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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Erweiterung Historisches Museum Saar in Saarbrücken

Visualisierung Außen

Visualisierung Außen

Ankauf

Preisgeld: 10.000 EUR

VON M GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Die Aufgabe das Historische Museum Saar zukunftsfähig zu machen, indem man das bestehende Gebäude in seiner Präsenz im Stadtraum stärkt, den Inhalt des Museums neu strukturiert und die interne Organisation vom Eingang über die Ausstellungsbereiche neu denkt, erfordert Respekt vor dem Original und Mut zur Weiterentwicklung.
Unser Entwurfskonzept für das Museumsgebäude wird von folgenden daraus resultierenden Überlegungen bestimmt:
/ Der Stärkung des Ensembles Gottfried Böhms um das Schloss mit Mittelbau, Ausstellungsgebäude und Brunnenhaus, unter Verzicht eines zusätzlichen Gebäudes und damit dem Beibehalt der bisherigen städtebaulichen Logik und Ordnung.
/ Einer einfachen aber wirkungsvollen Überarbeitung der Aussenanlagen in Form eines einheitlichen Pflasterbelags um das Museumsgebäude und damit eine klare Unterscheidung von Schlossplatz und dem Eingangsbereich des Museums.
/ Einer feinen und behutsamen Justierung der Stirnseiten des Bestandsbaus um eine bessere Lesbarkeit des Eingangs, sowie neuen Einblickmöglichkeiten in die Ausstellung vom Schlossplatz im Westen, als auch von der Talstrasse im Osten aus zu ermöglichen.
/ Einer Neustrukturierung der Böhmschen „Ausstellungshalle“ mit einem zentralen Erschliessungskern, der ein Ankommen innerhalb der grosszügigen Auftaktfläche ermöglicht und alle Bereiche des Museums sowohl räumlich verbindet als auch gleichzeitig die thematisch verschiedenen Ausstellungsflächen für die Besucher ablesbar ordnet.
/ Einer, durch den Beibehalt des bisherigen Gebäudevolumens, einfachen technischen Optimierung, sowie einer energetischen Verbesserung des zukünftigen Betriebes durch gezielte Massnahmen in der Gebäudehülle.


Aussenwirkung
Die städtebauliche Situation wird aus Respekt vor dem Gesamtensemble Gottfried Böhms um Schloss mit Mittelbau, Museumsgebäude und Brunnenhaus beibehalten. Zusätzliche Gebäude, ob alleinstehend oder als Anbau, würden die derzeitige Situation nicht verbessern, sondern lediglich unklarer und damit schwächer machen. Für die Stärkung des Eingangsbereiches bedarf es lediglich kleinere Massnahmen, die Aufgabe und Inhalt des Gebäudes verständlich nach Aussen tragen. Das bestehende Kopfsteinpflaster wird im Eingangsbereich als auch im zukünftigen „Skulpturengarten“ an das Gebäude herangeführt. Die Ausstellungshalle wir dadurch stärker an den Stadtraum angebunden, die Flächen des Schlossplatzes und des Museumsvorfeldes werden eindeutiger definiert und der Museumsbau als eigenständiger Baukörper im Umfeld des Schlossplatzes herausgearbeitet. Der nun zweigeschossige Eingangsbereich erhält eine neue transparente Fassade. Durch Wegfall anderer Räume im Obergeschoss wird die zukünftige Sonderausstellung nach Aussen hin sichtbar. Dem gleichen Prinzip folgt das süd-östliche Ende des bestehenden Gebäudes. Auch hier zeigt sich, durch Öffnung der Fassade, der zukünftige Ausstellungsbereich deutlich nach Aussen. Die einzige raumgreifende Baumassnahme am Gebäude ist ein filigranes Vordach, das die Bezeichnung des Museums in dreidimensionalen Buchstaben trägt und die neue/alte Eingangssituation vom Schlossplatz aus deutlich lesbar macht.
Die halbrunde Form des Vordachs leitet sich sowohl aus der Dachform des Museumsriegels als auch aus den anderen im Aussenraum wirksamen Elementen wie dem Treppenraum und den Oberlichtern im Skulpturengarten ab. Die Form projiziert sich auf den Boden im Eingangsbereich indem dort der
Bodenbelag vom Kopfsteinpflaster zu einer geschliffenen Betonplatte wechselt. Die zwei kleinen Bänke werden im Sinne der einfachen aber wirkungsvollen Reparaturmassnahmen im Aussenbereich mit einer klaren langen Bank entlang der Mauer ersetzt. Mittig vor der Bank steht zentral auf dem neugeordneten Platz das taktile Übersichtsmodell, das durch seine Präsenz auf die Relevanz von Inklusion hinweist.

Gebäude
Grundlage für die interne Umstrukturierung der Ausstellungshalle ist das Funktionsdiagramm aus dem Masterplan für das Historische Museum Saar. Demnach fungiert die grosse zusammenhängende Fläche im UG zwischen Schloss und Museumsbau als flexibel bespielbare Auftakt- und Verteilerfläche. Der Zugang zu dieser Fläche erfolgt jedoch nicht über ein weiteres Gebäude, sondern über den bestehenden Eingang. Die Umstrukturierung der Erschliessung schafft eine signifikante Vergrösserung des Eingangsbereichs mit Vorbereich, Kasse, Shop und Wartemöglichkeit für Besuchergruppen mit bis zu 75 Personen. Dreh- und Angelpunkt des Museums ist der, dem Eingangsbereich folgende, Erschliessungskern, der ein maximales Maß an Orientierung schafft. Er ermöglicht den direkten Zugang zur Auftaktfläche im UG, bietet eine vom Hauptzugang getrennte Erschliessung der Sonderausstellungsflächen, ordnet die thematisch unterschiedlichen Ausstellungsbereiche und schafft visuelle wie räumliche Bezüge zwischen Eingang, Sonderausstellung und Auftaktfläche. Die Auftaktfläche selbst ist somit komplett frei von festen Einbauten oder etwaigen Erschliessungselementen und lässt sich je nach musealer Anforderung flexibel bespielen. Aus dieser Mitte heraus ergeben sich im Zusammenspiel mit dem neuen Erschliessungskern sehr selbstverständlich die Zugänge zu den Ausstellungsbereichen. Je nach gewähltem Ausstellungsziel oder Ausstellungsrundgang fungiert diese Fläche als eine Art Marktplatz an dem alle Aspekte des Museums inhaltlich wie organisatorisch zusammen treffen und sich überlagern.
Die notwendigen Flächen für die Sonderausstellung finden durch, neu in die Ausstellungshalle eingezogenen Ebenen ihren Platz. Lufträume machen den hallenartigen Charakter nach wie vor erlebbar. Insgesamt ergeben sich für ihn 4 Flächen mit differenziertem Raumangebot und jeweils ca. 110 - 130 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Die gewünschte ebenerdige Anlieferung wird durch einen minimalen Eingriff auf der Rückseite der Fassade zur Strasse hin geschaffen. Dadurch werden die Veranstaltungsfläche, sowie die Sonderausstellungsfläche im Untergeschoss ebenerdig zugänglich. Material und Konstruktion Hell und transparent, aber räumlich eindeutig, überschaubar und klar soll das Innere der Museumsräume gestaltet werden. Gemäss dem Leitbild einer praktischen Ästhetik sollen einfache Mittel, wie räumliche Differenzierung, präzise Details und eine solide Verarbeitung aller eingesetzten Materialien die Architektur bestimmen. Im Material orientieren sich die neuen Bauteile an der der ursprünglichen Fassung des Böhm - Baus und sollen den ursprünglichen Charakter des Gebäudes fortschreiben. So werden Decken und Wände als vorelementierte Stahl- bzw. in Stahl - Beton - Hybridbauweise hergestellt. Die weiss - neutralen Ausstellungswände bieten in Kombination mit dem dunkelgrauen Fliesenbelag aus Steinzeug den ruhigen Hintergrund für unterschiedlichste Ausstellungsformate. Die Eingriffe im Aussenbereich beschränken sich auf die Glasfassaden an den Stirnseiten und das Vordach. Diese werden rückbaubar ausgeführt.

Nachhaltigkeit
Im Zuge der Sanierung werden die Dämmstärken und der Dämmwert der Aussenwände und vor allem des Daches optimiert, was zu einem verbesserten Wärmeschutz sowohl im Winter als auch im Sommer führt. Weiter werden farblich angepasste PV - Module in die Dachflächen integriert. Da keine
Vergrösserung des Bauvolumens vorliegt, reicht nach Angaben der Ausschreibung die bestehende Anlagentechnik mit zwei Kältemaschinen und der vorhandenen Lüftungsanlage aus und muss nur punktuell ergänzt und optimiert werden. Der Strom aus den PV Flächen auf dem Dach wird in erster Linie für den Betrieb der Kühlmaschinen im Sommer herangezogen und unterstützt die Anlagentechnik im Winter. In den erweiterten Technikflächen finden die notwendigen Ergänzungen für die Stromverteilung als auch die Anlagentechnik für die PV - Anlage Platz.

Orientierung
Der Eingang des Museums ist mittels Licht, neuem Vordach und der LED Bespielung der Fassade leicht auffindbar. Der Eingangsbereich liegt auf der Ebene des Schlossplatzes, von hier folgt eine klare Wegeführung über Treppe und Aufzug auf die Verteilerebene im Untergeschoß. Der Aufzug und die Treppe sind unmittelbar nebeneinander angeordnet um einen gleichwertigen barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Vom Untergeschoß sind Burg, Roter Turm, Dauerausstellung, sowie die Sonderausstellung zentral erreichbar. Die Sonderausstellung ist über eine separate Treppe sowie einem separaten Aufzug aus erreichbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit des Teilnehmers geht davon aus, ohne jeden weiteren Anbau durch Neustrukturierung im Innern und Überarbeitung der Außenanlagen eine Antwort zu geben.

Er möchte damit das Ensemble Gottfried Böhms in seiner Gesamtheit stärken. Die Eingangsfassade wird neu transparent gestaltet, was eine große Außenwirkung hat, und um ein ausladendes Vordach ergänzt. Die Vordachlösung der Fassade wird dabei sehr kritisch gesehen.

Die Außenanlage wird neu gestaltet, ein taktiles Model führt zum Eingang. Der Bereich zwischen Schloss und Museum wird durch einen Skulpturengarten bespielt, der auch ohne Museumbesuch begangen werden kann.

Im Museum wird ein neuer Eingangsbereich geschaffen, der die Besucher in einem offenen Raum empfängt. Eine neue Treppen- und Funktionsanlage wird geschaffen, die als Dreh- und Angelpunkt dient. Über die Treppe erreicht man das Untergeschoss, das als Verteilergeschoss funktioniert. Es bietet den Vorteil, dass von hier aus alle spezifischen Museumbereiche erschlossen werden können, hat aber auch den Nachteil, dass die eigene Orientierung schwierig ist und hier eine Führung mit zusätzlichen Hinweisen notwendig wird.

Der Gedanke, sich auf den Bestand, ohne jede Erweiterung zu konzentrieren wird durch eine Neuorganisation der Erschließung gewährleitet, schafft aber wenig zusätzliche Ausstellungsflächen Die neu eingezogenen Zwischenflächen werden kritisch gesehen, weil sie die Raumhöhe stark beeinträchtigt. Zudem gibt es viele kleine Einzelausstellungsflächen, die immer neu über Treppen zu erreichen sind.

KONSTRUKTIONPRINZIP
Die Decke über EG wird im 1. Achsfeld entfernt. Da dieser Bereich für die Aussteifung der ersten drei Rahmen angesetzt wurde, sind hier Betrachtungen / Ersatzmaßnahmen erforderlich. Zur Anbindung des Vordachs sind Maßnahmen in den Außenlängswänden erforderlich. Die Lichtkuppeln in der Hofdecken müssen auf ein wirtschaftliches Maß also zwischen die Rippendecken platziert sein. Eine grundsätzliche Machbarkeit ist gegeben. Die Barrierefreiheit ist gegeben

DENKMALPFLEGE
Der Entwurf behält die Kubatur des Böhm‘schen Baues im Erscheinungsbild seiner Platzfassade bei. Die transparente Westfassade wird mit einem halbrunden Vordach mit aufgesetzter Beschriftung ergänzt, was die Präsenz des Museumsbaues im Ensemble verstärkt. Positiv zu werten ist die Nutzung des Zwischenraums zwischen Museum und Schloss als Skulpturengarten, der Schlossplatz und Schlossgarten miteinander verbindet.

Der Ansatz sich auf die bestehende Kubatur zu beschränken und nur durch Neuorganisation Flächen zu schaffen, wird im Ersten positiv gesehen, es schafft aber nicht genug zusammenhängende Ausstellungsflächen.

Energieeffizienz
Die Qualität des Entwurfs in Bezug auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit liegt im Wesentlichen im Erhalt und Verdichtung des vorhandenen Volumens. Der Grad der Verbesserung der energetischen Qualität des Gebäudes und der Grad des Ressourcenverbrauchs des Umbaus hängt von der Detaillierung der Hüllflächensanierung und der konstruktiven Ausbildung der neuen Deckenkonstruktion ab. Das Energiekonzept bedarf tieferer Ausarbeitung.
Visualisierung Innen

Visualisierung Innen

Diagramm

Diagramm

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Untergeschoss

Grundriss Untergeschoss

Grundriss Zwischengeschoss

Grundriss Zwischengeschoss

Schnitt A

Schnitt A

Schnitt B

Schnitt B