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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2024

Stadtteilentwicklung Nördlich Osttor in Münster-Hiltrup

Perspektive 1

Perspektive 1

Anerkennung

Karl Richter Architekten BDA

Stadtplanung / Städtebau

KuBuS Freiraumplanung GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Dr. Papadakis GmbH

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

Münster-Hiltrup Nördlich Osttor – kompakt, urban, grün

Im Plangebiet Münster-Hiltrup Nördlich Osttor wird ein kompaktes grünes Quartier entstehen, das eine hohe räumliche Eigenständigkeit aufweist. Eine Grundschule, eine Musikschule, sechs Kitas, kulturelle und soziale Angebote tragen zu einem vielfältigen und lebendigen urbanen Quartier bei.
Vom Stadtreihenhaus über das Mehrfamilienhaus für Eigentums-, freifinanzierte und geförderte Mietwohnungen bis zu Sonderformen wie genossenschaftliches oder seniorengerechtes Wohnen reichen die unterschiedlichen Wohnformen, die eine Vielfalt der Bewohnerschaft ergeben werden.
Kleinteilig parzellierte Blöcke und eine eher lockere Bebauung mit Stadthäusern sind in menschlichem Maßstab gehalten. Die Freibereiche ermöglichen allen Bewohner- und Altersgruppen Freizeit, Sport und Spiel.

Städtebauliche Leitidee

Städtebauliche Leitidee ist die Ausformulierung zweier Siedlungskörper, die voneinander getrennt vom Osttor erschlossen werden. Beide Quartiere sind durch einen weiträumigen Grünzug miteinander verbunden, der sich von den Vinnbüschen nach Norden in die freie Agrar- und Waldlandschaft erstreckt. Dessen räumliche Kanten sind als perforierte Blockrandbebauungen gestaltet. Größere und kleinere grüne Quartiersplätze durchsetzen die Quartiere an sinnfälligen Stellen. Dominantes freiräumliches Element beider Quartiere ist jeweils ein räumlich klar gefasster Grünzug, der die Entwässerung der Quartiere übernimmt.

Bautypologien und Wohnformen

Nach einem fein ausdifferenzierten Regelwerk werden verschiedene Bautypologien und Wohnformen in den einzelnen Baufeldern miteinander kombiniert, wobei entlang der Siedlungsränder zu den Grünzügen und dem Osttor eine überwiegend geschlossene vier- bis fünfgeschossige Bauweise und im Quartiersinneren eine eher aufgelockerte Bauweise mit Reihenhäusern und Stadthäusern von zwei bis drei Geschossen dominiert.

Freiraum- und Grünkonzept

Die Quartiere bieten ein differenziertes Netz aus öffentlichen und privaten Freiräumen. Im westlichen Quartier sind neben dem Grünzug entlang der Wallhecke jeweils ein Grünplatz an der Schule und an der sechszügigen Kita prägende Freiraumelemente. Beim östlichen Quartier bildet ein Quartiersplatz das Scharnier zwischen Quartierseinfahrt und dem Grünzug.
Entlang der öffentlichen Straßen und Wohnwege werden alleeartig klimaresistente Bäume gepflanzt, die Grünzüge werden mit großen Wildblumenwiesen, einzelnen Baumgruppen und kleinen Klimawäldchen attraktiv gestaltet.

Konzept für Regenwassermanagement

Der Topographie folgend werden entlang der Straßen und Wohnwege Mulden angelegt, die das überschüssige Regenwasser versickern lassen oder bei Starkregen zu den Retentionsbecken entlang der Grünzüge weiterleiten. Die Retentionsbecken werden dabei mit unterirdischen Eisspeichern, die der Reduzierung des Energieverbrauchs der Quartiere dienen, kombiniert. Begrünte Dächer verzögern ebenfalls die Regenwassereinleitung in die Mulden.
Verkehrsplanerische Leitidee
Der ruhende Verkehr wird in vier Quartiersgaragen zusammengefasst, in deren Erdgeschoss sich die Mobilstationen befinden. Die Tempo-30-Zonen auf den Haupterschließungsstraßen sind als Stichstraßen ausgeführt, um Pendelverkehr zwischen den Quartieren zu vermeiden. Die internen Erschließungen erfolgen über befahrbare Wohnwege, sog. „Shared Spaces“. Im Gebiet soll man sich vor allem zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem E-Scooter bewegen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser:innen teilen die städtebauliche Figur in zwei Siedlungsbereiche, die durch eine schlanke „grüne Taille“ miteinander verbunden sind. Eine wünschenswerte verkehrliche Verbindung beider Bereiche für den motorisierten Individualverkehr ist nicht gegeben. Die grundsätzliche Erschließungsstruktur der Bereiche erfolgt durch Stichstraßen und endet jeweils unangekündigt in einer Sackgasse, was kritisch gesehen wird. Die Erschließung der Klein-Quartiere wird fußläufig durch ein orthogonales System organisiert. In diesen Mikroquartieren besteht die Chance, ein positives nachbarschaftliches Miteinander entstehen zu lassen. Übergeordnete Quartiersbildungen sind in beiden Siedlungsbereichen nicht hinreichend zu erkennen. Es sind zwar kleine Quartiersplätze vorhanden, die sich jeweils im Bereich der insgesamt vier Quartiersgaragen positionieren. In ihrer Größenordnung und Ausformulierung sind diese Plätze jedoch nur bedingt dazu geeignet, eine Quartiersmitte oder einen entsprechenden Kommunikationsort auszubilden. Öffentliche Grünbereiche sind in der Form von „Grünzungen“ erkennbar, die sich von Nord nach Süd in die Wohnbereiche hineinziehen, die aber relativ schmal ausformuliert sind, sodass sie eher als Straßenbegleitgrün fungieren. Leider ist die bestehende Wallhecke, die an der Stelle der westlichen Grünzungen vorhanden ist, nicht berücksichtigt. Positiv wird die Grünverbindung von den Vinnbüschen im Süden bis in den nördlichen Waldbereich hineingesehen, wobei sie durch die Vielzahl von Wegen übererschlossen erscheint. Bei dem Spielplatz in den Vinnbüschen wird durch die Doppelbelegung ein Nutzungskonflikt erzeugt. Konzeptionell erscheint die bauliche Ausformulierung der Mikroquartiere durchaus für innovative Bau- und Wohnkonzepte mit unterschiedlicher Höhenausbildung geeignet, wobei die in den dreidimensionalen Darstellungen gezeigten Beispiele in ihrer Dominanz und Größenordnung eher überproportioniert erscheinen. Die Vorgaben für den öffentlich geförderten Wohnungsbau sind bedauerlicherweise an einem Standort konzentriert und nicht wie gefordert dezentral im Quartier verortet. Die Grundanforderungen für die Entwässerung sind gegeben, wobei die Oberflächenentwässerung aus den Teilabschnitten nicht barrierefrei bzw. naturbelassen möglich ist. Sie wäre nur mit technischem Aufwand möglich. Auch sind die Entwässerungswege aus den bebauten Einheiten sehr lang. Entwicklungspotenziale für eine Schwammstadt sind durchaus gegeben. Insgesamt ein städtebaulicher Beitrag, der in den Grünbereichen, in der Erschließung und in den fehlenden Spielflächen Schwächen mit sich bringt.
Lageplan 1:1000

Lageplan 1:1000

Lageplanausschnitt 1:500

Lageplanausschnitt 1:500

Grün- und Freiraum

Grün- und Freiraum

Klimakonzept

Klimakonzept

Entwässerungskonzept

Entwässerungskonzept

Wohnformen und Nutzungen

Wohnformen und Nutzungen

Bauabschnitte

Bauabschnitte

Mobilitätskonzept

Mobilitätskonzept

Perspektive 2

Perspektive 2

Perspektive 3

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Perspektive 4

Perspektive 4

Perspektive 5

Perspektive 5