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Mehrfachbeauftragung | 01/2024

Neubau Schulcampus Schnelsen in Hamburg

Teilnahme

gernot schulz : architektur GmbH

Stadtplanung / Städtebau

urbanegestalt

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Gesamtidee
Adressierung und Sichtbarkeit zur Holsteiner Chaussee mit attraktiven Nutzungen im Gebäudekopf an der Holsteiner Chaussee. Ausbilden eines Binnenplatzes als Schulhof und „Herz der Schule“ mit Schaltbarkeiten zur öffentlichen Nutzung. Einbindung des Hotels vis-à-vis der Einmündung Burgwedelkamp zur Ausbildung eines vorderen Quartiersplatzes. Einblick von der Holsteiner Chausse auf alle Schulbereiche bis hin zur Sporthalle. Diese erhält einen markanten Erker für die Gymnastikhalle zur Adressierung. Zusammenlegen aller Gemeinschaftsbereiche der Schule in einem Gemeinschaftshaus. Dadurch Ermöglichung der Drittnutzung und somit Öffnen der Schule zum Stadtteil. Ausrichtung der Außensportflächen zum westlichen Bahndamm, um Konflikte mit östlicher und westlicher Wohnbebauung nicht entstehen zu lassen. Zwei- und dreigeschossige Clusterhäuser, um wirtschaftliche/kompakte Stapelung gleicher Raumprogrammbereiche zu erlangen. Erschließungen/kommunikative Treppenhäuser als „Gebäudegelenk“, um kleiner Körnung der Kubatur zur besseren Einfügung in die Wohnhausnachbarschaften zu erreichen - in Verbindung mit Modulbauweise und Übernahmen des „Hamburger Klassenhaus“ – Prinzips, eine Übertragbarkeit auf andere Grundstücke / Innere Campusfläche blockt Geräusche aus Pausen etc. von der umgebenden Wohnbebauung ab.



Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasserinnen und Verfasser verfolgen den Ansatz, den Campus dorfartig auszubilden, indem sich die Funktionen, auf mehrere Gebäude verteilt, um einen zentralen Platz samt Freilufthalle gruppieren. Auch die Sporthalle rückt auf diese Weise ins Zentrum des Campus. Das Konzept wird im Grundsatz gewürdigt, weil es eine besondere Idee von Schule verfolgt, bei der alle Teile einschließlich dem Außenraum eng miteinander verwoben werden und es darüber hinaus gelingt, den westlichen Teil des Grundstücks im Übergang zur Landschaft von Bebauung freizuhalten. Darüber hinaus bietet die in einzelne Baukörper aufgelöste Struktur die Chance, jeden Baukörper und damit für jede Funktion maßgeschneiderte und an anderen Standorten reproduzierbare Häuser entwickeln zu lassen, die auf lange Sicht anderen (nicht-schulischen) Nutzungen offenstehen könnten.

Gleichwohl kann das Konzept nicht vollends überzeugen, weil es sich – auch im Unterschied zu den vorhergehenden Entwurfsständen – durch eine zu große Kompaktheit auszeichnet. So beschreibt der viergeschossige Baukörper im Norden des Campus einen zu starken Maßstabssprung gegenüber der Bestandsbebauung, und die Baukörper einschließlich der Freilufthalle rücken am Platz so eng zusammen, dass weniger der Charakter eines für diesen Ort angemessenen Dorfplatzes als eines urbanen, steinernen Stadtplatzes entsteht. Und so erfreulich grundsätzlich die Präsenz der Sporthalle in der Campus-Mitte ist, so fraglich ist das Potenzial ihrer architektonischen Sichtbarkeit über eine mutmaßlich geschlossene Neben- oder Rückseite. Auch wird die Freilufthalle in der Mitte kontrovers diskutiert; als offenes und wettergeschütztes Angebot ist sie ohne Zweifel eine Bereicherung für den Außenraum und ein belebendes Element des Campus. Doch ebenso steht eine starke akustische Belastung zu erwarten, und der beabsichtigten visuellen Verbindung der einzelnen Nutzungsbausteine am Platz steht sie entgegen.

Städtebaulich gut ist der Eingangsbereich an der Holsteiner Chaussee gelöst. Adresswirkung und Hinführung zum Campus gelingen ausgezeichnet. Die vorgeschlagenen recht spezifisch auf den Ort hin zugeschnittenen Gebäudetypen entsprechen gleichwohl nicht vollends dem Ansatz der Verfasserinnen und Verfasser, einen Campus aus prototypischen Gebäuden zu formen, auch wenn funktional die Bündelung respektive Abtrennbarkeit der öffentlichen Angebote sehr gut gelingt.

Die Ausbildung von Jahrgangshäusern wird im Grundsatz begrüßt, weil diese die Identifikation mit der Schule fördern. Doch bleibt ungewiss, ob dieser Ansatz der angestrebten Identifikation mit dem gesamten Campus entgegensteht. In jedem Fall ist die Ablesbarkeit vom Herz der Schule gut im Quartierskontext, auch wenn die Zugänglichkeit bei schlechtem Wetter über den Außenraum wenig komfortabel ausfällt.

Nicht überzeugend ist die Idee der Freilufthalle auf einer Grüninsel, die kaum realisierbar zu sein scheint. Insgesamt ist die Mitte des Campus von zu hoher Versiegelung und zu geringem Anteil an Retentionsfläche geprägt. Schlussendlich ist der Außenraum mit seinen Restflächen nicht so leicht zu überblicken wie angestrebt.

Insgesamt ist der gewählte Ansatz ein sympathischer Vorschlag für den Campus in Schnelsen, der jedoch bei genauerer Betrachtung nicht hinreichend die angestrebte räumliche und funktionale Qualität bietet.