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Einladungswettbewerb | 02/2024

Neubau Analytikgebäude Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr

1. Preis

Preisgeld: 44.000 EUR

habermann.decker.architekten

Architektur

Die Planergruppe

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext



Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Setzung des Projektes basiert auf einer maßvollen wie respektvollen Einbindung der Kubatur in das Gesamtensemble aus denkmalgeschütztem Altbau, dem Hörsaalgebäude und dem Laborhochhaus. Die filigranen und gläsern gestalteten Anschlusselemente zum Laborhochhaus und zum Hörsaalgebäude betonen den inneren Zusammenhang der Gebäude nach außen, würdigen aber auch die Bedeutung des Haupteingangs und des Vorplatzes.

Das bauliche Volumen aus drei Vollgeschossen und ein allseitig zurückweichendes Staffelgeschoss respektiert die städtebauliche Körnung im Kontext der benachbarten Wohngebäude. Es wird dadurch nur eine dreigeschossige Traufe als Raumkante nach außen wirksam. Aus der Idee, den Rücksprung im Dach zu vollziehen, entwickelt sich ein umlaufender kleiner Dachgarten als Aufenthaltsbereich für alle, der bis in das konstruktive Detail überzeugend das Potenzial einer Integration von Gehölzen und Pflanzungen darstellt.

Das Analytikgebäude wird nordseitig im Erdgeschoss zur Lembkestraße über eine Treppe mit großzügigem Podest erschlossen, von dem Nebeneingänge zum Analytikgebäude und Laborhochhaus, aber auch den Hofraum zum Campusbereich erreicht werden. Der Anschluss an die Foyers des Hörsaalgebäudes im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss gelingt großzügig und selbstverständlich über die gläserne Gebäudefuge.

Das Projekt weist eine sehr klare und flexible Raumstruktur als symmetrisch gestalteter Dreibund auf, die auf allen Ebenen mit Doppelfluren dargestellt wird. Die funktionalen Zusammenhänge können über diese robuste und flexible Dreibundstruktur für verschiedene Szenarien im Grundriss effizient abgebildet werden, auch unter Einbezug der dargestellten Flure können auch tiefere Raumzonen generiert werden.

Im Untergeschoss und im Erdgeschoss sind alle Räume mit den Raumhöhen von 5 m vorgesehen, wodurch auf überraschende wie sinnfällige Weise jeweils ebenerdige Verbindungen zum Foyer des Hörsaalgebäudes und der Ebene des Laborhochhauses über eine Differenztreppe mit Durchladeraufzug ermöglicht werden. Das Untergeschoss wird in seiner Kubatur auf die funktional räumlichen Anforderungen baulich sinnvoll optimiert. Die Lüftungszentrale ist in das Staffelgeschoss integriert.

Etagenweise angeordnete „Wohnzimmer“ mit jeweils verknüpften Besprechungsräumen in der nordöstlichen Ecksituation zum Campusinnenbereich überzeugen und bieten Blickbeziehungen nach außen, aber auch ein räumlich kommunikatives Scharnier zum Laborhochhaus. Eine weitere Verbindung im 2. Obergeschoss zum Laborhochhaus wäre an dieser Stelle strukturell denkbar.

Die Grundrisskonfigurationen bieten eine gute Orientierung im Haus und die optimierte Tiefe des Baukörpers ermöglicht, da wo gewünscht und funktional möglich, eine sehr gute natürliche Belichtung und Belüftung. Die maßvolle Dimensionierung des Baukörpers ist auch günstig für die östliche Freiraumverbindung und engt diese nicht ein. Das Raumprogramm wird eingehalten. Am Laborhochhaus wird erdgeschossig eine Platzfläche für Fahrräder nachgewiesen. Der vergleichsweise hohe Anteil an versickerungsfähigen Flächen und die angestrebte maximale Entsiegelung der Hofbereiche werden positiv bewertet.

Die Gestaltung der Fassaden überzeugt durch einen zurückhaltenden, aber klar aus dem Kontext abgeleiteten Gestus. Das aufgelegte Gebäuderaster vermittelt geschickt zwischen der eleganten Tektonik und dem Fassadenrhythmus des denkmalgeschützten Altbaus und dem kraftvollen Duktus des Hochhauses. Es gelingt auch im Farbkanon eine gestalterisch geschickte Einbindung als neuer Baustein in den Organismus des Campus. Das auch das Dachgeschoss überbindende Gebäuderaster suggeriert eine Auflösung der Kubatur nach oben, schafft Durchlässigkeit, aber auch einen schützenden Rahmen für den umlaufenden Dachgarten.

Die baukonstruktive und modular gedachte Struktur überzeugt technisch wie wirtschaftlich – bis zum 2. OG ein Stahlbetonkonstruktion in Recylingbeton, da wo auch höhere Raume angeordnet sind, mit einer darauf aufsetzenden Holzkonstruktion (Brettschichtholz und Brettsperrholz). Sinnvollerweise werden im Sinne einer langfristigen Flexibilität die tragenden Bauteile auf das statisch Notwendige ausgelegt. Das Nachhaltigkeitskonzept ist gut ausgearbeitet und benennt passive und technisch aktive Parameter. Die Idee, die Waschbetonfassadenplatten und weitere Materialien aus dem Rückbau zu integrieren ist interessant, müsste aber auf Machbarkeit überprüft werden, wird aber auch hinsichtlich ästhetischer Wirkung kontrovers diskutiert.

Das Projekt zeichnet sich durch eine städtebaulich maßvolle Setzung, klare, mit der konstruktiven Struktur korrespondierende flexible Raumstruktur und architektonisch selbstverständlichen Einbindung in das Ensemble und den Gesamtkontext aus. Die Kenndaten liegen im durchschnittlichen Bereich. Die klare Gebäudekonstruktion lässt eine gute Gesamtwirtschaftlichkeit erwarten.
Lageplan

Lageplan

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