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Verhandlungsverfahren | 11/2023

Stadt Lehrte - Neubau der IGS und Realschule Lehrte

Blick zum Campus Boulevard

Blick zum Campus Boulevard

Zuschlag

MOSAIK architekt:innen bda

Architektur

HOCHTIEF Infrastructure GmbH

Architektur

KHR architecture

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einordnung, Wirkung zur Umgebungsbebauung
Eine der Leitideen des vorliegenden Entwurfes ist die klare Strukturierung des Planungsbereiches in öffentliche und halböffentliche Bereiche. Durch die Positionierung und Baukörperausbildung des neuen Schulzentrums Lehrte-Süd wird der Bereich zwischen Südstraße, Iltener Straße und Bahndamm städtebaulich geordnet und es entsteht vor allem für das Rosemarie-Nieschlag-Haus ein rückwärtig räumlich begrenzter Grünbereich, der die Qualität des Pflegeheims weiter aufwertet. Die Begrenzung der Neubebauung auf vier Geschosse trägt ebenfalls zu Integration in die städtebauliche Struktur bei. Durch die lineare Ausrichtung des Gebäudes längs des Bahndamms orientiert sich die Bebauungshöhe an den Baumkronen und integriert sich damit baulich und landschaftlich in die Umgebung.

Ein wesentliches Ziel der Stadtplanung in Lehrte ist die Schaffung einer neuen Ost-West-Wegeverbindung zwischen der Südstraße und dem Radweg, dem ehemaligen Bahndamm. Der vorliegende Entwurf entwickelt hieraus das städtebauliche Hauptmotiv, den Campusboulevard. Der Campusboulevard bietet Orientierung, Identifikation und Aufenthaltsqualität. Am Campusboulevard liegen außer dem Schulhauptgebäude auch und vor allem die Sporthalle an der Südstraße und das umgenutzte Gebäude für die Sekundarstufe II. Im weiteren Verlauf schließt der Boulevard auch die Grundschule und die geplante Förderschule an, die hier einen weiteren Zugang erhalten kann. Ebenso passend wird die Rad- und Fußwegverbindung auf dem ehemaligen Bahndamm angeschlossen, sowie die neu geplante südliche Stellplatzanlage.

Nördlich des Campus-Boulevards werden die Baukörper des neuen Schulzentrums angeordnet und erschlossen. Die Südstraße mit der neuen Busstation ist der wichtigste öffentliche Zugang zum Gesamtgelände. Folglich öffnet sich der Campusboulevard hier und schafft die wichtigen Blickverbindungen zu den neuen Gebäuden. Diese Einsichtigkeit ist im Einklang mit einer guten Beleuchtung ein wichtiger Sicherheitsaspekt. Die neue Sporthalle bildet den Auftakt, auch weil sie für die außerschulische Öffentlichkeit das meistbesuchte Gebäude sein wird, vor allem in den Abendstunden. Direkt an die Sporthalle anschließend wird das bestehende Gebäude der ehemaligen Orientierungsstufe für die Sekundarstufe II umgenutzt und erweitert. Der direkte Bezug der Sek II zum Campusboulevard entspricht dem Bedürfnis der älteren SchülerInnen nach größerer Öffentlichkeit und urbanerem Umfeld. Die Anordnung der Cafeteria unterstützt diesen Anspruch. Den Campusboulevard prägend schließt sich dann das Hauptgebäude des Schulzentrums an, mit den wesentlichen öffentlichen Bereichen, wie Forum und Mensa. Die Lage der Mensa, die auch von Grund- und Förderschule genutzt wird, unterstützt den Campus Gedanken nachhaltig.

Die Konzentration der Neubebauung auf den nördlichen Grundstücksbereich strukturiert im Zusammenspiel mit der parkartigen Einbindung der neuen Stellplatzanlage das Gesamtgelände klar, übersichtlich und entspannt. Durch die grüne Einbindung am ehemaligen Bahndamm und die urbane Ausformung des Boulevards befindet sich das neue Schulzentrum in einem ausgewogenen Spannungsverhältnis von Stadt und Landschaft, so dass nicht nur die SchülerInnen sondern auch die Lehrter BürgerInnen einen neuen attraktiven Aufenthalts- und Begegnungsort bekommen.
Als Nutzung der Potentialfläche im Süden wird nach Abriss der Berthold-Otto-Schule eine Wohnbebauung vorgeschlagen, die in den Plänen exemplarisch als eine Kombination aus Zeilen mit Blockrand dargestellt ist.

Architekturqualität, Formensprache
Die wesentliche bauliche und programmatische Idee des vorliegenden Entwurfes ist die Aufteilung der Funktionen auf prinzipiell vier Baukörper:
  • Haupttrakt – direkt am Campusboulevard mit den übergeordneten Funktionen wie Forum, Mensa, Fachklassen
  • Klassentrakt – für die Unterrichtscluster der RS und der Sek I der IGS im rückwärtigen Bereich mit einem zusätzlichen Nebeneingang
  • Schulhaus der Sek II – in separatem Gebäude unter Umnutzung des Gebäudes der ehemaligen Orientierungsstufe
  • Sporthalle - möglichst nahe an der Südstraße

Mit dieser konzeptionellen Lösung werden die wichtigsten Identitäten abgebildet:
  • die übergeordnete Identität des Schulzentrums insgesamt (RS + IGS) im Haupttrakt,
  • die Identität der RS mit eigenem Nebeneingang/Treppenhaus im Klassentrakt,
  • die Identität der IGS Sek I mit eigenem Nebeneingang/ Treppenhaus im Klassentrakt,
  • die Identität der IGS Sek II in eigenem Schulhaus,
  • die Identität der Sporthalle als auch für die städtische Öffentlichkeit wichtigem Anlaufpunkt.
Dabei sind Nebeneingänge zu den allgemeinen Unterrichtsclustern besonders wichtig, da hier die eigenen Identitäten von IGS und RS baulich besonders zum Ausdruck kommen, ohne das Ziel eines übergeordneten Ganzen aus den Augen zu verlieren.

In der Visualisierung wird nicht nur durch die Beschriftung des brückenartigen Verbindungselementes die Nutzung der neuen Bebauung am Boulevard deutlich. Durch eine großzügige Verglasung des Erdgeschossbereiches und den umlaufenden Balkon im 1. OG wird die Bedeutung des Hauptbaukörpers der Schule und seine teilöffentliche Funktion mit Forum und Mensa hervorgehoben. Die brückenartige Verbindung fasst außerdem das Schulzentrum als Ganzes zusammen und verbindet die Hauptzugänge von Schultrakt, Sek II-Gebäude und Sporthalle mehr als nur witterungsgeschützt. In der Abfolge von Sporthalle, Sek II-Gebäude und Hauptschultrakt bilden sich die wesentlichen Funktionen zum Boulevard eindeutig ab und erhalten gerade durch die Umnutzung des Backsteingebäudes der ehemaligen Orientierungsstufe eine besondere Spannung und Originalität.

In der Fassadengestaltung soll die Zusammengehörigkeit des Schulzentrums gezeigt werden, bei gleichzeitiger Hervorhebung der Sonderbereiche. Dies sind vor allem die Erdgeschosszonen und der Hauptbaukörper am Boulevard, wo der umlaufende Balkon im 1.OG die Bedeutung dieses Baukörpers besonderes hervorhebt. Die regelmäßige Fassadengestaltung der oberen Geschosse wird durch die farbigen geschlossenen Elemente zwischen den Fensteröffnungen geprägt. Diese bestimmen die Gestaltung nicht nur wegen ihrer Farbigkeit, sondern auch wegen ihrer Plastizität, durch die die Fassade des Schulgebäudes aus jedem Blickwinkel immer wieder anders zur Geltung kommt. In den Visualisierungen haben diese farbigen Elemente einen einheitlichen Gelbton. Dies ist als vorläufiger Planungsstand zu verstehen. Es ist durchaus denkbar, dass sich im weiteren Diskussionsverlauf auch unter Mitwirkung der Schulen andere und wechselnde Farben ergeben können. Dies wird als Chance und Möglichkeit gesehen, Baukörper oder auch die beiden Schulformen durch Farben besonders zu markieren. Für die gewünschte Begrünung der Fassade werden die geschlossen vertikalen Baukörperversätze und vor allem die den Klassentrakten nach Westen vorgelagerte Pergola vorgesehen. Zudem besteht die Möglichkeit, die Außenhaut der Parkpalette umfassend zu begrünen
Die Begrünung des umlaufenden Rettungsbalkons im 1. OG wäre ebenfalls möglich und wünschenswert, ist aber unter dem Aspekt von Wartung und Pflege im weiteren Verlauf der Planung gesondert zu diskutieren und zu entscheiden. Die Fassade der Sporthalle passt sich zwar in der Materialität des Bekleidungsmaterials (Faserzement) der Fassade des Schulzentrums an, entwickelt aber durch das umlaufende Fensterband aus Profilglas eine klare Eigenständigkeit, die die Nutzung eindeutig nach außen transportiert. Die Farbe der Plattenbekleidung soll unterschiedlich zum Schulzentrum sein, wird aber im Zusammenhang mit der oben angesprochenen Farbdiskussion beim Schulzentrum geklärt werden. Zwischen Sporthalle und dem Hauptgebäude des Schulzentrums positioniert sich der Klinkerbau des Bestandsgebäudes ebenfalls eigenständig, was, wie oben beschrieben, zur Identitätsbildung der Sek.II beiträgt. Aus diesem Grund werden die Klassenraumerweiterung im nördlichen Bereich ebenfalls in Klinkeroptik „weitergebaut“. Somit präsentiert sich das Schulzentrum zum Boulevard als spannende Abfolge drei unterschiedlicher Bautypen, die durch die Arkade zusammengehalten werden und nicht massig, sondern eher kleinteilig und abwechslungsreich wirken.

Die Bedeutung des Campusboulevards spielt auch im Zusammenhang mit der Betonung des Haupteinganges eine herausragende Rolle. Durch Lage und Ausformung des Boulevards ist die Erkennbarkeit des Haupteingangs trotz der zurückgesetzten Lage auch von der Südstraße bzw. vom Busbahnhof gut erkennbar. Maßgeblich unterstützt wird diese Erkennbarkeit durch die „Arkade“, welche die Gebäude und ihre Eingänge verbindet.
Gleichzeitig markiert und öffnet die Arkade den Blick und den Zugang in die rückwärtigen Schulbereiche mit dem wichtigen Nebeneingang für die allgemeinen Unterrichtscluster der RS und IGS.


Übersichtsplan

Übersichtsplan

Visualisierung Forum

Visualisierung Forum

Lageplan

Lageplan

Visualisierung Mensa

Visualisierung Mensa

Visualisierung Sporthalle

Visualisierung Sporthalle

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt