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Offener Wettbewerb | 09/2023

Campus für Bildung und Wissenschaft der Diözese Linz (AT)

1. Preis

Atelier Thomas Pucher ZT GmbH

Architektur

werkraum ingenieure zt gmbh

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

MIT LICHT UND HOLZ DAS VORHANDENE WEITERBAUEN

Terrassen und gebaute Landschaften, Innen wie Außen, bestimmen das bestehende, denkmalgeschützte Gebäudeensemble aus den 70er und 80er Jahren. Es entwickelt sich in spannenden Raumfolgen und Wegeführungen, immer über unterschiedliche Niveaus und mit gut gesetzten Lichtführungen und Ausblicken in die beeindruckende Landschaft.

Aus heutiger Sicht ist das noch immer eine sehr starke Haltung und so möchten wir die nun erfolgende Sanierung und Erweiterung sehr behutsam mit drei grundsätzlichen Eingriffen lösen:

1. Licht in den Bestand bringen. Dadurch Wegeführung und Platzbildungen stärken.
2. Mit einer zentralen Erweiterung auf der derzeitigen Dachterrasse eine neue Mitte schaffen, ein städtisches Forum, das gleichzeitig das Zentrum aller Wege im Haus bildet.
3. Erweiterungen an den Rändern, dort wo es erforderlich ist und immer im Sinne des Bestandes, in „Varianten der maßstäblichen Gliederung großer Baumassen und Räume“
(Zitat Franz Riepl aus dem Buch „Franz Riepl über Architektur“. Müry Salzmann Verlag 2015)

Unser Entwurf ergänzt so den Bestand um die Baustoffe Licht und Holz zu einem stimmigen Ganzen. Unsere Vision ist ein offenes und spirituelles Lernumfeld als Symbiose von Alt und Neu.

DAS FORUM
Die derzeit kaum genutzte, jedoch zentral am Campus liegende Dachterrasse von Haus A wird mit leichter Struktur überdacht und als transparenter Raum zur neuen Mitte des Campus ausgebaut. Zum Foyer im EG wird die Decke geöffnet und mit einer großen Sitztreppe verbunden, so dass ein helles, lichtdurchflutetes Atrium direkt im Zentrum des Campus entsteht.

Auf der Forum-Ebene selbst finden zahlreiche Nutzungen Platz: Attraktive Lernzonen mit Außenterrassen, die Mensa, Seminarräume und das Music Center mit dem großen Ensembleraum.

FOYER ERDGESCHOSS
Das Bestandsfoyer wird Richtung Norden, zur Bibliothek im ehemaligen Schwimmbad und zum neuen Hofhaus erweitert. Eine neue, großzügige Treppe verbindet in Zukunft diesen Bereich mit dem neuen, niveaugleichen Haupteingang auf -01. Über der neuen Treppe wird das Dach mit Licht-Sheds geöffnet – es entsteht eine großzügige neue Querachse und ein neues Eingangsatrium. An diesem neuen Haupteingang liegt auch die Bibliothek und kann so öffentliche und 24/7 genutzt werden.

HOFHAUS
Nördlich an den Bestand anschließend wird ein neuer Gebäudeflügel angebaut, der die Schulen SOB und SPK beinhaltet. Er bildet mit der Bibliothek ein gut geschnittenes Hofhaus und entwickelt so innerhalb der Campus Struktur eine eigene Identität mit offener Mitte.

HOMEBASES
Die Homebases für das Lehrpersonal werden im Bestandshaus B untergebracht, welches um zwei Achsen verlängert und um ein Geschoß erweitert wird. Die schlanke, offene Struktur, die so typisch für die Bürobauten der 50er Jahre ist, eignet sich hervorragend für diese Nutzung. Die gewünschten neuen Arbeitswelten können hier mit einfachen Maßnahmen im Innenausbau geschaffen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt überrascht mit seiner einzigartigen konzeptionellen Lösung: Anstelle von Zubauten (wie dies alle anderen Beiträge vorschlagen) wird der Bestand durch eine Aufstockung in die Höhe entwickelt. Die Folge ist mehrfach gewinnbringend: 1. Die bauliche Erweiterung bleibt weitgehend unsichtbar (damit wird die denkmalrelevante Erscheinung nahezu ungestört erhalten). 2. Der umliegende Grünraum wird (auch im Vergleich mit allen anderen Projekten) am nachhaltigsten geschont. 3. Durch die Höhenerweiterung werden die bestehenden, großzügigen Aufenthalts- und Verteilerbereiche gestärkt und gewinnen zusätzliche an Attraktivität. 4. Der bislang sehr unbefriedigend angebundene Bauteil B wird in idealer Weise mit dem Bauteil A verbunden. 5. Die Homebase von KUL und PH DL stehen zu den zentralen Aufenthalts-, Kommunikations- und Lehrbereichen in einer gleichberechtigten Beziehung.

Die bisher kaum genutzte Dachfläche wird im Interesse der Aulaerweiterung genutzt. Auf Grund großzügiger Einschnitte (Atrien) und Fensterflächen öffnet sich diese Mitte (somit auch der Bestand) besser zum Freiraum, wird lichter und weiter und vermag auch wachsenden Studierenden- und Lehrendenzahlen beste Treff- und Kommunikationsflächen zu bieten. Die ideale Lage der Mensa (mit ihrer guten Zuliefermöglichkeit) vermag diese Mitte zusätzlich zu stärken.

Die besondere Sorgfalt in der Auseinandersetzung mit dem Bestand, ist auch in der Gestaltung des neuen Eingangs und des einzigen Zubaus erkennbar: Der neue Haupteingang (auf UG-1) ist hell, leicht auffindbar (weil vor dem alten Terrassenaufgang gelegen) und führt auf kurzem Weg zur zentralen Halle auf E-0. Der für die Berufsbildenden Schulen (SOB und SPK) erforderliche Zubau ist bestens auffindbar und erschlossen und fügt sich nahtlos in die Ästhetik des Bestands (allerdings mit der Einschränkung, dass er die Verlegung der Straße um ca. 7 Meter erforderlich macht.) Auch die Außenbezüge der Bibliothek und Berufsschule zum neuen Atrium ist vielversprechend. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass dieses Projekt, wie kein Zweites, die differenzierte und ambitionierte Architektur des gesamten Bauteils A aufnimmt und in die Gegenwart überträgt. Insgesamt ist festzustellen, dass mit diesem Beitrag die Ziele dieses Wettbewerbes vollinhaltlich erfüllt werden.

Überarbeitungsempfehlungen:
Für die Überschneidung der Schule von SOB/SPK mit der bestehenden Straßenführung ist eine Lösung für die betroffene Ecke ist zu erreichen.
Im Haupteingangsbereich auf UG1 soll eine klare Trennung zwischen Eingangsaula der Schule von SOB/SPK und dem Hauptzugang erreicht werden. Eine flexible Lösung ist denkbar.
Auf die Sichtbarkeit und Eigenständigkeit der Homebase von KUL und der PH DL wird Wert gelegt. Sie sind klarer zu entflechten und zuzuordnen. Ziel wäre eine vertikale Staffelung der zwei Bereiche. (Eventuell ist dafür ein 2. neues Geschoß möglich?)
Bei der Positionierung des Music Center ist auf eine möglichst geringe akustische Störung der umliegenden Nutzungen zu achten. Das gilt auch für Kommunikationsbereiche wie z.B. die Mensa.
Im Bereich der Bibliothek besteht der größte Überarbeitungsbedarf. Die im Raumprogramm geforderten Räume und Flächen sind differenzierter nachzuweisen. Die Bibliothek braucht mehr Planungstiefe. Die Einbindung eines Bibliotheksplaners ist zu
empfehlen. Auf das Erfordernis einer natürlichen Belichtung bestimmter Räume - insbesondere der Büroräume - wird hingewiesen. Eine Umsetzung des Kompaktmagazins in einer 2. Bauphase muss möglich sein.
Die Umsetzung in mehreren Bauphasen bei laufendem Betrieb muss nachgewiesen werden.