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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Neubau Pflegeheim in Walldorf

2. Rundgang

SCHMIDTPLOECKER - Schmidt Plöcker Architekten PartG mbB

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau + Gebäude
Das Wettbewerbsgrundstück für den Neubau des Pflegeheims liegt in Walldorf Süd und ist als Ergänzung zu den zwei bestehenden Pflegeheim-Standorten zu sehen. Die Lage des Grundstücks am Astoria Kreisel schließt ein neu zu entwickelndes Wohnbaugebiet ein und fungiert gleichzeitig als Auftakt zur neuen „Sozialen Mitte“ mit Gemeinschaftseinrichtungen und in die Innenstadt von Walldorf.
Ziel des Entwurfes ist es einen Stadtbaustein in Walldorf zu schaffen, der die Maßstäblichkeit und Körnung des gesamten Quartiers widerspiegelt, der zwischen Bestandssituation und dem neu entstehenden Wohnquartier vermittelt, das Gebiet räumlich fasst und qualitätsvolle Freiflächen ergänzt.
Das Gebäude nimmt ankommende städtebauliche Kanten des neuen Quartiers auf. In der Grundstruktur des Mäanders bewegt es sich hingegen als Freiform auf dem Grundstück in insgesamt drei ablesbare Häuser/Cluster. Die Freiform des Mäanders erlaubt Vor- und Rücksprünge und bildet dadurch qualitative und individuelle Außenräume. Die Gebäudefigur kann so auf alle städtebaulichen Begebenheiten reagieren.
Zur Straße und Kreisel springt das Gebäude zurück und bildet so einen Platz aus, der der Adressbildung dient. Dieser fungiert als Ort der Kommunikation, Austausch und bietet Aufenthaltsqualität. Über den Platz wird der Haupteingang des Pflegeheims erschlossen.

Nutzungskonzept + Erschließung Pflegeheim
Das Erdgeschoss beherbergt viele verschiedene Funktionen. Zur Straße orientiert, befindet sich im ersten Haus die Tagespflege mit separatem Eingang, sowie daran angeschlossen die medizinischen Angebote. Als eine in den Baukörper integrierte, jedoch abgetrennte Nutzungseinheit und mit quartiersübergreifendem Mehrwert ordnet sich eine Bäckerei / ein Café an.
Der Haupteingang des Pflegeheims liegt, sichtbar von der Straße und zentral am Platz, im mittleren Haus.
Das zentrale mittlere Haus mit Anschluss an den Platz und Garten fungiert weiterhin als übergeordnete Verteiler- und Gemeinschaftszone. Hier kann sich z.B. der Mehrzweckraum je nach Bedarf komplett zum Garten öffnen, um größere Feste zu feiern oder aber im alltäglichen Betrieb kleinere Einheiten abbilden. Daran angeschlossen liegen im „Rücken“ der gemeinschaftlichen Zonen die Verwaltungs- und Personalflächen zentral erreichbar mit separatem Eingang. Über einen rückseitig liegenden Betriebshof kann die Andienung und Anlieferung ohne Eingreifen in den Betriebsablauf von statten gehen. Der Betriebshof ist über einen Lastenaufzug an das Untergeschoss angebunden.
Im dritten Haus befindet sich die Demenzgruppe mit angeschlossenem Demenzgarten. Weiterhin liegt die Erschließung der Tiefgarage, eine Rampe ins Untergeschoss, im dritten Gebäudeteil.
Im Untergeschoss befinden sich neben der Tiefgarage für alle Seniorenbewohner und Mitarbeiter Flächen für das Lagern von Müll, Wäsche, sowie jegliche Arten von Abstellräumen und dient damit als zentralen Sammelbereich des Pflegeheims. Im Sinne der kurzen Wege kann so die Ent- & Versorgung im Untergeschoss des mittleren Hauses für alle Cluster gleichwertig sichergestellt werden. Eine einfache Anbindung über den Lastenaufzug zum Betriebshof vereinfacht den Betriebsablauf.
Die großzügige Verteilerzone leitet vom Haupteingang zu den zwei Haupterschließungskernen. Diese sitzen in den „Gelenken“ des Mäanders und können jeweils zwei angrenzende Cluster erschließen.
Im ersten und zweiten Geschoss befinden sich alle Wohngruppen in Clustern zugordnet. Alle Cluster sind als eigenständig funktionierende Bereiche zu verstehen. Auf dem jeweiligen Geschoss stellt ein Rundgang durch alle drei Cluster – keine Sackgassen-Bildung – Kommunikation, Wiedersehen und Orientierung sicher. Trotz unterschiedlicher Geometrie ist jedes Cluster gleich aufgebaut: die aneinandergereihten und nach außen orientierten Einzelzimmer stellen den festen Rücken (Mäander) dar. In der geschützten und frei möblier-/nutzbaren Mitte liegen die gemeinschaftlichen Bereiche Küche, Essen und Wohnen mit Wohlfühl-Atmosphäre. Über einen Lichthof und einer großzügig geschnittenen Loggia ist ausreichend Licht und Belüftung sichergestellt.

Nutzungskonzept + Erschließung Seniorenwohnen
Über den gemeinschaftlichen Garten gelangen die Bewohner der Seniorenwohnungen durch zwei separate Eingänge ins Staffelgeschoss. Die Wohnungen reihen sich auch hier nach dem Prinzip des Mäanders auf. Das Wohnen orientiert sich nach außen. Jeder Wohnung ist eine private Dachterrasse zugeordnet. Darüber hinaus befinden sich in den mittleren Zonen großzügige intensiv begrünte und gemeinschaftliche Dachterrassen. Diese haben hohe Aufenthaltsqualität und dienen als Begegnungsfläche mit Fernblick.

Freiraum
Der Freiraum ist durch die spannende Typologie des Pflegeheims in unterschiedliche Nutzungsbereiche gegliedert. Der Freibereich gliedert sich in drei Gartenbereiche als Aufenthaltsflächen zum Flanieren und Verweilen, sowie dem Ankommensbereich. Dieser lädt mit seiner attraktiven Bepflanzung, den Sitzbereichen und dem Wasserspiel ebenfalls zum Verweilen ein. Überstellt ist er mit klimagerechten Gehölzen, die für eine schönes Licht- und Schattenspiel sorgen. Seine Großzügigkeit lässt auch das Vorfahren von Krankenwagen im Bedarfsfall zu.
Die drei Gartenbereiche sind mittels Hochbeeten gegliedert. Die Bepflanzung in den unterschiedlichen Bereichen ist mit Schwerpunkt auf Stauden- und Gräserpflanzung vorgesehen. Hierbei ist Wert auf eine klimagerechte und nachhaltige Pflanzung gelegt. Aufgrund der Hitzeentwicklung im Sommer sind auch Großgehölze in der Gartenbereichen verortet. Einige Pflanzungen sind als ansteigende Hochbeete angelegt, sodass auch Rollstuhlfahrer aus nächster Nähe die Stauden und Kräuter erleben können. Vor allem der Demenzgarten soll durch die verschiedenen Pflanzungen die Sinne ansprechen und zum Gärtnern einladen. Hierbei spielt neben der Optik der Pflanzen auch die Haptik, der Duft und das Rascheln im Wind eine wesentliche Rolle bei der Auswahl der Stauden und Gräser. Hinzu kommt der Wandel der Fläche im jahreszeitlichen Verlauf. Der Demenzgarten ist für sich eingefriedet.
Neben dem Demenzgarten befindet sich der Personalgarten, der einen Ruhepol für die Mitarbeiter des Pflegeheims bildet. Im stressigen Alltag des Personals ist dieses Angebot auch unabdingbar, um ein harmonisches Zusammensein aufrecht zu erhalten. Im Zentrum des Gemeinschaftsgartens ermöglichen offene Rasenflächen eine freie Aneignung der Nutzer und entfalten somit durch die angrenzend abwechslungsreichen Staudenpflanzungen und Sitzgelegenheiten das volle Freiraumnutzungspotenzial. Durch das Zusammenschalten von Rasenflächen und befestigten Flächen lassen sich auch größere Feste feiern.
Durch verschiedene Rundgänge bildet sich eine Verzahnung zwischen dem Drinnen und Draußen. Fugenlose Materialien wie der Betonbelag, der sich auch bis in die überdachten Bereiche des Neubaus zieht, ermöglicht es auch Rollstuhlfahrern sich problemlos und barrierefrei im Freiraum zu bewegen. Die befestigten Flächen werden soweit machbar über die Schulter entwässert.
Einen Teil der gemeinsam nutzbaren Flächen durch die Bewohner bilden die Dachterrassen. Diese bieten spannende Aufenthaltsflächen für ein gemütliches Beisammensein, wodurch auch das Material Holz im Terrassenbau als natürliches Baumaterial zum Tragen kommt und somit ein weiteres erlebbares Material für die Bewohner ausbildet.
Die Anknüpfung und Erweiterung der bestehenden Stellplatzanlage, ermöglicht eine wenig auffällige Anlieferung des Neubaus. Der Anlieferungsbereich ist als „grüner“ Betriebshof in einem Rasenfugenpflaster vorgesehen.

Tragwerk
Die Gebäudestruktur besteht zum einen aus einem geordneten „mäandrierenden“ Band, sowie aus offene Verbindungsbereiche, welche zwischen den Windungen des Mäanders gebildet werden.
Für den Mäander wurde als flexible und dauerhafte Konstruktion - eine Stahlbeton-Skelettbauweise gewählt. Strukturen in Skelettbauweise zeichnen sich als wirtschaftliche Konstruktion, welche die potenzielle Nutzungsänderungen, als notwendige Modernisierungen vereinfachen und begünstigen. Zudem kann die Fassadengestaltung als auch Materialwahl dieser, unabhängig von der Skelettkonstruktion erfolgen.
Die Stützenstellung im Mäander ordnet sich dem l= 1,35m Ausbauraster unter und weist eine maximale Spannweite von l= 8,1m. In den Mittelzonen (Verbindungsbereiche) wird das Raster aufgelöst. Hier werden die Spannweiten mit vorgespannten Stahlbetonflachdecken bewältigt. Der vertikale Lastabtrag erfolgt über Stützen, Kerne und Wände. Die Horizontallasten werden über die Scheibenwirkung der Deckenplatte an die Erschließungskerne und Wandscheiben weitergeleitet. Die Lasten werden jeweils in der Gründungsebene abgetragen. Die thermische Hülle, bestehend aus vorgefertigten Fassadenelementen in Holzrahmenbauweise, wird an das Stahlbetonskelett angeschlossen. Das zurückgesetzte Staffelgeschoss wird als leichte Holzkonstruktion geplant, um die Eigengewichtslasten zu minimieren.
Die Gründung hängt unmittelbar von den Baugrundverhältnissen ab. Jedoch bei ausreichend hohen zulässigen Bettungsmoduli kann die Gründung als elastisch gebettete Stahlbetonbodenplatte ausgeführt werden. In den Bereichen des eingerückten Untergeschosses wird die Außenkubatur durch Wandschotten abgefangen.

Brandschutz / Materialität / Nachhaltigkeit/Belichtung/Belüftung
Die Fassade wird in vorgefertigten Fassadenelementen in Holzrahmenbauweise geplant. Die vorgehängte hinterlüftete Fassade wird verkleidet mit einer vertikalen Holzlattung und bestimmt die äußere Gestaltung des Gebäudes. Horizontale Fassadenbänder lassen die Geschossigkeit ablesen und umschließen den gesamten Baukörper. Der Grundriss ist durch innere Brandwände in Nutzungseinheiten von maximal 400m² unterteilt. Tragende und aussteifende Bauteile sind aus Stahlbeton und feuerbeständig geplant. Die Entfluchtung erfolgt über notwendige Treppenhäuser. Die Geometrie des Mäanders sichert die natürliche Belichtung der Aufenthaltsräume, sowie unterschiedliche Blickbezüge zum Außenraum. Außenliegende Fallarmmarkisen garantieren den Sonnenschutz und ermöglichen optional eine Verdunklung der Räume. Die Belüftung des Pflegeheims erfolgt dezentral mit Wärmerückgewinnung, sowie Nachströmöffnungen, die in der Fensterlaibung geplant sind. Die Wärmeversorgung für die Raumbeheizung und zur Warmwasser-Bereitung erfolgt über Wärmepumpen. Wenn die Nutzung von Geothermie möglich ist, wird dies ebenfalls berücksichtigt. Fußbodenheizungsleitungen ermöglichen sowohl im Winter als auch im Sommer ein behagliches Raumklima. Der hohe Anteil der Lochfassade und bauphysikalisch sinnvollen außenliegendem Wärme- und Sonnenschutz minimiert Energieverluste und Wärmelasten. Auf dem Gebäudedach wird eine Photovoltaikanlage vorgesehen.