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Einladungswettbewerb | 02/2024

Außenanlagengestaltung Kirche und Gemeindehaus St. Maria in Laupheim

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 1.800 EUR

silands | Gresz + Kaiser Landschaftsarchitekten PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Architektur & Zeichnung Wolfram Gothe

Visualisierung

Erläuterungstext

MITEINANDER VERBUNDEN

Der Teilabbruch und Umbau des Gemeindehauses führt zu einer Veränderung des Stadtraums an der Mittelstraße. Quer zum Straßenraum entsteht ein (halb-) öffentlicher Freiraum, der sich zwischen der Kirche St. Maria im Norden und der Anna-von-Freyberg-Schule im Süden aufspannt. Diesen Raum über die Topografiesprünge hinweg zusammenhängend zu gestalten, um die Kirche neu im öffentlichen Raum zu verorten, setzt sich der Entwurf zum Ziel.

VERBINDEN

Der Topografiesprung wird entsprechend des konzeptionellen Gedankens über die gesamte Breite des Raums entwickelt, ohne dabei den notwendigen Schutz der Wohnnutzungen im ehemaligen Pfarrhaus zu vernachlässigen. Der Übergang zwischen den Geländeebenen wird dabei nicht als rein funktionales / technisches Bauwerk gestaltet, sondern als eine modellierte Wege-Landschaft aus Rampen, Treppen und Sitzmauern, die beim Beschreiten nicht nur Aufenthaltsmöglichkeiten bietet, sondern auch spannende Perspektivwechsel ermöglicht. Die abknickenden Treppenstufen nehmen dabei dezent Bezug auf die Geometrie von Kirche und Kirchplatz. Durch das leichte Abrücken der terrassierten Rampentreppe wird der notwendige Schutz der vorgehängten Fassade am Gemeindehaus gewährleistet.

Das Nebengebäude zur Unterbringung der Geräte und des Trafos nimmt mit seiner Holzlamellen-Fassade nicht nur Bezug auf die Fassade des Gemeindehauses, sondern stärkt darüber hinaus auch die Raumbildung entlang der gegenüberliegenden Platzkante. Richtung Nordosten fasst das Nebengebäude einen kleinen Wohnhof, der zukünftig die heute sehr prominent im Kirchturmumfeld angeordneten Pkw-Stellplätze aufnehmen kann.

VERSICKERN & VERDUNSTEN

Die Flächen rund um das Gemeindehaus werden zu großen Teilen mit ökologisch wertvollen Staudenmisch- und Gräserpflanzungen begrünt, die das Oberflächenwasser von den angrenzenden Belagsflächen aufnehmen und versickern. Zwölf neue Bäume sorgen zusätzlich für die Verdunstung des Regenwassers und tragen damit zu einer spürbaren Verbesserung des Mikroklimas insbesondere in den heißen Sommermonaten bei. Baumartenauswahl und Setzung der Bäume sorgen dabei gleichzeitig dafür, dass die Sichtbarkeit des Kirchturms im Stadtraum gewahrt bleibt.

Wo immer sinnvoll und möglich, werden die Bodenbeläge wasserdurchlässig (Kiesdecke) oder begrünt (Rasenfugenpflaster) ausgeführt. In Verbindung mit der Versickerung (oberflächlich in Vegetationsflächen und unterirdisch mittels Rigolen) oder ggf. Speicherung (Zisterne) des Regenwassers in den sonstigen Bereichen wird somit ein nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser und ein Beitrag zur Klimaresilienz des Ortes geleistet.

VERANSTALTEN

Der neue Gemeindeplatz soll ein Ort der Begegnung sein - im Alltag genauso wie zu besonderen feierlichen Anlässen. Als Symbol der Gemeinschaft innerhalb der Kirchengemeinde wird der Platz mit einer langen Tafel ausgestattet. Hier können sich Jung und Alt zum gemeinsamen Austausch treffen, zum Spielen, Basteln, Hausaufgaben machen oder eben auch, um gemeinsam zu feiern. Entsprechend offen wird der Platz ansonsten gestaltet - als multifunktional nutz- und möblierbarer Raum, der sich sowohl zur Kirche als auch zur Stadt öffnet. Ergänzend zum großen, eher offenen Teil des Platzes entstehen mit den Sitzmauern an der Rampentreppe einzelne Rückzugsräume inmitten der Pflanzungen. Darüber hinaus stellen die Gräser- und Blüteninseln auf dem Platz informelle Angebote dar, diese Streifräume als Kind zu erkunden oder sich als Erwachsener mit einem Stuhl und einem Buch inmitten dieser kleinen Stadtoasen niederzulassen.

VERWEBEN

Der neue Gemeindeplatz versteht sich als Bindeglied zwischen dem Kirchplatz im Norden und dem öffentlichen Raum rund um die Mittelstraße und die Anna-von-Freyberg-Schule im Süden. Entsprechend wird versucht, eine Gestaltsprache zu entwickeln, die beide Räume schlüssig miteinander verwebt. Auf Grund der topografischen Lage wird die Pflasterbänderung der Mittelstraße als Ausgangspunkt für die Gestaltung des Gemeindeplatzes genommen. Diese Bänderung umfließt das Gemeindehaus und setzt sich über die Rampentreppe nach Norden fort. Mit dem Übergang zum Kirchplatz erfolgt die Verzahnung mit den Wabenplatten des denkmalgeschützten Platzes, indem die Platten, die im Rahmen der Umgestaltungsmaßnahme entnommen werden müssen, behutsam in die Pflasterbänder des Gemeindeplatzes „eingeflochten“ werden. Somit wird die Rampentreppe nicht nur zur Vermittlerin zwischen den unterschiedlichen hochbaulichen Geometrien sondern auch zur Vermittlerin zwischen den jeweils prägenden Stadtböden.

Ähnlich sind die Geometrien der Gräser- und Blüteninseln auf dem Gemeindeplatz zu verstehen. Auf subtile Weise verweisen sie im Straßenraum auf die zurückversetzt liegende Kirche und geben ihr eine grüne Adresse in der Stadt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der neu entstandene Freiraum zwischen der Kirche St. Maria und Mittelstraße wird richtigerweise als grünbetonte Platzabfolge interpretiert, deren räumliche Untereinheiten unterschiedlichste funktionale Anforderungen erfüllen:

Der südexponierte Kirchplatz mit dem Hauptzugang zur Kirche wirkt als Vorfeld des sakralen Raums. Die Treppen- und Rampenskulptur, stellt durch ihre Sitzstufen und Pflanzflächen mehr als nur eine Verbindung zwischen oben und unten dar. Die Treppen- und Rampenanlage wird in der Detaillierung herausfordernd, um Anforderungen der Sicherheit zu entsprechen; sie dürfte nicht durch ggf. notwendige Absturzsicherungen gestalterisch überformt werden.

Der neue Platz der Gemeinde ist durch seine räumlich locker rahmenden Bäume im Osten und Süden gut dimensioniert. Die festinstallierte Tafel reduziert die Multifunktionalität dieses wichtigen Aufenthaltsbereichs etwas. Räumlich gestärkt wird dieser Platz durch die richtig angeordneten Nebengebäude im Osten, die allerdings von dem höheren Geländeniveau erschlossen werden, was funktional nicht ganz überzeugt. Der solitäre Großbaum prägt das freiräumliche Entrée am südlichen Kopf des neuen Gemeindehauses und den Haupteingang sehr schön.

Eine großzügige und durchgängige Gestaltungshaltung lässt diese subtile Bereichsbildung jedoch gleichzeitig als eine Einheit erleben, was sehr positiv beurteilt wird. Das Regenwassermanagement erfüllt seine Funktionen.

Ebenfalls positiv bewertet wird die Gestaltung des öffentlichen Raums westlich des neuen Gebäudes.

Die Arbeit ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an versiegelter Fläche, gehört im Vergleich zu den kostenmäßig angehobenen Alternativen, bleibt insgesamt jedoch im gesetzten Kostenrahmen. Wobei bei der Beleuchtung wohl mehr finanzielle Aufwendungen notwendig werden, um eine einladende Beleuchtung zu gewährleisten.

Der neue Parkplatz südlich des östlich gelegenen Wohngebäudes wird kritisch diskutiert. Die Treppe aus dem 1.OG des Gemeindehauses ist gut angeordnet.

Insgesamt wird die Arbeit als ein sehr guter Beitrag für die anspruchsvolle Aufgabe gewertet.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Piktogramme

Piktogramme