modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Mehrfachbeauftragung | 12/2023

Sanierung Kinderspielplatz Kohlpfad in Heilbronn

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Mundsinger + Hans I freie Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ENTWURFSKONZEPT "KOHLPFAD - RAUM FÜR JUNGES GEMÜSE!"

Der Kinderspielplatz erhält eine neue Wegeverbindung von Nord nach Süd und wird barrierefrei. Die ursprünglichen Treppenanlagen weichen einem breiten Fußweg mitten durch den Spielplatz. Das neue Belagsband gliedert und verbindet alle Funktionsbereiche und schafft zusätzlich Aufenthaltsqualität mit kleineren Platzflächen. Der gleichmäßig fallende Weg wird seitlich mit Natursteinkanten gesäumt und schafft neue topografische Möglichkeiten zur Entwicklung der drei Spielbereiche.

Im Süden befindet sich der Kleinkindspielbereich mit Sitzgelegenheiten und angrenzender Platzfläche. Eine in den Weg integrierte Rinne verbindet den Wasserspielbereich mit der gegenüberliegenden Sandspielfläche und den dortigen Matsch- und Sandeltischen. Modellierte Hügel und Pflasterflächen betten den Kleinkindspielbereich in die bewegte Landschaft ein. Ein Spielhaus mit U3-Rutsche und Netzaufstieg bietet Raum für Rollenspiele und Entfaltung. Eine ergänzende Baumneupflanzung sichert auch in Zukunft eine ausreichende Beschattung. Die Spielhäuser am Wegesrand sind barrierefrei erreichbar und schaffen spannende Raumsituationen.

Im Zentrum des neuen Spielplatzes entwickelt sich aus der Hängebrücke eine Spiellandschaft aus schwebenden Gemüsekistchen mit Stahlstützen. Die Spielgeräte sind vom Weg aus barrierefrei erreichbar und haben durch die Aufstiege in den Kistchen eingebaute U3-Filter, sodass spannende Spielstrukturen entstehen. Eine angrenzende Platzfläche mit Sitz- und Aufenthaltsgelegenheiten an den Spielgeräten fördern die gemeinschaftliche Nutzung von Eltern, Kindern und Besuchern. Über Leitern und Netzaufstiege lassen sich die luftigen Kistchen aus Netzgewebe erreichen, die die Anfangs- und Endpunkte der neuen Seilbrücke bilden. Vom Dach einer Gemüsekiste führt eine 3,50m hohe Röhrenrutsche runter in die Spielfläche. Höhlenstrukturen, eingegrabene Kistchen sowie zusätzliche Seil- und Netzstrukturen geben der Spiellandschaft einen besonderen Reiz. Damit sich die Kinder auch an mutigere Spielelemente herantasten können, enthält die Spiellandschaft eine Rutschstange und eine niedrigere Hangrutsche. Westlich des Weges befindet sich eine Doppelschaukel und kleinere Kletter- und Balancierelemente. Eine Freifläche aus Rasen wird von den grünen Bestandsstrukturen ergänzt. Ein Kletter- und Balancierpfad führt von der Spielebene über einen kleinen Spielwald zurück auf den Verbindungsweg.

Insgesamt behält die Anlage ihren naturhaften, parkähnlichen Charakter mit tollem Baumbestand. Natürliche Materialien wie Natursteinkanten, Holzhackschnitzel und Robinienkistchen weichen die urbane Atmosphäre der bunt lackierten Stahlstützen auf. Wiederverwendete Materialien tragen zum nachhaltigen Materialeinsatz bei. Funktionseinbauten werden zu Teilen des Spielraumkonzepts - das wegbegleitend gesammelte Oberflächenwasser wird in der Verbindungsrinne abgefangen und mündet in den Matschbereich. Hier wird das anfallende Regenwasser dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt und kann auch bei schlechtem Wetter zum Highlight werden. Die neu interpretierte Hängebrücke bleibt als Erinnerung an den vorherigen Spielplatz das prägende Element.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Büro Mundsinger + Hans stellt die ausdetaillierten Pläne mit Beispielbildern vor.
Durch die Darstellung mit Höhenlinien wird klar, wie der Weg im Gelände liegt. Ganz im Norden muss dafür ein Baum gefällt werden, dieser soll aber durch eine Neupflanzung ersetzt werden, da ein Baum im Auftakt hier „gut tut“. Der Weg wurde auf 2,50 Breite reduziert, da die ursprüngliche Breite von 3m der Bewertungskommission als übertrieben erschien. Das Gefälle des durchgehenden, Barriere-armen Wegs liegt bei 8,6%. Im Plan wird deutlich, wie die Übergänge in die „Ovale“ der Spielbereiche ausgestaltet werden, die Zugänge werden ca. 1,50 breit. Das Gelände wird durch zulaufende Mauern abgefangen, so dass es keine abgetreppten Mauern gibt. Ein Bereich in der Böschung Richtung Süd-Osten soll mit niedrigen Sträuchern (z.B. Rosmarinweiden) abgepflanzt werden, die Einsichtigkeit in das Gelände soll erhalten werden, die schöne Eiche erhält rundum Platz. Ob die Strauchpflanzung auf einem öffentlichen Spielplatz hier funktioniert ist schwer vorhersehbar, „Unterholz Durchstreifen“ ist aber als Spielwert durchaus gewünscht. In Frage gestellt wird, ob der zentrale Weg tatsächlich zu solch befürchteten Konflikten führt, als Rennpiste für Radfahrer taugt der südlich angrenzende steilere, asphaltierte Weg eher besser. Als Belag für den zentralen Weg ist ein Betonpflaster angedacht (Arena/ Braun o.ä.) welches in den Randbereichen auch als Rasenfugenpflaster ausgebaut werden könnte. Dadurch wird der Weg für schnelles Befahren eher unattraktiv.

Über Schnitte wird dargestellt das neue Böschungen ein maximales Gefälle von ca. 1:2,4 haben, was als tolerierbar eingestuft wird. Die bestehende Abfangung durch Mauerwerk im Osten wird erhalten.

Die Wasserrinne im unteren Bereich könnte eine offene Pflasterrinne als auch eine geschlossene Betonrinne mit Rost sein, wichtig war zunächst die Verbindung über den Weg, Wasser sichtbar lassen. Auf die Spielkisten wird im Detail eingegangen. Hierzu gibt das Büro einen Spielgeräte-Bauer an „Terra.Inn“( https://www.terra-in.com/) mitwelchen sie schon öfters ähnliche Kistchen gebaut haben, verwendet werden soll Robinienkernholz, die Pfosten alle als Stahlpfosten (Edelstahl oder verzinkt und pulverbeschichtet, in der Darstellung grün lackiert). Kisten farblich eher zurückhaltend naturbelassen. Die bestehenden Wackelbrückenpylone sollen gekürzt werden, aber erhalten bleiben, die Wackelbrücke wird integriert und mittels „Carl-Stahl-Netzen“ Din-gerecht nachgerüstet und saniert. Das wird zunächst von Seiten Unterhaltung kritisch gesehen, da diese Netze schnell mittels Bolzenschneider durchtrennt werden können. Eine Nachrüstung geht dann nur wieder für das gesamte Netz. Alternativlösung wäre ein stärkeres Stahlseilnetz. Büro Mundsinger legt dar, dass die Erfahrungen aus Stuttgart zeigen, dass es dort nur anfangs Probleme gab, irgendwann hat es den „Vandalismus-Anreiz“ verloren.

Das Highlight des Spielplatzes bleibt aber die Wackelbrücke und diese sollte laut Büro Mundsinger unbedingt integriert werden.

Kosten/ Unterhaltung: Nicht in den Kosten enthalten ist der Rückbau der Fundamente der bestehenden Spielgeräte, da diese nicht ausgebaut, sondern überbaut werden sollen. Da der komplette Vorentwurf im 3-D Geländemodell angelegt wurde und mehrere Schnitte erstellt wurden, wurde geprüft ob die Fundamente in Konflikt mit dem Neubau stehen würden. Dies ist augenscheinlich nicht der Fall. Die genaue Einbauhöhe der Fundamente müsste zwar über die Vermessung per Freilegen geprüft werden, aber es kann davon ausgegangen werden, dass die Statikerpläne weitestgehend umgesetzt wurden und es keine größeren/relevanten Abweichungen gibt.

Als Alternative zum üblichen Hackschnitzelmaterial wird Robinienhackschnitzel vorgeschlagen mit deutlich höherer Langlebigkeit. Unterhaltung will dies bei Gelegenheit austesten (https://www.robihack.de/). Die Spielbereiche sind aber gut anfahrbar, der Wegeanschluss im Norden ermöglicht ein Durchfahren für die Pflege/ kein Wenden notwendig.

Herr Mundsinger legt dar, dass die Kosten relativ genau durchgerechnet wurden und eingehalten werden können, eine detaillierte Kostenberechnung gibt es bereits.

Positiv gesehen werden die zentral angeordneten Spielbereiche, die zulassen, dass die Randbereiche schön durchgrünt werden und auch in den trockenen Sommermonaten grün aussehen könnten.

Positiv gesehen wird auch der Erhalt der Pylone, was sich aufgrund der damaligen Kosten in der Öffentlichkeit gut verkaufen lässt und nachhaltiger sowie wirtschaftlicher ist.

Sehr positiv gesehen wird auch weiterhin der Spielwert, der durch die Kombination Kisten/Wackelbrücke und Wassermatsch-Bereich entsteht. Die verschachtelten Kisten mit unterschiedlichen Zugängen und Höhen bilden einen außergewöhnlichen Anreiz und Wiedererkennungswert.

Die Bewertungskommission denkt, dass der Spielwert hier länger anhält, als bei dem „Kleinen Wengert“, der zwar das Gelände besser ausnutzt aber eher „flach“ bleibt, weniger in die Höhe geht und dadurch im Spielwert schneller die Anreize verlieren könnte.

Das Büro Mundsinger + Hans konnte darstellen, dass die Planung fundiert gemacht wurde und konnte die Befürchtungen der Kommission ausräumen.
Lageplan

Lageplan

Schnittansicht Spiellandschaft

Schnittansicht Spiellandschaft

Schnittansicht Kleinkinderspielbereich

Schnittansicht Kleinkinderspielbereich

Schnittansicht Hängebrücke + Gemüsekistchen

Schnittansicht Hängebrücke + Gemüsekistchen

Vorentwurf

Vorentwurf