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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2024

Neubaukomplex für den Deutschen Bundestag, Luisenblock Ost I in Berlin

Perspektive Straße

Perspektive Straße

Anerkennung

ingenhoven associates gmbh

Architektur

Werner Sobek AG

Tragwerksplanung

Drees & Sommer SE

Nachhaltigkeitskonzept

KRAISS WILKE & KOLLEGEN Sicherheitsberater GmbH

TGA-Fachplanung, sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Architektur

Teil der Stadt

Das Gebäude gewährt der Bevölkerung Einblicke in das Herzstück der Demokratie, reflektiert die politische Tätigkeit und fungiert als Schaufenster zur Stadt. Sichtbeziehungen entstehen sowohl von Innen nach Außen als auch umgekehrt.

Im südlichen Bereich versteht sich der Entwurf als eine vermittelnde Großform zwischen den entstehenden Achsen des Dachabschlusses des Bundesbandes und der historischen Stadtachse, die durch das Kesselhaus und Werkstattgebäude definiert ist.

Die bewusste Abweichung als geometrischer Bruch markiert ein natürliches Ende des Bundesbandes. Die Vorderkante des Dachrings folgt der Linie der Dachkante des MELH. In Bezug auf Materialität besteht Gemeinsamkeit mit dem Beton des MELH, jedoch in einer neu interpretierten Form.

In seiner räumlichen Ausgestaltung vermittelt der Entwurf zwischen der heterogenen Blockstruktur und der Großform des Bundesbandes. Durch Transparenz wird der Baukörper zu einem integralen Bestandteil der Stadt und öffnet sich für die Bürgerinnen und Bürger.

Funktionalität
Der Haupteingang des Gebäudes befindet sich im südlichen Teil von Bauteil A. Eine großzügige, zweigeschossige Lobby innerhalb eines Zylinders beinhaltet sowohl die Passkontrolle als auch Sicherheitsscanner. Von dort aus haben Besuchende und Mitarbeitende die Möglichkeit, das Haus über eine Freitreppe mit direktem Sichtbezug oder eine Aufzugsgruppe zu betreten. Weitere Schleusen befinden sich im Übergang zu den PA-Referaten sowie dem Kesselhaus. Die Dachterrasse kann gegebenenfalls öffentlich zugänglich gemacht werden. Durch die Anordnung der Kantine im Erdgeschoss des Kesselhauses mit Schulungsbereichen darüber, kann auch diese teilweise für Externe geöffnet werden. Das Bauteil B/C wird über zwei Eingänge erschlossen. Der Haupteingang befindet sich auf der Planstraße; ein weiterer Eingang mit Zugang zur Fahrradgarage für Mitarbeitende befindet sich auf der Luisenstraße. Die Warenannahme der Poststelle erfolgt im Erdgeschoss von der Planstraße Nord.

Der Entwurf platziert sämtliche Büros der Mitarbeitenden des Deutschen Bundestages im Bauteil B/C sowie die Sicherheitsbereiche der PK-Referate. Eine Kammstruktur maximiert die belichtete Fläche und orientiert die Grundrisse um begrünte Innenhöfe. Brücken verbinden Besprechungsräume und gewährleisten ein leicht orientierbares Erschließungssystem. PK-Referate können über ein eigenes Flursystem erreicht werden. Die Warenannahme der Poststelle befindet sich im Osten des Bauteils B/C, und entsprechend dem Raumschema erstreckt sich diese bis ins Erdgeschoss des Werkstattgebäudes. Die zentrale Lage ermöglicht eine effiziente Verteilung der Post über zwei Kerne in die restlichen Gebäudeteile. Die Geschossplatten des Werkstattgebäudes werden beibehalten und mit Büronutzung ausgestattet.

Die Hohe Effizienz des Bauteils B/C ermöglicht eine aufgelockerte Struktur im Bauteil A. Hier werden primär die Ausschusssitzungssäle untergebracht, sowie die Polizeidienststelle.

Kommunikationszone
Der Ausschusssitzungssaal wird von der Mittelzone des Gebäudes über zwei Eingänge erschlossen. Während Pausen oder zur natürlichen Belüftung können Glastürelemente in Richtung der Außenfassade geöffnet werden. Dies vergrößert die Fläche um eine kommunikative, informelle Zone. Über brüstungshohe Abtrennungen am Kern können die Öffentlichkeiten trennt werden.

Tragwerk

Bestand und Brücken

Der Entwurf für den Neubau Luisenblock schließt im Norden und Süden an den Bestand an. Dabei sollen keine statischen Verbindungen zwischen den Bauwerken entstehenden. Die Verbindungsbrücken sind die einzigen Lastinduzierenden Merkmale, die das Kesselhaus und das ehemalige Werkstattgebäude beeinflussen.

Bauteil B/C
Aufgrund der Gleisnähe im Norden sind robuste und schwingungsfreie Materialien vorgehsehen. Die ohnehin durch die Brandschutzanforderungen definierten Stahlbetonkerne werden durch Fertigteil-Stahlbetonstützen und halb Fertigteil-Verbund Decken mit hohem Vorfertigungsgrad komplementiert und bilden das statische Grundsystem für den Nordbau.
Dabei entsteht ein effizienter Bürokomplex mit verträglichen Spannweiten bei maximaler Ästhetik.
Durch den gezielten Einsatz von Ex-Situ Konstruktionen kann den engen logistischen Herausforderungen aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse, Rechnung getragen werden.

Bauteil A / Stützenfreies Tragwerk
Der Gebäudekomplex im Süden besticht aufgrund seiner Symmetrie und der perfekten Anordnung der Stahlbetonkerne durch ein stützenfreies Tragwerk. Die Stahlbetondecken lagern auf den Kernen auf, die durch ihre momentengerechte Form ein optimiertes Tragverhalten aufweisen und dadurch als sichtbares Element in der Architektur wieder finden.

Energiekonzept

Low Tech
Die den Kreis umspannende Doppelfassade belüftet das Gebäude natürlich. Der Zwischenraum der Primär- und Sekundärfassade von 60cm dient als Wartungsgang, somit kommt das Gebäude ohne Befahranlage aus. Die Prallscheibe kann von außen über einen Steg im Inneren der vier beweglichen Verschattungsmodule gereinigt werden. Leidlich die gelb markierten Bereiche der Arbeitsplätze und Sitzungssäle werden mechanisch belüftet. Die Zone dazwischen fungiert als thermischer Puffer. Der Energiebedarf wird dadurch drastisch reduziert. Der Bauteil B/C wird aufgrund seiner Vielzahl an Einzelbüros mechanisch belüfte, individuell zu öffnenden Fenstern in jedem Büro.

Die Wärmeversorgung erfolgt über eine Kombination aus Fernwärme, Tiefengeothermie und einer Wärmepumpe. Der Sprinklertank dient als Energiespeicher. Mit dieser Anlagenkombination ist eine deutliche Unterschreitung des GEG gut umzusetzen. Als ergänzende regenerative Energiequelle werden Hocheffiziente Photovoltaik-Module auf dem Dach und an den Fassaden installiert. Zur Optimierung des Eigenverbrauchs wird ein Batteriespeicher eingesetzt.
Die Technikzentralen (ELT, HZ + Kälte, SAN, Geothermie) liegen im Untergeschoss des Gebäudes unmittelbar unter den Zylindern und versorgen über Schächte die verschiedenen Bereiche. Somit ist eine wirtschaftliche Bauweise gewährleistet. Die RLT-Zentralen sind an mehreren Stellen jeweils über den Sälen auf dem Dach positioniert. Die Leitungsführung wird minimiert.

Beweglicher PV-Sonnenschutz
Das Gebäude verfügt über einen fahrbaren Sonnenschutz. Vom Dach abgehangen und an der Fassade punktuell fixiert, folgen vier mit PV Paneelen belegte Module dem Sonnenverlauf. Die vier vertikale Lamellenpakete fahren horizontal versetzt, sodass sie im geparkten Zustand im Nordwesten des Kreises lediglich eine breite von 8m einnehmen und von der Marschallbrücke im Süden nicht sichtbar sind. Im maximal ausgefahrenen Zustand wird ein Drittel des der Sonne zugewandten Umkreises abgedeckt. Die Lamellen enden auf einer Höhe von 5m über dem Boden und sind somit nicht kletterbar.

Energieversorgung
Durch PV-Module auf dem Dach des Bauteils B/C, dem Werkstatthaus, sowie dem Bauteil A werden ca. 740 MWh/a Strom erzeugt, was eine Bedarfsdeckung von 60% ergibt.

Das Grundstück umfasst insgesamt eine für Geothermie nutzbare Fläche von ca. 7.000m². Mit 100m langen Sonden lässt sich eine Abdeckung des Wärmeenergiebedarfs von 50% erreichen. Nach geologischer Voruntersuchung wären jedoch auch 200m tiefe Bohrungen möglich, da man sich außerhalb schützenswerter und kritischer Zonen befindet.
Kommunikationszone

Brandschutz

Das Bauteil A ist in vier Brandabschnitte eingeteilt. Jeweils ein Zylinder, welcher die Ausschusssitzungssäle beinhaltet, fungiert als eigener BA und zugleich einziges statisches System zusammen mit den Kernen. Die übrige, frei bespielbare Lobbyfläche inkl. der darüberliegenden Galerie ist unter 1.600m² und kann über die zwei Kerne im Süden und den Kern in den PA-Referaten entfluchtet werden. Es bedarf keine weitere Trennung in Brandabschnitte.

Verfasser: Christoph Ingenhoven
Mitarbeit: Martin Reuter, Philipp Neumann, Florian Jung, Yang Li, Alexia Pusch, Wei Dai, Dariusz Szczygielski, Stefan Boenicke, Thanh Dang
Perspektive Innenraum

Perspektive Innenraum

Lageplan

Lageplan

Funktionsdiagramm

Funktionsdiagramm

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt Süd

Fassadenschnitt Süd