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Award / Auszeichnung | 02/2024

Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg 2024

Ansicht West

Ansicht West

Collegium Academicum

DE-69126 Heidelberg, Mendelejewplatz 1

Nominierung / Prozesse

DGJ Architektur GmbH

Architektur

Biek Architektur

Architektur

DGJ Architektur GmbH

Landschaftsarchitektur

GDLA I GORNIK DENKEL landschaftsarchitektur partg mbb

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Bauphysik, Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    7.480m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2019
    Fertigstellung: 02/2023

Projektbeschreibung

Das DGJ Architektur- Holzbauprojekt „Collegium Academicum“ in Heidelberg ist mit dem Preis „Beispielhaftes Bauen“ der Architektenkammer Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Es wurde mit dem Bausystem „Open Architecture“ mit reinen Holz-Holz-Verbindungen im Tragwerk ohne metallische Verbindungsmittel umgesetzt.

DAS KONZEPT
Mit der Auszeichnung „Beispielhaftes Bauen“ würdigt die Architektenkammer Baden- Württemberg unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner gemeinsam mit der Stadt Heidelberg Bauprojekte, die als „rundum beispielhaft“ anzusehen sind. „Uns freut besonders, dass die Jury mit dieser Ehrung das Gesamtkonzept des CA wertgeschätzt hat“, erklärt Architekt Hans Drexler. „Der Preis ehrt ArchitektInnen und BauherrInnen gleichermaßen. Damit werden auch die neuen Wege des Bauens gewürdigt, die wir mit diesem Projekt gemeinschaftlich gegangen sind. Wir sind sehr stolz und dankbar für diesen Preis!“
Das Collegium Academicum (CA) wurde im Jahr 2013 von einer Gruppe junger Aktivist_innen gegründet. Zu Beginn gab es weder ein Grundstück noch eine Finanzierung, nur eine große Vision, die alles inspirierte: das Konzept eines selbstverwalteten Wohnheims für Studierende mit hohen Ansprüchen an einen nachhaltigen und suffizienten Lebensstandard. In einem Werkstattverfahren wurde das Architekturbüro DGJ mit Architekt Hans Drexler ausgewählt. In einem mehrjährigen partizipativen Entwurfs- und Bauprozess unter der Leitung von DGJ wurde gemeinsam mit den Studierenden eine völlig neue Wohnform entwickelt, die eine flexible Anpassung der Wohnungen ermöglicht. Das Gebäude wird so zu einem Labor, in dem die Bewohnerinnen und Bewohner Raumbedürfnisse, Nutzungen und räumliche Konfigurationen der Wohnungen zwischen Individual- und Gemeinschaftsräumen neu konfigurieren und aushandeln können. Damit setzt das CA ein Zeichen für eine neue Baukultur, das weit über Heidelberg hinaus ausstrahlt. „Das ist natürlich nur in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit möglich, nicht nur mit der Bauherrin, der Collegium Academicum Projektgruppe, sondern auch mit unseren KooperationspartnerInnen und allen an diesem außergewöhnlichen Projekt beteiligten Gewerken“, so Drexler.
Die Konstruktion ermöglicht auf einem Stützenraster die Herstellung und Versetzung der Innenwände in Selbstbauweise zu jeder Zeit und bei laufendem Betrieb. Die Grundform jeder Wohnung besteht aus einem zentralen Gemeinschaftsraum, um den sich die Individualräume und der Sanitärbereich gruppieren. Die Individualräume bestehen jeweils aus zwei Teilen mit einer Fläche von je 7 m²: einer Kernzone und einer offenen Zone, die zunächst räumlich nicht vom Gemeinschaftsbereich der Wohnung getrennt ist. Die flexible Zone kann je nach individuellen Lebensgewohnheiten offen bleiben, durch Raumteiler (Tisch, Regal) teilweise abgetrennt oder durch Versetzen der Wand der Kernzone oder durch eine zweite Wand räumlich abgetrennt werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner können sich also dafür entscheiden, 7 m² der Wohngemeinschaft zur Verfügung zu stellen, anstatt sie ausschließlich individuell zu nutzen. Darüber hinaus können die Studierenden in der hauseigenen Werkstatt
neben den Innenwänden ihre eigenen Möbel bauen. Ein Großteil der Wohnungen ist so konzipiert, dass sie in Zukunft beispielsweise auch für seniorengerechtes Wohnen genutzt werden können. Insgesamt leben die Studierenden im Neubau in 46 Wohngemeinschaften zusammen, die im Grundriss als 80 m2 große Wohneinheiten konzipiert sind. Die acht Dreier- und 38 Vierer-WGs verfügen jeweils über eine eigene Wohnküche und ein gemeinsames Bad.

STÄDTEBAU UND ARCHITEKTUR
Das Collegium Academicum (CA) wurde auf einem Konversionsgelände errichtet. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Revitalisierung des lange brach liegenden Stadtteils. Das Ensemble aus Alt- und Neubau liegt strategisch günstig für die Erschließung des neuen Stadtteils. Der zweiteilige Neubau des Collegium Academicum, entworfen von DGJ Architektur, bildet das Entrée für das neue Quartier.
Der Neubau umschließt einen gemeinsamen Innenhof mit Gemeinschaftsgarten. Der Hof und die Dachterrasse bilden das Zentrum, in dem das gemeinschaftliche Wohnen erlebbar wird. Hier finden Feste, Freizeit, Sport und zufällige Begegnung statt. Folgerichtig orientiert sich der Laubengang als Erschließung aller Wohnungen auf dieses Zentrum hin. Durch das gegenüber der umlaufenden Erschließung entstehen Blickbeziehungen und Zusammengehörigkeit. Die markante Fassade wurde von DGJ im Rahmen eines Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit beweglichen Schiebeläden entwickelt, die das wechselvolle Leben im CA widerspiegeln. Die einzelnen Geschosse werden barrierefrei über einen Laubengang zum Innenhof erschlossen. Dieser weitet sich in den einzelnen Geschossen zu kleineren Terrassen auf, die gemeinschaftlich genutzt werden können. Das Projektlernen, das im Wohnkonzept des CA eine große Rolle spielt, wird durch die bauliche Struktur mit einem von außen einsehbaren Erdgeschoss und der Mischung von Wohn-, Freizeit- und Arbeitsbereichen besonders gefördert. Die eingeschossige Aula verbindet die beiden Gebäudeteile und bildet einen Treffpunkt für die Hausgemeinschaft. Ein gemeinschaftliche Dachgarten verbindet die oberen Wohnungen auf dem Dach der Aula. Der Neubau integriert 176 Wohnplätze für Studierende.
Die Außenanlagen sind frei zugänglich, ebenso ein Café mit Laden, das später im ehemaligen Pförtnerhäuschen entstehen soll. Das CA soll langfristig ein Anziehungspunkt für eine wiederbelebte, vernetzte Nachbarschaft im Stadtteil Rohrbach werden, der derzeit unter Überalterung und mangelnder Infrastruktur leidet.

DAS BAUSYSTEM
Das CA wurde nach dem von DGJ Architektur entwickelten Bausystem „Open Architecture“ errichtet. Motivation für die Entwicklung des Bausystems war die Überzeugung, „dass Nachhaltigkeit heute eine Mindestanforderung an alle Gebäude ist“, so Drexler.
„Nachhaltigkeit darf nicht als zusätzliche Anforderung an Gebäude gestellt werden, die dann aber für die nächsten Generationen keine Wirkung entfaltet. Nachhaltigkeit muss ein Bauprojekt von Anfang an durchdringen und bestimmen“, ist Drexler überzeugt.
Beim CA wurde in der Primärkonstruktion ausschließlich mit form- und kraftschlüssigen Zimmermannsverbindungen gearbeitet. Diese Konstruktion ist leichter rückbaubar als eine reine Holzkonstruktion. Holz bindet große Mengen CO2 und ist als nachwachsender Baustoff ein Rohstoff der Zukunft.
Im Zentrum dieses neuen Ansatzes des nachhaltigen Bauens im Verständnis von DGJ Architektur steht die Interaktion der Gebäude mit den NutzerInnen im Entwurf. „Das Bausystem ist keine starre technische Lösung“, erklärt Drexler. „Für uns ist das Bausystem eine Entwurfs- und Konstruktionsmethode, mit der eine Architektur umgesetzt werden kann, die flexibel ist und
dadurch eine weitreichende Partizipation der NutzerInnen ermöglicht.“ Diese Partizipation und Interaktion mit dem Gebäude findet auf verschiedenen Ebenen und zu verschiedenen Zeitpunkten des Prozesses statt. Mit der Projektgruppe des CA wurde auch der Entwurf und die Konstruktion partizipativ entwickelt. Dadurch werden Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus als veränderbar und anpassungsfähig betrachtet. Für die NutzerInnen entsteht eine Bindung mit ‚ihrem Haus‘, die über die reine Nützlichkeit hinausgeht. Wenn die Gebäude den Bedürfnissen und Wünschen der BewohnerInnen entsprechen, sie sich mit ihnen identifizieren und sie wertschätzen, trägt dies zur sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit im Sinne von Langlebigkeit und Dauerhaftigkeit bei.



Wohnungen

Wohnungen

Wohnungen

Wohnungen

Innenhof

Innenhof

Flexibles Wohnen

Flexibles Wohnen

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Grundriss 1. OG mit Dachterrasse

Grundriss 1. OG mit Dachterrasse

Längsschnitt

Längsschnitt

Flexibles Wohnen

Flexibles Wohnen

Knotenpunkt Holz-Holz-Verbindungen

Knotenpunkt Holz-Holz-Verbindungen

Anschluss aussteifende Wand an Stütze Holz-Holz-Verbindungen

Anschluss aussteifende Wand an Stütze Holz-Holz-Verbindungen

Anschluss aussteifende Wand an Stütze Holz-Holz-Verbindungen X-Fix

Anschluss aussteifende Wand an Stütze Holz-Holz-Verbindungen X-Fix