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3. Rang 4 / 4

Projektwettbewerb | 02/2024

Neubau Siedlung Felsenrain in Zürich Seebach (CH)

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

OAEU Kollektivgesellschaft

Architektur

Neuland ArchitekturLandschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

raumlink – Netzwerk für zukunftsorientierte Raumentwicklung

Stadtplanung / Städtebau

Dr. Neven Kostic | Structural engineering | Tragwerksplannung

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Projektvorschlag nimmt für die Erneuerung des Areals die Fortschreibung der vorgefundenen Situation mit ihrer informellen und offenen Bebauung zum konzeptbestimmenden Leitmotiv des Entwurfes. Als weitere auf Nachhaltigkeitsüberlegungen basierende Setzung wird das bestehende Hochhaus als «Identitätspunkt der Siedlung» erkannt, erhalten und aufgestockt. Leider müssen dabei die eingeschossigen Annexbauten weichen. Dafür wird ein kleineres Haus als Masstabsvermittler dem Hochhaus beigefügt, wodurch im Osten ein «Siedlungsplatz» entsteht, der sich aber leider ausschliesslich gegen aussen richtet. Im Inneren entwickelt sich eine Weg- , Platz- und Grünraumabfolge, die als lockere Aufreihung in alle Richtungen führt und an die umgebenden Strassen und Wege anschliesst.

Das vorgeschlagene heterogene Konglomerat aus Einzelgebäuden, die zusammen mit der Baumkulisse mehrere hofartige Freiräume schafft, führt zu einem collageartigen Freiraum, der Lebendigkeit und Vielfalt verspricht. Der baumbestandene Siedlungsplatz und der Bewegungspark fungieren als Auftakt und Endpunkt; der zentrale Hof könnte zu einem spannenden Raum entwickelt werden, da er flexibel und vielseitig nutzbar ist. Die Höfe mit Obstbäumen und Pflanzgärten erscheinen weniger passend und es stellt sich die Frage, ob sie sich in dem dichten städtischen Raum behaupten können. Die Siedlung ist über einen teppichartigen Bodenbelag erschlossen, der sich in seiner Formensprache an den Geometrien und Setzung der Gebäude orientiert. Es entsteht ein geometrisches verwinkeltes Wegenetz, das direkt um die Gebäude herumführt, was nicht überall überzeugt. Einige Wohnungen liegen direkt an dieser Erschliessungsachse, das Wegenetz ist stellenweise sehr eng, und es entstehen unübersichtliche Ecksituationen. Der Erhalt und die Einbindung des Baumbestandes entlang der Ost-West-Achse sowie die detaillierten Angaben zur Vegetation werden gewürdigt.

Die Gebäude sind als Solisten mit individuellem Charakter gedacht - wobei nicht alle zu überzeugen vermögen. Das Haus an der Neunbrunnenstrasse ist zu klein und dasjenige am Westrand für seine Mächtigkeit zu verschlossen. Sein Sockel ist zwar von 3 Seiten her zugänglich, beherbergt aber ungünstig den Spitexstützpunkt als Teil einer grossen Eingangshalle. Darüber finden sich die Pflegewohnungen sowie Wohnungen, die sich um zwei unbelichtete Stockwerkhallen gruppieren.

Das Hochhaus am Ostrand wird in den unteren Geschossen strukturell weitgehend erhalten. Jeweils zwei Einheiten ergeben zusammen eine gute 2-Zimmerwohnung mit zweiseitigem Ausblick; beide Treppenhäuser bleiben bestehen. Die umlaufende neue Balkonschicht sorgt für Weite – ein für das Wohnen sehr schöner und in der Umsetzung wohl auch praktikabler Vorschlag! In der 7geschossigen Aufstockung wird der doppelte 2spänner zum 2- und 4spänner, was in der technischen Durchbildung sicher sehr anspruchsvoll wäre. Die Jury wertschätzt den Vorschlag, das Hochhaus zu erhalten, um den ökologischen Fussabdruck der Gesamtüberbauung zu senken. In der vorgelegten Form sind aber über dieses Gelingen wegen der Tiefe der Eingriffe erhebliche Zweifel angebracht, zudem kann wegen der kompletten Überformung wenig baukultureller Gewinn ausgemacht werden.

Aus sozialräumlicher Sicht wird die Setzung der verschiedenen Volumina gewürdigt. Sie schafft eine Vielzahl von Aussenräumen, welche ein Spiel von Nähe, Distanz zulassen, die klare Nutzungszuordnung eröfffnet allerdings wenig Aneignungspotentiale. In den Gebäuden wünschte man sich, dass als attraktive Erschliessungsräume mehr informelle Begegnungen zuliessen. Aktuell entsteht ein Nebeneinander - auch zwischen den Häusern - mit geringen Möglichkeiten zum Miteinander. Daraus ergibt sich Konfliktpotential. Die gemeinschaftlichen Dachgärten dürften bei den Alterswohnungen ggf. auf wenig Nachfrage stossen.

Viele der Wohnungen sind als Hallentypen konzipiert. Eigentlich ein sehr schöner Typ, aber enge Eingangssituationen und viele Türen ergeben zum Teil erschwerte Möblierbarkeiten. In der Ausdifferenzierung der Grundrisse geht das Anliegen, unterschiedliche Wohnwelten pro Haus anbieten zu wollen, etwas unter. Die Wirtschaftlichkeit des Projektes liegt im unteren Durchschnitt, trotz dem sehr guten Verhältnis von HNF zu GF. Durch den Erhalt des bestehenden Hochhauses und die ökologische Bauweise der anderen Bauten ergibt sich eine relativ gute Ökobilanz; die Eignung für eine SNBS-Zertifizierung ist grundsätzlich gegeben.

Insgesamt zeigt das Projekt einen interessanten Versuch, trotz erheblicher Verdichtung den informellen und vorstädtischen Charakter des gesamten Baufeldes aufzunehmen und weiter zu entwickeln; folgerichtig setzt dabei das Entwurfsteam auf Vielfalt. Trotz dieser guten Grundlage gelingt es aber nicht, für die neue Siedlung eine anregende Identität zu finden. Zu versperrt wirkt der Hauptzugang zum Quartier Seebach, zu gleichwertig sind die Räume im Inneren der Siedlung und zu vereinzelt und vage in ihrer Persönlichkeit sind die Häuser, um die erwünschte vielseitige Nachbarschaftsbildung erahnen zu lassen.
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