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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

BUGA 2029 Oberes Mittelrheintal Standort Stadt Lahnstein

ein 2. Preis

Preisgeld: 37.500 EUR

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

werk3 architekturvisualisierungen

Visualisierung

Erläuterungstext

Zwei Promenaden für Lahnstein

Die grandiose Kulturlandschaft des Oberen Mittelrheintals als UNESCO Stätte von aussergewöhnlichem universellem Wert ist Bühne für die Bundesgartenschau 2029. Lahnstein als einer von drei zentralen Veranstaltungsorten der BUGA 2029 zwischen Rüdesheim und Koblenz, bringt in seinen Wesensmerkmalen viele bestehende freiräumliche Qualitäten bereits mit sich. Diese gilt es zu Reaktivieren und mit präzisen und einfachen Massnahmen zu einem konsistenten, freiräumlichen Ensemble zusammenzuführen. Zentraler Punkt ist hierbei die Inwertsetzung der bestehende Wasserlagen an der Lahn und am Rhein. Vor allem am Rhein ist die heute schon hochwertige Uferlage, durch die Lage der Bahnlinie vom historischen Altstadtkern abgeschnitten. Stadt und Rhein wieder zusammen zu bringen, liegt hier im Zentrum der entwickelten Massnahmen. Das Konzept ist insgesamt im Kern durch eine bestandsorientierte Vorgehensweise geprägt, die mit wenigen Mitteln darauf abzielt, die Stadt und seine beiden Flüsse wieder auf eine tragfähige Weise zukünftig zusammenzuführen.
Tragende freiräumliche Hauptelemente dieser Vorgehensweise sind zwei neu inszenierte Uferpromenaden, die Panoramapromenade am Rhein und die Lahnpromenade. Verknüpft sind die Uferpromenaden über den Brückenschlag der neuen Fuss- und Radbrücke. Beide Promenaden führen durch bestehende Grünanlagen, die durch einen hochwertigen Baumbestand geprägt sind. Eine sensible Anpassung des Nutzungskanons innerhalb der Grünanlagen und eine Restrukturierung der Erschliessungswege sorgen für eine bessere Vernetzung mit den Stadträumen und eine Aufwertung der Uferlagen. In Ihren Qualitäten orientieren sich beide Promenaden am freiräumlichen Stellenwert der Flussräume.
Entlang des Rheins wird ein repräsentativer Charakter gesucht, der sich am Weltkulturerbestatus orientiert. Wohingegen entlang der Lahn, eher der Nutzwert der Freiräume für die Stadt im Vordergrund steht. Die Aus- und Einblicke von der Stadt zum pittoresken Rheintal und in die Lahnauen wird bewusst immer wieder inszeniert und durch die Implementierung von freiräumlichen Schwerpunkten an diesen Stellen können die Stadt und ihre beiden Flüsse wieder auf eine neue Weise zusammenwachsen. "Lahnschauen" und "Rheinschauen" avancieren zum treiben Handlungsmotor für die räumliche Strukturierung der beiden neu geschaffenen Promenaden.

Das Rheinufer vor der Stadtmauer - Auftakt der neuen Panoramapromenade

Im Uferpark vor den Toren der historischen Altstadt Lahnsteins steht vor allem die Verknüpfung zwischen Stadtraum und Fluss im Vordergrund. Über drei Unterführungen gelangt man von der Stadt aus in den Park. Diese stadträumlichen Ankerpunkte, werden über offene Platzräume im räumlichen Gerüst des Parkes eingeschrieben. Vom Platz an der Unterführung zur Kirchstraße, über die bestehende Platzanlage in direkter Nachbarschaft zum Kihrstor, bis hin zum Platz an der Zollgasse, wird die Verbindung zwischen Altstadt und Park am Rhein gestärkt. Die Plätze mit direkten Wasseranschluss sind mit grosszügigen Baumhainen beschattet. Grossformatige Stadtsofas laden zum ruhigen Aufenthalt entlang des Flusses ein. Von den Plätzen aus wird ein einfacher Zugang zum Rhein und dem kühlen Nass des Flusses ermöglicht. Der bestehende durchgängige Baumschleier prägt die gesamte Anlage. Durch partielle Neupflanzungen, oder Wegnahme von Einzelbäumen wird die räumliche Struktur des bestehenden Parkes aufgewertet, ohne seine prägende Qualität zu verlieren. Gut beschattete Räume wechseln sich mit offenen Parkräumen ab. Immer wird der Blick zum nahen Wasser, oder zu den prägenden Baudenkmälern geführt (z.B. Schloss Stolzenfels). Der Garten des Martinsschlosses wird in den Baumschleier des Parkes eingebettet und als Element der bestehenden Anlage begriffen. Eine einfache Erweiterung des Wegnetzes im inneren des Gartens erhöht den Erlebniswert. Von einer kleinen Freiraumbühne aus kann der Garten neu belebt werden.
Im Schatten der Bäume findet der Parkbesucher eine Reihe von Gärten wieder (Lahnsteiner Burggärten), die den bestehenden Nutzungskanon, um diverse Angebote erweitert. In der Nähe zum Platz an der Zollgasse befindet sich zum Beispiel ein neuer, thematischer Spielplatz ("16 Türme"). In der Weiterentwicklung des bestehenden Erschliessungssystems, wird der Park am Rhein von drei Hauptwegen erschlossen. Die Uferpromenade entlang des Rheins mit seinen begleitenden Wildstaudenbänder ist ausschliesslich den Fussgängern vorbehalten. Angrenzend an die bestehende Stadtmauer werden die Radfahrer durch die Anlage geführt. Am Fusse der ehemaligen Stadtmauer erinnern Versickerungsmulden an den ehemaligen Stadtgraben. Der dritte Weg führt durch die Wiesenflächen des Parkes und lädt zum Flanieren ein.

Vom Hafendamm zur Lahnmündung - Ausblicke zur Rheinlandschaft inszenieren

Der Bereich um das Restaurant "Dammkrone" wird als vierte in den Parkkontext integrierte Platzanlage begriffen und generiert den Übergang zur "hohen" Lindenpromenade auf der Dammkrone. Direkt am Hafenbecken wird ein Ort des Aufenthalts mit einer Holztreppenanlage geschaffen, der den räumlichen Übergang zu den nahen Hafenarealen sicherstellt und die Kopfsituation des Beckens räumlich für alle auf verschiedenen Niveaus erlebbar macht. Folgt man dem Weg auf der Dammkrone im Schatten der vorhandenen Linden, eröffnen sich einem immer wieder Blicke in die nahe Rheinlandschaft, die mit den "Rheinterrassen" immer wieder dazu einladen den Ausblick zu geniessen. Von den "Rheinterassen" aus, kann man über Treppenanlagen immer wieder auf die an den Wasserlagen auf der Rheinseite, oder entlang des Hafenbeckens geführten Uferwegen gelangen. Am Abschluss der Lindenallee lädt ein Aussichtsplatz zum Aufenthalt ein. Das Anglerheim kann von der Nähe zum Aussichtplatz profitieren und mit einem entsprechenden gastronomischen Angebot ergänzt werden. Von einer grosszügigen Holzplattform auf dem Aussichtsplatz, die auch als Bühne nutzbar ist, kann man den Blick in die Ferne schweifen lassen. Ein behindertengerechter Weg führt von hier aus hinab zur Lahnmündung. Der Bereich ist naturnah gestaltet und hochwassertauglich ertüchtigt. Einfache Wege führen vor bis zur Lahnsteiner Spitze, wo der Zusammenfluss beider Flüsse erlebbar wird. Ein Panoramabank inszeniert den magischen Ort. Über die neue Fuss- und Radwegbrücke kann man zur Lahnsteiner Uferpromenade gelangen.

Am Hafenbecken entsteht ein neuer Stadtbaustein

Am Hafenbecken selbst wird ein neuer Stadtbaustein entstehen. Nördlich der neuen Erschliessungsstraße wird der zweigeschossige "Mobility-Hub" in den Hafenraum integriert. Ein Sport- und Kulturzentrum bildet hier das stadträumliche Pendant zum Parkhaus. Multifunktionale Sportfelder werden in der Nachbarschaft der neuen Sport- und Kulturhalle in den Freiraum eingebettet. Südlich der Straße prägen 5 Baukörper (III - IV Geschosse) den Übergang zum nahen Hafenbecken. Die Zwischenräume der vorgeschlagenen Bauten, können an die jeweiligen Nutzungen in den Gebäuden angepasst werden (Büro/Wohnen). Der südlichste Bau ist mit dem geforderten Beherbergungsgewerbe bespielt. Hier entsteht zudem die Möglichkeit einen der Nutzung entsprechenden Freiraum (z.B. Hotelgarten) aufzunehmen.

An der Lahnmündung: Ein neuer Park entsteht

Entlang der Lahn entsteht neben der aufgewerteten Uferpromenade ein neuer Lahnpark. Dies wird vor allem durch den Wegfall des bestehenden Campingplatzes ermöglicht. Auch hier wird die bereits entlang des Rheins praktizierte Vorgehensweise des respektvollen Umgangs mit den bestehenden Freiraumelementen, fortgeführt. Der neue Park ist geprägt durch einen, offenen und grosszügigen Lichtungsraum. Der durch einen umläufigen Baumkranz freiräumlich definiert wird. Diverse Nutzungsangebote finden sich im Schatten der Bäume hier wieder (Spielbereich Johanniswiese, Hängemattengarten, Picknickgarten). Im westlichen Bereich der Lichtung wird die Ausgrabungsstätte "Burgus" in die Parklichtung eingeschrieben. Im Übergang zwischen Park und Lahn spannen sich die Uferwiesen entlang der Lahn auf, die mit einem Promenadenweg gequert werden können. Als grosszügige Liegewiesen kann man hier bis direkt ans Wasser hin gemütlich Verweilen. Fussgänger und Radfahrer werden auf getrennten Wegen geführt. Den räumlichen Abschluss der Lahnsteiner Uferpromenade bildet ein Platz mit Schiffsanlegestelle an der Stolzenfelsstraße. Immer wieder führen von den
Stadträumen aus Wege vor bis an die Lahn, wo einfache Holzsteganlagen das Wasser erlebbar machen. Östlich der sensibel an die Uferpromenade angebundene Fuss- und Radwegebrücke wird der bestehende Strand im Vorfeld der Rudergesellschaft erweitert und als bestehendes Freiraumangebot übernommen.

Von der Rudi-Geil-Brücke bis zur Alten Schleuse: Reaktivierung der bestehenden Lahnuferpromenade

Der Bereich der Rudi-Geil-Brücke wird durch eine grosszügige Freitreppe aufgewertet. Hier kann man auf einfache Weise bis ans Wasser hinabgelangen und auf der sich anschliessenden Steganlage ein Sonnenbad nehmen. Gleichzeitig wird der stadträumliche Stellenwert, mit dem bereits von Goethe besuchten historischen Wirtshaus gewürdigt. Ebenso profitiert der westlich angrenzende Festplatz von der Lage an der neuen Freitreppe an der Lahn. Die östlich an die Freitreppe sich fortsetzende Lahnsteiner Uferpromenade bleibt als ein mit einer Baumreihe beschatteter Uferweg weiter erhalten. Ein mit einer Steganlage räumlich abgeschlossener Schulgarten bilden den Abschluss zum nahen Bereich der Schleuse an der Lahn hin. Immer wieder führen Wege aus der Stadt zum Wasser hin und auch hier findet der Besucher eine Möglichkeit am Wasser zu sein.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch ihre konsequente Umsetzung eines Gestaltungsprinzipes über alle Teilbereiche hinweg, bestehend aus einer zweispannigen Wegefigur die zwei Pole, Plätze oder Gebäude, miteinander verknüpft. Diese Grundfigur wird auch im Bereich der Lahnmündung positiv bewertet, wo ein gut proportionierter Eingangsplatz entlang der Mündungsbiegung mit dem Auftaktplatz zur Lahnpromenade verbunden wird. Trotz der ergänzenden und gut positionierten Baumsetzungen entsteht ein wohlproportionierter und klar gegliederter Freiraum mit hohem Potential zur Aneignung durch die Bevölkerung. Der weitere Verlauf der Lahnpromenade überzeugt durch ihren Rhythmus von einfachen Wegeabschnitten im Wechsel mit richtig verorteten Akzenten von Terrassen oder Stegen. Hierbei wird aber deren Ausformulierung in Form der schmalen Holzdecks und der engen Rasenstufen kritisch bewertet.

Im Bereich des Rheinparks kann die Gliederung in Anlehnung an die angrenzende orthogonale Stadtstruktur zwar nachvollzogen werden, aber ihre lineare Aufspaltung in drei Wegestränge entlang des Rheines wird negativ diskutiert. Die Verknüpfung des Martinschlosses mit der Rheinkrone wird als positiv angesehen und der Bereich als grundsätzlich gut gelöst bewertet. Die Ausprägung des Hafenkopfes durch die Melange aus Holzdecks, Rampen, Mauerscheiben und überkragenden Balkonen wird aufgrund des großen zu überwindenden Höhensprungs als zu kleinteilig, zu steil und wenig positiv bewertet. Die Ausprägung der Hafenmole kann in dem räumlich schmalen Bereich durch die starre Ausformulierung als architektonische Baumallee, gegliedert durch vorhandene und ergänzte steile Treppenübergänge, den vorhandenen Baumbestand überzeichnend, sowohl in der Wirkung als auch in ihren Anfangs und Endpunkten nicht überzeugen. Der Endpunkt an sich ist aber richtig proportioniert und verortet. Auch der Ausformulierung der eigentlichen Molenspitze kann sowohl in ihrer Ausdehnung als auch ihrer Ausprägung zugestimmt werden. Im Ideenbereich des Hafenareals wird die vorgeschlagene 4-Geschossigkeit der Punktbebauung kontrovers diskutiert und muss im Hinblick auf die Welterbeverträglichkeit überprüft werden. Das Gesamtkonzept bietet aufgrund der Verortung von angemessenen Auftaktplätzen und gut proportionierten offenen Freiräumen im Bereich der Lahnmündung und im Rheinpark eine gute Grundlage für das perspektivische Ausstellungskonzept der Buga. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht sollte die Uferzone im Mündungs-/Abflussbereich der Lahn von Baumpflanzungen freigehalten werden. Ausserdem wird darauf hingewiesen, dass alle Einbauten im Uferbereich wie Zugänge,o.ä. einer wasserrechtlichen Genehmigung bedürfen.

Die Arbeit erscheint im wirtschaftlichen Rahmen realisierbar zu sein. Zusammenfassend wird der Entwurf als ein in seiner Entwurfshaltung durchgängiger und konsequenter Beitrag bewertet, der mit Ausnahme der vorgeschlagenen Molenallee, der Übererschließung im Rheinpark und der Ausformulierung des Hafenkopfes eine angemessene und zukunftsfähige Lösung der Aufgabenstellung bietet.