modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Planungskonkurrenz | 09/2023

Umbau und Neugestaltung Lindenplatz in Bad Wimpfen

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Spang. Fischer. Natzschka. GmbH - Landschaftsarchitekten Biologen Geographen

Stadtplanung / Städtebau, Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Kernelement der Gestaltung ist die Wiederbelebung des historischen Baumdachs.

Als weiterkennbares Zeichen wird sich der großbaumbestandene Lindenplatz mit der dahinterliegenden Klosterkirche und dem Freiraum vor dem Kloster darstellen.

Auf dem Platz werden die Sichtbezüge deutlich herausgearbeitet. So wird der Blick auf das Kloster von dem Stadtmauereingang so freigestellt, dass man über dem Platz auf die untersten 8-10 m des Klostersockels mit dem Eingangsportal schauen kann. Auch der historische Brunnen wird gut zu sehen sein.
Erreicht werden diese Sichtziele, indem die Bäume kontinuierlich bis auf 4,5 m hochgeastet werden

Auf dem Platz wird der Brunnenbereich zu einem Hauptspieler. Er bestimmt als zentrales Element den Platz. Ergänzt wird der alte Brunnen mit einem größeren Fontänenplatz im Umfeld und Sitzgelegenheiten. Von dem Brunnen kann nun auch der Blick auf Teile der Wimpfener Stadtkulisse genossen werden.

Angebunden an den Fontänenbrunnen wird als Marktplatz ein Plätzchen erstellt, das frei von Bäumen ist. Dort kann dann auch das Festzelt des Talmarktes unproblematisch aufgebaut werden. Für die alltägliche Nutzung des Marktplatzes werden große Sonnenschirme eingebaut. So kann sich im Schatten der Schirme ein kleiner Wochenmarkt entwickeln oder auch Klappstuhlkonzerte oder andere Vereinsfeste durchgeführt werden. Zusammen mit den Fontänen wird der Marktplatz der Zellkern der Dorfgemeinschaft für die nächsten Jahrzehnte werden.

Die Baumpflanzung muss nicht sofort vollständig umgesetzt werden, sondern kann sich in Abhängigkeit von dem Gesundheitszustand und der Baumqualität der Bestandsbäume entwickeln. So ist kein Kahlschlag zur Umsetzung der Gestaltung erforderlich. Der baumüberstandene Lindenplatz selbst wird in der Fußgängerebene als durchgängiger, unverstellter Platzraum wirken.

Die Parkplätze werden städtebaulich den Gebäuden zugeordnet, für die sie auch dienen. So wird eine klarer Straßenraum mit den historischen Gebäuden und dem großzügigen shared-space geschaffen, der die Biegung des Stadtraumes unterstreicht. Die Einsichtigkeit des städtebaulichen Ensembles von der Stadtmauer entlang der südlichen Bebauung bis zum Klostereingang wird durch die sich Richtung Klosterkirche weiter öffnende Baumreihe zusätzlich unterstützt.
Die Parkplätze selbst sind locker angeordnet, dass nicht nur großzügige Baumquartiere möglich sind, sondern auch eine gute Zugänglichkeit von den Gebäudeeingängen auf den inneren Lindenplatz vorhanden sind. So wird der Stadtraum trotz Parkplätzen mit dem inneren Lindenplatz verbunden und der Parkverkehr fällt nicht auf. Eine einfache Stufenanlage verhindert, dass der Parkverkehr auf den Platz auffährt. Die Parkplatzzu- und -ausfahrt ist hinter der Stadtmauer und als Sackgasse ausgebildet. Nur der Bus kann entlang der Klostergartenmauer auch ausfahren.

Der Service-Point mit Überdachung für Fahrräder, WC-Anlage und Wartepunkt für den Bus wird an der Stadtmauer errichtet. Die leichte, drei Meter hohe Stahlkonstruktion hält ein Glasdach. Die Unisex-Toilettenanlage wird mit verspiegeltem Glas unter die Dachkonstruktion eingeschoben. Der Service-Point ist damit sehr unauffällig im Platzbereich untergebracht, verändert kaum die historische Ensemblesituation und ist dennoch Teil des Gesamtplatzes.

Zur Visualisierung der südlichen Platzraumfassung werden kubische Linden entlang der Corneliastraße gepflanzt. Sie bilden die deutlich erfassbare Raumkante vor den hinterliegenden Gebäuden. Als Kontrast zu den freiwachsenden Großbäumen entsteht zusätzlich eine starke Geste.

Der baumbestandene Lindenplatz wird größtenteils als durchlässige, wassergebundene Decke hergestellt. Nur im Bereich des Zeltstandortes und des Fontänenplatzes wird ein Farbasphalt aufgebracht.
Ein Segmentbogen-Natursteinpflasterbelag in U-Form folgt der Stadtmauer, dem nördlichen Gebäudeensemble und der Klostermauer. Hier wird der historisch adäquate Naturstein von Bad Wimpfen mit gut begehbarer und ebener Oberfläche verwendet. So wird das historische Ensemble herausgearbeitet. Die Farbigkeit und Körnung von wassergebundener Decke, Farbasphalt und Natursteinpflaster sind gleich.

Konsequent springt de Natursteinbelag über die Fahrbahn auch auf die südliche Gehweg- und Parkierungsseite. Dadurch wird der Autofahrer in den Platz integriert. Beim Ausbau der Straße werden die Bordsteine aufgegeben und eine Natursteinmuldenrinne ebenengleich mit den Parkplätzen bzw. dem angrenzenden Gehweg eingebaut. Zudem wird die Fahrbahn ebenfalls mit dem Farbasphalt des inneren Lindenplatzes ausgeführt. Mit dieser Gleichartigkeit erweitert sich der Platzeindruck und das Gesamtensemble des Lindenplatzes kann wirken.

Zwei Masten mit Strahlern beleuchten den Marktplatz. Historische Leuchten entlang der Fassaden betonen die Gesamtsituation des Platzes, indem die Ränder stärker beleuchtet werden, während der zentrale Lindenplatz atmosphärisch wirkt.

Die Gesamtgestaltung des Platzes ist sehr einfach und ruhig. Die Würde des Klosters und des Stadtensembles atmet über den gesamten Platz. Dennoch werden auf dem Platz vielfältige Nutzungen stattfinden und der Lindenplatz wird zum neuen Dorfplatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeigt eine gesamtheitliche Gestaltung und bindet die Corneliastraße ein. Die Planung besticht durch die Reduktion der Fläche auf eine nicht durch Querverbindungen oder Elemente unterbrochene Gestaltung. Die Darstellung einer großzügigen Planungsauffassung ist zu würdigen. Die geplante Baumstellung und deren zukünftige Größe verhindert den Blickbezug auf die historischen Baukörper, die den Platz begrenzen. Die verschiedenen Nutzungen werden in den differenzierten Belagsarten dargestellt.

Die Idee einer nachhaltigen Baumpflanzung in vielen Jahren ist faszinierend, entspricht jedoch nicht der gewollten Zielsetzung einer zeitnahen Umsetzung des Konzeptes. Die Einbindung des historischen Brunnens mit einem zusätzlich neu geplanten Fontainen- und Spielbrunnen ist nicht verständlich und entwertet die Brunnenanlage. Die Lage der Bushaltestelle ist funktional nicht glücklich, da für die Erreichbarkeit der gesamte Platz umfahren werden muss. Der Gedanke des Marktplatzes ist gut. Es ist keine Erlebnis- und Aufenthaltsqualität erkennbar. Die erwartbaren Qualitäten sind leider nicht dargestellt. Die geplante Aufstellung der Standplätze für den Talmarkt ist funktional unzureichend.