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Einladungswettbewerb | 02/2024

Umnutzung und Umgestaltung Versöhnungskirche Ev. Kirchengemeinde Köln-Dellbrück/Holweide

1. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

Schilling Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Es geht uns um Offenheit, Würde, um Bezüge zu zeitgemäßen gesellschaftlichen und kulturellen Themen und um das Leben der Bewohner des Stadtviertels. Die Äußerung Albert Einsteins: „Mache die Dinge so einfach wie möglich, aber nicht einfacher“, beschreibt - nur scheinbar paradox - das Moment von Komplexität welches jeder wirksam schönen Lösung zugrunde liegt. Dies gilt in den Naturwissenschaften ebenso wie in der Kunst und in der Architektur.

Das Potenzial für Raum und Form finden wir nur durch ein ganzheitliches Verständnis der Problemstellung. Im Ergebnis können dann Lösungen von Gültigkeit und Eigenständigkeit entstehen - und von scheinbarer Einfachheit. Räumliche Phänomene, die für sich selbst stehen und aus sich selbst heraus verständlich sind.

Die Grundlage für eine Transformation der Versöhnungskirche in eine gute Zukunft liegt nicht allein in dem, was wir uns heute vorstellen, sondern auch in ihren eigenen und eigentlichen Raumeigenschaften. Gleichzeitig ist eine grundlegende Veränderung richtig und notwendig, um diese Eigenschaften für die Zukunft sichtbar und wirksam werden zu lassen.

Unsere architektonische Haltung dazu ist eine selbstbewusste Position in einem rücksichtsvollen Dialog.

Das, was bereits ist, wollen wir mit einem minimalistischen räumlichen Trick verzaubern: immer noch da, wird es gleichzeitig etwas gänzlich Neues und Anderes sein.

Alles, was wir dazu benötigen, ist im Wesentlichen ein schönes Haus aus Lehm und Holz, welches man theoretisch rückstandslos wieder beseitigen und dem natürlichen Kreislauf zuführen kann, ein Kreuz aus robusten, recyklebaren Stahlträgern und mobile farbige Flächenelemente – textilbespannt mit veränderbarer, bemalbarer und plakatierbarer Oberfläche, welche dem Leben im Laufe der Zeit weiterhin einen sich wandelnden Ausdruck geben können. Sie enthalten als anregende Grundlage Farbstimmungen aus Stadt und Natur.

Im Zentrum der Pfarrgemeinde könnte hier ein wirkliches Forum für das kulturelle und öffentliche Leben des Stadtteils entstehen. Präsent im Stadtraum, offen und zwanglos. Es entstehen flexible Möglichkeiten für Nutzungen aller Art: Andachtsraum, Konzertsaal, Filmhaus, Bürgerforum, Treffpunkt für alle Generationen.

Ein Gebäude, in das man aus vielen Gründen unbedingt hinein gehen will.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der eingestellte neue Baukörper in Holz-Lehm-Konstruktion ist frei im Raum erlebbar und lässt die Ursprungsidee des Kirchraums präsent und sichtbar. Diese Idee wird positiv hervorgehoben. Der Kubus weist eine klare und logisch Umgehbarkeit auf.

Die Idee, durch ein Stahlträger-Kreuz die Führung der Trennwände und damit die Teilbarkeit des Raumes zu gewährleisten, wird begrüßt. Ebenso die Beibehaltung der Erlebbarkeit der Deckenuntersicht.

Die farbige Behandlung der Trennelemente bringt Leben in die Räume und vermittelt den Charakter von Kirchenfenstern. Die leichte Bedienung der Elemente muss durch eine technische Unterstützung gesichert werden.

Die auf dem Kreuz aufliegenden Glasscheiben ermöglichen eine akustische Trennung der Räume untereinander, ohne den Gesamteindruck der vorhandenen Holzdecke einzuschränken. Diese Teilung wird von den Vertretern der Kirchengemeinde als elementar wichtig bewertet und entsprechend begrüßt.

Die Küche direkt am Eingang wird als einladendes Element wahrgenommen und spiegelt den Wunsch einer Öffnung in den Stadtteil und für die Besucher wider. Sie verstellt nicht den Zugang zum Andachtsraum. Der Vorschlag eines UG wird kritisch gesehen und sollte aus Kostengründen entfallen.

Der Zugang zu den Gebäuden – insbesondere zum Familienzentrum – ist durch die vorgeschlagene Außenmöblierung verstellt und wirkt übermöbliert. Die Wasserfläche ist unter Sicherheitsaspekten planerisch zu überdenken. Die Öffnungen in der Grundstücksmauer zum öffentlichen Straßenraum werden als zu groß angesehen und sollten überarbeitet werden.

Das Preisgericht empfiehlt in der Detailplanung folgende Themen zu berücksichtigen: Zur Erreichung der Barrierefreiheit müsste dem Kubus ein kleiner Aufzug angegliedert werden. Ebenso ist die technische Versorgung Gegenstand der weiteren planerischen Auseinandersetzung mit dem Entwurf und wünschenswerterweise ohne Schaffung eines UG ins vorhandene Raumprogramm zu integrieren. Die Vorhänge sollten stabil und „kindersicher“ ausgestaltet werden. Für den Außenraum muss eine eingehende Überarbeitung erfolgen; zusätzlich sind wettergeschützte Kinderwagenstellplätze nachzuweisen (nicht in der Auslobung gefordert).