wirken sich positiv auf die CO2-Bilanz des Quartiers aus. Die Tiefgarage sowie Fundamente werden weitestgehend aus Recyclingbeton hergestellt. Der Belag im Quartier in Pflasterbauweise aus gebrauchtem, regionalem Natursteinpflaster soll einen möglichst geringen Versiegelungsgrad aufweisen. Durch die Neupflanzung von Bäumen, Sträuchern und Hecken wird im Sommer für Schatten gesorgt. Begrünte Dächer bieten zusätzlich neben einer guten Wärmedämmung auch Schutz gegen Regen, schlucken Lärm und sind Lebensraum für zahlreiche Lebewesen. Außerdem hilft die Begrünung gegen Feinstaub, Stickoxide, Hitze und Kälte und verbessert sowohl das Stadt- als auch das Raumklima, mindert Überhitzung und Smog, produziert Sauerstoff und trägt zur Erhaltung und Erhöhung der Artenvielfalt im Quartier bei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch die klare Setzung der Gebäudevolumen. Wohnbauten und Kindergarten werden konsequent getrennt und als separate Baukörper ausgebildet. Durch die Idee der vier einzelnen Baukörper kann optimal auf die herausfordernde Topografie eingegangen werden. Die Volumen sind in den Höhen sanft gestaffelt und ergeben ein harmonisches und luftiges Gesamtbild. Dadurch erhalten sämtliche erdgeschossigen Wohnungen Zugang zu den Freiräumen. Die drei Wohnbaukörper werden über einen gemeinsamen Wohnhof erschlossen. Die einander zugewandten Eingänge bieten die gute Möglichkeit, dass eine echte Nachbarschaft entstehen kann. Diese Vorbereiche und Zwischenzonen sind maßstäblich gestaltet und bieten die richtige Mischung aus öffentlichen Flächen und Privatgärten und offerieren vielfältige halböffentliche Wegebeziehungen im Quartier. Die Nebenflächen wie Fahrradstellplätze und Müllbereiche sind dezentral den einzelnen Baukörpern zugeordnet. Der Begegnungsraum ist am Zugang zu den Wohnungszugängen sinnvoll verortet und lässt die Nutzung des vorgelagerten Freiraums zu. Das Bäckereicafé hat die perfekte Lage am Quartiersplatz und verspricht die gewünschte Frequenz zur Belebung des Platzes. Der Quartiersplatz ist in Lage und Ausdehnung richtig– es wird jedoch kontrovers diskutiert, ob die nördliche Platzkante der Kita mit den nur zwei Geschossen bei abfallendem Gelände genügend Kraft entfalten kann, die Platzkante zu fassen. Auch die Treppenanlage wird in Lage und Ausrichtung hinterfragt. Auch sollte diese Fläche den Fußgängern vorbehalten bleiben – der vorgeschlagene Kiss & Ride Platz ist auch aufgrund der Gefährdung durch Wendemanöver nicht vorstellbar. Die Kita als freistehendes Gebäude auf eigenem Grundstück wird im Grundsatz begrüßt. Im Westen würde der Nachbarbebauung etwas mehr Abstand zur Westkante der Kita guttun. Die Typologie der Kita als L‐Gebäude mit der Erschließung über Kopf bringt jedoch Herausforderungen in der inneren Erschließung mit sich. Die Gebäudetiefe scheint hier zu knapp für eine angemessene Eingangssituation. Der Freiraum ist in seiner kompakten Form an der unteren Grenze einer angemessenen Größe für eine Kita dieser Größe. Die Erschließungskerne der Wohnbauten sind in Massivbau vorgesehen und erschließen ökonomisch die 3‐ bzw. 4‐Spänner. Hervorzuheben ist die natürliche Belichtung des Treppenhauses über das großzügige Treppenauge. Es entstehen qualitativ hochwertige Wohnungen, die jeweils über Eck belichtet werden. Die Freiräume, teils als Balkone, teils als Loggien ausgebildet, sind angemessen in Größe und Lage. Begrüßt wird das bodengebundene Konzept der teilweisen Fassadenbegrünung. Überraschend ist der vorgesehene hohe Anteil an gefördertem Wohnbau. Dieser wirft Fragen zu praktischen Punkten auf, wie Stellplatzschlüssel, aber auch inhaltliche Fragen, beispielsweise zur sozialen Durchmischung. Der den Wohnungen zugeordnete Quartiersspielplatz ist als eigenständiger Bereich am nordöstlichen Rand zum Fuß‐ und Radweg richtig positioniert.

Die gemeinsame Tiefgarage reagiert auf die unterschiedliche Gebäudehöhen mit einer internen Rampenanlage, um dennoch die höhengleiche Anbindung herzustellen. Durch die Höhenversprünge entsteht am Wohnanger ausreichend Aufbauhöhe für großkronige Bäume, die ein schattiges Plätzchen bieten. Grundsätzlich wird begrüßt, dass die Garagenfläche knapp gehalten ist. Die TG Einfahrt wird, so wie vorgeschlagen, kritisiert. Zum einen wird die offene Rampe als Lärmquelle gesehen und zum anderen wird hinterfragt, ob die Rampenlänge ausreichend bemessen ist, da die Einfahrt am Hochpunkt des Grundstücks verortet ist. Zusammenfassend stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Lösung der Aufgabenstellung dar und bietet bei geringer Versiegelung eine überdurchschnittliche Gesamtwohnfläche. Damit ist die Arbeit auch als wirtschaftlich günstig einzustufen, und dies trotz des hohen selbstgestellten baukonstruktiven Ansatzes als Holzhybridbau, der auch in der konstruktiven Darstellung überzeugt.
Piktos

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Lageplan

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