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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023

Sanierung, Umbau und Erweiterung Selmigerheidegrundschule in Hamm

Herzlich Willkommen - Die neue Adresse

Herzlich Willkommen - Die neue Adresse

2. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

htarchitektur henrike thiemann architektin bda

Architektur

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee: Schule als Heimat auf Zeit. Der Erweiterungsneubau schafft eine multifunktionale und identitätsstiftende Heimat als einladendenden und gemeinschaftlichen Ort für Schüler:innen, das Kollegium und Eltern im Süd-Westen von Hamm.

Städtebauliche Einbindung. Wir verbinden und erweitern die Bestandsgebäude zu einer zukunftsorientierten Grundschule mit schlüssigen Lernräumen: Der Neu- und Erweiterungsbau gliedert sich als zweigeschossiger, kompakter Baukörper L-Förmig an das Bestandsgebäude A1 an und nutzt die vorhandene Erschließung. Ein zweites Bauvolumen vermittelt zwischen Bestandserweiterung und Gebäudeteil B. Mit der charakteristischen und lebendigen Dachform aus fünf Giebeldächern passt sich die Schule in ihre Umgebung ein und findet eine kindgerechte Maßstäblichkeit. Sie wird teil des sie umgebenden Dorfes, zu einem Ort der Gemeinschaft, ganzheitlicher Bildung und eine Heimat auf Zeit. Wir schaffen eine einladende Eingangssituation: Im Süden schließt dieser Teil des Neubaus mit einem gläsernen Foyer an Gebäudeteil B an. Eine einladende Eingangsachse in Ost-West-Richtung für Fußgänger und Fahrräder gliedert das Ensemble aus Grundschule und Kita und wird zur neuen Adresse und Eingangssituation von der Straße Auf der Horst. Wir optimieren und aktivieren die Schulhoffläche: Der Rücksprung des versetzten Bauvolumens nimmt die Gebäudekante der sanierten Turnhalle auf. Durch die Neuanordnung des Schulgebäudes wird der Schulhof zu einer aktiven, gemeinschaftlichen Spielfläche zwischen Turnhalle, Neubau und denkmalgeschütztem Altbau verbunden. Im Spannungsfeld zwischen den raumbildenden Kanten der umgebenden Gebäuden wird der Platzcharakter gestärkt.

Architektonisches Konzept. Wir schaffen atmosphärische Räume für moderne Lernkonzepte in einer Symbiose aus Bestand und Neubau: Die Fortschreibung des Bestands findet zugunsten der Lernräume statt. Da Verwaltung sowie Hausmeister- und Lagerräume im Bestand arrangiert werden, können die Räume des Unterrichts frei gemäß moderner Lernkonzepte in Clustern organisiert werden. Wir bilden das neue Herz aus Forum und Marktplatz: Das Herz der Schulgemeinschaft ist das verglaste Erdgeschoss aus Forum und offenem Pausenraum. Dabei verbindet das Forum als durchlässiger Baukörper die verschiedenen Schulhofflächen und schafft Sicht- und Raumbezüge zwischen Innen- und Außenraum. Klare Achsen schaffen Struktur und Orientierung: Das Forum und die Pausenhalle verbinden sich zur zentralen inneren Erschließungszone und einem lebendigen „Marktplatz“ im Schulgebäude. Entlang dieser Achse führt eine lineare Treppe zu den privaten Lernräumen und der Fortschreibung der Pausenfläche im Obergeschoss. Im Forum findet auch die 2. orthogonal verlaufende Achse ihren Endpunkt: Im Inneren wird die zweigeschossige Kita-Mitte zu einer verbindenden Achse in Nord-Süd-Richtung fortgeschrieben. Ein zentraler Aufzug ersetzt das alte Treppenhaus, vermittelt zwischen den verschiedenen Höhenniveaus und erschließt nahezu alle Lehr- und Lernräume barrierefrei. Als Schule der kurzen Wege wird die Gemeinschaft gestärkt und gemeinsames Lernen und Leben gefördert. Als gestalterisches Element wird das Logo und Leitmotiv der Selmis in die architektonische Gestaltung integriert: Am neuen Haupteingang sowie an der dem Schulhof zugewandten Fassade des Forums wird es in der Tragstruktur und Fassadengestaltung aufgegriffen, um so das Selbstverständnis der Schulgemeinschaft auch in der Außenwirkung zu kommunizieren.

Erdgeschoss. Im Erdgeschoss lassen wir einen einladenden Ort mit verschiedenen Angeboten zum ganztägigen Lernen, Essen und Spielen entstehen: Das Forum ist multifunktional nutzbar und ist ebenso Raum für gemeinsames Essen, schulische sowie außerschulische Veranstaltungen des Quartiers und von Schulpartnern. Der Mehrzweckraum kann dem Forum flexibel zugeschaltet werden und dessen Fläche bei Bedarf erweitern. Eine horizontale Verlängerung des Forums besteht in der großzügigen Pausenfläche zwischen OGS-Räumen und Verwaltung im Bestandsgebäude A1: Die Fuge zwischen Alt und Neu wird zum lebendigen Marktplatz des bewegten Schulalltags und zum Zentrum der OGS. Die Verbindung von alter und neuer Schule wird hier zum gestalterischen Motiv: Die Lesetreppe am Bestand schafft differenzierte Lernräume und kann als Bühne oder Tribüne für Schulaufführungen und Projektpräsentationen belebt und bespielt werden. Räume für Basteln, Spielen und Bewegen in der Ganztagsbetreuung orientieren sich zur Schulhoffläche und können über mobile Trennwände untereinander und auch zur Pausenfläche im Innenraum geöffnet werden. Ein funktionaler Kern mit (Pausen-)WCs erweitert den Bestand in Westrichtung. Funktionale Verwaltung und attraktive Arbeitsräume für das Kollegium. Die neue zentrale Verwaltung aus Sekretariat, Schulleitung und Lehrerzimmer findet im Bestandsgebäude A1 neue Räumlichkeiten. Diese sind über eigene Eingänge auf kurzen Wegen vom Schulhof und von der Eingangsachse erreichbar. Der Besonders ist die charakteristische und identitätsstiftende Wartebereich als Vorzone. Der Bestand wird hier transparent geöffnet und schaffte eine Kommunikationszone für Kollegium und Elternschaft. Dezentrale Team- und Besprechungsräume für das pädagogische Personal ergänzen die Lerncluster im Obergeschoss.

Obergeschoss. Die Lerncluster entwickeln wir als offene Lernlandschaften und machen sie zum Ort für moderne pädagogische Lernkonzepte: Die Cluster der Jahrgangsstufen 1 und 2 verteilen sich im Obergeschoss auf der gemeinsamen Fläche aus Erweiterung und Bestand. Die Differenzierungsräume werden zwischen die Klassenräume geschaltet und orientieren sich gleichermaßen zum Außenraum. Die offenen Garderobenbereiche mit individuellen Regalfächern für Jacken, Rucksäcke und Hausschuhe sind in die Cluster-Mitten integriert. Besonders sind die mobilen Lern- und Bücherboxen der dezentralen Schulbibliothek, die die Cluster über ihre architektonische Konzeption hinaus zu einem Ort ganzheitlicher Bildung fortschreiben und Lehrmethoden und Arbeitsmaterialien eines individuellen Unterrichts erweitern.
Die Unterrichtsräume der Jahrgangsstufen 3 und 4 im Bestandsbauteil B werden über das neue Foyer barrierefrei mit dem Neubau verbunden. Auch diese werden durch Differenzierungsräume ortsnah ergänzt. Die hier angrenzende großzügige Terrasse ermöglicht zudem differenziertes Lernen an der frischen Luft mit Blick ins Grüne. Die Clusterstruktur ist in Lernbereiche gegliedert und ermöglicht moderne Brandschutzkonzepte.

Material, Konstruktion und Flexibilität. Moderne und robuste Materialien sind nachhaltige Materialien. Der kompakte Baukörper entsteht aus einer Hybrid-Bauweise aus einem tragenden STB-Konstruktionsraster mit STB-Decken im Erdgeschoss und einer Holzkonstruktion im Obergeschoss. Die hinterlüftete Fassade aus mineralisch beschichtetem Lärchenholz sowie Holzwerkstoffe im Inneren werden in wartungsarmen Konstruktionen zu einem robusten, Vandalismus-sicheren und atmopshärischen Materialensemble addiert. Die Integration von Lüftungselementen für eine natürliche Tag- und Nachtlüftung hinter Holzlamellen, sowie der Sonnen- und Blendschutz durch integrierte Raffstores ermöglichen einen nachhaltigen Gebäudebetrieb. Oberlichter in jedem Klassenraum sowie über der Fuge zwischen Erweiterung und Bestand sorgen für eine helle Lernatmosphäre und ein gutes Raumklima. Im Innenraum prägen zudem Einbauelemente aus regionalen Hölzern die warme Atmosphäre. Die ausgewählten Materialien führen zu Wertschätzung des Gebäudes durch die Schüler:innen und stärken auf diese Weise die gemeinsame Identifikation mit dem Schulraum.
Während der Baumaßnahme ersetzen Container südlich der Sporthalle die notwendigen Räume für den Schulbetrieb.

Energiekonzept und Ressourcen. Unser Ziel ist ein Low-Tech-Gebäude mit minimiertem Energieverbrauch im Betrieb. Die Dächer bieten mit ihrer Ost- und West-Ausrichtung eine optimale Fläche für Photovoltaik. Die Technik findet Platz im Keller sowie im Dachgeschoss der ehemaligen Hausmeisterwohnung. Die kompakte Bauweise des Gebäudes lässt eine hohe Energieeffizienz und eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Ein modulares Konstruktionsraster bildet dabei die Grundlage für die Anordnung der Unterrichtsräume, die in der Zukunft auch für andere Nutzungen angepasst werden können. Ebenso wird durch die modulare Bauweise und ein hohes Maß an Vorfertigung und dadurch eine Beschleunigung des Bauablaufs ermöglicht. Die bevorzugte Verwendung von Recyclingbeton und der Einsatz nachwachsender Rohstoffe und recyclebarer Baustoffe in elementierter Bauweise ermöglichen eine ressourcenschonende, nachhaltige Konstruktion.

Freiraum, Erschließung und Außenanlagen. Im Zuge der Sanierung und der Erweiterung erfolgt auch eine Neustrukturierung des Pausenhofs. Dieser wird in verschiedene Bereiche gegliedert. Der stark frequentierte Bereich zwischen den Schulgebäuden ist in verschiedene befestigte Flächen unterteilt, wassergebundener Wegedecke, Asphalt und Rasenfugenpflaster, die sich als geschwungene Bänder aneinanderreihen. Zwischen ihnen befinden sich Retentionsbänder, die zum einen die verschiedenen Beläge voneinander trennen und zum anderen als mögliche Versickerungsflächen fungieren. In dem befestigten Bereich des Pausenhofs liegt eine Spielinsel unterhalb der attraktiven Bestandsbäume und es wird Platz für eine Mensa-Terrasse geboten. Auch ist eine Bühne angelegt, die für Theaterstücke und Schulevents genutzt werden kann. Der übrige Bereich des Pausenhofs ist Grünfläche, auf der sich ein breites Angebot an Nutzungs- und Spielmöglichkeiten befindet. Im Übergang von befestigter zu unbefestigter Fläche sind Bereiche für einen Zirkus und eine Kletterinsel. Die Außenfassade des hier angrenzenden Gebäudes bietet die Möglichkeit der Installation einer Boulderwand. Weiterhin bietet die Grünfläche Platz für einen Sportbereich, wo sich die Kinder aktiv, zum Beispiel mit Ballsport, betätigen können. Auch ein Schulgarten, eine weitere Kletterinsel, ein Bereich für Waldspiel im Unterholz und ein grünes Klassenzimmer sind auf der Grünfläche zu finden. Die Erschließung des Freiraums erfolgt über einen Rundweg, der den Nutzer in geschwungener Form entlang aller Bereiche führt. Durch die Neupflanzung von Blühbäumen und das Anlegen von Staudenpflanzungen gewinnt der Pausenhof an Attraktivität und Biodiversität. Auch durch den neuen Obstbaumhain und die Errichtung vertikaler Begrünung an den Gebäudefassaden lässt sich die Biodiversität weiter steigern. Es entsteht ein Bereich, der es den SchülerInnen ermöglicht ihre unterrichtsfreie Zeit kreativ und frei gestalten zu können und der die optimale Ergänzung zum Schulalltag darstellt.

Unser Ziel: Emotionale Nachhaltigkeit. In atmosphärischen Innen- und Außenräumen wird Gemeinschaft erlebbar. Die Idee entwickelt sich zu einem einladenden Haus, einer lebendigen Struktur, einer offenen Welt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen schlagen einen Verbindungsbau zwischen den erhaltenen Bauwerken und dem weitergenutzten Gebäude B vor. Damit gelingt ihnen – im Sinne der Auslobung – die barrierefreie Einbindung und sinnvolle Nachnutzung der Bestandsgebäude. Dadurch, dass der Neubau durch fünf Giebel maßstäblich gegliedert wird, dominiert er trotz seiner Größe nicht, sondern fügt sich auf angenehme Weise in das Bestandsensemble ein.
Adressbildung und Zugänglichkeit orientieren sich am Bestehenden. Sowohl über den Schulhof als auch über den vorhandenen Zugang zwischen Neubau und Gebäude B kann die Schule wie bisher erreicht werden. Der südliche Zugang wird sinnvollerweise durch ein kleines Foyer zum Haupteingang aufgewertet. Damit wird auch die Anbindung an das Gebäude B deutlich verbessert.
Im Inneren überzeugt der Vorschlag durch eine klare Struktur. Der neue Haupteingang verbindet das Gebäude B und den Neubau über einen breiten Flur mit dem Schulhof. Eine quer dazu liegende und von oben mit Zenitlicht gut belichtete Bewegungs- und Aufenthaltszone knüpft an die Bestandsgebäude an. In diesem Bereich wird eine kleine Sitztreppenanlage zum »Wohnzimmer« und übersetzt den von den Verfasser*innen formulierten Anspruch »Schule als Heimat auf Zeit« in ein funktional und atmosphärisch hochwertiges Angebot.
Der Schulhof bleibt in seiner Größe weitgehend erhalten. Der überwiegende Teil der Freifläche ist unbefestigt. Eine ausreichend große Fläche für den Zirkus ist nachgewiesen. Die geschwungene Wegeführung, die freie Stellung der Gehölze reagieren leider kaum auf die klare Struktur des Neubaus. Die ausreichenden Spiel- und Sitzmöglichkeiten und der Erhalt der Bestandsbäume erfüllen dagegen die Anforderungen an den Pausenbereich.
Das Raumprogramm ist insgesamt erfüllt. Alle Räume sind nachgewiesen, die Abweichungen in den Größen sind geringfügig. Alle vier Cluster sind im Sinne des pädagogischen Konzeptes sinnvoll gruppiert. Die Cluster 1 und 2 entsprechen perfekt den pädagogischen Anforderungen. Das Cluster 3 kann durch die Hinzunahme des schulischen Mehrzweckraums zu einem »vollwertigen« Cluster entwickelt werden. Cluster 4 hingegen verfügt über keine »gemeinsame Mitte«; der zugehörige Differenzierungsraum ist zwar in räumlicher Nähe, aber nicht unmittelbar angebunden. Positiv sind die Lage und die Anbindung der Betreuungsräume sowie der einladende Charakter der »Lesestufen«. Zudem ermöglichen die Betreuungsräume am Schulhof den unmittelbaren Sichtkontakt und erleichtern die Aufsicht. Das Forum orientiert sich optimal zum Schulhof mit und profitiert von guter Westbelichtung. Der Mehrzweckraum kann mit dem Forum zusammengeschaltet werden. Die angrenzende Küche kann auf kurzem Weg vom Eingang beliefert werden. Die multifunktionale Nutzung (auch mit Verpflegung) ist in diesem Bereich uneingeschränkt möglich. Die Verwaltung und das Lehrerzimmer sind kompakt im Erdgeschoss im Bestandsgebäude A1 untergebracht. Insgesamt sind die funktionalen Zusammenhänge sehr gut erfüllt.
Die kompakte Bauweise, die geringe Bruttogrundfläche, der Erhalt der Gebäude Hausmeisterhaus und A1 und der Erhalt der Klassenräume im Gebäude B lassen eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Die Hybridbauweise, die Lärchenfassade, die beschriebene Haustechnik als Low-Tech-Gebäude, die Nutzung der Dachflächen zur Energieerzeugung entsprechen den Ansprüchen an nachhaltiges Bauen. Wegen der hohen Räume im Obergeschoss des Neubaus unter den Satteldächern ist der BRI überdurchschnittlich hoch. Der große Luftraum kommt dabei überwiegend den Gruppenräumen zugute, deren Aufenthaltsqualität aus räumlicher und gesundheitlicher Sicht dadurch deutlich gesteigert wird.
Insgesamt gelingt dem Verfasserteam eine gute Einbindung der Bestandsbauten in ein überzeugendes Ensemble, das allerdings trotz eines überdurchschnittlichen Volumens funktionale Einschränkungen aufweist

Empfehlungen:
Empfohlen wird, das Cluster 3 durch die Hinzunahme des schulischen Mehrzweckraums zu einem »vollwertigen« Cluster zu entwickeln. Die Eingangszone ist mit einer hohen Verkehrsfläche geplant, eine funktionale Optimierung erscheint auch aus Sicht der Wirtschaftlichkeit sinnvoll.
Der Schulhof - Spiel-, Bewegungs- und Erholungsraum

Der Schulhof - Spiel-, Bewegungs- und Erholungsraum

Das Forum - Ein multifunktionaler Ort zum Essen, Lernen und Spielen

Das Forum - Ein multifunktionaler Ort zum Essen, Lernen und Spielen

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Erdgeschoss 1:200

Erdgeschoss 1:200

Obergeschoss 1:200

Obergeschoss 1:200

Ansicht vom Schulhof 1:200

Ansicht vom Schulhof 1:200

Schnitt 1:200

Schnitt 1:200