modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2024

Münster Modell Quartier (MMQ 2) Busso-Peus-Straße

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

ein 3. Preis

Preisgeld: 26.000 EUR

URBANLUST

Stadtplanung / Städtebau

ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH

Stadtplanung / Städtebau

glaßer und dagenbach landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

H2R-Ingenieure Huhmann + Rummel Beratende Ingenieure PartG mbB

Wasserbau

Erläuterungstext

BLAU GRÜNER STÄDTEBAU
Die Entwicklung einer prägenden blaugrünen Infrastruktur ist die Basis des Modellquartiers. Das Modellquartier, mit einfachen Baufeldern und Blocktypologien wird mit ortstypischen Landschaftsräumen, Plätzen, grünen Innenhöfen und Gärten verwoben. Mit dem Ziel ein neues Quartier das Nachhaltigkeit und Urbanität mit hohen Nutzungsqualitäten verbindet. Das Modellquartier umfasst verschiedene Maßnahmen für die Nachhaltigkeit und den Klimaschutz. Dies reicht von der Gebäudeausrichtung bis zum Regenwassermanagement. Wir nutzen regenerative Baustoffe wie Holz, begrenzen den Einsatz von Beton und planen die Wiederverwendung von Baumaterialien. Wir setzen auf erneuerbare Energien wie Solarenergie und Geothermie im Norden des Quartiers, um den Energiebedarf des Quartiers zu decken
Im Modellquartier sind lebendige Erdgeschossnutzungen vorgesehen In Verbindung mit innovativen Wohntypologien dienen sie als vorbildliche Modellprojekte. Komplexe Strukturen unterstreichen dabei die sozialräumlichen Differenzierung. Mischnutzungen ermöglichen die gewünschte Lebendigkeit, sei es durch Stapelung oder die Bildung kleinmaßstäblicher Nutzungscluster. Die Wohntypologien sind äußerst flexibel, um den Veränderungen in unserer Lebens- und Arbeitswelt gerecht zu werden. Ein robustes Baukonzept, das Raum für Entwicklungen offenlässt und vielseitig nutzbare Flächen schafft.
Die „Grüne Achse“ entlang der bestehenden Wallhecke verbindet das Wohngebiet im Westen mit den östlichen Forschungseinrichtungen. An deren Rändern finden sich, in zentraler Lage Gastronomieangebote und der „Campus Platz“, die den öffentlichen Raum angemessen beleben.
Im Norden befindet sich die Erweiterungsfläche der Waldorfschule mit Waldorfkindergarten, einer neuen Sporthalle und Schulfreiflächen. Im Süden wird eine zweite Kita gegenüber der Bebauung angeboten. Das Wohnen für Studierende wird in die gesamte Baustruktur kleinteilig verteilt und angemessen baulich integriert.

GRÜN- UND FREIFLÄCHEN
Die Grün- und Freiflächen der blaugrünen Infrastruktur sind vielfältig gestaltet. Naturnahe Bodenflächen mit Retentionsgärten und artenreichen Dachflächen tragen zur Klima Resilienz des Quartiers bei. Es werden öffentliche, halböffentliche und private Freiräume angeboten. Urbane Plätze und Begegnungszonen verbinden sich zu einem lebendigen und gut vernetzten Stadtraum. Öffentliche Spielplätze sind gut erreichbar und befinden sich an verschiedenen Stellen im Quartier. Besondere Freiräume sind: der „Campus Platz“, der „Platz der Forschung“, die „Grüne Achse“, die Quartiersgassen mit dem „Marktplatz“ und den „Quartierspark“ im Westen mit naturschützender Randbebauung. Es entsteht eine hohe Aufenthaltsqualität mit Wasserflächen, Retentionsbeete und Straßenbäumen.
Dies alles wird von großzügigen privaten und gemeinschaftlichen Grünflächen sowie sozialen grünen Dächern begleitet. Begehbare Dachflächen werden extensiv begrünt und als Solargründächer genutzt, um hohe Photovoltaikerträge und Retentionsfunktionen zu kombinieren. Eine starke Durchgrünung mit Bäumen, Dach- und Fassadenbegrünungen sorgt für ein angenehmes Mikroklima. Die Planung berücksichtigt eine gute Durchlüftung des Quartiers und schafft vielfältige Außenraumqualitäten.

WASSERHAUSHALT
In zentralen Grünflächen setzen wir ein kreislauforientiertes Regenwassermanagement um, das die natürliche Regulierung des Wasserhaushalts unterstützt und Überflutungen verhindert. Angesichts zunehmender Trockenphasen und hoher Starkniederschläge gewinnt die wassersensible Stadtentwicklung an Bedeutung. Besonders wichtig ist die Verbindung von Niederschlagswasserrückhaltung mit Straßenbäumen und bestehenden Wasserläufen.
Wir nutzen regenwasserbasiertes Kaskaden-Prinzip für das Regenwassermanagement, einschließlich Speicherung, Aufbereitung und Nutzung in Pflanzkläranlagen sowie Versickerung und Verdunstung in Retentionsflächen. Die Entwässerungsgräben der Ackerflächen werden zu einem Rückhalteraum entlang der Hauptachsen entwickelt. Regenwasser wird gezielt in Pflanzflächen im Straßenraum geleitet, um das Mikroklima zu verbessern. Das Regenwasser wird gesammelt und für die Bewässerung genutzt.

MOBILITÄT
Wir planen ein effizientes Erschließungssystem, das sich an dem Mobilitätsszenario "Modellquartier" orientiert. Der öffentliche Raum soll hauptsächlich von Fußgängern und Radfahrern genutzt. Dies basiert auf einer bereits bestehenden guten Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Die Verkehrsorganisation sieht vor, das Quartier von den umliegenden Straßen aus zu erschließen und motorisierte Verkehrsteilnehmer an den äußeren Rändern des Quartiers abzufangen, um so ein autoarmes Quartier zu schaffen. Das Quartier wird über die Busso-Peus-Straße an das örtliche Straßennetz angebunden. Die Anlieferung der Universität wird über die Zufahrt und den Platz der Forschung ermöglicht. Lieferverkehre werden punktuell über die Erschließungsstraßen geleitet und durch sinnvolle Taktung sowie Begrenzung auf verträgliche Tageszeiten werden mögliche Störungen minimiert.
Es sind zwei Mobilitäts-Hub vorgesehen: im Bereich der Universität und in der Nähe des Wohnstruktur. Sie stehen den Bewohnern und allen Nutzern des Quartiers zur Verfügung. Sie bieten die geforderten Abstellplätze und Ladeinfrastruktur für E-Autos, -Bikes und -Roller. Der zusätzliche Bedarf durch eine Nachverdichtung der Wohnblöcke ist vorgehalten. Zusätzliche Mobilitäts-Stationen als Car Sharing Angebote sind im gesamten Quartier verteilt. Alle Straßen und öffentlichen Räume sind für Notfallfahrzeuge und die Müllabfuhr befahrbar. Die notwendigen Schleppkurven und die Feuerwehraufstellflächen im Außenraum sind nachgewiesen. Die Befahrbarkeit der Innenhöfe für die Feuerwehr etc. ist nicht erwünscht.
Im Modellquartier ist eine dezentrale Unterbringung der Fahrradstellplätze im Erdgeschossbereich der einzelnen Gebäude vorgesehen. Diese sind über ausgebaute Radwege miteinander verknüpft. Diese Wege sind sowohl für Radfahrer als auch für Fußgänger nutzbar. Sie werden attraktiv und barrierefrei in der Nähe der Eingangsbereiche der Gebäude angeboten.

PROZESSDESIGN UND BAUABSCHNITTE
Das Prozessdesign für das Modellquartier wurde in den ersten Planungsschritten mit den zahlreichen Veranstaltungen der Stadt Münster vorgezeichnet. Auch bei der weiteren Umsetzung von der integrierten Planung des Masterplans, über ein Gestaltungshandbuch bis hin zu Bauprojekten nach Bauabschnitten, ist dieser Prozess von der Konzeption bis zur Realisierung für die erfolgreiche Umsetzung städtischer Projekte wichtig. Dabei berücksichtigt ein effektives Design vielfältige Gemeinschaftsinteressen durch partizipative Ansätze und gewährleistet so die Einbeziehung aller Beteiligten. Die planerische Flexibilität ist entscheidend, um auf Veränderungen in Rahmenbedingungen, sozialen Dynamiken und Umweltauswirkungen im Laufe der Zeit reagieren zu können. Die Integration nachhaltigen Prinzipien des Prozessdesigns fördert langfristige Lebensqualität und Resilienz in urbanen Räumen. Die Nutzung digitaler Technologien optimiert das Prozessdesign, ermöglicht effizientere Kommunikation, Datenanalyse und Zusammenarbeit zwischen den Akteuren.


Beurteilung durch das Preisgericht

Das Entwurfskonzept setzt auf die Ausbildung einer „Grünen Achse“ entlang der bestehenden Wallhecke und wird durch ein klassisches orthogonales Raster für die Bebauung ergänzt. Der End-punkt dieses linearen Freiraums wird im Norden mit der Skulptur des Geothermie-Kraftwerks weit-hin sichtbar akzentuiert. Demgegenüber bleibt der südliche Auftakt hinter der Erwartung einer Adresse und einem einladenden Auftakt zurück. Die offenen Höfe zur Förderung der Gemeinschaft sind gut gestaltet und die hohe Flexibilität des Konzepts wird lobend hervorgehoben.

Jedoch geht die hohe Flexibilität des Konzepts zu Lasten der Prägnanz und führt zu einer fehlenden Allianz zwischen den Nutzungen. Dies resultiert in einem homogenen Hochschulstandort und einem separaten Wohnbereich. Die Konsequenzen der Orthogonalität zeigen sich in einer hohen Anzahl von Straßen, einem hohen Versieglungsgrad und unklaren Verbindungsabschlüssen zu den Rändern sowie diffusen Rückseiten. Die parallele Abfolge von Straße, Radweg, Wasserlauf, Wallhecke und Fußweg innerhalb des linearen Freiraums erscheint in der Dimension zu eng und entwickelt wenig räumliche Qualitäten. Zwar profitiert das schlüssige Entwässerungskonzept von der Stringenz dieser Achse, als entwurfsbestimmender Stadtraum kann sie jedoch nicht überzeugen, da sie mehr trennt als verbindet. Freiflächen sind oftmals Restflächen, insbesondere hin zur Appelbreistiege, was an den Rändern zu wenig klaren Adressbildungen führt.

Die Führung des Fahrverkehrs über den Marktplatz wird kritisch betrachtet. Obwohl die Verortung der Mobility-Hubs an den Rändern dazu dient, Verkehr abzufangen, entstehen lange Wege. Zudem wird die unterschiedliche Größe der Hubs und die Dimensionierung des großen Hubs an der Busso-Peus-Straße als nicht hinreichend abgestimmt wahrgenommen.

Das Entwässerungskonzept ist insgesamt sehr gut ausgearbeitet. Der Platzbedarf für die beidseitigen Baumrigolen in den Nebenachsen ist zu überprüfen. Weiterhin ist zu prüfen, ob eine oberflächige Einleitung der Abflüsse aus dem Stauraumkanal in die zentrale Grünachse möglich ist. In der Hauptachse ist sicherzustellen, dass die Bäume durch Staunässe nicht beschädigt werden.
Schwarzplan

Schwarzplan

Prototyp Wohnblock Soziale Durchmischung, vielfältige Wohntypologien, vertikale Mischungsoptionen

Prototyp Wohnblock Soziale Durchmischung, vielfältige Wohntypologien, vertikale Mischungsoptionen

Lageplan

Lageplan

Wohnen Campus Schule Markt

Wohnen Campus Schule Markt

Modell Städtebau

Modell Städtebau