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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2023

Neubau Campus Mathematik und Informatik an der WWU Münster

2. Rundgang

&MICA GmbH

Architektur

SCHÖNHERR Landschaftsarchitekten PartmbB (ehem. herrburg LA)

Landschaftsarchitektur

SFB | Saradshow Fischedick Berlin Bauingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Studenten und das studentische Leben bestimmen das Bild der Stadt Münster. Dem trägt der Neubau des Campus Rechnung: Als Leuchtturmprojekt am Übergang zwischen erweiterter Kernstadt und „Wissenschaftsstadt“ setzt er auf eine Architektursprache, die den architektonischen Anspruch der Münsteraner Altstadt fortführt und gleichzeitig ein zukunftsweisendes Zeichen der Nachhaltigkeit setzt. Geplant als grüne Oase mit einer großen, flexibel nutzbaren Grünfläche im Mittelpunkt sowie begrünten Fassaden und Dächern, bietet er Studierenden, Lehrenden und Forschenden, aber auch Besucher:innen und Anwohner:innen einen (Arbeits)Platz, der sich positiv auf die körperliche und seelische Gesundheit auswirkt und an dem sich konzentrierter, zufriedener, stressfreier und ausgeglichener arbeiten lässt. So entsteht mit dem neuen Campus ein intensiv genutzter Ort, der den Fachbereichen Mathematik und Informatik und dem Exzellenzcluster Mathematik ein Gesicht gibt. Ein Zuhause, indem nicht nur Kaffeemaschinen für Kommunikation und Austausch sorgen. Ein neuer Naturraum, der als grüne Insel über den Campus hinauswirkt. Ein Ort der lebendigen Wissenschaft mit vielfältigen Verbindungen in den Stadtraum und zu den Nachbarinstituten.

Städtebauliches Konzept
Der Campus Mathematik und Informatik heißt seine Nutzer:innen willkommen: Markant erhebt sich das Gebäude A zum Coesfelder Kreuz. Die Akzentuierung des Eckbereiches erfolgt durch einen Hochpunkt, der mit seinen 46 Metern weithin sichtbar ist. Vier Gebäude bilden gemeinsam mit den Bestandsgebäuden und dem CMM an der Stirnseite den neuen Campus, der durch unseren Entwurf zwei neue eindeutige Adressen erhält. Grünes Herzstück des Campus ist der zentrale Platz: Autofrei geplant, ermöglicht er die Durchwegung für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen, einerseits in Richtung Promenade und Innenstadt und andererseits in Richtung des neuen Musik-Campus, der Mensa 2 am Coesfelder Kreuz, der Uniklinik oder den Studierendenwohnheimen. Vom Platz aus erfolgt die Erschließung aller Gebäude, hier befindet sich als zentraler Treffpunkt das Café, das als x-förmiger Pavillon die Symbolik der Fassaden im Grundriss aufgreift, hier erreicht man über die gewendelte, bepflanzte Rampe die größere der beiden Fahrradtiefgaragen, sodass die Campusmitte automatisch zu einem lebendigen Begegnungsort wird. Befreit von parkenden Fahrrädern, dafür ausgestattet mit unterschiedlichsten Sitzmöglichkeiten, bietet der Platz vielfältige Nutzungsmöglichkeiten: er ist damit der (im wahrsten Sinne) naheliegendste Treffpunkt auf dem Campus und somit der perfekte Ort für informelle Pausen, Gruppenarbeiten oder auch Veranstaltungen.

Architektonisches Konzept
Die fünf Gedanklichen Gebäude (GB) verteilen sich auf insgesamt vier Baukörper. Entlang der Einsteinstraße erheben sich drei Gebäude über einem gemeinsam genutzten Sockelgeschoss. Die Höhendominante integriert die gedanklichen Gebäude GB-A und GB-D; eine direkte Verbindung zwischen Gebäude A und dem CMM wird über Brücken erreicht. Das zweite Gebäude auf dem gemeinsamen Sockelgeschoss beinhaltet GB-E, das letzte der drei Gebäude auf dem Sockelgeschoss ist der Bibliothek vorbehalten. Richtung Norden wird der Campus durch Gebäude C gefasst, welches das GB-C enthält.

Fassadenkonzept
Alle Neubauten sind durch ihre hohe Materialästhetik gekennzeichnet. In Sichtbeton ausgeführt, nimmt die Fassade mit ihrer Farbigkeit Bezug auf die Ziegelfassaden der Altstadt, die weißen Arkaden erinnern an einen weiteren bevorzugten Münsteraner Baustoff, den Baumberger Sandstein. Während das CMM mit seiner kristallinen Wabenstruktur die Vernetzung der mathematischen Teildisziplinen und angrenzenden Wissenschaften visuell aufgreift, verweisen die skulpturalen Fassadenelemente des Neubaus auf die Basiselemente der Mathematik und Informatik: Die abstrahierten Symbole wie z. B. +, x, ( , ), 0 und 1 prägen den Ort und geben ihm eine unverwechselbare und von seiner Funktion abgeleitete Identität.
Die Wirkung des zentralen Platzes wird entscheidend durch die zweigeschossigen Arkaden und die Bepflanzung der Fassaden geprägt. Die Arkaden, herausgearbeitet in den Erdgeschosszonen der vier Neubauten, schaffen einen gut proportionierten Übergang zwischen dem grünen Platz und den Institutsgebäuden, sie bilden das Scharnier zwischen Innen und Außen und stellen eine optische Verbindung zwischen den neuen Gebäuden her, sodass der Eindruck eines Gesamtensembles verstärkt wird. Vor allem aber bieten sie einen wettergeschützten Kommunikationsraum im Außenbereich. Die Fassadenbegrünung mit Pioniergehölzen reduziert Feinstaub und Lärm, temperiert über Verdunstungskühle, offeriert Nahrung für Insekten und Vögel und unterstützt einen jahreszeitlich optimierten Lichteinfall. Gleichzeitig sorgt sie im Zusammenspiel mit der Bepflanzung des Platzes für ein grünes, naturnahes (Arbeits-)Umfeld, das die Konzentrationsfähigkeit und Arbeitsqualität deutlich steigert und sich positiv auf die seelische Gesundheit auswirkt. Zwischen den Gabionen und den Glasfassaden ermöglicht ein 45 cm tiefer Außenbereich die Fassadenreinigung und die Wartung der Pflanzen, gleichzeitig schützt er die nach innen gerückte Fassade vor Witterungseinflüssen und dient als zusätzlicher Sonnenschutz.

Nachhaltigkeit
Im Sinne einer nachhaltigen und klimaschonenden Stadtentwicklung planen wir den Neubau des Campus Mathematik und Informatik ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig.
Für die ökologische Nachhaltigkeit und um einen klimaneutralen Betrieb zu ermöglichen, setzen wir auf Umweltenergien wie Photovoltaik und Geothermie, mit denen die Neubauten sowohl einen hohen Autarkiegrad als auch eine hohe Eigenverbrauchsquote erreichen können. Die Verwendung nachhaltig produzierter Baustoffe spielt eine ebenso große Rolle wie die erlebbare grüne Campusmitte und die Begrünung des Areals. Erlebbar wird die ökologische Nachhaltigkeit nicht nur durch die zentrale Grünfläche, sondern auch durch die bepflanzten Dachflächen und die mit Pioniergehölzen begrünten Fassaden.
Die ökonomische Nachhaltigkeit zeigt sich über den Lebenszyklus des Gebäudes betrachtet primär über die Nutzung vorhandener Umweltenergien. Die durch Photovoltaik und Geothermie erreichte Unabhängigkeit in der Energieversorgung senkt die Betriebskosten des Gebäudes. Die Ausrichtung der Gebäude und bauliche Maßnahmen zu Tageslichtnutzung, Sonnenschutz und Lüftung tragen im Energiekonzept zur Reduzierung von Betriebsenergie bei. Eine Reduktion von Technik auf ein notwendiges Maß und langlebige Materialien sparen Erneuerungszyklen und die hohe Umnutzungsflexibilität der Gebäude bietet günstige Umbaumöglichkeiten.
Die soziale Nachhaltigkeit des neuen Campus wird ebenfalls durch den neu geschaffenen Platz erlebbar, zeigt sich aber auch in der Nutzbarkeit der neuen Gebäude. Als grüne Mitte bietet der Campus nicht nur Studierenden, Lehrenden und Forschenden sowie Besucher:innen und Anwohner:innen eine hochwertige, großzügige öffentliche Freifläche mit hoher Aufenthaltsqualität. Die durch ihn geschaffenen neue Wegeverbindungen für Fahrradfahrer:innen und Fußgänger:innen verbessern gleichzeitig die stadtstrukturellen Verknüpfungen.
E-Ladestationen für E-Bikes und E-Autos runden das Mobilitätsangebot ab. Behindertenstellplätze sind sowohl östlich als auch nördlich des Campus verteilt, um kurze Wege zu ermöglichen. Alle Gebäude sind selbstverständlich barrierefrei geplant. Weitere Punkte der sozialen Nachhaltigkeit stellen der hohe Nutzungskomfort der Neubauten und der faire Umgang mit allen Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette (Lieferkettengesetz) dar.

Die BNB-Zertifizierungskriterien, darunter die Kriterien nach SNAP sowie die ESG-Kriterien nach EU-Taxonomie sind Grundlagen unseres Entwurfs. Des Weiteren berücksichtigt unser Entwurf die Anforderungen des Effizienzhaus 40 Standards.
Lageplan 1:500

Lageplan 1:500