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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Neubau Feuerwehrgebäude mit Zivilschutzlager & Rettungswache (DRK) im Ostseebad Binz

Blick auf die Feuer- und Rettungswache

Blick auf die Feuer- und Rettungswache

2. Preis

Preisgeld: 22.500 EUR

BLK2 Architekten

Architektur

schoppe + partner freiraumplanung, Inhaber Jochen Meyer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ein offenes Haus der Retter und Helfer für Binz und Prora!
Die Aufgabe verlangt ein Gebäude, das im hohen Maße funktional ist, als Landmark die Ortsbilder Binz und Prora verbindet und sich zugleich selbstverständlich in den umgebenden Landschaftsraum einbettet.

Der Entwurf nimmt dabei Bezug auf die offene, helle und freundliche Gestaltsprache der Bäderarchitektur. Er formuliert ein klares Volumen durch seine zweigeschossige, giebelständige Hallenstruktur, verweist mit seinen weißen und konstruktiven Elementen auf die Ortsbilder von Binz und Prora und entwickelt damit zugleich eine zeitgemäße Architektur, die nachhaltig und zukunftsfähig bleibt.
Die Funktionen für Feuerwehr und Rettungswache werden kompakt unter einem gemeinsamen Dach entwickelt. Damit ist das Gebäude in seiner Kubatur energetisch optimiert, da die Hüllflächen minimiert werden. Beide Nutzungen können unter dieser gemeinsamen Hülle unabhängig voneinander betrieben werden, sinnvolle Synergien werden jedoch gut genutzt. Im Notfall helfen die kurzen Wege, schnell einsatzbereit zu sein, die offene transparente Struktur des Entwurfes stärkt dabei die direkte Kommunikation und bietet klare Orientierung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen der Arbeit setzen einen klar gegliederten, in der Nutzung zum Teil zweigeschossigen, Baukörper unter fünf flach geneigte Satteldächer. Die Dächer sind gereiht und giebelständig zu den zwei Hauptfassaden – zum Alarmhof mit der Alarmeinfahrt und Abfahrt und zur fußläufigen südwestlichen Erschließung.

Das städtebauliche Konzept und die Lage der Feuerwehr mit Zivilschutzlager und Rettungswache auf dem Grundstück bilden eine klare Trennung von Alarmfahrzeugen und der Anfahrt der Alarmierten. Die Ausbildung einer Umfahrt wird kritisch gesehen, wäre jedoch durch Nutzung einer Grundstücksabfahrt Richtung Sportplatz vermeidbar. Der Übungshof der Feuerwehr und der Ehren- bzw. Traditionsfläche ist in einer Randlage geplant und durch die genannte Umfahrt getrennt. Hier und in der verkehrsplanerischen Dimensionierung sind Überarbeitungen notwendig, ein Landschaftsarchitekt wäre in die Entwurfsüberarbeitung einzubeziehen.

Die Stringenz der Außenwirkung erfordert neben einer Überhöhung der Fahrzeughallen eine große nach Südwesten orientierte Terrasse im Obergeschoss. Das Raumprogramm wird gut in einem Baukörper unter einem Dach organisiert. Die beiden Treppenhäuser mir ihren großzügigen Foyers zur Alarmein- und abfahrt sind in Lage und Größe als ungünstig bzw. überdimensioniert zu bewerten. Hier sind Optimierungen jedoch möglich.

Die Jury erkennt eine gute Umsetzung des Raumprogrammes in zumeist sinnfälligen Raumfolgen und Funktionsverbindungen an. Die Anordnung und Ausrichtung der Funktionen gewährleisteten Nutzung und auch den Anspruch der Nutzer*innen an das Gebäude. Eine barrierefreie Erschließung des Schulungsraumes ist gewährleistet.

Hervorzuheben ist die hohe Transparenz bzw. Belichtung des Gebäudes als entwurfsbestimmende Idee. Der Entwurf zeigt Ansätze einer „Gläsernen Feuerwehr“, die Fahrzeughallen sind aus dem Obergeschoß und der Terrasse einsehbar. Die Materialwahl einer Stahlskelettkonstruktion mit Trapezblech- Sandwichkonstruktionen mit aussteifenden Stahlbetonkernen vermag vordergründig wirtschaftlich erscheinen. Die großflächigen Verglasungen und Streckmetallverkleidungen sind entwurfsbestimmend für die Transparenz. Die Jury sieht in tragenden Stahlkonstruktionen jedoch aufwendige Detailkonstruktionen zur Gewährleistung von Brandschutz und zur Vermeidung von Wärmebrücken. Der Entwurf eignet sich hier zu einem hohen Vorfertigungsgrad. In einer Überarbeitung sind Brandschutzverglasungen aus der Sicht der Jury vermeidbar.

Der Entwurf zeigt eine starke ´Individualität´, einerseits positiv für den Nutzungsanspruch und zu erwartenden Gebrauchswert, andererseits ist das Gebäude jedoch als vergleichsweise wirtschaftlich kritisch zu bewerten. Die vorgeschlagene Hybridkonstruktion zeigt der Jury zunächst keine besondere Wirtschaftlichkeit in Errichtung und Nutzungsdauer. Die Jury regt daher die Prüfung zum Wechsel zu einer Holztragkonstruktion, auch zusätzlich aus Nachhaltigkeitsaspekten, an. Das Farbkonzept der metallisch weißen Oberflächen, u.a. des Streckmetalls in Anlehnung an die Bäderarchitektur wurde im Bauunterhaltaufwand für ein Gebäude in Waldnähe kontrovers diskutiert. Die Energieversorgung soll über das angrenzende Heizwerk geprüft werden.

Das Gesamtkonzept ist überzeugend und bietet einen entwicklungsfähigen Entwurf mit hohem Wiedererkennungswert.
Blick zum Übungshof

Blick zum Übungshof

Lageplan

Lageplan