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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2024

Parken auf dem Versorgungszentrum des UKM in Münster

Anerkennung

Preisgeld: 25.000 EUR

SCHMIEDER. DAU. ARCHITEKTEN. BDA

Architektur

Horn + Horn Ingenieurbüro für Bauwesen

Tragwerksplanung

SCHLÜTER+THOMSEN Ingenieurgesellschaft mbH & Co

TGA-Fachplanung, Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Städtebau & Konzept
Das Universitätsklinikum Münster wird geprägt durch starke Architekturen und dominante Formen. Einer dieser Bausteine ist das Zentralklinikum mit den prägnanten Bettentürmen. Ein weiterer Baustein wurde durch die städtebauliche Neuorganisation und architektonische Ausformulierung des Erweiterungsbaus des Zentralklinikums durch Ingenhoven Architekten definiert. Vor diesem Ausgangspunkt wird die Fortführung der starken Strukturen als These formuliert. Die robuste Architektur des Versorgungszentrums als auch die Charaktere der umgebenden Gebäude scheinen einen weiteren Baustein zu fordern, der in diesem Spiel der Schwergewichtler mithalten kann. Diese Annahmen bekräftigen eine mutige und klare Position bezüglich der Architektur des zu ergänzenden Parkhauses. Auf die quadratische Grundform des Bestandsgebäudes wird ein Kreis gesetzt, der sich mit einer Leichtigkeit von dem schwer daherkommenden Versorgungszentrum abhebt. Die städtebauliche Leitidee der Ingenhoven Planung wird unverändert übernommen, lediglich das Aufstiegsbauwerk wird integriert.
Die Form des Kreises bietet enorme Vorteile hinsichtlich der Anzahl der zu generierenden Stellplätze (ca. 830) und stellt eine einfache Grundorganisation des Parkhauses sicher. Das Konzept bietet ein hohes Maß an immer gleichen Elementen, die sich radial wiederholen. Ein hoher Grad an Vorfertigung kann sichergestellt werden, wodurch die Endmontage auf einer anspruchsvollen Baufläche deutlich vereinfacht wird und die Errichtungszeit kompakt gehalten werden kann. Durch die Ausbildung einer Distanzebene und das Aufdocken einer eigenständigen Tragstruktur kann das Versorgungszentrum ohne weiteren Eingriff in seiner derzeitigen Beschaffenheit beibehalten werden. Ein aufwändiges Verziehen von Schächten und Öffnen der Bestandsdächer ist nicht notwendig. Der Bestand bleibt in großen Teilen unangetastet.

Tragwerk, Konstruktion
Das Tragwerk der neuen Parkebenen gliedert sich in 3 Hauptelemente: die Fahrbahndecken, die ringförmigen Fachwerkträger als Hauptträger der Parkdecks und die kreuzförmig angeordneten Fachwerkträger zur Lastverteilung. Als Deckensystem ist eine klassische Stahl-Beton-Verbundbauweise vorgesehen: die 20 cm schlanke Stahlbetondecke spannt einachsig zwischen den radial angeordneten Stahlverbundträgern IPE 500. Diese liegen als Einfeldträger an den Enden jeweils auf einem äußeren und einem inneren Ringträger auf. Die Spannweite von 16 m entspricht den üblichen Abständen von Deckenträgern im Parkhausbau. Die ringförmigen Stahlfachwerkträger aus Hohlprofilen nutzen in der Höhe beide Parkebenen. Somit ergibt sich eine statisch nutzbare Bauhöhe von 540 cm. Damit sind die Abstände zu den kreuzförmig zwischen den Kernen des Bestandsgebäudes angeordneten Abfangträgern gut zu überbrücken. Hierfür sind ebenfalls Fachwerkträger aus Stahl vorgesehen. Dieses Trägerrost hat eine Konstruktionshöhe von 3 m. Über diese Fachwerkträger werden die Lasten aus den Parkdecks an die Stahlbetonstützen der inneren Kerne geleitet. Da an den Außenseiten der äußeren Kerne keine Stützen vorhanden sind, werden dort über neu errichtete Wandscheiben aus Stahlbeton die Lasten aufgenommen.
Die Bauweise der Parkdecks stellt eine in sich steife Konstruktion dar. Die zusätzlichen Horizontallasten aus den beiden Parkdecks werden über die neuen Wandscheiben an den Außenkernen aufgenommen und abgeleitet. Dadurch werden die inneren Stützen nicht durch zusätzliche Aussteifungslasten beansprucht. Lastreserven der Innenstützen können in vollem Umfang für den vertikalen Lastabtrag genutzt werden.

Materialien
Die Parkebenen werden als Fertigdecken mit Oberflächenschutz vorgesehen. Die Decken werden unterseitig mit einer Brandschutzverkleidung versehen, die mit Aluminiumpaneelen verkleidet wird. Für die äußere Fassade werden geschwungene Aluminiumlamellen über Konsolen angebracht. Die Schwünge sind abwechselnd gegenläufig angeordnet und erzeugen eine konkave Hülle. Je nach Blickwinkel schließt und öffnet sich der Grad der Geschlossenheit. Zum inneren Hof sind die Parkebenen offengehalten. Für die offene Konstruktion des Daches wird die großflächige Belegung mit PV-Modulen vorgeschlagen. Für das Aufstiegsbauwerk kann eine begrünte Fassade zum Einsatz kommen.

Erschließung
Die verkehrliche Anbindung wird über die Albert-Schweizer-Str. hergestellt und wird als schrankenloses Parkhaus ausgeführt. Die vertikale Erschließung der Pkw erfolgt über eine Zufahrts- und eine Ausfahrtsspindel, die sich in 360° Schlaufen nach oben ziehen. Die zwei Anschlussebenen an die Parkebenen sind als 270° Rampen mit Ein- und Ausfahrtszone ohne Gefälle ausgeführt. Innerhalb des Parkhauses wird mit einem Parkleitsystem gearbeitet, das die Pkw im Rechtsverkehr in den entsprechenden Parkring leitet. Im Südosten wird nahe dem Zentralklinikum der bestehende Kern „D“ aufgedoppelt und mit einer Fluchttreppe, mehreren Aufzügen und einem Feuerwehraufzug ausgestattet. Dieser Kern führt auf Ebene 05 direkt zum Verbindungsgang und übernimmt die interimsweise Erschließung des Zentralklinikums und Erschließung der Parkebenen (Kassenautomaten) gebündelt an einer Stelle. Der Ladehof bleibt in seiner derzeitigen Nutzung erhalten, der Lieferverkehr und die Taxen haben eine separate Zu- und Ausfahrt im Osten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit profitiert von der starken städtebaulichen Grundform, die gut mit der Form der Bettentürme korrespondiert. Das Parkhaus und die Rampenlösung funktionieren als solche und erlauben auf Grund der Form eine gute Orientierung. Die Positionierung der Zufahrtsrampe liegt allerdings zu nah an der Albert-Schweitzer-Straße und kann voraussichtlich nicht in Richtung Laderampe verschoben werden. Die später gewünschte Anbindung der Parkebenen an die spätere Magistrale ist nicht dargestellt und erscheint auf Grund der Kreisform schwierig bzw. nur mit hohem Aufwand umsetzbar. Die geometrische Form bedingt im Zusammenhang mit der erforderlichen Überbrückung der Technikflächen auf dem bestehenden Dach eine Konstruktion bestehend aus einem Fachwerkträger-Gitterost, auf dem die gestalterisch und funktional gewünschte Ringstruktur ebenfalls mit runden Fachwerkträgern aufgeständert wird. Das grundsätzliche Tragwerk zur Geometriebildung ist klar und eindeutig strukturiert.

Trotz der Klarheit des Tragwerks, das für die gestalterisch überzeugende Idee erforderlich ist, erscheint die Struktur im Vergleich zu anderen vorgeschlagenen Parkhausbauten deutlich aufwendiger hinsichtlich Kosten, Bauzeiten und Bauzwischenzuständen. Im Fazit überzeugt die Arbeit durch ihr konsequentes Konzept, lässt sich gegenüber den anderen Arbeiten allerdings voraussichtlich nur durch deutlich höheren Aufwand realisieren.