modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2024

Neuentwicklung Stadtquartier Am Weihersberg in Stein

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Anerkennung

Preisgeld: 2.500 EUR

rheinflügel severin

Stadtplanung / Städtebau

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

IDEE
Gliederung + Kontextbezug_Der Entwurf nutzt die Flächenpotentiale östlich der B14 konsequent für das neue Stadtquartier und schließt im Osten unmittelbar an die bestehende bzw. bereits geplante Bebauung des Freizeitbads und des Gymnasiums an. Im Quartier treten zwei grüne Korridore als signifikantes Gliederungeselement in Erscheinung. Im Norden führt ein Korridor unter Einbeziehung von bestehenden Gehölzen vom Höllgarten zum Friedhof und integriert den Kirchweihplatz auf der Höhe des angrenzenden Baumarkts. Von dort führt ein weiterer Korridor nach Süden und teilt das neue Quartier in überschaubare Einheiten. Dieser Korridor nimmt sowohl die Deponiefläche, wie die Hügelkuppe des Weihersbergs auf und stellt eine Verbindung zum südlichen Landschaftsraum her. Dabei kommt der Hügelkuppe eine besondere Bedeutung zu. Sie versteht sich als zentrales Gelenk und landschaftliche Mitte des Quartiers, zumal sich der westlich gelegene Quartiersplatz dorthin orientiert. Demgegenüber versteht sich der Geschäftsplatz im Norden mit Einzelhandel, Ärztehaus und Veranstaltungshalle als Verteiler und Transitraum mit Aufenthaltsqualität. Über eine unmittelbare Wegebeziehung miteinander verknüpft, stellt diese Spange eine übergreifende Mitte für das gesamte Stadtquartier dar.
Struktur + Typologien_Die bauliche Struktur setzt sich primär aus einem Verbund von Wohnhöfen zusammen, um den Aspekt des gemeinschaftlichen Wohnens zu fördern. Die Mischung der verschiedenen Wohn- und, Eigentumsformen einschl. Finanzierungsmodelle erfolgt innerhalb der Höfe, womit eine soziale Segregation vermieden werden kann. Durch die Gemeinschaftsgärten im Innenbereich formulieren sich auf selbstverständliche Weise Nachbarschaften. Die Häuser erhalten nach Möglichkeit zwei Eingänge, bzw. verfügen über einen Gartenzugang vom Hof. Durch die verschiedenen Ausrichtungen, Typologien und Zuschnitte erhält jeder Hof einen individuellen Charakter.
Identität + Urbanität_Die typologische Diversität erzeugt hinsichtlich der Geschossigkeit ein Spektrum von II – V, wobei es im Einzelfall auch 6- und 7-geschossige Hochpunkte gibt. Um den urbanen Charakter zu unterstützen sind die Erdgeschosszonen in den Lauflagen durch gewerbliche oder gemeinwohlorientierte Nutzungen aktiviert. Das neue Quartier zeichnet sich insgesamt durch eine wohldosierte Urbanität aus, welche die Komponenten Landschaftsbezug, Gemeinschaft, typologische Vielfalt, Adressbildung und Vernetzung miteinander verknüpft und hieraus eine unverwechselbare Identität entwickelt.

ORGANISATION
Lärm + Phasierung_Die Realisierung des neuen Quartiers gliedert sich im engeren Plangebiet in 3 Bauabschnitte, wobei die Schule als eigener unabhängiger Bauabschnitt betrachtet wird. Aufgrund des Bedarfs und der Lärmproblematik erscheint grundsätzlich eine Entwicklung der Bebauung von Nord nach Süd sinnvoll, wobei der Lärmschutz zur B14 parallel zu jedem Abschnitt über eine abschirmende Gewerbebebauung erfolgt. Die Verknüpfungsflächen stellen jeweils eigene Bauabschnitte dar.
Mobilität + ruhender Verkehr_Der vorliegende Entwurf knüpft an die beiden bestehenden Anschlüsse der B14 an, wobei der nördliche Anschluss lediglich für die Verknüpfungsfläche von Bedeutung hat. Auf die in der Auslobung optional dargelegte neue mittige Zufahrt wird zugunsten des Höllwegs als zusammenhängender siedlungsübergreifender Natur- und Grünraum verzichtet. Die MIV-Erschließung des neuen Stadtquartiers erfolgt damit von Süden über die neue Weihersberger Straße. Ausgehend von den beiden Hauptzufahrten von dort ins Quartier ergibt sich eine zentrale Erschließungsschleife für den MIV. Der Verlauf der Schleife ist so gewählt, dass möglichst viele Wohnhöfe im neuen Quartier hierüber erreicht werden. Der östliche Ast ist jedoch nahezu anbaufrei und sorgt für eine Erschließung der Großgarage, welche die Stellplätze für das Freizeitbad, das Veranstaltungszentrum und die Kirchweih beinhaltet, ohne das Quartier zu belasten. Die Stellplätze der Reisebusse befinden sich in einer überdachten Fuge zwischen der Großgarage und dem erweiterten Freizeitbad. Die Linienbusse werden hingegen auf der Westseite der Großagarage geführt. Der Linienweg führt im Weiteren durch das Wohnquartier und verknüpft darüber die Albertus-Magnus-Straße mit der verlängerten Weihersberger Straße. Neben der unmittelbaren Busanbindung und der guten Erreichbarkeit des später zu realisierende U-Bahnhofs setzt das Verkehrskonzept auf privilegierte Car-Sharing-Parkplätze mit Ladestationen und Abstellflächen für Fahrräder und E-Bikes in Mobility Hubs. Der ruhende Verkehr verteilt sich auf die in den Mobility Hubs integrierten Quartiersgaragen und einigen wenigen Tiefgaragen, welche alle privaten und einige öffentliche Stellplätze aufnehmen. Es werden im Außenraum lediglich öffentliche Kurzzeitparkplätze eingerichtet, welche vor allem Pflege- und Liefer-Diensten dienen. Für Fußgänger und Radfahrer wird ein dichtes Nahmobilitätsnetz mit optimalen Anschlüssen an die Bestandsgebiete und die Landschaftsräume angeboten.
Freiraum + Regenwassermanagement_Die stark zerklüftete Siedlungsmorphologie Steins aufnehmend wird die bauliche Gestalt des Quartiers wird durch eine Struktur aus parkartig gestalten Grünräumen gegliedert. Diese vernetzen die einzelnen Siedlungsflächen miteinander und binden das neue Quartier in das übergeordnete Freiraumgefüge Steins ein. Der Höllweg als bereits im Bestand wichtiges Verbindungselement im Alltag vom Siedlungsraum in die Natur wird erhalten und in die Struktur der neuen Siedlung eingflochten. So entsteht ein eng verknüpftes Netz der kurzen Wege für Fußgänger und Radfahrer. Die bestehende Anhöhe des Weihersberg ist als zentraler Grünraum die neue Mitte und das Herz des Weihersberg-Quartiers. Er dient als gemeinschaftlicher Allmendraum, zu jeder Jahreszeit. Eine zentrale Bedeutung für die Nachbarschaft kommt dem Quartiersplatz zu, der direkt an den Parkraum der Hügelkuppe angelagert ist. Dem Platz sind Spielbereiche in den angrenzenden Grünkorridoren zugeordnet, die naturnah gestaltet sind. Die topografische Gestaltung der Quartiere führt das anfallende Regenwasser über offene Rinnen in die Grünzüge über, wo es dezentral zurückgehalten und versickert werden kann. Bei Starkregenereignissen dienen weitere Flächen in den Grünräumen als Versickerungsvolumen, sodass eine vollständige Versickerung des anfallenden Regenwassers im Bereich des Wohnquartier sichergestellt ist. Baumneupflanzungen gliedern die Grünkorridore und betonen ihre räumliche Qualität . Auf dem Platz dienen weitere Solitärbäume dem Aufenthalt an sonnigen Tagen unter einem lichten Schattendach. Im neuen Quartier sind entlang der Grünzüge und auf den Platzflächen Langbänke verortet, die zur Rast und zum Aufenthalt einladen. Eingebettet in die Korridore befinden sich die Hauptspiel- und Freizeitsportmöglichkeiten des Quartiers auf in die Rasenfläche eingebetteten wassergebundenen Flächen.

NACHHALTIGKEIT
Smart City_Das Konzept greift die Herausforderungen der Energiewende auf und zielt auf eine sektorenübergreifende Vernetzung der Gebäude- und Mobilitätsinfrastruktur. Ziel ist das „Smarte Quartier“, das eine effiziente Energieversorgung und einen ressourcenschonenden Umgang mit Baumaterialien beinhaltet. Hierzu werden möglichst viele Neubauten in Hybrid- oder Holzbauweise gemäß KfW Effizienzhaus 55 Standard oder besser errichtet.
Strom + Wärme_Für einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz werden alle Dachflächen konsequent mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Die erforderlichen Retentionsqualitäten werden u. a. durch eine Kombination mit extensiver Begrünung erreicht. Die Energieversorgung könnte durch ein mit Bio- bzw. Deponiegas betriebenes Blockheizkraftwerk ergänzt werden. Von einem zentralen Standort z.B. südöstlich des Baumarkts ließe sich ein Nahwärmenetz speisen. Alternativ wäre ein kaltes Nahwärmnetz unter Nutzung von Abwärme aus dem Freizeitbad denkbar.
Ökologie_Die weitgehende Begrünung unter Einbeziehung von Dach- und Fassadenflächen schafft ein angenehmes Mikroklima und ist in Kombination mit den am Rand der Grünkorridore vorgesehenen dezentralen Versickerungs- und Retentionsflächen ein Beitrag zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Die parkartig durchgrünten Korridore sind mit klimaverträglichen Baumarten bepflanzt. Eingestreute Obstgehölze erhöhen die Biodiversität und leisten einen Beitrag zur „essbaren Stadt“. Die offenen Grünflächen sind zu einem großen Anteil als artenreiche Blühwiesen angelegt die Bienen und Insekten Nahrung und Lebensraum bieten. Die Multikodierung der Flächen fördert Naturerfahrung und Naturverständnis und das gleichberechtigte Nebeneinander von Mensch und Natur.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit bildet zwei grüne Korridore aus, die im Norden einen großzügigen Puffer zur anschließenden grossflächigen Bebauung ausbilden und im Süden einen Übergang in die anschließende Freiraumlandschaft ermöglichen. Diese Grünkorridore sind durch Wege miteinander verbunden, an denen sich der Quartiersplatz angliedert.
Die Bebauung schliesst an die Grünkorridore mit Baufeldern an, die in dem Standort angemessener Körnigkeit ausgebildet sind und die gewünschten Nutzungen aufnehmen.
Hervorzuheben ist der geschickte Umgang mit den angrenzenden vorhandenen und geplanten Baustrukturen. Die Integration der östlich anschließenden Erweiterung des Freizeitbades gelingt durch eine geschickte stadträumliche Arrondierung zum Freiraum. Der freiräumliche Übergang mit Integration des Kirchweihplatzes außerhalb des Wohnquartiers zur nördlich angrenzenden Bebauung mit dem Baumarkt ist gut gelöst. Der Übergang zum südlich angrenzenden geplanten Schulstandort gelingt durch die Weiterführung der Erschließungs- und Sichtbeziehungen. Die Anordnung von zusätzlichen Gewerbeflächen in diesem Bereich und der Entfall der Stellplätze wird jedoch kritisch gesehen.

Der Freiraum überzeugt durch die deutlichen Korridore insbesondere in Nord Süd Richtung mit klarem Übergang in die freie Landschaft sowie auch in Ost West Richtung unter Berücksichtigung der vorhandenen Vegetation. Die Lage des Quartiersplatz ist zentral und nachvollziehbar angeordnet. Durch die unterschiedliche Körnung der öffentlichen Räume entstehen differenzierte Freiräume mit durchaus hoher Qualität.
Die großzügigen Grünbereiche, die sowohl eine Durchlässigkeit von Ost nach West als auch von Süd nach Nord zu lassen, gewährleisten eine gute Durchlüftung des Gebietes. Die landschaftliche Mitte Weihersberg bleibt erhalten und bildet das Rückgrat für das Quartier. Das Regenwassermanagement wird beschrieben, jedoch planerisch nicht dargestellt.
Die gewählte Maßstäblichkeit der Wohnbebauung lässt eine gute Umsetzung von qualitätvollem Wohnungsbau erwarten. Die Anordnung von erdgeschossigen Gewerbeflächen am Quartiersplatz und zwischen Ärztehaus und Mobilitätshub erscheint schlüssig. Die Wegeverbindung zwischen Seniorenwohnen Platz und dem Übergang zur Stadt sollte großzügiger angelegt werden. Die soziale Infrastruktur ist an den markanten, gut auffindbaren Stellen angeordnet. Unverständlich und schwächend für das städtebauliche Konzept ist der Verzicht auf den vorgesehenen nördlichen Kreisverkehr an der B 14. Die daraus folgende Erschließung des Gebietes rein von Süden widerspricht der Idee des autofreien Kernquartiers, einzelne Baufelder erscheinen sogar übermäßig erschlossen.
Eine Großgarage mit erdgeschossiger Gewerbenutzung als Barriere zum lärmintensiven Freizeitbad ist nachvollziehbar, ihre Höhe und Dimension wird jedoch hinterfragt. Weitere Parkgaragen sind im Quartier stimmig angeordnet und werden durch einzelne Tiefgaragen ergänzt.
Ein dicht bebautes Gewerbeband im Westen leistet einen wirksamen Lärmschutz gegenüber der B 14, bewirkt aber einen überproportional honen Gewerbeflächenanteil.
Insgesamt zeigt die Arbeit in ihrer grundsätzlichen Anordnung und Ausgewogenheit gute freiräumliche und städtebauliche Qualitäten, die jedoch in Bezug auf die Verkehrsführung und insbesondere ihre unausgewogene Nutzungsverteilung mit deutlich zu hohem Gewerbeanteil die Vorgaben der Auslobung nicht optimal erfüllen kann.
Strukturplan

Strukturplan

Lageplan

Lageplan

Fußgängerperspektive

Fußgängerperspektive