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Offener Wettbewerb | 01/2024

Quartiersentwicklung Matthäikirchhof Leipzig

Forum

Forum

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

SERO Architekten

Stadtplanung / Städtebau

KOLLEKTIV B

Stadtplanung / Städtebau

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung, Brandschutzplanung

Modellbau A. Oehmichen

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebau
Die Arbeit bezieht sich auf die stadtbildprägenden Plätze in der Innenstadt Leipzigs sowie deren Verbindungen und führt diese Strukturen am geschichtsträchtigen Ursprung der Stadt fort. Die Leipziger Innenstadt erfährt somit eine Erweiterung und Öffnung nach Nord Westen. Diese Öffnung ermöglicht ein neues, frisches und zukunftsfähiges Quartier der Leipziger Innenstadt. Für alle Leipziger, Gäste und Besucher*innen offen! Die nördliche Struktur der Innenstadt, mit den prägenden Blöcken/Durchwegungen am Promenadenring - vom Park Schwanenteich über den Richard-Wagner-Platz bis hin zum Park am Dittrichring / Märchenbrunnen wird überführt in 3 Blöcke, deren Verbindungen orthogonal auf den Promenadenring zulaufen und einen Auftakt sowie einen Abschluss der Innenstadt am Nord-Westlichen Promenadenring bilden.
Die Baufelder sind unterteilt in:
Baufeld 1 = BF 1- Archiv / Runde Ecke etc.
Baufeld 2 = BF 2- Forum / Zentrum für Demokratie
Baufeld 3 = BF 3- Wohnen / Gewerbe
Block 1 Runde Ecke / Unterlagen Archiv
Die bestehende Gebäudeform mit der Runden Ecke wird durch einen zentralen neuen Archivkörper im Süd-Osten ergänzt und neu sortiert und schließt den Innenraum des Blockes ab. Hier befinden sich ein Garten und die freigelegten Fragmente des ehemaligen Burgfrieds und dort vorhandene Ausgrabungen. Diese Fundstücke werden integriert in die Freianlagen und sind ein Verweis sind auf die weiterführende Geschichte am Ort. Der neue Archivkörper steht städtebaulich klar im räumlichen Bezug zum Forum und bildet den Auftakt vom Markt hin zum neuen Matthäiplatz und weiter zu den Klingerterrassen. Das Archiv gibt dem Platz nicht nur durch seine in der Aufbewahrung und Sicherung der von der Stasi angefertigten Unterlagen über seine Bürger*innen Bedeutung und ist durch die Integration der ehemaligen Verkollerungsanlagen ein Zeitzeuge, sondern wird auch durch die Wiederverwendung der zurück gebauten Gebäudeteile der Polizeistruktur, die zur Schaffung des Platzes abgebrochen werden musste, eine konstruktive und architektonische Aussage über einen Umgang mit Stadt und dem Ziel des Weiterbauens / Ergänzens oder am besten dem Reparieren! Ps. Eine durch Mangelwirtschaft zwanghafte Eigenschaft. Die im Bau der Runden Ecke befindlichen Archivflächen werden in dem neuen Archiv untergebracht und dadurch können die Flächen im Rundbau auch mit anderen, zu belichteten Nutzungen versehen werden. Das Archiv erhält durch einfache Mittel (gesteuerte Fassadenbelüftung) optimale Archiv Voraussetzungen mit dem Ziel des niedrigen Energieverbrauchs. Die Höhe des Archivgebäudes hat uns gerade in der 2. Runde sehr beschäftigt. Wir haben uns in der Abgabe entschieden, die Höhe doch eher moderat und vermittelnd auszuführen und sind auf einen Dialog zum Thema gespannt.
Block 2 Forum / Zentrum für Demokratie
Die Frage nach dem Umgang mit dem Bestandsgebäuden und dessen Erhalt oder Abriss beantworten wir mit der Zielstellung, so viel wie möglich von der nutzbaren Struktur des Stahlbetonskelets zu erhalten und dennoch den jetzt abgeschlossenen Block gegenüber der Stadt zu öffnen und vor Allem, verschiedenartige Plätze mit menschlichem Maßstab herzustellen, die sich mit den unterschiedlichen Themen der Geschichte am Ort auseinandersetzen. Die bestehenden Gebäude der Polizei und der ehemaligen Stasi bilden im Zusammenhang mit der Runden Ecke eine aus unserer Sicht viel zu großen, weitläufigen Raum, der im Ergebnis durch Resträume der Winkelgebäude keine Qualitäten erwarten lässt. Die Frage: Wie viel darf ich zurück bauen und wie viel muss ich dem Bestand dazu geben, dass menschliche Räume mit Aufenthaltsqualitäten entstehen und ein sich der Stadt sich öffnendes und vermittelndes und am Ende grünes und freundliches Quartier entsteht, ist der Ausgangspunkt unserer Arbeit. Als Antwort baut unser Entwurf ein Stück der ehemaligen Polizei an der großen Fleischergasse in Verlängerung der kleinen Fleischergasse vom Markt herkommend zurück und schließt die nun entstehende Form durch einen Neubaukörper aus Holz. Somit wird eine Verbindung des neuen Platzes hin zur Klingertreppe geschaffen aber auch im Forum einen Innenraum erzeugt, der in seiner Raumwirkung an die ursprüngliche Burg, aber auch an die Raumwirkung der Stasi mit der Polizei mit seinem klaren, abgeschotteten Innen und Außen entspricht. Das Forum ist somit die neue Festung und Burg für Freiheit und Bürgerrechte und wird durch die großen Durchwegungen, die auch die Linien der historischen Bebauung nachzeichnet, ein neues Zentrum in der Stadt, welches gerade durch die erdgeschossige Nutzung im Inneren durch offenen Diskurs, Austausch aktueller Themen aber auch die Beschäftigung mit der Geschichte bespielt wird. So startet z.B. der Rundgang der Besichtigung der Stasizentrale -mit seinen Bunkerräumen m UG -1, dem Haupteingang mit dem Paternoster, dem Zimmer des Stasichefs, der Poliklinik- hier im Innenhof, in einem dafür geschaffenen Abgang / Tiefhof, welcher über eine große Sitztreppenanlage begangen wird. Diese Sitztreppen dienen aber auch für Vorträge, Kino oder Theater und sind ein multifunktionaler Nutzraum für Austausch im Inneren des Forums, der neuen Agora. Gefasst wird dieses Motiv von einer leichten Turmkonstruktion, von der aus Reden gehalten werden sollen. Eine Art Speakers Corner und auf der anderen Seite ein Gerüst zum Befestigen von Leinwänden, Plakate etc. Dazu wird dieser Raum durch Bäume begrünt und der Belag wird in Teilbereichen offen mit grün gestaltet. Der Neubaukörper springt in den Obergeschossen zurück und schafft auf den einzelnen Geschossen Außenbereiche und Verbindungen auf den Geschossen. Des Weiteren wird durch diese Rücksprünge auf mehr Licht in den Innenraum geachtet. Des Weiteren entsteht dadurch ein nach Innen gerichteter Raum, der offen ist und klar nach Innen lebt. Die neue Agora! Im Übergang zur Klingertreppe wird in Fortführung des Aufgangs ein aus der Struktur des Bestandes abgeleiteten Balkonkonstruktion vor den Bestand gestellt, in dem einzelne Terrassen und Treppen integriert sind. Diese Fortführung der Funktion der Klingertreppe auf diese Terrassen und auf das öffentlich zugängliche Dach des Forums wird eine neue Attraktion in der Stadt und stärkt im Zusammenspiel auch das Bild der Klingertreppe, die somit in direkter Verbindung zwischen dem Park am Promenadenring und dem neuen Park auf dem Dach des Forums herstellt. Die neuen Klingerterrassen stehen somit in Dialog mit der Klingertreppen und geben dem bestehenden Park und der Klingertreppe Bedeutung und Erweitern leicht und einfach den Park auf dem Dach des Forums. Diese davor gestellte Konstruktion verbessert nebenbei auch die Nutzbarkeit des ehemaligen Stasiriegels, da die Zugänglichkeit von außen gesichert ist und kleinteiligere Einheiten möglich sind. Das Dach ist öffentlich zugänglich und kann von allen Gästen / Besuchern und allen Leipzigern genutzt werden. Von hier aus kann man einen Blick von oben auf die Stadt werfen und bei guter Sicht bis nach Halle schauen.
Das Baufeld 3 (Wohnen + Gewerbe (EG + OG1))
Der historische Geländeverlauf sowie die Raumkanten zum Park, an der wiederherzustellenden Töpfergasse im nördlichen Baufeld 3 (Gewerbe + Wohnen) werden aufgegriffen und durch eine hausweise Gliederung im Maßstab des klassizistischen Hauses am Richard-Wagner-Platz fortgeführt. Dadurch wird die prominente Raumkante und Ansicht im nördlichen Baufeld vom Ring wieder hergestellt, die vom Richard-Wagner-Platz leicht mit dem Gelände leicht ansteigt und mit dem Park am Ring vor der Runden Ecke und den Richard-Wagner-Platz die Gebäudehöhen vermittelt. Das Baufeld 3 wird in einzelne Häuser gleicher Ansichtsbreiten an den Promenaden unterteilt, wobei die Struktur mit 14m Tiefe flexibel nutzbar ist. Ob konventionelle Bauweisen oder serieller Bau sind innerhalb der vorgeschlagenen Struktur möglich. Die öffentlichen Räume werden mit Radweg, Bäumen, Sitzmöglichkeiten und Grünflächen / Rasen und Versickerungsflächen versehen. An den öffentlich angrenzenden Fassaden zu den Promenaden bzw. zur Innenstadt wird auf Balkone verzichtet. Die Fassaden werden in der horizontalen Struktur gegliedert und vertikal geordnet und sind geprägt von Lochfassaden mit einem Verhältnis (Incl. Fensterfasche) von 50/50. Durch die Anordnung der Eingänge an den Promenaden wird der Spaziergänger abwechselnd Fassaden wahrnehmen, die im Erdgeschoss durch kleinteiliges Gewerbe, Vereine etc. bespielt werden. Vom Promenadenring und gegenüber dem Forum werden Durchgänge in den Innenhof angeordnet. Die Häuser bekommen einen 2-geschossigen Sockel und vermitteln somit auch die Nutzungen in den Straßenraum. Die Dachausführungen sind als Sattel, -Mansarddächer oder auch Staffelgeschosse entwickelt. Im Innenhof wird ein grüner zentraler Spielplatz in der Innenstadt und Gemeinschaftsflächen zur Aneignung angeordnet. Gerade auch für Besucher der Stadt ist hier gerade im Sommer ein kühlender Grünraum mitten in der Stadt zu finden. Im Bereich der großen Fleischergasse, gegenüber dem Geschäftshaus von O&O Baukunst, wird das Baufeld 3 geöffnet, nimmt Rücksicht auf den Baumbestand und vermittelt förmlich in die Innenstadt sowie in Richtung neue Klingerterrassen/Klingertreppe und dem Park am Promenadenring.
Tragwerk / Konstruktion / Bestand
Konstruktionsprinzip Neubau:
Für die Neubauten wird das Baukastenprinzip des Vereinheitlichten Geschoßbaus (VGB) aufgegriffen und in moderne Fertigungstechnik übersetzt. So werden hybride Skelettkonstruktionen vorgeschlagen. Deren erdberührte Bauteile sowie die Erschließungskerne, welche die Gebäudeaussteifung sicherstellen, sind in Stahlbetonbauweise geplant. Alle weiteren Bauteile werden in Holzbauweise ausgeführt. Für sämtliche Regeldecken kommen Brettsperrholzdecken zum Einsatz. Der Vertikallastabtrag erfolgt durch den Kern, fassadenseitig eng stehende und flurseitig im doppelten Abstand stehende Stützen. Die Gründung kann vorbehaltlich bodengutachterlicher Bestätigung als elastisch gebettete Stahlbetonbodenplatte bzw. elastisch gebettete Einzel-/Streifenfundamente ausgeführt werden.
Brandschutz:
Alle tragenden Bauteile erfüllen eine Feuerwiderstandsdauer von 90Minuten. Für einzelne Anschlussdetails der Holzkonstruktion wird eine vBG benötigt, für deren Erlangung ausreichend Vorlauf vorhanden ist.
Konstruktionsprinzip Bestand:
Die Fertigteilkonstruktion des Bestandes befindet sich gemäß Voruntersuchungen in unverändert gutem Zustand. Konsequenterweise bleibt das Bestandstragwerk daher erhalten und Eingriffe beschränken sich auf notwendige Maßnahmen im Zuge der Revitalisierung. Dies gilt zuvorderst für die Einschnitte im Erdgeschoss. Bereichsweise wird lediglich die D.ü.EG bzw. die Fassade rückgebaut und die vertikale Stützstruktur beibehalten. In diesen Bereichen beschränken sich die Ertüchtigungsmaßnahmen auf die Knicksicherung von nunmehr zweigeschossig durchlaufenden Stützen. Zur Klingertreppe werden auch die vertikalen Bauteile im EG rückgebaut. Dies erfolgt durch bauzeitliche Abstützungsmaßnahmen und den Einbau von Stahlrahmen, welche sowohl die vertikale Bestandsstruktur abfangen als auch den Entfall von aussteifenden Bauteilen kompensieren. Sollte die verbleibende Bestandsaussteifung ausreichende Reserven vorhalten, kann auf die Ausführung von biegesteifen Rahmenecken, zugunsten von gelenkigen Stahlbauverbindungen verzichtet werden.
Freiraum
Der Promenadenring umschließt den Stadtkern und ist mit seinem alten majestätischen denkmalsgeschützten Baumbestand für den Freizeitwert der Leipziger Bevölkerung eine wichtige Bereicherung. Der ökologische Aspekt wie auch der historische machen ihn zu einem grünen Mantel der Stadt Leipzig mit seiner von Max Klinger konzipierten Treppe und der Richard Wagner Statue in diesem Teilabschnitt. Die Grünverbindung vom Promenadenring über die historische Treppe zum Matthäiplatz, gliedern sich in verschiedene Aufenthaltsbereiche mit Blumenbeeten, grünen Kulissen und verschiedenen Sitzplätzen, die eine wertvolle Aufwertung bilden. Der zentrale Matthäiplatz ist ein großzügig gestalteter Platz mit Aufenthaltsqualität und einem direkten Bezug zur historischen Matthäikirche. Das seit Dezember 1998 im Matthäikirchhof stehende Matthäikirchdenkmal des Leipziger Künstlers Matthias Klemm ist in die Planung einbezogen und erinnert an die ehemalige Kirche. Die durch die originalen historischen archäologischen Außenmauern können von der Bevölkerung unter Glas im Bodenbelag, die Archäologischen Fenster, gesichtet werden. Der Platz ist ein offener, barrierefreier Stadtplatz mit einem zentralen Brunnen und erhält seinen grünen Rahmen durch Großbäume. Der einladende Innenhof bildet als Garten der Erinnerung mit Aufenthaltsbereichen die zum Verweilen einladen die Ergänzung des grünen Gesamtkonzepts der Stadt. Gleiches gilt für die extensiven und intensiv begrünten Dachterrassen. Die Dachbegrünung mit verschiedenen Aufenthaltsbereichen gestaltet die Freizeit seiner Besucher qualitativ wertvoll. Die Planung beinhaltet eine große Vielfalt an Gestaltungsvarianten, so dass die Staudenpflanzungen mit ihrem innovativen Charakter als etwas Besonderes wahrgenommen werden. Die Pflanzung erfreut seine Besucher durch arten- und blütenreiche Blumenbeete und bereichert ihren Lebensalltag. Die grünen Dächer sind Biotope für Vögel, Käfer, Insekten, und vielen heimischen Bienenarten. Sie bieten Unterschlupf und ein breites Nahrungsangebot. Die Schaffung von Kleinklima und Biodiversität ist ein wertvoller Beitrag für die Umwelt. Die Nachhaltigkeit des Gebäudes wird durch das Errichten der Photovoltaikanlagen auf der Dachterrasse unterstrichen. Der Wohninnenhof hat verschiedene Spiel- und Aufenthaltsbereiche für unterschiedliche Altersgruppen. Rekreationszonen mit Kinderspiel, Calisthenics, Picknick Einrichtungen, Sportzonen und Klettereinrichtungen für die Anwohner. Der vorhandene Baumbestand, die heimischen Pflanzenergänzungen und die Pollinatorwiese sind wertvolle neue Nahrungs- und Lebensräume für Tiere, die eine Vielzahl von insektenfreundlichen Wildblumen fördert und ergänzt, sowie deren Populationen. Es ist ein attraktiver Aufenthaltsbereich für Jung und Alt. Der gesamte Bereich ist eine wertvolle Grünverbindung der verschiedenen Ökosysteme, bis hin zu dem zukünftigen offen verlegten Leipziger Pleißemühlgraben mit intensiver Begrünung im Uferbereich. Der neue Matthäiplatz und seine Grünverbindungen und Orte wird für Leipzig ein Platz der Begegnungen und des Wohlfühlens.

Mitarbeit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH: Lín Tú

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1002 ist der Geschichte und dem Bestand verpflichtet. Große Teile der Bestandsbebauung werden erhalten und weitergebaut. Die robuste städtebauliche Struktur ist die Stärke des Entwurfs. Dabei sind zwei Elemente auffällig:
Der Archivbaukörper ist dem öffentlichen Raumsystem der Stadt zugewandt, orientiert sich selbstbewusst zum neu geschaffenen Matthäiplatz und blickt in Richtung Innenstadt. Interessant ist hier, dass die Autor/-innen einen Hochpunkt schaffen, diesen aber nur moderat über die umgebende Bebauung hinausragen lassen. Genau diesen Aspekt stellen sie zur Diskussion, die sich sicherlich einstellen wird.

Das Forum nebenan entsteht durch einen Neubaukörper in Ergänzung des Bestands. Das von den Verfasser/ -innen so genannte „Zentrum der Demokratie“ wird auf diese Weise zum Gebäudeblock mit aktiver Hofnutzung. Durch gegliederte, zum Teil zurückgestaffelte Baukörper sollen hier ein menschlicher Maßstab gewährleistet und vielfältige Nutzungsoptionen ermöglicht werden.
Die Abgeschlossenheit des Blockinnenraums wird durch Gebäudeöffnungen (Durchgänge) kompensiert. Freilich bleibt der Entwurf zwischen Öffnung und Abgeschlossenheit unentschieden. Die Chancen für einen lebendigen Ort der Demokratie, als neue Agora bezeichnet, werden angesichts der starken Geschlossenheit des Hofraums unterschiedlich bewertet. Zudem ist der Hof durch den Höhenversprung nur sehr eingeschränkt barrierefrei erreichbar und ermöglicht nicht die uneingeschränkte Teilhabe für ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen.

Das Zusammenspiel beider Elemente wird den Erwartungen des Auslobers insbesondere hinsichtlich der Archivfunktionen gerecht. Erwähnenswert sind inspirierende, vielfältige und auch vielgestaltige Freiraumideen, so der „Speakers‘ Corner“ im Hof, der einen „Tiefhof“ markiert oder der „Garten der Erinnerung“ mit einem archäologischen Fenster in die historische urbs Lipzi. Die Klingertreppe soll sich über eine Balkonkonstruktion vor dem Bestand bis auf das öffentlich zugängliche Dach fortsetzen. Ob diese Freiraumvernetzungen sich tatsächlich erfüllen könnten, sei dahingestellt. Es scheint in jedem Fall, als müssten die Nutzungen im Hof gut kuratiert werden.

Das öffentliche Erschließungssystem ist in der Fußgängerebene (Klingergasse, Große Fleischergasse, Matthäiplatz) gut in den Stadtgrundriss eingebunden. Die Jury betont diese städtebauliche Qualität und hebt die Ausbildung des gut belichteten und besonnten Wohnviertels im nördlichen Abschnitt des Wettbewerbsgebiets hervor. Tatsächlich erreicht der Entwurf in seiner starken Geschlossenheit die selbst formulierten Ziele der Autor/-innen, eine „neue Festung und Burg für Freiheit und Bürgerrechte“ zu schaffen. Aber genau an dieser Stelle fehlt dem Preisgericht etwas Leichtigkeit, die von den Verfasser/-innen in der architektonischen Ebene angedeutet wird, aber auch dem Städtebau gut getan hätte.
Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss-Zone

Erdgeschoss-Zone

Matthäiplatz

Matthäiplatz

Klinger-Terrassen

Klinger-Terrassen

Axonometrie

Axonometrie

Konzept Wege, Verbindungen und Grünflächen

Konzept Wege, Verbindungen und Grünflächen

Konzept Nutzungsverteilung

Konzept Nutzungsverteilung

Ansicht West, Schnitt

Ansicht West, Schnitt

Ansicht Ost, Schnitt

Ansicht Ost, Schnitt