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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Neue Dorfmitte Sevelen (CH)

Visualisierung

Visualisierung

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

TOM MUNZ ARCHITEKT

Architektur

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Unser Beitrag für die neue Dorfmitte zeichnet sich durch die nahtlose Integration der neuen Gebäude aus, was die dörfliche Struktur von Sevelen stärkt und sinnvoll weiterentwickelt. Die Betonung auf “dörflich” unterstreicht unsere Absicht, einen übertrieben städtischen Ansatz zu vermeiden. Unsere Strategie basiert auf der Wahrnehmung vor Ort und bewahrt das sensible Gleichgewicht der identitätsstiftenden Elemente.

Die charakteristischen Merkmale des Dorfes entlang der Histengasse werden in den Vorschlag integriert, wobei neue Baukörper eine zweite Bautiefe einführen. Der neue Gemeindesaal am Dorfplatz schliesst den Raum im Osten ab und schafft ansprechende Sichtbezüge zum Burghügel.

Die Neubauten nehmen Formgebung und Anordnung aus der historischen Bebauung auf und fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein. Holz-Metall-Fassaden tragen zu einer ausgewogenen Ensemblewirkung bei. Die grosszügige Erschliessungszone, optimal platzierte Nutzungsbereiche und multifunktionale Räume ermöglichen flexible Anpassungen und Effizienz für die kommenden Jahre.

Bauweise und Materialwahl zeichnen sich durch ökologische und ökonomische Verträglichkeit aus. Die Holzelementbauweise und gedämmte Gebäudehülle tragen massgeblich zur Nachhaltigkeit bei. Das Projekt erfüllt die Anforderungen des SIA 2040 und die Standards “Nachhaltiges Bauen Schweiz”.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die bauliche Setzung spielt eine grosszügige Platzfläche frei, die den nötigen Bezug zur Histengass schafft, aber im rückwärtigen Platzbereich dennoch Ruhe bietet. Stimmig liegt der nördliche Baukörper auf dem Platz, während der östliche Baukörper den Platzrücken bildet. Die raumsparende Platzierung der Tiefgarage unter den Gebäuden ermöglicht zahlreiche wertvolle Bäume im nicht unterbauten Raum, die den Platz nicht nur gut fassen, sondern auch in einen offenen, sonnigen und einen geschützten, schattigen Bereich zonieren. Eine durchgehende Pflästerung, die auch Bezug zur anderen Strassenseite schafft, umfliesst die Gebäude und bildet den durchgehenden Platzbelag, in dem die chaussierten Bauminseln als gliedernde Intarsien erscheinen. Im fein austarierten Zusammenspiel von Bäumen, Brunnen, Sitzgelegenheiten und offenem Platz entsteht eine angemessene Dorfplatzatmosphäre. Als problematisch wird die Erschliessung der Parzellen 215/219 über den Platz erachtet, sie hat allerdings den Vorteil, dass der prägnante Waldhang des Storchenbüels vom Verkehr ungestört bleibt. Offen bleibt die Frage, wo die geforderte Parkplatzzahl untergebracht werden kann.

Die städtebauliche Situierung des giebelständigen Gebäudes mit dem Dorfladen mag nicht vollständig zu überzeugen: zwar spielt das Abdrehen des Gebäudes nach Süden die strassenseitige Fassade des Rathauses frei und definiert das Verhältnis zu den historischen Ortsräumen und Wegachsen am Knotenpunkt der Chöchigass / Wingergass mit dem kleinen Brunnenplatz vor dem Rathaus neu, dieser fehlt jedoch eine überzeugende Entsprechung. Der Platzraum, der durch die neuen Gebäude entsteht, wendet sich bewusst vom Rathaus ab.

Ein weiterer, direkt an den Dorfladen angefügter Baukörper mit Mantelnutzungen vermittelt dörfliche Masstäblichkeit und leitet zum Saalbau weiter, der zurückversetzt am Hangfuss des Storchenbüels positioniert ist. Die Adressbildung ist eindeutig, mit der Geste eines ausladenden Vordachs werden die Besuchenden empfangen. Unter dem Vordach befinden sich fünf Eingänge, jener zum Saal liegt mittig. Das Bauvolumen ist im Erdgeschoss mehrfach geknickt, die grosse Tiefe des Baukörpers und damit verbundene nicht natürlich belichtete Innenzonen erschweren die Orientierung im Gebäudeinneren. Das Restaurant ist an den Platz angegliedert, die überdachten Aussensitzbereiche befinden sich jedoch südlich entlang des Baggastiels, vom Platz abgewandt. Über eine innenliegende Treppe gelangt man in das Foyer im ersten Oberschoss: es werden Blickbeziehungen zum Dorfplatz hergestellt. Schade, dass das ausladende Vordach den Ausblick auf den Platz einschränkt. Über Schleusen, die durch die Garderoben gebildet werden, gelangt man in den Dorfsaal, der sich folgerichtig zum Storchenbüel öffnet. Die Topografie wird geschickt für die Erschliessung der Tiefgarage und die Anlieferung genutzt.

Das klar konzipierte Tragwerk ist nachvollziehbar beschrieben und dargestellt. Im Hauptgebäude wird das Primärtragwerk über dem Saal aus Zweigelenkrahmen in Brettschichtholz gebildet. Dieser interessante ingenieurtechnische Ansatz lässt ein schlüssiges Zusammenwirken aus Raum und Tragwerk zu und wird positiv gewürdigt. Es stellt sich die Frage der Effizienz der Rahmenwirkung angesichts der schlanken Stützen.

Für das Nebengebäude wird eine Kombination aus Holz- und Systembauweise vorgeschlagen. Holz-Beton-Verbund-Rippendecken tragen in Gebäudequerrichtung, abgestützt auf Aussenwände und eine tragende Mittelachse. Dieses Tragsystem wird konsequent durchgezogen, die Spannweiten sind wirtschaftlich konzipiert. Die Fassaden präsentieren sich als gegliederte, vertikal strukturierte Holzfassaden mit farblichen Nuancierungen in Grün- und Rottönen und fügen sich angenehm und atmosphärisch in den dörflichen Kontext ein.

Die architektonische und konstruktive Umsetzung der Neubauten lassen eine gute Rückbaubarkeit der Materialien erwarten.
Das Projekt weist eine tiefe Geschossfläche bei eher hohem Volumen auf, was in der grossen durchschnittlichen Geschosshöhe begründet liegt. Die vergleichsweise grosse Fassadenfläche, bei niedrigem oberirdischem Verglasungsanteil, wirkt sich auf die Erstellungs- und Unterhaltskosten negativ aus. Die mangelnde Kompaktheit des Hauptgebäudes ist auch der architektonische Hauptkritikpunkt:

Vor- bzw. rückspringende Gebäudeteile sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss verunklaren eine stringente und klare konzeptionelle Ausformulierung. Auch in der Fernsicht auf die Dachlandschaft vom Storchenbüel wirkt die Dachlandschaft massiv und wenig dem dörflichen Kontext gepasst.

Gesamthaft stellt das Projekt einen wertvollen Beitrag dar und wird in seinen zahlreichen Qualitäten gewürdigt.
Situation

Situation

Grundriss

Grundriss