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3. Rang 4 / 4

Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023

Verwaltungsneubau Kreuzboden in Liestal (CH)

Außenperspektive

Außenperspektive

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 45.000 CHF

pool Architekten

Architektur

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Makiol Wiederkehr AG

Tragwerksplanung

Kalt + Halbeisen Ingenieurbüro AG

TGA-Fachplanung

HEFTI. HESS. MARTIGNONI. Aarau AG usic

TGA-Fachplanung

Büro für Nachhaltigkeit am Bau Stefan Schrader AG

Nachhaltigkeitskonzept

IBV Hüsler AG

Verkehrsplanung

studio blomen

Visualisierung

Takt Baumanagement AG

Projektsteuerung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Wettbewerbsbeitrag Hara (japanisch: aus der Mitte heraus gedacht, in Gleichgewicht, Einklang mit der Natur) gliedert den Verwaltungsneubau entlang des Kreuzbodenweges in drei Volumen mit unterschiedlichen Höhen und verschiedenen Funktionen. Das Gebäude Kreuzbodenweg 13 wird als Teil des Ensembles mit der Villa Scholer erhalten. Die Verfassenden schlagen ein Gebäude im Park vor und versuchen daher, den Baumbestand soweit möglich zu erhalten und womöglich noch zu ergänzen. Folgerichtig werden in den Übersichtsplänen auch die weiteren, zwischen den Verwaltungsbauten bestehenden Hofräume entlang der Rheinstrassen durch Grünflächen ergänzt. Leider zerschneidet die Zufahrt zur Einstellhalle aber das Areal.

In der Geschossigkeit orientieren sich die Verfassenden an den Gebäuden der BUD und des Kantonsspitals. Die Rückstaffelung von der Rheinstrasse folgt dem Verlauf des Kreuzbodenwegs, blockiert so durch die Setzung des dritten Volumens allerdings die wichtige Wegführung entlang des Bahndamms. Die mit dem Vorschlag angestrebte städtebauliche Einbindung in die bestehende Bebauungsstruktur gelingt mit dem neuen Muster der Rückstaffelung und den Proportionen der Gebäude nur teilweise. Die Adressierung des Verwaltungsneubaus liegt am Kreuzbodenweg, wenn es auch zwei Zugangsplätze gibt: einerseits der Hauptzugang vom Kreuzbodenweg her über den «Vorplatz» und andererseits von Seite Bahndamm her über den «Waldhof» in den zentralen Kubus, der als Zentrum der Anlage den Eingang mit den öffentlichen Bereichen umfasst. An beiden Orten werden richtigerweise auch eine Anzahl Veloabstellplätze angeordnet. Der Bezug des Kubus auch zum Bahndamm lässt für die Zukunft die Möglichkeit zur Anbindung an das Bahnhofsareal offen, was als wertvolle Chance betrachtet wird.

Im Erdgeschoss des Gebäudes zur Rheinstrasse liegt das Selbstbedienungsrestaurant, welches über eine kleine Terrasse zur Rheinstrasse verfügt und am Wegnetz (Rundlauf) angebunden ist. Ein direkter Zugang in den Gastrobereich aus den Bürogeschossen wird vermisst. Ob die Positionierung der Gastronutzung die für die Belebung des Quartiers erwünschte Attraktivität für eine Abendnutzung ausserhalb der Verwaltung aufweist, ist fraglich. Der zentrale Kubus, mit seinem über alle fünf Geschosse reichenden Atrium, wird als vertikaler Garten und Ort der Begegnung für die Mitarbeitenden der Verwaltung, aber auch für die Besuchenden konzipiert. Die Zonierung in öffentliche und halböffentliche Bereiche ist schlüssig. Aus der Halle werden die für Besucher zugänglichen Flächen bis ins 2. Obergeschoss über eine repräsentative Treppe erschlossen. Im 3. und 4. OG des Kubus liegen Flächen, welche aus den Bürozonen oder über die internen Treppen und Liftanlagen erschlossen sind.

Die Verfassenden legen grossen Wert auf Wiederverwertung und Energieproduktion. Der Ausdruck der Fassaden wird durch wiederverwendete, thermisch aufgewertete Holzfenster bewusst patchworkartig gewählt. Die Fassaden werden mit PV-Modulen ausgerüstet. Als Mobiliar sollen Stühle, Sessel und Tische aus dem Bestand oder aus dem Brockenhaus aufgefrischt und wieder eingesetzt werden. Ob sich diese weitreichende Strategie des «Reuse» und «Recycling» umsetzen lässt und was für eine Arbeitswelt damit gestaltet werden kann, wäre nachzuweisen.

Das Projekt erfüllt die Anforderungen des Raumprogramms sehr gut und bietet schlüssig ausgelegte und in verschiedenen Varianten bespielbare Flächen an. Die Flächen für die beiden Direktionen werden in zwei 7 geschossigen Volumen angeordnet, welche über einen Mittelbau verbunden sind. Dieser enthält die öffentlichen und im 3. und 4. OG die proprietären Sitzungszimmer. Diese Aufteilung der Funktionen Arbeitsplätze und Besprechungszonen macht im gewählten Konzeptvorschlag Sinn, führt aber zu zusätzlichen Wegen, was das ruhige Arbeiten stören kann. Die Verfassenden weisen in den Büroflächen Bespielungen mit 10 %, 25 % oder 50 % Zellebüros nach, was aufgrund der Raumproportionen sehr gut gelingt. Die Gebäudetiefe ist unproblematisch, da in den weniger belichteten Innenzonen keine ständigen Arbeitsplätze angeboten werden.

Die Aufteilung auf drei Körper erzeugt viele Ecklösungen und eher lange Wege. Die Anzahl Arbeitsplätze mit je nach Layout ca. 40 AP pro Geschoss und Baukörper (total 80) scheint für eine Teambildung angemessen. Insgesamt wird die geforderte AP Zahl knapp nicht erreicht, wobei weitere Arbeitsplätze problemlos in der Besprechungszone angeordnet werden könnten. Für den Geschosswechsel tritt man in den Kubus und nutzt eine der beiden Wendeltreppen oder den Lift. Sekundäre Treppenerschliessungen (Shortcuts) in den Büroflächen werden keine angeboten. Gebäudevolumen und Geschossfläche liegen unter dem Durchschnitt, was sich grundsätzlich positiv auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt.

Das Gebäude ist ein Holzbau mit angemessenem Stützenraster in den Büroflächen von 2.80 x 5.60 m. Das Raster im Kubus mit 8.40 x 8.40 m ist eventuell zu hinterfragen. Im Haupttrakt wird ein innovatives Deckensystem mit Holzrippen und Lehmblöcken für die thermische Bewirtschaftung und den regulierenden Einfluss auf den Raumfeuchtehaushalt vorgeschlagen. Die Redundanz hinsichtlich Statik und Brandschutzanforderungen gerade im Atriumbereich sowie die Wirtschaftlichkeit des Deckensystems ist nachzuweisen. Der im Mittelbau vorgeschlagene Holzträgerrost ist neuartig und innovativ. Die Aussteifung mit Fachwerken ist ressourcenschonend und konzentriert sich auf die Aussenwände. Das begünstig die Wandlungsfähigkeit des Gebäudes. Das Tragwerk liegt vor Witterung geschützt und vollständig auf der Warmseite. Die lokale Beschaffung des Holzes ist grossmehrheitlich möglich.

Die Böden werden als Stampflehm-Terrazzo beschrieben. Alle Innenwände sind nichttragend, was zusammen mit dem sinnvollen Achsmass, der konsequenten Systemtrennung und dem Belüftungskonzept mittels Überströmprinzip (Kühlung mit Grundwasser) eine gute Nutzungsflexibilität und Anpassbarkeit erwarten lässt. Der effiziente Holzbau in einem insgesamt kompakten Volumen sorgt für minimale graue Emissionen. Die grossen unterirdischen Flächen und die überschrittene Nutzfläche verschlechtern diese gute Ausgangslage leider teilweise wieder. Der insgesamt grosse Fussabdruck reduziert das Potential in den Bereichen Schwammstadt und Biodiversität. Das Projekt bringt gute Voraussetzungen mit, um eine SNBS-Zertifizierung auf Stufe Gold (Platin mit Vorbehalt) zu erreichen.

Die übergeordnete Freiraumidee von Hara folgt dem Bild eines grossen Parks, in den die einzelnen Gebäudegruppen eingebettet sind. Der gesamte Raum zwischen Gleisfeld und Rheinstrasse wird als zusammenhängende Insel gelesen, die sich zu einem vernetzten Park entwickelt. Die angestrebte Vernetzung erfolgt nicht nur im Freiraum, sondern auch durch die Gebäude hindurch. Die neue Adressierung mit den halbrunden Auftaktelementen greift gezielt vorhandene Elemente auf, übersetzt sie in eigenständige Charaktere und verbindet sich zum orientierenden System im Park. Das mit den Auftakten verbundene Wegenetz vernetzt die heute getrennten Bereiche und soll als qualitätsvoller Rundweg für Pausen und Erholung dienen. Die naturnahe und klimaangepasste Gestaltung der Freiflächen zeichnet sich im Wesentlichen durch einen schonenden Umgang und eine zukunftsfähige Transformierung des geschätzten Baumbestands aus. Das stark von rezitierten Auftaktpunkten unterschiedlicher Zeitschichten und unterschiedlicher kontextueller Bezüge ausgehende Freiraumkonzept vermag wenig differenzierte Freiraumstimmungen zu erzeugen und wirkt in seiner Gesamtheit deshalb wenig robust und identitätsstiftend. Die vorgeschlagene Hauptadresse vom Kreuzbodenweg sowie die lange Schneise der bestehenden Einstellhalleneinfahrt wird nicht verstanden.

Das Projekt Hara ist insgesamt ein sorgfältig durchgearbeiteter und wirtschaftlich interessanter Vorschlag. Spannend ist die Chance, später einen Bezug zum Bahnhofsareal herstellen zu können.
Atrium

Atrium

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