Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024
Sanierung und Neubau Eugen-Bolz-Gymnasium und Freianlagen in Rottenburg am Neckar
©Kersten Kopp Architekten
Skizze großer Pausenhof
3. Preis
Preisgeld: 33.000 EUR
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Erläuterungstext
Durch einen Erweiterungsbau erhält das Eugen-Bolz-Gymnasium ein neues Erscheinungsbild im Stadtraum. Der Neubau verlängert mit einem Versatz nach Norden den Bestand an der Eberhardstraße und passt sich aufgrund des schmalen Volumina harmonisch in die umgebende kleinteilige Wohnbebauung ein. Zudem schafft er durch einen sehr kleinen Gebäudefußabdruck differenzierte Außenbereiche auf dem Schulgelände.
DAS GEBÄUDE: Das Erdgeschoss des Neubaus und des Hauptgebäudes sind für gemeinschaftliche Aktivitäten, den Ganztagesbereich und die Durchführung von Veranstaltungen vorgesehen. Hier entsteht das Forum, ein lebendiger Treffpunkt für die Schulgemeinschaft. Die weiteren Etagen, vom ersten bis zum dritten Stockwerk, sowohl im Neubau als auch im Hauptgebäude, beherbergen die Klassencluster und die Verwaltung. Die Struktur der Klassencluster im Neubau wurde entsprechend der des Bestands gestaltet, um eine konsistente Umgebung für das Lernen und die Zusammenarbeit zu gewährleisten. Über der Sporthalle wird der Bestandsbereich in einen Fachraumbereich umgewandelt. Ähnlich einem Klassencluster aufgebaut, bietet dieser Bereich stets eine flexible Lernzone in der Mitte, unterschiedliche Lernqualitäten bietet und ein anpassungsfähiges Lehrumfeld schafft.
KONSTRUKTION UND MATERIAL: Warme Holzoberflächen prägen die Materialsprache im Innenraum. Holz nicht nur im Ausbau, sondern auch als Konstruktionsbaustoff zu verwenden, verbessert die Ökobilanz von Gebäuden deutlich. Die äußere Gestalt des Gebäudes wird maßgeblich durch horizontale Fensterbänder geprägt, die sich am Bestandsgebäude orientieren und somit respektvoll auf die vorhandene Struktur reagieren. Eine geneigte Vorhangfassade, versehen mit grünen Photovoltaikpaneelen, fügt sich ebenfalls harmonisch in die Umgebung ein. Der Neigungswinkel der Vorhangfassade wurde entsprechend dem Ergänzungsbau gewählt, während die Farbwahl des Grüntons ebenfalls eine Hommage an das alte Gebäude darstellt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Arbeit überzeugt durch die klare städtebauliche Setzung des Neubaus, der gemeinsam mit dem geschickten Anbau des Hauptgebäudes nach Westen Neu- und Altbauten selbstverständlich verknüpft. Gut auffindbar ist die zentrale Treppe, die alle Ebenen miteinander verbindet und zusätzlich eine Sitzfunktion „mit Überblick“ bietet. Die Orientierung im Gebäude gelingt damit mühelos. Alle Wege im Gebäude sind den Schülerströmen angemessen großzügig dimensioniert.
Die Aula ist im Neubau so verortet, dass bei Zusammenschluss aller Flächen der Raum in Ost-West-Richtung, mit Bezug zum großen Pausenhof und zur Eberhardstrasse bespielt werden kann. Wird die Aula mit dem Musikraum verbunden so kann dieser zusätzlich zum Freiraum, dem sogenannten Sommertheater, geöffnet werden. Dieser Freiraum bietet einen überraschenden Mehrwert und kann, außerhalb von Veranstaltungen auch als Aussenklassenraum oder für Pausenaktivitäten genutzt werden. Der Höhensprung wird in diesem Zuge elegant gelöst.
Durch das Abrücken des Neubaus nach Süden ergibt sich im Freibereich eine lineare Durchbindung von der Eberhardstrasse im Westen zur Mechthildstrasse im Osten. Die große Pausenfläche bietet ausreichend Raum für Pausenaktivitäten. Hier wird gewürdigt, dass die Freifläche zurückhaltend gestaltet ist und die Zonierung eher großmaßstäblich und von den Rändern her erfolgt. Die Fassadengestaltung der Neubauten ist zurückhaltend gewählt und zeichnet sich durch eine sinnvolle Integration von Fotovoltaikflächen aus.
Die Klassencluster sind sinnvoll gruppiert. Hier wird die Qualität der Lernzonen mit Bezug zum Außenraum besonders gewürdigt. Allerdings sieht das Preisgericht sieht die Verortung der Fachklassen im Bereich des Erweiterungsbaus kritisch. Hintergrund ist, dass Ausweichflächen für Regelklassen vergleichsweise einfach zur Verfügung gestellt werden können. Ausweichflächen für Naturwissenschaftliche Fachräume sind hingegen schwierig zu generieren.
Die Umsetzung ist – basierend auf den entsprechenden Kennwerten - im wirtschaftlich mittleren Bereich zu erwarten.
Zusammenfassend stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag zur komplexen Aufgabenstellung dar und kann vor allem in der Qualität des Zusammenschlusses aller Bauteile zu EINEM Schulgebäude überzeugen.
©Mettler Landschaftsarchitektur
Lageplan
©Kersten Kopp Architekten
Schnitt durch Erweiterungsneubau
©Kersten Kopp Architekten
Ansicht Eberhardstraße
©Kersten Kopp Architekten
Städtebauliches Modell
©Anastasiia Puzeikina
Skizze Forum