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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Erweiterung Historisches Museum Saar in Saarbrücken

Blick vom Schlossplatz zum Haupteingang

Blick vom Schlossplatz zum Haupteingang

3. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

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Architektur

Erläuterungstext

Städtebaulich-architektonisches Konzept
Der Entwurf respektiert die städtebauliche Situation des frei auf einem großen Plateau stehenden Schlosses und des eigenständigen Museumsbaus. Durch Anheben und Absenken des Freiraums zwischen Schloss und Museum entsteht eine landschaftliche Faltung, durch die der fließende Raum zwischen beiden Gebäuden bestehen bleiben kann. Gleichzeitig wird mit dem Einschnitt für neue Freitreppe, die in der gesamten Breite zwischen Südflügel des Schlosses und Ausstellungshalle spannt, ein starkes Zeichen und eine klare Adressbildung zum Schlossplatz gesetzt, durch die der Besucher selbstverständlich zum neuen Haupteingang geleitet wird. Somit bleiben beide Baukörper, Museum und Schloss, als starke und eigenständige Solitäre erhalten. Durch den Abbruch der Bestandstreppe am Museum wird diese Wirkung noch verstärkt. Die großzügige Freitreppe lädt mit Sitzstufen zum Verweilen vor dem Museum ein und schafft eine neue Freiraumqualität für Museum und Schlossplatz.
Die Geländekante am neuen Haupteingang ermöglicht es zudem den Skulpturengarten vom öffentlichen Raum temporär zu trennen und für besondere Ausstellungen durch das Museum zu nutzen.

Funktionales Konzept
Das Anheben des Freiraums zwischen Schloss und Museum eröffnet die Möglichkeit eine Galerieebene für das neue Foyer einzuziehen. Es entsteht ein verbindendes Zwischengeschoss mit großzügigen Luft-räumen, das an das Niveau des schon vorhandenen Zwischengeschosses unter der großen Ausstellungshalle anbindet. Diese neue Foyerebene betreten die Besucher direkt von der großen Freitreppe kommend. Der Besucher findet hier Orientierung und alle dem Foyer zugeordneten Funktionen: Aufenthalts- und Wartebereiche sowie multifunktionale Flächen für unterschiedliche Veranstaltungen Sind dem unmittelbaren Eingangsbereich zugeordnet. Museumsshop, Kasse, Information, Garderobe und WC-Anlagen sind um den um den großen, verglasten Luftraum zur Wechselausstellung angeordnet.
Der Entfall der Bestandstreppe eröffnet die Möglichkeit die WC-Anlage an gleicher Stelle zu erneuern, zu erweitern und um ein barrierefreies WC zu ergänzen. In diesem Bereich wir auch ein neuer Aufzug angeordnet, der direkt von der Freitreppe am Schlossplatz von außen ins Foyer führt und so einen, der fußläufigen Erschließung gleichwertigen, barrierefreien Zugang schafft.
Die Lufträume schaffen eine klare funktionale Zonierung der einzelnen Foyerbereiche und bieten dem Besucher sowohl Orientierung als auch ein spannendes räumliches Erlebnis mit ersten Blicken in den Auftakt und in die Wechselausstellung.
Die offene Foyertreppe führt den Besucher zum Auftakt in der unteren Ebene. Der Auftakt ist der zentrale Verteiler in die einzelnen Museumsbereiche. Von hier gelangt man in die Dauerausstellung im Schloss, in die beiden Bereiche der unterirdischen Burg und in die Wechselausstellung.
Die Wechselausstellung befindet sich weiter in der Ausstellungshalle, im Unter- und im Erdgeschoss. Die prägnante lange Treppe der Halle wird leicht angepasst und bleibt weiterhin das zentrale Erschließungselement der Wechselausstellung.
Die Obergeschossebene mit dem Tagungs-/ Multifunktionsraum und das alte Foyer im Erdgeschoss werden zurückgebaut. Dadurch wird die Ausstellungshalle großzügiger und es entsteht ein „Schaufenster“ der Ausstellung zum Schlossplatz, in dem erste Exponate die Blicke der Besucher auf sich ziehen und das Thema der aktuellen Ausstellung in den Stadtraum tragen.
Die große Faltschiebewand der Ausstellungshalle unterhalb des „Schaufensters“ ermöglicht ein Öffnen der Halle zum Schlossplatz für besondere Events und Veranstaltungen. Zudem ist von hier eine niveaugleiche Anlieferung des Erdgeschosses möglich. Eine weitere Anliefermöglichkeit besteht auf der gegenüberliegenden Seite der Halle vom Skulpturengarten, niveaugleich zur Split-Level-Ebene der Wechselausstellung im Erdgeschoss. In diesem Bereich wird auch ein zusätzlicher Aufzug angeordnet, dessen Größe für Anlieferungen bemessen ist. Gleichzeitig dient er als barrierefreie interne Erschließung.
Im Untergeschoss wird die Halle um einen Multifunktionsbereich für die Wechselausstellung erweitert.
Durch die Verlagerung des Multifunktionsraums im Obergeschoss auf die andere Seite der Ausstellungshalle und einen zusätzlichen Notausgang vom Untergeschoss direkt auf den Gehweg der Talstraße, stehen trotz des Entfalls der Wendeltreppe in jedem Geschoss zwei bauliche Rettungswege zur Verfügung.

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Trotz des Zugewinns der für das Museum erforderlichen Flächen, bleibt der umbaute, beheizte Raum nahezu gleich groß. Für Heizung, Lüftung und Klimatisierung entsteht damit kein zusätzlicher Bedarf an technischen Anlagen. Die Gebäudehüllfläche gegen Außenluft ist sehr gering, die wenigen Glasflächen Richtung Nord-West machen den sommerlichen Wärmeschutz unkompliziert. All diese Faktoren versprechen ein sehr nachhaltiges und energieeffizientes Gebäude.
Die Lüftungsanlage wird in Bezug auf die Kanalführung angepasst. Die Zu- und Abluft von Unter- und Zwischengeschoss erfolgt weiterhin über die Lüftungskanäle unter der Bodenplatte, im Bereich der Halle unverändert, im Bereich von Foyer und Auftakt mit angepasster Kanalführung. Die großen Lüftungskanäle zur Be- und Entlüftung des Erdgeschosses werden von der Decke des Zwischengeschosses in den Luftraum der Halle verlegt.
Durch die Neuordnung des Raumvolumens entstehen nicht nur spannungsvolle Innenräume. Es entsteht auch ein sehr flächeneffizientes und wirtschaftliches Gebäude.
Für die Nutzung erneuerbarer Energien bietet sich die nach Süd-Westen orientierte Dachfläche des bestehenden Museumsgebäudes an. Hier könnte durch hochwertige, dachintegrierte PV-Module elektrische Energie für den Eigenverbrauch gewonnen werden.


Beurteilung durch das Preisgericht

Allgemeine Aspekte
Im Grunde orientiert sich der vorliegende Entwurf weitgehend an den vorhandenen historischen Gegebenheiten und nimmt nur unwesentliche städtebauliche Veränderungen vor. Auch die Gebäudehülle bleibt mit Ausnahme des Entfalls des Treppenturms im Wesentlichen unverändert. Die städtebauliche Qualität entspricht damit den derzeit vorhandenen Strukturen.

Die geplante Eingangssituation des Entwurfs hebt sich von allen übrigen Beiträgen durch eine prägnante „Tieferlegung“ der Museums-Eingangsebene im Bereich zwischen dem Südflügel des Schlossgebäudes und dem Museum, sowie einer Anhebung anderer Freiräume in diesem Bereich ab. Dadurch entsteht eine großzügige Eingangs- und Foyer Situation. Der Eingang kann allerdings auf der Schlossplatzebene von Besuchern vermutlich erst beim Näherkommen vollständig erkannt werden. Von Betreiberseite steht eine verringerte bzw. verspätete visuelle Wahrnehmbarkeit des Eingangs zu befürchten. Demgegenüber entsteht eine großzügige Eingangs- und Foyer Fläche die den Anforderungen des Museums entsprechend gerecht wird. Die geplante Situation erfordert allerdings statisch und konstruktiv aufwändige Eingriffe und Veränderungen an der vorhandenen Deckensituation. Ebenso wird der Wegfall des derzeit aussteifenden Treppenkerns in Eingangsnähe tiefergehende tragwerksplanerische Eingriffe erfordern. Der vorliegende Entwurf ermöglicht keinen wesentlichen Gewinn an zusätzlichen Ausstellungsflächen da keine Erweiterung des oberirdischen Komplexes vorgesehen ist.

Der vollständige Erhalt des „Böhm‘schen Museumsgebäudes“ macht eine vollständige und aufwändige Sanierung im Bestand sowie eine tragwerkstechnische und energetische Ertüchtigung desselben erforderlich. Die Anlieferung sowie der barrierefreie Zugang befinden sich bei der Planung dominant an der aktuellen Eingangsfassade und zeigen sich an dieser „prominenten“ Stelle gestalterisch wenig vorteilhaft. Eine gestalterische Anbindung zum Schlossplatz scheint dadurch schwierig.

Ein fußläufiger Umgang um das historische Schlossgebäude ist aufgrund der vorgesehenen „Eingangsabsenkung“ nicht mehr möglich. Demgegenüber eröffnet sich jedoch für das Museum die Möglichkeit, einen nur über das Museum zugänglichen Skulpturenhof auf der Freifläche im Außenbereich zwischen Schloss und Museum zu schaffen und zu erschließen. Dadurch ergeben sich neue und interessante Möglichkeiten bezüglich des musealen Konzeptes. Diese Flächen können dabei entweder ausschließlich den Museumsbesuchern oder optional allen interessierten Schlossbesuchern zugänglich gemacht werden, sofern dies erwünscht wäre.

Die Wegeführung im Ausstellungsbereich gestaltet sich dahingehend positiv, dass eine gute Orientierung durch Erschließungen der einzelnen Ausstellungsbereiche leicht und vergleichsweise schlüssig bereits auf der Eingangsebene möglich ist. Die Ausstellungshalle wird durch den Flächengewinn aufgewertet, ermöglicht jedoch auf der Ebene des Schlossplatzes keinen direkten Bezug zwischen Außenfläche und Ausstellung.

Der vorliegende Entwurf zeichnet sich durch eine weitgehend umfassende und respekthafte Zurückhaltung gegenüber der historischen Substanz im Umfeld und der bereits vorhandenen Erweiterungsarchitektur aus. Dieser Ansatz wird der Besonderheit des vorhandenen Ensembles entsprechend umfassend gerecht.

Denkmalpflegerische Aspekte
Der Entwurf besticht in mehreren Aspekten. Durch die Schaffung eines Zugangs über eine Treppe in ein Foyer im UG belässt er den Freiraum zwischen Schloss und Museum. Dieser erfährt im Östlichen Bereich durch die Anlage eines Skulpturengartens eine Aufwertung und verbindet das Museumsareal mit dem historischen Schlossgarten.

Statik / Tragwerk
Die Decke über dem Skulpturenhof wird vollständig abgerissen. Hierbei ist der Bauzustand in Bezug auf die Gewölbekeller im Schloss zu beachten. Ein neuer „Doppelboden“ über der rückwärtigen UG-Decke des HMS stellt kein Problem dar. Der Außenliegende Treppenturm wird entfernt. Statische Ersatzmaßnahmen werden dadurch erforderlich.

Energieeffizienz
Der Entwurf greift umfassend in die Umgebung ein und ist entgegen der optischen Erscheinung mit großen Eingriffen in den Bestand und Außenbereich verbunden. Durch die konstruktiv erforderliche Ausbildung als Betonkonstruktion ist dies mit hohem Ressourcenverbrauch verbunden. Es sind geringe zusätzliche Energiebedarfe zu erwarten, da das vorhandene Gebäudevolumen kaum vergrößert und im Neubaubereich energetisch verbessert wird. Eine Reduzierung des Energiebedarfs ist nur im Zusammenhang mit einer Sanierung der vorhandenen Hüllfläche möglich. Die Integration erneuerbarer Energien zu Kühlung und/oder Heizung ist nicht thematisiert.
Lageplan

Lageplan

Dachaufsicht

Dachaufsicht

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Zwischengeschoss

Grundriss Zwischengeschoss

Grundriss Untergeschoss

Grundriss Untergeschoss

Blick vom Auftakt ins Foyer und zum Haupteingang

Blick vom Auftakt ins Foyer und zum Haupteingang

Schnitt BB

Schnitt BB

Schnitt CC

Schnitt CC

Schnitt/ Ansicht Haupteingang

Schnitt/ Ansicht Haupteingang

Ansicht Nord-West

Ansicht Nord-West

Schnitt AA

Schnitt AA

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Isometrie Nutzungen

Isometrie Nutzungen