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Einladungswettbewerb | 02/2024

Neubau Analytikgebäude Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr

ein 2. Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

schneider+schumacher

Architektur

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Campus der Max-Planck-Institute in Mülheim an der Ruhr ist durch eine heterogene, gewachsene Bebauung gekennzeichnet. Der Neubau für die analytischen Abteilungen fügt sich zwischen dem Hörsaalgebäude (2009) und dem prägnanten Laborhochhaus (1968) ein, ohne sich unterzuordnen.
Mit der Konzeption des Neubaus wird die Chance genutzt, nach außen ablesbare Lebens- und Begegnungsorte mit modernen Arbeitswelten zu verbinden. Das zentrale Element des„Wohnzimmers“ in jeder Ebene am Übergang zum Hochhaus mit Blick Richtung Innenstadt verdeutlicht dies und ermöglicht aus dem Straßenraum Einblicke in die Welt der Forschenden.
Der Neubau reagiert an den Übergängen zum Hörsaalgebäude auf der einen und dem Laborhochhaus auf der anderen Seite auf die jeweilige Grundrissorganisation und Geschosshöhe. Dabei wird das vorhandene Baufenster weitgehend ausgenutzt. Mit dem Fassadenmaterial Thermoholz wird einerseits die Farbigkeit der bestehenden Gebäude aufgegriffen, andererseits ein nachwachsendes Material eingeführt, das zusätzlich das Thema der CO2-Speicherung aufgreift. Großzügige Fensterbänder mit niedrigen Brüstungen sorgen für gut belichtete Arbeitsplätze. Markisen in MPA-Grün dienen als außenliegender Sonnenschutz. Auf der Hofseite wird ein neuartiges vertikales Begrünungssystem in die Fassade integriert. Das System wird saisonal bewirtschaftet: Die automatisch bewässerten Module werden im Frühjahr mit Samen bestückt, im Sommer wachsen die Pflanzen, im Herbst werden sie inklusive des kompostierbaren Rankgerüsts „geerntet“. Dabei entfällt der Aufwand für Rückschnitt und Laubentsorgung und der positive Energieeintrag von Sonne und Licht im Winter wird nicht beeinträchtigt. Die so gewonnene Biomasse kann beispielsweise zu Aktivkohle verarbeitet und so sinnvoll in den Wirtschaftskreislauf integriert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeigt einen IV-geschossige Baukörper, der eine Art Verlängerung erhält und so etwa zur Hälfte die Stirnseite des Laborhochhauses überlagert. Die Dimension des Baukörpers wirkt allerdings massiv und städtebaulich dominant. Der Anschluss an das Laborhochhaus ist zu wenig qualitätvoll detailliert und überzeugt in der dargestellten Form nicht. Das Gebäude liegt hinsichtlich der Traufhöhe 2m über dem Orientierungswert der Auslobung, wird aber baurechtlich als machbar bewertet. Insbesondere die Ausbildung der Sockelzone schafft einen guten Übergang zum Straßenraum. Das Technikgeschoss liegt weit zurückgesetzt auf der Dachfläche und tritt von der Straße aus kaum in Erscheinung. Der Nebeneingang ist gut auffindbar und über eine Rampe erschlossen. Die Zugänglichkeit des Hofes ist im Bereich der Fugen zwischen den Gebäuden umsetzbar, jedoch nicht optimal dargestellt.

Die Fassadenkonstruktion überzeugt in der dargestellten Weise nicht vollends. Insbesondere die funktionslos vorgesetzte, dekorativ wirkende Holzlattung suggeriert einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, der in dieser Form nicht den Anforderungen entspricht.

Die Verfasser terrassieren das geneigte Gelände des Campushofes im Osten und schaffen damit für unterschiedliche Gruppen gut nutzbare, grüne Freiflächen. Den ebenen Platzbereich zwischen neuem Analytikgebäude und Laborhochhaus bestimmen zwei Bauminseln, in denen das Regenwasser gesammelt und gespeichert werden kann. Dazwischen spannt sich ein offener Raum, der größere Betriebsfeste ermöglicht. Die Übernahme der Polygonplatten aus dem benachbarten MPI als Bodenbelag entspricht den Intentionen der Auslobung, eine zusätzliche Entsiegelung durch größere offenporige Beläge bspw. mit grünen Fugen wäre wünschenswert.

Die Bauweise ist konventionell aus Beton geplant. Die Grundrisse sind als Dreibundanlage sinnvoll durchdacht. In der Mittelzone liegen folgerichtig die Erschließung, WC-Anlagen, Schächte, Lager etc. Im Erdgeschoss wird ein ansprechender, gegenüber dem Obergeschoss zurückspringender, verglaster Verbindungsflur vorgesehen. In den Obergeschossen liegen sinnvollerweise zur Straße hin orientiert die Büroflächen, zum Hof hin liegen die Laborflächen. Das Erdgeschoss weist eine durchgängige lichte Raumhöhe von 5m auf, was für eine Flexibilität bei der Nutzung sorgt. Das zur Straße zurückspringende Untergeschoss wird durch Abgrabungen bzw. auf der Rückseite durch einen Lichtschacht belichtet. Der rückwärtige Lichtschacht ist sehr schmal dimensioniert.

Die Grundrisse sind gut aufgeteilt. Büros werden auf der Straßenseite angeordnet und bewirken eine gewünschte Sichtbarkeit des MPI. Eine gute Anbindung des Laborhochhauses ist gegeben. Besprechungsräume und „Wohnzimmer“ liegen sinnvoll orientiert und gut zugänglich an der Schnittstelle zwischen Laborhochhaus und dem Neubau. Büroflächen und Laborflächen sind flexibel aufteilbar. Eine Anlieferung im Hof ist möglich.

Durch die sinnvolle Anordnung der Büro- und Laborflächen und der Unterbringung der Erschließung, Technik, WCs etc. in der Mittelzone ist eine gute Belichtung und Belüftung gegeben. Die Orientierung innerhalb des Gebäudes fällt leicht.

Das Gebäude ist konventionell geplant. Es ist ein Stahlbetonskelett mit einem Flachdeckensystem als Hohlkörperdecke vorgesehen. Es wird von den Verfassern vorgeschlagen, einen Anteil an recyceltem Material zu verwenden. Für die Fassade werden Holz-, Glas- und Photovoltaikelemente vorgeschlagen.

Die Beheizung und Kühlung erfolgt mittels Betonkernaktivierung. Die Lüftungstechnik ist wirtschaftlich sinnvoll auf dem Dach positioniert, wodurch Schächte gespart werden können und die Technik gut zugänglich ist. PV-Anlagen auf dem Dach und in der Fassade, äußere Verschattungsanlagen etc. sind vorgesehen. Die Bauweise ist kompakt. Der aussteifende Mitteltrakt und die Stahlbetonstützen sind sinnvoll angeordnet und lassen eine wirtschaftliche Erstellung erwarten.

Der Entwurf wird als eigenständiger Beitrag zur Aufgabenstellung gewürdigt, der funktional überzeugen kann.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht West

Ansicht West

Schnitt A

Schnitt A